Scheinschwangerschaft durch starken Kinderwunsch

Ich bin schwanger – also nein, eigentlich nicht. Mein Körper ist allerdings der Meinung, dass ich das bin. Oder mein Kopf, oder beide… Ich bin Scheinschwanger. Und so eine Scheinschwangerschaft kann ganz schön anstrengend sein. Auch, wenn ich euch damit vielleicht allmählich nerve, möchte ich nochmal ein paar Worte über meinen Kinderwunsch und dessen Konsequenzen loswerden…

Scheinträchtigkeit im Tierreich

Ich weiß von meiner Hündin (sie lebt bei meinem Ex), dass es sowas wie Scheinschwangerschaften gibt. In diesem Zeitraum verfällt sie dann dem Nestbautrieb, wird extrem kuschlig und fängt an ein Stofftier nach Wahl wie einen Welpen zu betüdeln.

Das sieht immer erst total süß aus. Aber, wenn sie nur ansatzweise die Sehnsucht verspürt, die ich verspüre, merke ich, dass das gar nicht süß ist. Sondern verdammt traurig…

Mein geliebtes Darm-Baby

War das jetzt ein Gluckern im Bauch, oder ein Tritt eines Babys? Ihr kennt das sicher: Im Bauch brummelt und blubbert es so stark, dass ihr von außen merkt wie die Bläschen platzen. Bei mir fühlt es sich teilweise so an, wie ein ganz kleines Baby, dass gegen die Bauchdecke stubst. Ganz zaghaft noch.

Manchmal erwische ich mich, wie ich dann zärtlich mein „Darm-Baby“ streichele und mich kurz in Gedanken verliere und mir vorstelle, dass da wirklich ein Baby drin wohnt und mir Hallo sagt. Ich rede mit meinem Darm-Baby, sage ihm, dass ich mich freue, dass es da ist und ermuntere es, mich nochmal zu stubsen. Klingt irre, ist es wohl auch.

Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihr Herz

Doch neben meinem Darm-Baby habe ich weitere „Nebenwirkungen“ einer Schwangerschaft. Mir wird es gelegentlich richtig übel, vor allem nach dem Essen und bei bestimmten Lebensmitteln. Das hatte ich bisher nur in den Schwangerschaften. Eingebildete Schwangerschaftsübelkeit – Jeay.

Hinzu kommt gelegentlich ein Ziehen im Unterleib. Es fühlt sich an, wie das Ziehen, dass ich beim Wachsen der Mutterbänder gespürt hatte. Erst dachte ich, meine Periode kommt nun wieder zurück (ich habe sie noch immer nicht) aber Fehlanzeige. Es tut für einige Zeit weh und dann verschwindet es wieder…

Schwangerschaftstest stets negativ

Vor einigen Monaten hatte ich sogar mal leichte Blutungen – braunes Blut, ähnlich wie bei Einnistungsblutungen. Sie hielten ein paar Tage an. Total aufgeregt habe ich einen Schwangeschaftstest gemacht – negativ. Die Enttäuschung war groß, klar. Aber wovon sollte ich auch schwanger sein?

Die Anzahl an Sex im ersten Jahr kann ich an beiden Händen abzählen.

Und wir haben auch mit Gummi verhütet. Die Chancen sind da doch relativ… klein. Als die Symptome nicht abklingen wollte, habe ich erneut einen Test gemacht, um sicher zu gehen. Wieder negativ. Und erneut tat es meinem Herzen weh.

Neid auf Babybäuchlein

Wenn ich Schwangere sehe, werde ich melancholisch. Richtig traurig, den Tränen nahe. Und sie sind überall! Im Schwimmbad, auf Twitter, im Freundeskreis. Überall umgeben mich Schwangere mit süßen Baby-Bäuchlein und frische Mamas. Ich freue mich für sie – und bin scheiße neidisch!

Letztens stolperte ich über ein Angebot für Baby-Bodies und fing einfach an zu weinen. Hätte man mir das vor 5 Jahren gesagt, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt.

