Eltern müssen sich ab und zu auch mal um ihre Partnerschaft kümmern, daher haben wir eine zweite Hochzeitsreise – diesmal ohne Kind -unternommen und das Wellnesshotel Ziegelruh besucht.

Kuschelbett

Für unsere Flitterwochen 2.0 hatte ich nach einem Wellnesshotel nahe Aschaffenburg gesucht, da meine Mutter in dieser Nähe wohnt. Gesagt, getan: In Babenhausen bin ich fündig geworden. 30 Minuten entfernt, hätten wir im Notfall auch problemlos zu unserer Tochter fahren können: Das Wellnesshotel Ziegelruh. Trotz babyfreier Zone, Sauna auf dem Zimmer und Wellnessambiente hatten wir uns aber nicht 100%ig erholen können. Warum? Da möchte ich im Einzelnen drauf eingehen:

Sinnlichkeit zu Zweit erleben….

Da ich die Reise meinem Mann geschenkt hatte, habe ich sie alleine ausgesucht und mich für das Arrangement „Sinnlichkeit zu Zweit“ entschieden. Darin enthalten waren:

  • Zwei Übernachtungen im Themenzimmer (Kuschelsuite) mit Privatsauna
  • Zweimal am Frühstücksbuffet den Bauch vollschlagen
  • Ein 5-Gang Menü (erster Abend)
  • Ein 3-Gang Menü (zweiter Abend)
  • Ein romantisch dekoriertes Zimmer mit Champagner, Rosenblättern, Trauben und Schokolade – zuckersüß!
  • Gesichtsbehandlung „Beauty Pause“ für mich inkl. Reinigung (Gesicht, Hals und Dekoletté), Peeling, Massage und Maske und eine Aromaölmassage für meinen Mann für jeweils 30 Minuten
  • Kostenfreies W-Lan
  • Kostenfreie Nutzung des Wellnessbereiches: Whirlpool, Salzgrotte, Infrarotsauna und Ruheraum (das Haman war leider stetig geschlossen)

Für das Arrangement habe ich 229 Euro pro Person bezahlt. Hinzu kamen noch die Kosten für eine weitere Massage (78 Euro), sowie die Getränke zum Abendessen (14 Euro).

Die Bewertung im Einzelnen

Hygiene: Ich schreibe Hygiene groß und daher ist mir sehr wichtig, dass vor allem die sanitären Anlagen einwandfrei sind. Im Hotelzimmer angekommen fiel zunächst auf, dass es sehr neu und frisch renoviert wirkte. Die weißen Wände und Möbel waren tatsächlich noch schön weiß. Das Badezimmer war tiptop in Ordnung, kein Dreck, keine Wasserflecken und makellose Fließen.  Kein Ansatz von Schwarzschimmel, wie es manchmal vorkommt. Ich war beeindruckt. Auch die Sauna war tadellos. Die Wellnessbereiche außerhalb des Zimmers waren sauber gehalten, zumindest am frühen Morgen. Hier möchte ich dem Hotel ein großes Lob aussprechen. Was allerdings nicht in Ordnung war und teilweise in den Bereich „Personal“ fällt, war die Unordnung, die am späten Nachmittag im Wellnessbereich aufkam. Der Ruhebereich war mit Getränken ausgestattet, die sich die Gäste selbst nehmen konnten. Leider wurden leere Gläser nicht weggeräumt, sodass am Nachmittag, als wir gegen 17 Uhr in den Pool gingen, ganze 13! Gläser im Ruheraum herumgestanden sind. Das geht leider gar nicht. Hier erfolgt ein deutlicher Abzug.

