Familienbett, eigenes Zimmer, Wiege im Elternschlafzimmer – Beim Thema schlafen scheiden sich die Geister und es sorgt für mächtig Sprengstoff in Elterngruppen. Allein wenn „Jedes Kind kann schlafen lernen“ erwähnt wird, ist es an der Zeit sich Popcorn und Wein zu besorgen und dem bunten Treiben zu folgen.

In Anlehnung an die Blogparade von der lieben Teilzeitmutter „Wie man sich bettet, so lügt man. Eure Geschichten zur guten Nacht“ möchte ich nun ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, wie das Schlafen bei uns (nicht) geklappt hat (was meine Augenringe bis an die Wangenknochen wohl eigentlich schon erklären dürfte^^). Eine kleine Vorwarung: Ich bin absolut offen und ehrlich, nichts wird beschönigt. Das könnte so manch Mutter sauer aufstoßen 😉

Jedes Kind kann schlafen lernen

Bild: pixabay.com

Also MEIN Kind schläft schon durch

„Mein Kind schlief schon am ersten Tag durch“,“Mein Kind schläft von Anfang am im eigenen Zimmer“, „Mein Kind braucht nachts keine Flasche mehr“

– Diese und ähnliche Sprüche muss ich mir seit ich Mutter bin anhören (und bringen mich zum Kotzen). BÄM damit habe ich direkt mal den Stempel“Vollversager“ auf die Stirn geknallt bekommen. Danke auch. Mein Kind macht das nicht. Leider, denn dann wäre ich wohl ausgeglichener und fitter. Mein Kind war und ist ein recht schwieriger Fall, wenn es um das Thema schlafen geht. Schon immer gewesen. Und wird es sicherlich auch noch eine Weile bleiben.

Die Lösung ist zum Greifen nahe, ich ignoriere sie aber gekonnt: „Schreien lassen“ – Ein Schlaftraining nach dem „beliebten“ Schreienlassenprinzip soll Wunder helfen. „Nur 3 Nächte schreien lassen und schon schläft sie durch“, sagte unser Kinderarzt. WTF? Dachte ich mir dann nur,  und war auch drauf und drann den KIA zu wechseln. Da er seine Sache aber sonst gut macht, habe ich ihm einfach nur nüchtern erklärt, dass dies für uns nicht in Frage käme, damit war das Thema aber gegessen.

Wie war das doch gleich mit dem Schlafen …

Was macht das Schlafen nun so schwierig? Nun, anfangs war ihr Schlafverhalten ein Traum. Und das war wohl das Problem: In den ersten 3 Monaten schlief sie beinahe schon durch – 6-8 Stunden am Stück waren keine Seltenheit. Dafür hatten wir die ersten 3 Monate durchgehend mit Koliken zu kämpfen. Kein einziger Tipp gegen den Blähbauch hat geholfen. Von 18 uhr bis 23 Uhr schrie sie einfach – jeden Tag. Fast pünktlich wie die Uhr und nichts half so wirklich. Wir waren so im Eimer, die Nerven lagen blank. Als sie dann endlich anfing sich halbwegs robbend fortzubewegen wurde es besser, tagsüber. Denn plötzlich wollte sie nachts sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Die Spitze waren alle 10-20 Minuten Stillzeit, wobei sie eher nach der Brust verlangt hat, um Nähe zu bekommen, als wirklich aus Hunger.

Dabei schlief sie von Anfang an bei uns im Bett. Für das Risiko des plötzlichen Kindstot natürlich eher suboptimal, das ist mir bewusst. Geplant war auch, dass sie in der Wiege neben dem Bett schläft. Ja, aber wie das mit der Theorie so ist… Sie wollte nicht, ums Verrecken nicht. Am Anfang musste sie Non-Stop an mir kleben, wie ein Kaugummi. Ich konnte nicht allein aufs Klo, Duschen, essen. Wir waren eine Person, obwohl sie nicht mehr in meinem Bauch gewohnt hat. Erschwerend kam hinzu, dass ich Dank des ungewollten Kaiserschnitts nicht in der Lage war das Baby aus der Wiege zu nehmen oder hineinzulegen. Erst hatte ich irre Schmerzen Dank der Narbe, dann konnte ich mich nicht bewegen, weil mein Rücken sehr unter dem krummen Gehen und dem ständigen Tragen litt, sodass ich erhebliche Schmerzen hatte und den Rücken kaum noch belasten konnte. Es war anstrengend. Aber schreien lassen kam für mich zu keinem Zeipunkt in Frage. Irgendwann wurde uns das „Pucken“ zugetragen, auch das lief nur halbwegs gut. Dadurch brachten wir sie tatsächlich für ein paar Stunden zum Schlafen in der Wiege, doch spätestens nach der ersten Brust, war´s auch wieder vorbei mit der Wiege (später Beistellbett) und sie kam erneut in unser Bett.

