Schmerzen-nach-der-Geburt

Wenn es um Babys geht sieht man hier zu Lande (also in meiner Filterblase) häufig das Bild der freudestrahlenden Mutter mit dem friedlich schlafenden Baby im Kinderwagen. Oder die überglückliche Mum im Kreißsaal, die (top gestyled) ihr Baby in Empfang nimmt. Man hört von wundervollen Geburtsgeschichten und freut sich immer auf die „Kennenlernzeit“ oder auch „Kuschelzeit“. Selbst ich habe meine Geburtserlebnis trotz Schmerzen erstmal als wunderschön erlebt. Dennoch gibt es Dinge, die mich wirklich ärgern und von denen ich bisher gar nichts wusste. Der Fokus wird nämlich oft auf Geburtsschmerzen und Angst davor gelegt. Kein Schwein erzählt aber wie es danach wird. Denn das empfinde ich aktuell als sehr viel lästiger. Davon möchte ich euch jetzt gern etwas verraten.

[Achtung] Dieser Beitrag enthält fiese Wahrheiten über die Schmerzen in der Babyzeit. Wer nichts von der „dunklen Seite“ erfahren möchte, klickt jetzt bitte weg. Allen anderen wünsche ich viel Spaß und gute Nerven, wenn ihnen das Wochenbett noch bevorsteht 😉

Vom Babyglück und Unterleibsschmerzen

Als ich meine Maus nach der Geburt angelegt hatte, schien das Schmerzmittel allmählich aus meinen Knochen zu weichen. Plötzlich empfand ich ein unglaubliches Ziehen im Unterleib: Die berühmten Nachwehen hatten mich in Beschlag genommen. Durch das Stillen werden sie wohl verstärkt. Bei meiner ersten Tochter habe ich davon gar nichts gespürt, Womöglich war ich zu sehr darauf fixiert nicht zu lachen, mich zu bewegen oder zu atmen, weil es unbändige Schmerzen im Bauchraum ausgelöst hatte (Kaiserschnittnarbe). Man sagt aber auch mit jeder Geburt werden die Nachwehen schlimmer. Womöglich lag es daran. Jedenfalls waren sie echt unangenehm, ebbten zum Glück nach einigen Tagen ab. Ohne Schmerzmittel hätte ich die ersten Tage im Krankenhaus aber nicht überstanden. Au!

Was zwickt denn da?

Durch den Kaiserschnitt bei der ersten Geburt war mir der Dammriss noch schlichtweg unbekannt. Erst mit Maries Geburt – die wirklich echt gut lief – habe ich die Ausmaße des Dammriss´ kennen und hasse gelernt. Das fing schon im Kreißsaal an: Nachdem die Nachgeburt (Plazenta) aus mir herausgeflutscht war und wir ihre Untersuchung mit angewiedert-neugierigen Blicken verfolgt haben, hieß es plötzlich ich müsse genäht werden. Der Damm sei leicht eingerissen. Davon habe ich bei all den Wehen und Schmerzen aktiv gar nichts mitbekommen. Das sollte sich aber bald ändern… Das Nähen selbst tat Dank Betäubungsmitteln nicht weh und dauerte nur wenige Minuten. Das erste Mal Aufstehen war da deutlich schmerzhafter. Von wegen man ist nach einer spontanen Geburt sofort top fit!

Es fiel mir nicht so schwer, wie nach dem Kaiserschnitt – das stimmt. Dennoch hat es echt böse geziept. Das Pippi machen war, als würde jemand meine Vagina anzünden wollen. Geheimtipp: Lauwarmes Wasser mitlaufen lassen. Das mindert den Schmerz. Längere Strecken laufen? Pffffffff. Nach kurzer Zeit fühlt es sich an, als schwillt meine gesamte Vagina an und beginnt zu pochen. Nicht wirklich geil. Dieses Gefühl von geschwollener Vagina war übrigens in den ersten beiden Wochen präsent – auch ohne Laufen. Es nervt einfach tierisch. Vor allem, weil es nicht nur vorn, sondern such hinten schmerzt.. Aktuell befinde ich mich in Woche 6 und es piekst immernoch beim Pinkeln. Vielleicht ist es aber auch die Schürfung, die ich in der Vagina habe? Wohl eine Geburtsverletzung. Meine Wundheilung ist echt für den Po…  Bei großen Stress fühlt sich alles geschwollen an. To be continued…

Blut, überall Bluuut!