Personal: Damit kommen wir auch direkt zum Personal, welches immer stets bemüht war. Genau so würde ich es in ein Arbeitszeugnis schreiben und ihr wisst ja, was das bedeutet 😉 Größtenteils war es freundlich und zuvorkommend, keine Frage. Leider scheinen sie alle ihre Kellner-/Servicekraft-Ausbildung verschlafen zu haben. Es wurden wirklich die schlampigsten Fehler in Verhalten und Kundenumgang gemacht: Teller wurden auf den Tisch geknallt, bei Beschwerden Schuldzuweisungen getätigt, oder einfach nur semi-professionelle Antworten gegeben. Da ich selbst ein knappes Jahr in der Gastro gearbeitet hatte, achte ich normalerweise besonders darauf. Hier war das nicht notwendig: Selbst meinem Mann fiel auf, wie unprofessionell gearbeitet wurde. Ich möchte das Personal aber auch in Schutz nehmen: Es hat sich ganz klar herauskristallisiert, dass einfach ein enormer Mangel an Arbeitskräften bestand. Zu viele Aufgaben für eine einzelne Person. Zwar darf man sich den Stressfaktor dennoch nicht anmerken lassen, aber Verständnis habe ich dennoch für die Mädels. Ich finde, da wurde Einiges gefordert, was so nicht haltbar war….

Gastronomie: Beispielsweise, dass am Morgen nur eine Servicekraft vor Ort war, um Tische einzudecken, abzudecken, Gäste zu begrüßen, Saft und Rührei zu servieren und das Buffet aufzufüllen. Das arme Ding ist nur so gehetzt, das macht keinen schönen Eindruck. Was uns aber gewaltig stinkt, ist, dass wir eine Menge Geld für unser Arrangement inkl. 5-Gänge und 3-Gänge Menü ausgegeben hatten und das Essen dann so enttäuscht hat. Am ersten Abend waren die Vorspeisen lecker, keine Frage. Die Hauptspeise aber, das Herz der Mahls, war eine Katastrophe. Zunächst hatte mein Mann das völlig falsche Gericht serviert bekommen, da er aber keinen Ärger machen wollte, hat er es dennoch gegessen: Schweinemedaillons (?) mit Pfifferlingen (statt Pfeffersteak). Allerdings mochte er gar keine Pfifferlinge, so habe ich sie einfach gemopst 😉 Ich hatte Ente bestellt und war hocherfreut, als ich meinen Teller erhielt. Das Glücksgefühl hielt exakt bis zum ersten Bissen an: Die Haut war sehr schlabberig und fettig. Das Fleisch selbst hatte einen faden Leber-Geschmack und überhaupt nicht mein Fall. Die Grunddeko, Sauce und das Gemüse zu beiden Gerichten war übrigens identisch. Lediglich die Kohlenhydrate (Kartoffeln oder Nudeln), konnte man sich noch dazu auswählen und konnte so variiert werden. Am zweiten Abend wurde ein 3-Gänge Menü serviert und wieder war die Hauptspeise schier ungenießbar: Wir hatten beide Steak, aber meine ersten 3 Bisse endeten in Knorpelgewebe (siehe Bild). Da ich aber einfach harmoniesüchtig bin, habe ich nichts gesagt und tapfer weitergegessen. Ja, eigentlich hätte ich mich beschweren sollen, ich hatte es auch vor! Dann wurde mein Teller aber ziemlich fixmit den Worten „Dessert kommt gleich“ entführt. Ich konnte nur doof guggen, mir war es aber dann auch zu blöde, die Dame nochmal herzupfeifen. Das Frühstücksbuffet war ausreichend, allerdings ebenfalls keinem 4-Sterne Hotel angemessen (Aufbackbrötchen? trockener Toast? kein Sekt?).

Wellnessangebote: Wir hatten mehrere Massagen in unserem Paket: Eine Aromaölmassage für meinen Mann und eine Gesichtsbehandlung inkl. Massage für mich. Zusätzlich habe ich eine Partnermassage hinzugebucht. Die beiden im Arrangement enthaltenen Massagen waren zufriedenstellend. Die Damen wirkten kompetent und machten ihre Sache gut. Auch die Partnermassage (Kostenpunkt: 78 Euro), hat überzeugt: Zunächst zeigte die Masseurin ein paar Griffe, dann wurden sie vom Partner nachgeahmt. Nach 30 Minuten wechselten wir und der andere Part durfte Hand anlegen. Es war witzig und entspannend. Nun haben wir ein paar entspannende Handgriffe für einen ruhigen Abend erlernt 😉

Ambiente: Unser Zimmer war ein Traum 🙂 Dank des Romantikpaketes erwartete uns auch ein süß hergerichteter Tisch zur Begrüßung. Hätte ich das Geld, würde ich mein Schlafzimmer nach Vorbild unserer Kuschelsuite einrichten 😉 Das Bett war bequem, auch, wenn sich eine Kuschelmulde gebildet hatte. Die Stimmung im Restaurant war gut, trotz des durchschnittlichen Essens trug die Atmosphäre zu einer positiven Stimmung bei.

