Tag 11: Ein Anflug von Verzweiflung
Contents
Wir starten mit einer Mutter-Kind Interaktion in den Tag. Dafür begebe ich mich mit Claire in den Abenteuersaal. Hier ist ein kleiner Parcours mit mehreren Stationen aufgebaut. Die soll man mit dem Kind nacheinander absolvieren – das wie steht einem frei. Also spielen, hüpfen, rennen und massieren wir, bis es weiter geht.
Anschließend steht ein Ausflug ins Lila-Laune Land an. Die Kinder gehen bis ca. 16 Uhr mit den Gruppen in einen Indoorspielplatz. Nachdem ich Claire in der Gruppe abgegeben habe, geht’s weiter zur Wassergymnastik – was ein Spaß!
Das Ergebnis: Eher null und negativ
Im Anschluss folgt allerdings das Zwischengespräch. Das Ergebnis ist ernüchternd: Ich kann Marie nicht in die Anwendungen mitnehmen. Auch zum Marte Meo-Gesprächskreis kann sie nicht mit (sonst werden andere Eltern neidisch). Letztlich kann ich in der letzten Woche nichts wahrnehmen, außer einem Termin beim Psychologen und der Video-Analyse.
Ich mache den Vorschlag ein paar Anwendungen (die Massagen z.b.) in die Mittagsschlafzeit von Marie zu legen. Der Arzt ist skeptisch, aber möchte sich darum bemühen. Und ich bin niedergeschlagen. Fahre ich mit meinem Mann heim? War alles umsonst?
Richtig blöd.
Kleiner Liebesanfall
Marie macht Mittagsschlaf. Mein Mann nickt dabei ebenfalls ein und schreckt plötzlich aus dem Schlaf hoch: Wo ist Claire?!?! Ich beruhige ihn: „Na im LilaLaune Land Schatz“. Ich muss Schmunzeln. Er ist schon süß… Marie auch. Ich kann ihr die Betreuung nicht weiter antun… Sie ist ein ganz anderes Kind, als ich es kenne: Anhänglicher, weinerlicher, ängstlicher.
Ich vermisse mein Buddha-Baby, dem die Sonne aus dem Arsch scheint – pardon – welches mit seinem Lachen die Sonne in meinem Herzen aufgehen lassen kann. Jetzt lacht sie nur selten. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Die anschließende Physiotherapie kann ich nicht genießen. In Gedanken bin ich ganz woanders. Mein Mann merkt, wie sehr mich das mitnimmt, aber er weiß auch keinen Rat…
Heute gehen die Kinder in einen Indoor Spielplatz. Gespräche am Frühstückstisch:“Wenn du nicht sofort xy tust, darfst du nicht mit ins Lila Launeland!“
In allen möglichen Varianten.#RabenmuttionKur— Die Rabenmutti (@DieRabenmutti) 18. Januar 2019
Kind verloren
Dann warte ich im Foyer auf die Ankunft der Kinder. Im Gespräch mit einer anderen Mama erfahre ich, dass ihr Sohn bei einem Spaziergang „verloren“ ging. Die Betreuer hatten gar nicht auf dem Schirm, dass er dabei sei. Als sie kam, um ihn abzuholen, war er nicht da. Worst Case-Szenario! Ich hätte echt Puls gehabt. Zum Glück aber wurde er schnell gefunden. Danach war mir dann aber doch mulmuig zu mute… Kurze Zeit später ist Claire in meine Arme gestürmt. Die mitgenommene Tasche dreckig und nass, das Taschengeld verloren, aber sie kam wohlbehalten zurück. Alles gut! Mir rollte ein Stein vom Herzen.
Nach dem Abendessen hat Michael erneut nach den Mädchen geschaut. Ich habe mich mit anderen Müttern im Café getroffen. Nachdem eine Mutter wegen ihrer Kinder herausgeworfen wurden, gab es eine kleine Zimmerparty. Das war wirklich nett 🙂 Und wieder beschleicht mich Angst: Was soll ich in der kommenden Woche abends machen? Jeden Abend Zimmerarrest um 20 Uhr? Oh man.. Das ist eigentlich nicht so meines… Die Gedanken begleiten mich in den Schlaf.
Tagesplan:
- 8.30 – 9.15 Uhr. Interaktion Claire
- 9.30 – 10.00 Uhr: Wassergymnastik
- 11.30 – 13 Uhr: Mittagessen
- 12.00 – 14.00Uhr: Ruhezeit (auf dem Zimmer oder außerhalb d. Geländes)
- 14.30 – 15.00 Uhr: Physiotherapie Gruppe
- 17.00 19.00 Abendessen
Ohwei… Liebe Rabenmutti, ich lese gerade deinen Bericht. Am Dienstag(07.01.) machen wir uns auf den Weg zu meiner Reha (Orthopädisch) und ich habe meine Sohn (im Februar 3) als Begleitkind (mit Vollzeitbetreuung) dabei. Ich mache mir schon länger Gedanken, obwohl ich sonst immer sehr aufgeschlossen war. Ich habe die gleichen Bedenken was die Betreuung angeht, die du sogar erlebt hast. Mein Mann begleitet uns 2 Nächte, dann muss er wieder los. Da ich auch beziehungsorientierter als „erzieherisch“ handle , habe ich jetzt schon das Gefühl das ich nicht ernstgenommen werde. (Die Damen an Telefon waren leider nicht sehr motivierend- eher… Read more »
Des isch echt heftig, wa du uns dahanne uffgschriebe hasch. Hann i leider scho von viele Leit ghört das dia Klinik nix als a Scheißhaufa isch. Wo kommsch du denn her wenns dei Heimat isch? A ganz liabes Grüßle ausm Allgäu
HI Benny,
ich komme aus der Nähe von Schwäbisch Hall 🙂
Ich freue mich SEHR zu lesen, dass es Mütter gibt, die verstanden haben, worauf es ankommt!
Bin durch Zufall hier her geraten, auf der Suche nach typischen Tagesplänen, vor meiner ersten Reha in einer anderen Celenus-Klinik. (ohne Kind, da meine schon erwachsen sind)
Ich leide bis heute unter den Folgen meiner frühkindlichen Bindungsstörung, da meine Eltern dein Wissen leider nicht hatten.
Ich wünschte, es gäbe mehr Eltern von deiner Sorte. Dann hätten wir bestimmt eine bessere Welt.
Danke und alles Gute,
Kai
Von Müttern wie mir, gibt es immer mehr 🙂 Die bindungsorientierte/beziehungsorientierte Erziehung wird immer bekannter. Ich hoffe auch sehr, dass dadurch gesunde Menschen mit einem starken Selbstbewusstsein, großer Empathiefähigkeit und Güte heranwachsen, damit die Welt irgendwann ein schöner Ort wird 🙂
Man man man, bis zu diesem Block war ich ja voll für die MuKi Kur.
Jetzt habe ich meine Zweifel!
Ich habe zwei Jungs 3 und 6 , Rabauken die doch sensibel sind.
Ich lasse mich grade scheiden, also fahren nur die Kinder und ich.
Aber das was du berichtet hast ist ja eine echte Katastrophe!
Ich hab schon die Kostenzusage und suche nun eine geeignete Klinik.
Jetzt habe ich richtig Angst!