Wer denkt, dass die Wochenblutung die einzige Blutung sei, die nach der Geburt wartert. Pfft! Wartet mal auf die Hämhorriden! Früher dachte ich echt Hämhorriden sei so ne Krankheit für Ommas und Oppas. Junge Menschen bekommen die nicht. Dann habe ich gelesen, dass sie in der Schwangerschaft häufiger vorkommen können, wenn der Darm träger arbeitet. Da man nach meinem Stuhlgang quasi die Uhr stellen konnte, hat mich auch das erstmal nicht tangiert. Aber ich hab nicht mit den Nachwirkungen der spontanen Geburt gerechnet… Tatsächlich können durch den großen Druck der Presswehen Hämhorriden nach außen gedrückt werden – wie es bei mir der Fall ist (ich schreibe noch einen ausführlichen Beitrag darüber, wie das entstehen kann). Plötzlich war da überall Blut! Die ganze Kloschüssel voll, am Klopapier, überall! Und Schmerz, dieser sengende Schmerz…

Erst dachte ich, es sei eine Fissur – das hatte ich in der Vergangenheit auch immer. Als es aber nach einer Woche immer schmerzhafter wurde, statt besser, begann ich die Stelle einzucremen und bemerkte dabei eine Art „Hautlappen“ an meinem After. Ich bin zum Arzt gegangen und siehe da: Es sind Hämhorriden… Es gäbe die Option das zu operieren, doch zunächst (ein paar Wochen lang) wollte er eine Creme ausprobieren. Klasse! Jedes Mal, wenn ich merke, dass ich „groß“ muss, steht mir nun der Angstschweiß im Gesicht. Es tut wirklich höllisch weh… Jedes Mal reißt mir der Arsch gefühlt erneut auf. Doch danach ist es nicht vorbei. Frisch vom Klo schmerzt der Po nun für mehrere Stunden: Stehend, liegend oder sitzend. Es wird erst nach vielen Stunden wieder besser. Und mit jedem weiteren Stuhlgang bricht die Hölle erneut an meinem After aus. Nachdem ich Freundinnen und Twitter davon berichtet habe, hieß es: Das ist voll normal und käme oft vor (wenngleich vielleicht nicht in dem Maße).

What?! Warum hat mir das nie einer erzählt? Warum höre ich immer: „Geburt war ok, freue mich über mein Baby“ aber niemals: „Der Arsch brennt wie Zunder!“. Blödes Thema? Verschweigt man das absichtlich, weil es peinlich ist? Oder ist das die Schattenseite der Geburt über die man einfach nicht sprechen mag (wie beispielsweise Gebärmutter, die plötzlich aus der Vagina hängt, weil man die Rückbildungsgymnastik versäumt hat – mehrmals). Ick wees es nid. Allerdings hätte ich mich gefreut, wenn man mir das gesagt hätte. Vorher. Mittlerweile schmiere ich mir im Wechsel Cortison-Salbe und ein Quercus-Schweineschmalzgemisch an den Po. JA ihr habt richtig gelesen. Schweineschmalz! Dank weicherem Stuhlgang durch literweise Buttermilch, Pflaumentrunk, Apfelsaft und Co. ist der Ritt auf dem Pott zum Glück auch nicht mehr so wild. Aber schön ist anders… Nach gut 4 Wochen Behandlung trat aber leider noch keine deutliche Besserung auf. Mal sehen, wie lang ich mich noch daran erfreuen kann und, ob sie wieder in meinen Allerwertesten zurückkriechen werden.

These Boobs are mine – NOT

Wie ältere Leser vielleicht wissen, hatte ich nach der ersten Geburt über meine schwierige Stillbeziehung zu Claire geschrieben. Ich habe offen zugegeben, dass ich nicht weiß, ob ich nochmal stillen würde. Als Marie dann im Kreißsaal in meinen Armen lag, habe ich sie intuitiv angelegt. Einfach so. Damit war die Frage dann auch geklärt. Trotz Erfahrung kam es aber dann, wie es kommen musste: Blutige Brustwarzen. Das lese ich recht oft und sogar eine langjährige Stillberaterin meinte letztens auf Twitter, dass auch ihre Brustwarzen manchmal wieder in Mitleidenschaft gezogen werden, weil sie falsch angelegt hat. Es scheint sich also nicht vermeiden zu lassen.

Zu stillen, wenn sie Brustwarzen schon bluten ist kein Spaß. Mit jedem Zug fährt ein stechender Schmerz durch die gesamte Brust und man hat das innere Verlangen, sich die Brüste abzuschneiden. Mir schoßen dabei auch immer wieder Tränen in die Augen. Mehr als aushalten kann man auch fast nicht tun. Natürlich gibt es Helferlein wie Heilwolle, Mam Kompressen oder Stillhütchen, aber bis der Schmerz abebbt, dauert es schon eine Weile. Danach geht´s aber meistens. Aktuell läuft´s in jeder Hinsicht (ich produziere quasi Sahne und könnte zwei Kinder satt bekommen).