Mit einem Jahr musste sie ausziehen

Mit einem Jahr wollte ich sie dann ins Kinderzimmer bringen. Diese Deadline hatte ich mir gesetzt, um endlich ein wenig mehr Ruhe und Freiraum für uns zu schaffen. Wir sind keine „100-Prozent Eltern“, das geben wir offen zu. Wir brauchen auch Zeit für uns. Vor allem mein Mann litt stark darunter, dass Claire mit im Ehebett schlief. Er konnte dadurch nicht richtig schlafen. Man sah es ihm an (sieht man immernoch) auf der Arbeit fiel es ihm schwer sich zu konzentrieren. Das durfte nicht so weitergehen! Die Couch bot auch keinen guten Ersatz, da er ein Hohlkreuz hat (unsere Billig-Couch is schon ziemlich durchgelegen) und außerdem finde ich es nicht gut, wenn man in einer Ehe getrennt schläft.

Claire musste also ausziehen. Sie schlief nachts auch immerhin schon 4 Stunden am Stück (Jeay). Der Umzug in das eigene Zimmer gestaltete sich als schwierig. Ohne schreien lassen, mit sehr, sehr, sehr viel Geduld in einigen Tricks, Kniffen und Tränen (unsererseits) gelang es uns, sie im eigenen Zimmer zum Schlafen zu bringen. Und plötzlich schlief sie besser, viel besser als im Elternbett. Aber immernoch nicht durch. Sie kam um 19 Uhr ins Bett, verlangte um 23 Uhr und gegen 4 Uhr noch eine Flasche. Eine riesen Steigerung!

Jedes Kind kann schlafen lernen – nur nicht Claire

Momentan (sie ist 18 Monate) versuchen wir ihr die 4 Uhr-Flasche abzugewöhnen. Das klappt nicht wirklich, denn bekommt sie die Flasche nicht, findet sie nur schwer oder gar nicht in den Schlaf. Da wir die Flasche aber zwecks Zähne abgewöhnen möchten, verzichten wir weiter darauf. Es ist anstrengend. Aber wir halten durch. Und meistens hole ich sie heimlich gegen 5 oder 6 Uhr dann doch ins Ehebett. Irgendwie vermisse ich sie ja auch da drin, mir fehlt die Nähe ja auch, ab und zu und dann nur wenn ICH es will.

Seit meiner Einleitung im Krankenhaus habe ich tatsächlich nur 4 Nächte durchschlafen können, ohne Schmerzen, ohne geweckt zu werden, ohne Ängste. Das war auf dem Mera Luna sowie unsere zwei Nächte im Hotel Ziegelruh. Beide Male war Claire bei der Oma. Tja und 4 Nächte (halbwegs) erholsamer Schlaf sind einfach zu wenig für anderthalb Jahre. Man sieht es mir an. Die Haut ist fahl, die Augenringe sind tief. Dennoch halte ich daran fest und werde sie nicht schreien lassen. Jedes Kind kann schlafen lernen – DU kannst mich mal.

PS: Abendrituale hatten wir natürlich vin Anfang an eingeführt, anfangs haben sie überhaupt nicht geklappt. Erst mit einem knappen Jahr bringen sie überhaupt was. Nur für den Fall, dass jemand meint, wir hätten nicht alles versucht 😉

PPS: JA, wir haben es mit sehr vielen Schlafmethoden versucht, und neben Hebamme und Kinderazt auch eine Beraterin zugezogen. Es half alles nichts 😉

PPPS: Wenn sie krank ist, darf sie natürlich immernoch ins Elternbett 😉