Langzeitstillen mit Baby

Foto: André Hansmann

Was? Du stillst zwei Kinder gleichzeitig? Wie geht denn das? – Ich wurde schon häufiger mit der Frage konfrontiert und muss Schmunzeln. Wie machen es denn Mehrlings-Mamas? Auch beliebt ist die Frage: Trinkt die Große dem Baby nicht die Milch weg? Wird die Große überhaupt noch satt? Ist das nicht zu anstrengend?

Kleinkinder stillen? Iiiih

Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal ein Kind so lange stillen würde wie Marie. Ehrlich. Nach Claire dachte ich ja sogar, dass ich nie wieder ein Kind stillen würde. Die Erfahrungen damit waren ziemlich negativ, unsere Stillbeziehung sehr schwierig. Und doch habe ich Marie direkt nach der Geburt angelegt, als sei es absolut selbstverständlich – und bis heute habe ich nicht damit aufgehört. Damit zähle ich nun definitiv zu den Langzeitstillenden.

Hätte ich das jemals gedacht? Nein. Gewiss nicht. Früher empfand ich es sogar irgendwie eklig ein Kleinkind zu stillen. Das war zu der Zeit, in der ich das Stillen ohnehin als Last empfand. Die Zeit meiner Wochenbettdepressionen… Heute sehe ich es anders. Heute sind die Gefühle ganz anders. Heute bin ich frei von Depressionen und einfach glücklich darüber, stillen zu können. Auch, wenn ich nicht unbedingt bis ins Grundschulalter stillen möchte, so kommt ein abruptes Abstillen auch (noch) nicht in Frage für mich.

Natürliches Abstillalter liegt bei über 2 Jahren

Das natürliche Abstillalter liegt ja sowieso bei ca. 2,3 bis 6 Jahren. Das heißt Kinder stillen sich aus eigener Motivation im Normalfall frühestens mit über 2 Jahren ab. Natürlich gibt es immer Ausnahmen und Außreiser nach oben und nach unten. Die meisten Kinder würden aber wohl – wenn die stillende Person es zuließe – erst mit über 2 Jahren abstillen. Das sieht man heutzutage allerdings kaum. Babys zu stillen ist normal, aber ab einem Jahr ist es plötzlich „komisch“.

Komisch fühle ich mich auch manchmal, wenn ich meine Brust für Marie auspacke. Weil mich die Blicke der anderen verfolgen, verureilen, ärgern. Aber das Stillen selbst ärgert mich mittlerweile auch. Ganz ehrlich: Das Stillen zweier Kinder kann manchmal ganz schön ätzend sein! Meine Brüste würden sicherlich ab und an panisch aus dem BH hüpfen und wegrennen, wenn Marie wieder zuckersüß nach der „NeNe“ verlangt. Naja und ich manchmal auch.

Tandemstillen kann auch nerven

Nehmen wir zum Beispiel meine aktuellen Nächte: Ich lege mich gegen Mitternacht ins Bett und stille Marie. Kaum dabei eingeschlafen, meldet sich Valerie. Also muss ich mich zur anderen Seite drehen und hole die zweite Brust raus. Sobald ich weggedöst bin, meldet sich Marie wieder. Umdrehen und die andere Brust raus. Das geht die ganze Nacht so. Ich bin eine Art Ping-Pongball, gefangen im ewigen Milchstrudel.

Daher bin ich seit einigen Wochen ziemlich müde, habe ständig Muskelkater und fühle mich echt ausgel(s)augt.

Aber auch tagsüber ist es anstrengend: Sobald ich die Brust auspacke, um Valerie zu stillen, möchte Marie auch. Zwar versuche ich das zu unterbinden, indem ich Marie klar mache, dass die Brust „leer“ ist und erstmal wieder aufladen muss, aber das klappt nicht immer ohne Protest. Diesen zu begleiten ist dann natürlich auch anstrengend…

Langzeitstillen klappt besser mit Neugeborenem

Als Valerie noch ein Neugeborenes war, war es auch sehr viel einfacher beide Kinder gleichzeitig zu stillen. Jetzt ist sie schon doppelt so schwer und es ist mega anstrengend beide Kinder zeitgleich zu halten, damit sie stillen können… Es ist einfach alles ein großer Kraftakt geworden.

Warum tu ich das dann überhaupt noch? Warum nicht Abstillen? Nunja… Während der Schwangerschaft hatte ich das ja mit Marie versucht. Dieses „sanfte“ Abstillen nach Gordon. Aber ich habe bereits nach Tag bzw. Nacht Zwei aufgegegen. Ich kann Maries Tränen nicht aushalten – ihr schrilles Schreien ebenfalls nicht. Schon gar nicht mitten in der Nacht.

Tandemstillen mit Baby und Kleinkind

Stillen ist… Geborgenheit

Außerdem braucht sie es zur Zeit mehr denn je. Durch die Eingewöhnung benötigt sie eine Möglichkeit den Stress loszuwerden. Und das geht am einfachsten mit ihrer „NeNe“. Es ist ihr sicherer Ort. Sobald sie an der Brust ist, fällt alle Anspannung von ihr ab. Ich spüre, wie gut es ihr tut. Das kann und will ich ihr nicht wegnehmen. Zumindest jetzt noch nicht.

Und es ist einfacher für mich, sie so zu begleiten, als den Frust auszuhalten. Es ist also wohl auch eine Art Faulsein. Japp, ich bin eine faule Mama und suche den Weg, der am wenigsten Ressourcen benötigt…

Beide Kinder bekommen genug Milch

Apropos Ressourcen: Ihr braucht euch keine Sorgen darüber zu machen, dass Marie unserem süßen Baby alles wegessen würde. Da ich Tandemstille, hat jedes Kind eine feste Brust. Die Brüste produzieren die Milch nach dem jeweiligen Bedarf der Mädchen.

Durch Hormone ist die Milch aktuell perfekt für Babys zusammengesetzt.

Sie hat sich also für Valerie angepasst. Seither schmeckt sie für Marie wie „Erdbeermilch“, was wohl daran liegt, dass sie süßer schmeckt. Und dennoch scheint Marie satt zu werden, denn sie bezieht die meiste Energie noch immer aus dem Stillen, statt aus fester Nahrung. Solang sie sich gut entwickelt ist das für mich voll in Ordnung.

Zu guter Letzt muss ich sagen, es ist trotz allen Kraftakten, durchpongten Nächten und ständig triefender Quarktaschen einfach schön zu stillen. Beim Baby sowieso. Aber auch Marie zu stillen, schafft eine ganz andere Art der Verbindung, als ich sie beispielsweise mit Claire habe. Dieses Band möchte ich mir gern noch einige Zeit erhalten – sofern Marie das selbst auch will.

Wie lange Stille ich noch?

Wie lange ich noch Tandemstillen werde, kann ich euch nicht sagen. Ich habe die heimliche Hoffnung, dass sich Marie mit 3 Jahren selbst Abstillen wird. Falls nicht, schaue ich mal auf meine Energiereserven und, ob ich das Tandemstillen weiter aufrechterhalten kann.

Ich möchte zwar gern Stillen, aber nicht um jeden Preis. Ohne Energie kann ich ja auch keine gute Mama sein. Also muss ich da auf mich Acht geben. Trotz der PingPong-Nächte habe ich allerdings noch immer mehr Schlaf, als in Claires erstem Jahr. Von dem her: Ich bin mehr Schlafmangel gewohnt 😉

Wie sieht es bei euch aus? Sind da noch mehr Langzeitstillende unter den Lesern? Oder gar Tandemstiller? 🙂