Der Wellnessbereich

Auf die einzelnen Wellnessbereiche möchte ich näher eingehen, daher unterteile ich den Erfahrungsbericht:

Die Salzgrotte: Hier soll Meeresfeeling aufkommen, denn die Luft soll mit wohltuenden Salzen angereichert sein. Der Raum ist relativ kühl, allerdings wird auch am Eingang angemerkt, dass man diesen mit Freizeitklamotten aufsuchen sollte. Wir hatten Badesachen an, haben aber nicht gefroren. Es war genau richtig. Das Salzbett war kühl und tat gut, die Luft schmeckte zwar nicht sehr salzig, aber tat gut. Die Lichteffekte waren schön. Es wird ein schöner Sternenhimmel simuliert, begleitet von ruhiger Entspannungsmusik. Dann wechselt das Szenario und die Sonne geht auf – allerdings einfach per „Klick“ und an, was ein wenig schnell geht und den Gast zunächst vollkommen aus der Entspannung reißt. Hier hätte ich mir einen schleichenden Übergang gewünscht. Letztlich war die Grotte aber in Ordnung und sehr schön.

Der Whirlpool: …war wunderbar heiß und sauber! Wir haben gut anderthalb Stunden am Stück darin verbracht und einfach entspannen können. Dank mehrfach verstellbarem Blubber, konnten wir den Pool wir gewünscht einstellen. Wir hatten Glück mit dem Wetter – es ist ein Außenpool – so hatten wir die ganze Zeit über Sonne. Klarer Pluspunkt 😉

Die Infrarotsauna: hat mich nicht ganz überzeugt, denn nach kurzem Aufheizen wurde es auch schon wieder kälter. Allerdings war das Radio ein cooler Gimmkick;)

Der Ruheraum: ist mit mehreren Liegen und einem Liegestuhl ausgestattet – dem Highlight für meinen Mann. Die Idee Wasser, Tee sowie Kristallwasser zu servieren ist super. Auch die kostenlose Schokolade und das Obst sind toll. Gestört hatte mich, wie erwähnt nur die mangelnde Sauberkeit am fortschreitenden Samstag.

Das Haman: kann ich nicht beurteilen, dazu hatten wir keinen Zutritt.

Sauna auf dem Zimmer: Herrlich! Man konnte den Aufguß selbst wählen. Ebenso Temperatur und Dauer. Ich habe es sehr genossen und fühlte mich pudelwohl.

Unser Fazit: Entspannung Top, Gourmet Flop

Wer entspannen möchte und dazu keine riesengroße Saunalandschaft benötigt, kommt auf seine Kosten. Für einen romantischen Paarurlaub genau das Richtige! Das Ambiente war großartig, unser Zimmer einfach der Hit und der Whirlpool DAS Highlight. Allerdings stimmt das Preis-Leistungsverhältnis im Hinblick auf die Verpflegung nicht. Hier muss ich ganz klar sagen: Wer dort übernachtet, sollte besser auswärts essen gehen. Damit wird das romantische Abendessen kein Flop und der Preis hält sich in Grenzen. Ob wir das Hotel erneut besuchen, wissen wir nicht. Einerseits waren wir sehr angetan von Zimmer und den Wellnessangeboten. Andererseits war die Enttäuschung des Abendmahls zu groß. Sollte man allerdings nicht so kritisch mit dem Essen sein und mit 3-Sterne-Küche (das wäre angemessen) zufrieden sein, steht einem romantischen Weekend nichts im Wege. Von mir gibt es 3 von 5 Funkelchen für das Hotel Ziegelruh.

3-funkelchen