Mit Waldesruh habe ich meinen ersten, echten Steampunk Roman gelesen und war seit langem wieder mega-begeistert von einem Buch. Dennoch gibt es auch ein wenig Kritikpunkte, die ich nicht ignorieren kann…

Waldesruh Cover

Klappentext: „Hochschwarzwald 1912 Die adlige Witwe Minerva hat die Nase voll davon, weiterhin Gesellschafterin ihrer Mutter zu sein. Der Unternehmer Falk Bischoff will eine Glashütte kaufen, doch der Glasmachermeister wurde ermordet und seine wertvolle Forschung ist verschwunden.

Ein preußischer Hauptmann folgt den unheilvollen Visionen einer Hexe. Seine Mission: einen drohenden Krieg verhindern. Alle diese Personen logieren im exklusiven Hotel “Waldesruh”, dessen verwöhnte Gäste sich eines luxuriösen Lebens erfreuen. Sie wollen Skilaufen oder im Pferdeschlitten durch die verschneite Landschaft kutschieren und sich abends mit Tanz und Gesellschaftsspielen amüsieren.

Doch auch sie müssen feststellen, dass der Æther rund um den mysteriösen Glasberg vieles verändert hat. Als in der Silvesternacht uralte Mächte erwachen, müssen sich alle entscheiden, auf welcher Seite sie stehen.“

Waldesruh: Ein Aetherwelt-Roman

Anja Bagus

Edition Roter Drache

In Waldesruh herrschen die Naturgewalten

Einen kleinen Einblick in Waldesruh habt ihr bereits mit meinem Beitrag zu den Protagonisten im fiktiven Interview erhalten. Diesen möchte ich in der Rezension nun vertiefen.

Design: Das Cover zeigt die Hauptmotive der Story auf: Das Hirschgeweih mit Blutflecken, den Wald und ein Tachometer. Das ist sehr gut getroffen und passt gut zum Inhalt. Mir gefällt auch die Farbgebung sehr gut, das blau lässt Ruhe in das Bild einkehren, obwohl es viele verschiedene Motive umfasst. Die Spielerei mit dem Äther ist zudem gut gelungen.

Inhalt: Die Grundidee ist sensationell 🙂 Ich mag Bücher, in denen die Naturgewalten vermenschlicht werden und sich die Natur das einfordert, was ihr zusteht. Eine Parallelwelt, die die alten Sagewesen wieder hervorbringt, hatte ich in dem Stil auch noch nirgendwo gelesen, daher ist die Idee für mich recht neu gewesen. Die Ereignisse wechseln innerhalb des Buches ab und treffen sich dann in einem finalen Showdown wieder, das gelang gut, sodass die Spannung aufrechterhalten werden konnte. Inhaltlich muss ich allerdings kritisieren, dass sich einige Fehler in Grammatik und Rechtschreibung eingeschlichen hatten, sowie Wortdoppelungen. Ich halte es normal selbst nicht so streng mit der Rechtschreibung, aber, wenn es sogar mir schon auffällt, hat das Lektorat ein wenig geschwächelt – leider. Das unterbricht ab und an den sonst tollen Lesefluss – ich habe die Geschichte förmlich eingesaugt und wollte mehr von Falk und Minerva. Trotzdem, dass ich die Geschichte so gut fand, fand ich eine charakterliche Aussage leider so gar nicht nachvollziehbar und untypisch: Minvera – eine stolze Frau, die Gleichberechtigung anstrebt, sieht sich als den Besitz eines Mannes an und findet das gut. Ich sage immer: Ich gehöre ZU meinem Mann, aber keinesfalls meinem Mann direkt (ok, ab und zu vielleicht im Schlafzimmer, DAS ist aber eine andere Sache). Das fand ich sehr schade und hat mich ehrlich gesagt total aus der Fassung gebracht.

Aufbau & Struktur: Trotz der Szenen- und Perspektivenwechsel konnte ich dem Inhalt stetig folgen. Die Story zieht sich in einem roten Faden durch den Aetherweltroman: Das hat die Autorin wunderbar hinbekommen.

Stil: Ich bin ein Fan „altertümlicher“ Sprache. Da der Roman um 1912 herum spielt, wurde auch die Sprache angepasst. Besonders charmant fand ich die Umsetzung des Allemanischen (wird im Schwarzwald gesprochen). Ich hatte Spaß daran meinem Mann einfach ein paar Passagen vorzulesen, nur damit er mich mit einem entsetzten Blick anstarren konnte 😉 Durch meine hohenlohischen Wurzeln und meiner Einwanderung nach Bayern war es für mich kein Problem, das allemanische zu verstehen. Mein Mann weiß bis heute nicht, was ich von ihm wollte 😛

Gesamteindruck: Das Buch hat mich überzeugt und gefesselt. Es ist länger her, dass ich einem Verlauf so gespannt gefolgt bin, wie bei diesem Buch. Freudig erwarte ich den nächsten Teil (der Epilog verspricht eine Fortsetzung). Dennoch muss ich die Fehler und die charakterliche Änderung rügen, weswegen ich nur 4 von 5 Funkelchen vergebe. Da geht noch was!

4-funkelchen