Tag 8: Der Kampf mit der Nudel
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Auch heute will der Tag nicht so richtig in Gang kommen. Die Mädels sind müde von der kurzen Nacht – Marie war ständig wach und wollte an die Brust. Am Morgen checke ich die Lage und was sehe ich? Zwei neue Zähnchen. Das erklärt natürlich alles, müde sind wir trotzdem.
Für mich startet der Tag schon früh um 8.30 in der Physiotherapie-Gruppe. Anschließend geht´s zum Einzelgespräch mit dem Psychologen und ich bin positiv überrascht: Er scheint meinen Weg jetzt mehr zu respektieren und wir versuchen den Kern der Probleme zu ergründen. Wir eruieren gemeinsam, was ich tun könnte, um meine Probleme in den Griff zu bekommen. Das Ergebnis ist verblüffend: Nicht ich muss etwas ändern, sondern mein Mann. Der Psychologe bestärkt mich in meinem Fazit. Ui – da ist Redebedarf angesagt.
Michael kümmert sich indes um die Mädchen. Claire scheint endlich angekommen zu sein und freut sich, ihre Freundinnen in der Gruppe zu treffen. Uff. Marie will leider noch immer nicht bleiben (verständlich). Michael versucht eine Trennung, aber es geht mächtig schief. Nach 3 Minuten hält er es nicht mehr aus und geht wieder zu Marie. Bleiben darf er aber nicht…
Was nun?
Eine Lösungsidee ist nun die Randzeiten zu nutzen um bleiben zu dürfen. Also Marie erst gen 16 Uhr vorbei zu bringen (um 11.30 ginge auch, aber da schläft sie meist schon). Wir nehmen den Vorschlag an – was sollen wir sonst tun?
Ich mache mich auf den Weg in die Wassergymnastik und hoppele wie ein Häschen durchs Becken. Es macht mir total Spaß. Vor allem als die Poolnudel ins Spiel kommt: „Wenn die Nudel hochschießt nicht hineinguggen!“. Ich musste mir den Bauch halten vor Lachen. Herrlich schön, so unbeschwert zu sein. So macht Sport Spaß: Keiner sieht was, alle watscheln angestrengt im Kreis, aber alle lachen.
Die erste Verwarnung an eine Mutter ist raus. Es wurde ein Joghurt in ihrem Schrank gefunden. Das ist wohl survival Level 2! ??? #RabenmuttionKur
— Die Rabenmutti (@DieRabenmutti) 15. Januar 2019
Sport, Sport, Sport
Nach dem Mittagessen habe ich noch den Reduktions-Kurs. Es war anstrengend, aber alle drei Sportkurse zusammengenommen, waren immernoch nicht so anstrengend wie der Bodyforming-Kurs in der vorherigen Woche. Gott, war das übel! Michael bringt in der Zeit Marie zur Betreuung, und es klappt erneut nicht so gut. Nun fühlt sie sich richtig unwohl dort. Sie verabreden, dass Claire ja mit in die Gruppe könnte, als emotionaler Anker. Das wollen wir dann morgen ausprobieren. Ich bin gespannt.
Im Laufe des Tages habe ich weitere Eltern gesprochen, die gern abbrechen möchten. Es gibt aber auch Stimmen, die es total toll finden. Der Wahnsinn wie unterschiedlich die Empfindungen da sind. Viele Gespräche lassen mich traurig und ratlos zurück. Ich halte mich mit Kommentaren zurück, muss aber bei manchen Einstellungen und Glaubenssätzen echt schlucken. Wie soll ich hier bloß Anschluss finden wenn mir das Gesagte so oft Bauchweh macht?
Von an dem Punkt, an dem ich weinen möchte… Ich darf keine Eingewöhnung mehr machen. Marie bleibt aber nicht in der Gruppe. Abbrechen kann ich auch nicht… Ich bin umgeben von Müttern, die mich nicht verstehen…. #RabenmuttionKur
— Die Rabenmutti (@DieRabenmutti) 15. Januar 2019
Das Abendprogramm
Michael besucht nach dem Abendessen ein Freizeitprogramm: mit Claire Windlichter basteln. Sie sind gut anderthalb Stunden weg, während ich mit Marie im Foyer spiele. Eigentlich wollte ich die Kur ja nutzen um meine Bindung zu Claire zu stärken, aber Marie klammert so sehr, dass ich es nicht über´s Herz bringe, sie außerhalb meiner Anwendungen abzugeben. Sie braucht die Mama jetzt.
