Ist Langzeitstillen möglich, wenn das Kind schon Zähne hat?

Foto: André Hansmann

„Wie du stillst noch? Aber Marie ist doch schon so groß?“ Nicht selten ernte ich Verwunderung, wenn Bekannte oder Fremde sehen, wie ich Marie stille. Immerhin ist sie bereits über das Babyalter hinausgewachsen. Ich stille sie seit 21 Monaten und zähle damit offiziell zu den Langzeitstillenden Müttern. Als Langzeitstillen bezeichnet man das Stillen über den 15. Lebensmonat hinaus, wenn es nach dem gesellschaftlichen Bild einiger Mütter geht. Experten sind sich uneinig und sprechen von Zeiträumen zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr. In der Theorie. Doch wie sieht das Langzeitstillen in der Praxis aus?

Zu Beginn scheinen Mütter noch hochmotiviert ihre Babys zu stillen. Angeblich stillen knapp 90 Prozent der Mütter an den ersten Lebenstagen – oder versuchen es zumindest. Das klingt erstmal ordentlich, doch die Zahl nimmt rapide ab. Zwei Monate nach der Geburt seien es nur noch 70 von 100 Müttern, die Stillen würden. Und bereits nach 6 Monaten werden noch 22 Prozent der Babys gestillt. Am Ende des ersten Lebensjahres sind von den 90 Prozent der Stillmamas noch knapp 10 Prozent übrig. Der Rest hat bereits abgestillt.

Einflüsse der Gesellschaft verhindern langes Stillen

Ich gehöre zu den wackeligen drei Prozent die auch nach dem 18. Lebensmonat noch stillen. Wenn ich es bis zum zweiten Lebensjahr schaffe, gehöre ich sogar zu dem letzten Prozent der Mamas, die das Kind noch stillt. Das klingt echt wenig. Und ist verwunderlich, denn rein natürlich betrachtet liegt das Abstillhalter sehr viel höher als 2 Jahre. Allerdings hat die gesellschaftliche Entiwcklung dafür gesorgt, dass Kinder sehr viel früher abgestillt werden. Schon was über 1 Jahr Stillen hinausgeht, wird kritisch beäugt. Je älter die Kinder werden, desto heftiger sind die Reaktionen der Menschen.

So, das sind die Zahlen und Fakten zum Stillen. Warum Mamas aufhören zu stillen, oder ob das gut oder shclecht ist, will ich hier gar nicht diskutieren. Ihr sollt nur in etwa eine Vorstellung haben, wie es sich mit dem Langzeitstillen so verhält. Gründe abzustillen gibt es viele: Gesellschaftlicher Druck (der nicht zu unterschätzen ist), Schmerzen, Schlafmangel, der Wunsch den Körper zurückzuerobern, zu viel Stress vor allem nach Wiedereinstieg in den Job… Jeder hat seine eigenen Gründe zum Abstillen. Jeder Grund ist legitim.

Abstillgrund: Zähne?!

Ich habe beispielsweise bis vor Kurzem noch gar nicht so sehr an das Abstillen gedacht, aber hin ud wieder überkommt mich dieser Wunsch. Und warum? Wegen der Zähne! Die Zähne machen mich wahnsinnig! In Gesprächen mit Müttern frage ich (frecherweise) oft, wie es denn so ist, mit den Zähnchen… Tut das denn nicht weh? Und die Stillmamas antworten lächelnd: „Nein. Ich merke das gar nicht“.

Und dann frage ich mich: Wie zur Hölle schaffen die das?! Mit jedem weiteren Zahn wird das Stillen schmerzhafter. Ich sag´s euch! So manches Mal habe ich schon geglaubt, mein Nippel ist jetzt einfach abgebissen worden!

Und dabei habe ich großes Glück: Marie gehört NICHT zu den Kindern, die ihre Mama mit Absicht in die Brust beißen, sich dann bepiseln vor Lachen und die Reaktion der Mama einfach nur zum Lachen finden. Solche Babys gibt es. Sie können den Schmerzensschrei der Mama nicht so recht einordnen und freuen sich einfach, dass die Mama jetzt so komische Geräusche macht. Klingt Brutal. Ist es auch. Natürlich ist es nicht boshaft gemeint, sondern einfach ein Entwicklungsschritt: Actio = Reactio.

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Sowas ist mir mit Marie tatsächlich nur einmal passiert. Ich habe dann klar AU! gesagt und die Brust weggepackt und ihr erklärt, dass das weh tat und ich das nicht möchte. Sie reagierte mit Weinen. Verständlicherweise. Ich habe sie natürlich getröstet, in ihrem Frust begleitet und später haben wir es nochmal versucht. Siehe da: Ich wurde nie mehr gebissen. Jedenfalls nicht mit Absicht.

Das große Problem hier ist das „Zähne kriegen“. Ich jubele natürlich immer, wenn es ein neuer Zahn in Maries Kiefer geschafft hat (wir sind derzeit bei süßen 8 Zähnchen). Die Konsequenz ist aber jedes Mal die Gleiche: Marie muss erst lernen mit dem neuen Beißerchen im Mund umzugehen. Und da passiert es nunmal leider häufiger, dass mein Nippel an einem Zahn hängen bleibt und schön an der spitzen Kante entlang streift. UAH! Oder aber sie fängt im Halbschlaf an auf meiner Brustwarze herumzukauen. Dieser Schmerz ist besonders häßlich, denn er kommt unvorhergesehen, schnell und heftig. Als würde man mir eine brennende Nadel in die Brust rammen. So schön – nicht.

