Tag 9: Tag der Eskalation

Die Nacht war richtig gut, die Mädels wollen dennoch nicht so recht aufwachen. Es ist irgendwie immer zu früh für uns. Nach dem Frühstück geht es nach draußen in die Natur – ich habe einen Walking-Kurs. Die Umgebung ist wunderschön! Die Sonne strahlt hell vom Himmel, der Schnee glitzert, die Berge erheben sich über das Tal… Es ist ein malerisches Bild. Würde ich nicht so penetrant auf den Boden starren, um Eisplatten zu umgehen, könnte ich das sogar richtig genießen. Nach dem Walking treffe ich auf Michael der im Foyer sitzt. Die Betreuung hat erneut nicht geklappt. Allmählich verzweifel ich. Was habe ich noch für Möglichkeiten?

Einfach abgeben und weinen lassen kommt einfach nicht in Frage. Ich gehe duschen – Marie muss natürlich mit weil sie erstmal wieder Nähe tanken muss – und mache mich auf zur Moorpackung. Hach, das tat so gut! Würde ich gedanklich nicht so an Marie und der nächsten Woche hängen, wäre es tatsächlich erholsam gewesen. Auch die anschließende Massage kann mir da nicht heraushelfen…

Hier kommt die Helikopter-Mutti

Ich sammele meine drei Herzensmenschen anschließend ein und wir gehen essen (Schweinebraten, Kartoffelbrei und Rotkraut). Marie macht dabei aber schon schlapp und ich bringe sie ins Bett. Ich grübele erneut darüber, was ich tun kann und beschließe mich mit der Betreuungsleitung kurzzuschließen. Wenn das nichts bringt, muss ich eben zur Klinikleitung gehen. Ich – die übereifrige Helikopter-Mutti…

Nach dem Mittagsschlaf wollen wir in die Stadt fahren um Besorgungen zu machen: Windeln, Feuchttücher und Schokolade fehlen uns hier. Wir fahren nach Isny und freuen uns über freie Straßen und einen tollen Ausblick. Anschließend hetzen wir zurück zur Klinik, da meine letzte Anwendung gen 16 Uhr startet. Ganz knapp haben wir es geschafft. Uff! Was ein Stress.

Ich habe wieder eine Entspannungsübung und wieder schlafe ich bei der Fantasiereise ein. Mein Körper scheint da ein echtes Defizit zu haben – verständlicherweise. Dieses tägliche Aufstehen um 6.30/7 Uhr macht mich fertig.

 

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Düstere Wolken

Den ganzen Tag mache ich mir Gedanken über Marie und wie es weitergehen soll. Sie verdüstern meinen Blick und machen es schwierig, die positiven Seiten der Kur zu sehen. Mein Herz ist voller Sorge, da ich auch eine Verhaltensänderung an Marie bemerke: Es geht ihr nicht gut. Dabei kümmert sich mein Mann so toll um sie und bleibt am Ball! Im Gegensatz zu mir, denn ich verliere meine Hoffnung und werde traurig.

Ich beobachte immer wieder Situationen, die mir so krass erscheinen, dass ich nicht verstehen kann, warum Eltern so unempathisch reagieren. Mir steigen die Tränen in die Augen. Immer wieder werde ich auf meinen glasigen Blick angesprochen. „Mir geht es nicht besonders gut“ antworte ich wahrheitsgemäß. Ein verständnisvolles Nicken und ein Themenwechsel sind oft die Antwort. Ok. Negative Gedanken haben hier keinen Platz. Ich nehme sie mit nach oben.

Blöder Abend

Die Stimmung ist angespannt. Das merkt man den Kindern und auch Michael an. Hinzu kommt, dass Marie erst gegen 21 Uhr einschläft. Mein Mann scheint wütend zu sein, ich verstehe nicht warum. Marie ist überdreht, Claire auch. Ich bin traurig und verzweifelt.

Der Abend ist gelaufen.

Ich versuche die negativen Gedanken erneut abzuschütteln. Allerdings mag es mir nicht so Recht gelingen. Bald wird Michael nicht mehr da sein. Ich plane mit der Terminplanung zu reden. Was können wir tun? Wie können wir die letzten Kurtage möglichst gut gestalten? Gibt es Mutter-Kind-Interaktionen, zu denen ich Marie mitnehmen kann? Vielleicht kann ich die ausgefallenen Aktionen nachholen? Mit diesen Gedanken verabschiede ich mich ins Bett. Ich bin auf den morgigen Tag gespannt, da wir die Marte Meo Aufnahmen machen werden. Ui!

Tagesplan:

  • 8.45 – 9.30 Uhr: Walking
  • 10.30 – 10.50 Uhr: Moorpackung
  • 11.00 – 11.20 Uhr: Massage
  • 11.30 – 13 Uhr: Mittagessen
  • 12.00 – 14.00Uhr: Ruhezeit (auf dem Zimmer oder außerhalb d. Geländes)
  • 16.00 – 16.56 Uhr: Entspannungsgruppe
  • 17.00  19.00 Abendessen