Am Abend sitzen wieder einige Eltern im Café. Wir setzen uns dazu. Wir lachen und scherzen ein wenig, bei Erziehungsthemen höre ich diesmal einfach hinweg und halte mich heraus. Ansonsten gebe ich ein paar anrüchige Kommentare von mir – versaute Witze kann ich gut. Es ist nach 20 Uhr und die Kinder sind noch da. Um 20.20 Uhr werden wir freundlich darauf hingewiesen, dass die Kinder nicht hier sein sollten. Also bringen wir um 20.30 die Mädels ins Zimmer.
Um kurz nach Neun gehe ich (Michael bleibt bei den Mädchen) wieder herunter und sitze noch ein wenig in der Runde. Marie verlangt allerdings zweimal nach mir, sodass ich es um 23 Uhr dann schließlich beim dritten Mal belasse und mich zu ihr ins Bett kuschele. Zumindest ein paar Connections konnte ich machen – Dank meinem Talent vulgäre Witze zu reißen. Ich lege mich fröhlich ins Bett und bin auch sehr schnell weg.
Tagesplan:
- 8.30 – 9.00 Uhr: Physiotherapie Gruppe
- 9.30 – 10.15 Uhr: Einzelgspräch Psychologe
- 11.00 – 11.30 Uhr: Wassergymnastik
- 11.30 – 13 Uhr: Mittagessen
- 12.00 – 14.00Uhr: Ruhezeit (auf dem Zimmer oder außerhalb d. Geländes)
- 16.00 – 1.45 Uhr: Reduktion
- 17.00 19.00 Abendessen
Ohwei… Liebe Rabenmutti, ich lese gerade deinen Bericht. Am Dienstag(07.01.) machen wir uns auf den Weg zu meiner Reha (Orthopädisch) und ich habe meine Sohn (im Februar 3) als Begleitkind (mit Vollzeitbetreuung) dabei. Ich mache mir schon länger Gedanken, obwohl ich sonst immer sehr aufgeschlossen war. Ich habe die gleichen Bedenken was die Betreuung angeht, die du sogar erlebt hast. Mein Mann begleitet uns 2 Nächte, dann muss er wieder los. Da ich auch beziehungsorientierter als „erzieherisch“ handle , habe ich jetzt schon das Gefühl das ich nicht ernstgenommen werde. (Die Damen an Telefon waren leider nicht sehr motivierend- eher… Read more »
Des isch echt heftig, wa du uns dahanne uffgschriebe hasch. Hann i leider scho von viele Leit ghört das dia Klinik nix als a Scheißhaufa isch. Wo kommsch du denn her wenns dei Heimat isch? A ganz liabes Grüßle ausm Allgäu
HI Benny,
ich komme aus der Nähe von Schwäbisch Hall 🙂
Ich freue mich SEHR zu lesen, dass es Mütter gibt, die verstanden haben, worauf es ankommt!
Bin durch Zufall hier her geraten, auf der Suche nach typischen Tagesplänen, vor meiner ersten Reha in einer anderen Celenus-Klinik. (ohne Kind, da meine schon erwachsen sind)
Ich leide bis heute unter den Folgen meiner frühkindlichen Bindungsstörung, da meine Eltern dein Wissen leider nicht hatten.
Ich wünschte, es gäbe mehr Eltern von deiner Sorte. Dann hätten wir bestimmt eine bessere Welt.
Danke und alles Gute,
Kai
Von Müttern wie mir, gibt es immer mehr 🙂 Die bindungsorientierte/beziehungsorientierte Erziehung wird immer bekannter. Ich hoffe auch sehr, dass dadurch gesunde Menschen mit einem starken Selbstbewusstsein, großer Empathiefähigkeit und Güte heranwachsen, damit die Welt irgendwann ein schöner Ort wird 🙂
Man man man, bis zu diesem Block war ich ja voll für die MuKi Kur.
Jetzt habe ich meine Zweifel!
Ich habe zwei Jungs 3 und 6 , Rabauken die doch sensibel sind.
Ich lasse mich grade scheiden, also fahren nur die Kinder und ich.
Aber das was du berichtet hast ist ja eine echte Katastrophe!
Ich hab schon die Kostenzusage und suche nun eine geeignete Klinik.
Jetzt habe ich richtig Angst!