Nach ein paar Tagen ist es wieder gut

Es dauert dann immer ein paar Tage, bis Marie ihre Zähne im Griff hat und das Stillen zu keinen weiteren Zwischenfällen mehr führt. Warum hat mir bislang keine Stillmama davon erzählt? Mein Kind kann nicht das einzige auf der Welt sein, dass immer wieder aufs neue mit ihrem Mundwerkzeug zurechtkommen muss, oder doch? Was mache ich falsch, liebe nicht leidende-Stillmamas?

Und als wäre das nicht genug, stehe ich derzeit vor einem neuen Problem: Hormone. Wie ich im Beitrag „Stillen in der Schwangerschaft“ erklärt habe, fühlen sich meine Brustwarzen aktuell durchgehend wund an. Das ist ein schreckliches Gefühl und es ärgert mich ehrlich gesagt sehr. Da kürzlich auch ein neuer Zahn hinzukam und ich daher öfter gebissen werde, denke ich hin und wieder übr das Abstillen nach. Nur ganz kurz. Denn ich sehe ja, wie gut es Marie tut und wie wundervoll es für unsere Bindung ist. Dennoch denke ich mir manchmal, wie schön es doch wäre, einfach abzustillen…

 

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No sleep, till Midnight

Aktuell kommt erschwerend hinzu, dass Marie nichtgut schläft. Ich lege sie gegen 19.30 hin und stille bis zirka 20.30 Uhr – erst dann lässt sie los. Dann schleiche ich mich ins Wohnzimmer (oder zu Claire), um nach 30 Minuten erneut zu stillen. Nach 15-20 Minuten schleiche ich wieder heraus, nur um nach 30-45 Minuten erneut zu stillen. Das Spiel treiben wir dann bis Mitternacht und dann gebe ich auf und lege mich ins Bett. Ab diesem Zeitpunkt shcläft sie dann quasi durch… Eigentlich möchte sie nicht essen, sie braucht meine Nähe.

Solche Nächte werden zum Glück auch von guten Nächten abgewechselt. Sonst wäre ich schon Amok gelaufen. Anstrengend ist es dennoch alle Mal und ich wünschte mir manchmal einen Schnuller herbei, der das eventuell vereinfach könnte… Schlaf ist eh so ein Thema in der Schwangerschaft. Erholsam ist gerade echt anders.

Gleißender Schmerz jagt mich aus dem Schlaf

Vor einigen Tagen bin ich beispielsweise mitten in der Nacht aus dem tiefsten Schlaf hochgeschreckt, weil Marie so schlimm zugebissen hat, dass die Brustwarze noch minutenlang danach gepocht hat vor Schmerzen. Ich musste aufstehen, sie kühlen und eincremen. Uff. Solche Erlebnisse könnten mir ja schon gern erspart bleiben. Warum passiert das nur mir und nicht den andern? Mhh…

Also, um die Frage, „tut das Stillen mit den Zähnen denn nicht weh?“ zu antworten: ja, zeitweise tut es wirklich ganz schlimm weh. Es gibt aber auch zum Glück Phasen, da läuft es schmerzfrei und sehr schön ab. Ich muss einfach nur wieder und wieder stark sein und durchhalten 😉 Anders geht´s eh nicht, denn Marie nimmt gar keine Alternativen an. Schnullis? Ja, die werden mal bekaut und zum Spaß angelutscht, das war´s dann auch schon. Wer will sich auch die billige Silikon-Kopie, wenn er das Original haben kann?  Das sind sich Marie und mein Mann einig 😉

Abstillen oder nicht?

Aber wisst ihr was? Es ist schon ok so, wie es ist. Die Bindung zu Marie ist auf einem ganz anderen Level, als  zu Claire – die ich ja bereits mit 6 Monaten abgestillt habe. Eine Stillbeziehung ist etwas Besonderes. Zumindest für mich. Ich wünschte, dass ich das bei Claire auch schon gewusst hätte. Ich glaube, das hätte im Nachhinein vieles erleichtert. Marie hat mittlerweile angefangen meine Brust liebevoll zu streicheln. Sie kommt manchmal zu mir, zieht den BH zur Seite, nur um der Brust oder der Brustwarze einen Kuss zu geben und geht wieder. Solche Momente brennen sich ins Herz.

Für sie ist ihre „NeNe“ auch etwas ganz Besonderes. Das werde ich ihr nicht so einfach nehmen. So lange wir uns mit dem Stillen also noch beide wohlfühlen, mache ich weiter. Trotz Zähne. Mal sehen, ob ich von der Langzeistillerin zur Tandemstillerin werde, wenn ich dann sie und das Baby stille.  ich bin echt gespannt wie sich das entwickelt und überrascht über mich selbst. Habe ich doch noch vor Jahren daran gezweifelt überhaupt wieder Stillen zu wollen. Aber so ist das mit Kindern nunmal. Man entwickelt sich weiter, ändert die Perspektive und ist plötzlich irgendwie ein anderer Mensch. Und es ist gut so, wie es ist.