Tag 6: Stromausfall im Herzspital

Kein Wasser, kein Strom. Als ich aufgewacht bin, musste ich über die Whatsapp-Nachrichten der vergangenen Nacht schmunzeln. Gegen 3 Uhr war nämlich der Strom und das Wasser weg. Blöd für Flaschenkinder, die nachts hungrig wurden.

Am nächsten Tag sollten die Stromausfälle anhalten – immer mal wieder. So ist beispielsweise meine Waschmaschine ein paar Minuten vor dem Ende ausgefallen. Ich musste dann die 2,50 Euro nochmal einwerfen, dann lief sie zum Glück weiter – uff! Denn immerhin standen hinter mir schon einige Mamas Schlange. Wir haben aktuell 3 Maschinen für den gesamten Kurgang, da zwei ausgefallen sind. Ihr könnt euch den Andrang sicherlich vorstellen. Da kann ich nur sagen: Die Wäsche-Spiele mögen beginnen! Chakka!

Ice, Ice Baby

Generell scheint die Stimmung auf den Gefrierpunkt zu fallen. Einige Mütter berichten, dass sie morgen ihre Krankenkasse anrufen möchten, um sich über einen Abbruch zu erkundigen. Es wird Ernst. Je schlechter die Stimmung wird, desto größer wird meine Gelassenheit. Ich lache einfach nur noch und sehe es mit Humor. Im Schlimmsten Fall fallen kommende Woche auch weiterhin Anwendungen und Co. aus und wir waren völlig umsonst hier. Dann haben wir rund 1.000 Euro in den Schnee gesteckt – das hätten wir bestimmt auch schöner haben können. Mal abwarten, was noch passieren wird… Wir starten in den Tag.

Das Frühstück verläuft ereignislos. Claire sitzt neuerdings immer mit anderen Kindern und deren Eltern am Tisch. Sie hat da wohl dick Freundschaft geschlossen. Im Anschluss hat sie den Vormittag auf deren Zimmer verbracht – sie haben ein paar Disneyfilme gesehen.

Fast Food

Zum Mittagessen war der Saal überfüllt, sodass wir erst warten sollten. Dann mussten wir im Schnelldurchlauf essen, denn in 20 Minuten würde der Speisesaal geschlossen sein. So schön stressfrei hier 😉

Als wir aus dem Speisesaal herauskommen, habe ich einen erneuten Lachanfall: Nun stand ein großes Schild im Foyer, welches nochmal ausdrücklich auf die Ruhezeiten hinweisen sollte. Zimmerarrest zwischen 12 und 14 Uhr, sowie ab 20 Uhr! Auf dem Gelände dürfe man sich nämlich auch nicht aufhalten. Also auch nicht auf dem Spielplatz (der wohl eh wieder zugeschneit ist) oder dem Abenteuersaal.

Und nun?

Für einen Spaziergang ist es aber definitiv zu gefährlich geworden (eisig glatt). Das Schwimmbad ist ebenfalls geschlossen. Also rein in die Zimmer, die teilweise nicht belüftet werden können – die Dachfenster lassen sich nicht öffnen, was sicherlich an den Schneemassen liegt. Wenn da mal ein Ei im Klo versenkt wird, stinkt das ganze Zimmer noch eine ganze Zeit lang. So herrlich!

Die Kinder haben aber noch – trotz mangelndem Spielzeug – Spaß. Erholung haben wir hier zwar nicht, aber dafür viel Familienzeit. Ob das der Sinn einer Kur ist? Ohne meinen Mann wäre ich sicherlich schon weinend zusammengebrochen, so viel ist sicher.

Abenteuer leben

Der Nachmittag verläuft ruhig. Ich habe Marie ins Bett gepackt, weiter versucht Wäsche zu waschen (was auch nicht ganz erlaubt war, glaube ich). Anschließend genieße ich ein wenig Ruhe, da Claire bei ihren Freundinnen auf dem Zimmer ist. Nach der Mittagsruhe gehen wir in den Abenteuersaal – der seinem Namen alle Ehre machte. Es waren sicherlich 20 Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahre anwesend. Es war so irre laut!! Die Kleinen wurden immer wieder in Beinahe-Unfälle verwickelt. Hier stößt sich ein Kind den Kopf an, da fällt es um. Und die wenigsten Eltern reagieren empathisch.

Typische Floskeln wie „das ist nicht so schlimm“ oder „das hast du jetzt davon“ sind hier an der Tagesordnung. Es tut mir sehr weh, das mitzubekommen und ich leide mit den Kindern mit. Sind die Eltern so, weil sie so gestresst sind, oder reagieren sie immer so, weil es in ihren Glaubensätzen verankert ist? Schwierige Frage, aus den Beobachtungen heraus, würde ich Letzteres tippen. Leider.

Das Kind weint? Da muss es durch!

Gegen Abend werde ich in weitere Gespräche verwickelt. Es geht wieder um die Betreuung und ich werde gefragt, was ich so schlecht daran finde. Ich schildere, dass die Kleinen (12-18 Monate) 30 Minuten ohne Unterlass weinen, aber die Eltern scheinbar nicht informiert werden. Es kommen aussagen wie:

„Achso, naja mir wäre es egal, ob mein Kind (13 Monate) weint!.“, „da müssen sie halt durch“, „das ist eben so“… Mein Herz zerspringt für jede Kinderseele, die das miterleben muss…

Kurze Zeit später treffe ich die Mama des 13 Monate alten Kindes wieder. Sie würde jetzt Wäsche waschen gehen. Ich frage, ob ihr Kind schon schlafe. „Nein, ich habe ihn halt ins Bett gelegt und bin gegangen. Der weint jetzt eben, aber da muss er durch!

Mein Herz ist gebrochen und ich habe so viel Mitleid für dieses Kind gespürt. Es tat weh. Die Mama bleibt dann auch einige Zeit noch im Foyer, ehe sie zu den Waschmaschinen geht. Ich bin zu entsetzt etwas zu sagen. Und zu feige. Ich möchte nicht noch tiefer in Ungnade fallen, als ich es eh schon bin – mit meiner komischen Einstellung gegenüber Kindern. Ich habe da einfach keine Kraft mehr zu, mich für die Kinder anderer Eltern stark zu machen. Und ich weiß auch nicht wie, denn ich kann sowas nicht durch die Blume kommunizieren. Nur mit dem Kopf durch die Wand…

Ich werde nun gedankenverloren zu Bett gehen. Früher war ich auch so. Was hat mich geändert? Welcher Impuls hat dazu geführt, dass ich auf Augenhöhe gegangen bin? Ich möchte diesen Impuls suchen und mit anderen Eltern teilen. Vielleicht werden dann ein paar mehr Kinder in Zukunft gleichwertig behandelt. Ich würde es mir wünschen.

Tagesplan: Nichts