Wer meint das blutige Brustwarzen das ultimative Level sind, hat die Rechnung aber ohne Mutter Natur gemacht. Sie setzt eins obendrauf: Entzündete Brustwarzen inklusive Fieber und Schüttelfrost setzen dem Ganzen nochmal die Krone auf. Das kommt zum Glück seltener vor, aber erst kürzlich las ich davon in meiner Timeline. Und dann ist da noch dieser Milchstau, der üble Schmerzen verursachen kann und, wenn er zu spät erkannt wird, richtig fies wird. Die Erste Hilfe ist Ausstreichen der Brüste – bei mir hat das Schlimmeres abgewandt. Zum Glück. Ich kann jede Mutter verstehen, die von Anfang an zur Flasche greift (also Babynahrung hrhr) und einen großen Bogen um die Schmerzen macht. Meine Brüste sind derzeit heile, aber sobald ich falsch anlege, habe ich auch mal einen Tag Schmerzen. Das nervt. Mal vom Milcheinschuss abgesehen: Jedes Mal, wenn ich länger nicht stille und dann anlege, schmerzen die Brüste beim Stillen. Es piekst von innen. Auch die „Gegenbrust“. Diese kommt dann nicht umhin und sabbert mir auch direkt die Stilleinladen voll. Lustig wird es, wenn ich im Bett liege und die Brustwarze aus der Einlage herausschaut. Dann bade ich nachts in Milch – DAS ist aber ein anderes Thema 😉

Der Soor greift um sich

Sobald man Mutter wird, wird man mit verschiedensten Begrifflichkeiten konfrontiert, von denen man vorher nie was gehört hat: Reboarder, Hand-Mund-Fuß Krankheit oder auch Soor (Mundsoor und Windelsoor). Soor ist Infektionskrankheit der Haut und Schleimhäute, die durch den Candida-Pilz  ausgelöst werden und den die Babys häufig auf der Zunge haben (sieht aus wie ein weißer Belag auf der Zunge). Dagegen gibt es Mittelchen, die diesen Pilz eindämmen sollen. Wenn man zu spät agiert, kann sich der Soor auch auf der Brust der Mutter ausbreiten. Und, wenn es dann mal ganz blöd kommt und man sich am Auge kratzt, hat man den Pilz dann halt auch im Auge. Wer nicht die Hände wäscht, bekommt dann auch mal gern Pilze in der Scheide. Und wer dann noch Sex hat, steckt den Partner auch noch an. Klingt toll, oder? Das ist schon unangenehm und kann blöde jucken.

Mit Soor ist nicht zu spaßen und sollte in jedem Fall immer behandelt werden. Er kann zu schlimmeren Krankheiten führen. Außerdem ist die Gefahr sehr groß,dass sich Mutter und Kind immer wieder gegenseitig anstecken. Klingt nach viel Spaß, oder?

Warum spricht keiner über die Schmerzen nach der Geburt?

Das klingt jetzt alles nicht so berauschend, gell? Dabei sind beispielsweise bis zu 50 Prozent aller Schwangeren beziehungsweise Mütter von Hämhorriden betroffen. Aber bisher hat niemand drüber gesprochen. Warum? Immer, wenn mich wer fragt, wie es mir geht, sage ich: „Ach es geht. Ich hab ein paar Probleme mit der Naht und Hämhorriden“. Daraufhin kommt bei den meisten ein überstürzter Themenwechsel. Blut aus dem After ist also ein Tabuthema? Na gut… Ich bin froh, dass ich zumindest einer handvoll Mädels davon erzählen kann, die auch nachfragen wie es mir geht. Also richtig nachfragen. Denn seien wir mal ehrlich: Die meisten fragen ja nur, weil es sich gehört und erwarten die Antwort einer jeden frischgebackenen Mutter: Natürlich gut und glücklich! Auf sowas hab ich eigentlich keinen Bock…

Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Schmerzen: Schlafentzug zum Beispiel. Das verursacht Kopfschmerzen, Übelkeit und Unzurechnungsfähigkeit. Wie oft bin ich aus Müdigkeit schon gegen den Türrahmen gerannt, oder das Stuhlbein. AU! Ihr merkt schon, die Schmerzen hören nicht im Kreißsaal auf – es fängt gerade erst an!

Und was hilft nun gegen all die Schmerzen? Nichts…außer das Baby anschauen und sich bewusst machen., wofür das alles gut war. Dann geht´s wieder.

Wie war es bei euch? Unter welchen Wehwechen habt ihr gelitten? Empfandet ihr sie auch so lästig? Seid ihr verschont geblieben?

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