Mit jedem Tag geht es mir gerade schlechter mit dem Kinderwunsch. Ich will, dass er endlich verschwindet, aber es wird nicht besser. Eher schlimmer. Kennt ihr das, wenn ihr an eine Sache X nicht denken wollt und dann genau dieser Gedanke immer und immer wieder in eurem Kopf aufploppt? Und nun scheinen die Gedanken so penetrant zu hämmern, dass mein Körper schonmal in den Schwangerschaftsmodus geschalten hat…

Scheinschwangerschaft und negativer Schwangerschaftstest

Ambivalente Gefühle

Schwanger zu „sein“, ohne ein Baby zu erwarten, kann ziemlich zermürbernd sein. Und so ein negativer Text, der schwarz auf weiß bestätigt, dass da nix ist – haut nochmal richtig rein. Allerdings fiel mir auch ein Stein vom Herzen. Mein Mann möchte ja nach wie vor kein Kind und das wäre dann sicher nicht zuträglich für unsere Ehe.

„Es gibt kein weiteres Kind, nicht mit mir.“

Ich bin nicht einmal sicher, ob sie einem weiteren Kind Stand halten würde. Ich habe ja auch nicht ohne Grund ganze 10 Gründe gegen ein weiteres Kind gefunden, die größtenteils objektiv und nachvollziehbar sind.

Scheinschwangerschaft: Alles nur Einbildung?

Eine Scheinschwangerschaft ist ein medizinisch anerkanntes Phänomen – auch Pseudopcyesis, Graviditas imaginata genannt. Symptome sind beispielsweise das Ausbleiben der Periode, Erbrechen, Übelkeit bis hin zum Anschwellen der Brüste und Brustwarzen und dem Wachsen eines Babybäuchleins (aha, daher kommt mein dicker Bauch also wieder!).

Eine Scheinschwangerschaft kann durch eine Angstneurose, hormonelle Anomalie oder – wie wohl in meinem Fall – eine Art Wunschneurose auftreten. Alles lässt sich behandeln. Ich hoffe aber, dass das bei mir nicht so weit kommt und die Symptome demnächst mal abklingen. Dennoch werde ich das Thema mit meiner Frauenärztin besprechen. Sicher ist sicher.

Zumal ich auch einfach gar nicht schwanger werden kann, da ich durch das Stillen immernoch keine Periode habe. Theoretisch müsste ich da dann wirklich ein Bullseye landen, um den Moment zu erhaschen, in dem es wieder los geht.

Es würde eh nicht funktionieren

Und nun? Nun ärgere ich mich natürlich, dass ich unter Übelkeit und Kreislaufproblemen leide. Ich streichle mein Darm-Baby liebevoll und stelle mir vor: Was wäre wenn? Was wäre, wenn ich noch mehr Bedürfnisse jonglieren müsste? Wenn Claire noch mehr Zeit teilen müsste? Und dann besinne ich mich auch wieder, dass es gar nicht funktionieren würde.

Und an diesen Gedanken halte ich mich fest. Er ist wie ein Rettungsanker für mich. Nun hoffe ich, dass es irgendwann vorüber geht. Ähnlich wie bei den Schmerzen, die mich nach der Geburt noch immer verfolgen….

Wie ist es bei euch? Kennt ihr das Problem? Leidet ihr vielleicht auch unter so einem starken Kinderwunsch, dass euer Körper schon mal loslegt?

[Anmerkung] Mir ist klar, dass sich einige Frauen nun angegriffen fühlen könnten. Immerhin habe ich bereits zwei gesunde Kinder. Sicherlich wird mein Kinderwunsch erneut als „Luxusproblem“ abgestempelt werden. Ich wünschte ja selbst, der Wunsch würde nicht bestehen. Demnach möchte ich euch bitten, von derlei Angriffen abzusehen. Ja ich habe bereits Kinder. Ja, ich wünsche mir dennoch ein Drittes. Nein, ich erlaube euch nicht, mir vorzugeben, was ich zu fühlen habe.