Reboarder_Unfall_Laura

Mama Laura hatte vor Kurzem einen richtig bösen Autounfall. Das Auto hat sich mehrfach überschlagen. Mehr als ein Haufen Blech ist nicht mehr übrig. Ihr Baby wäre jetzt tot – wenn sie den falschen Sitz benutzt hätte. Das hat ihr auch das Krankenhaus mehrfach bestätigt. Laura selbst hat mehrere Verletzungen erlitten und große Teile ihres Gehörs verloren. Das Baby (12 Wochen alt) hatte „gerade mal“ eine Schürfwunde. Das war´s.

Ich wurde über Facebook auf ihren Unfall aufmerksam und würde ihre Geschichte nun gern hinaus in die Welt tragen. Im Interview erzählt sie von ihrem Unfall, wie sie ihn erlebt hat, ihren Ängsten und Sorgen um das Baby (Achtung: Tränengefahr!) und was sie sich von anderen Eltern wünschen würde.

[Anmerkung] Stopp! Ehe ihr weiterlest! DAS hier ist ein emotionaler Beitrag von Laura, die einen Unfall hatte. Er ist subjektiv aus ihrer Wahrnehmung entstanden und besteht aus ihren Empfidungen und Emotionen sowie vereinzelten Aussagen der Rettungskräfte und des Krankenhauses. Dies ist KEINE wissenschaftliche Ausarbeitung des Themas Kindersitze. Wer einen etwas objektiveren Artikel zum Thema Reboarder sucht, liest bitte bei „Warum den teuren Reboarder kaufen“ weiter. In dem Artikel wird anhand von Quellen sachlicher auf das Thema eingegangen (mit der üblichen Portion Bissigkeit, die meine Leser von mir gewohnt sind).

Wie es zu dem Unfall kam

Liebe Laura, du hattest kürzlich einen richtig bösen Unfall mit deinem 12 Wochen alten Baby miterleben müssen. Würdest du den Lesern bitte schildern, wie es dazu kam?

Ich war mit meiner 12 Wochen alten Tochter Emma in unserem VW Sharan im Ort unterwegs. Ich bin leicht berg ab auf einer Vorfahrtsstrasse mit vorgeschriebenen 50 KM/H gefahren. Auf dieser Strasse ist eine kleine Kreuzung – wer von rechts kommt, muss ein Stoppschild beachten.

Als ich an dieser Strasse vorbei fuhr, sah ich im rechten Augenwinkel einen LKW. Dieser hatte das Stoppschild übersehen und war auch zu schnell. Ich konnte nichts mehr machen, er fuhr in meine rechte Seite ins Auto. Beifahrertüre.

Ich hörte nur noch den Aufprall und war dann wohl bewusslos. Der LKW muss mein Auto einmal gedreht haben (das Auto stand nämlich mit der Front in die andere Richtung) und laut Augenzeugen hat sich das Auto Zwei Mal überschlagen. Ich kam erst wieder zu mir, als mein Auto auf meiner Fahrerseite lag und sich dann wieder aufrecht stellte. Im ersten Moment dachte ich, es würde brennen. Alles war nebelig und roch komisch. Es war mein 1. Unfall und ich bete so sehr auch mein Letzter. Aber der Nebel kam durch die geöffneten Airbags. Da ich ein neues Model hatte, hatten wir sehr viele Airbags. Es waren alle Seitenairbags, Window-Airbags, Knie-Airbags und auch noch Weitere auf.

Wow, das klingt ganz schön heftig! Was ging in deinem Kopf während und nach dem Aufprall vor sich?

Als ich den LKW sah und den Aufprall hörte war ich vollkommen leer. Ich konnte nichts machen und war vollkommen hilflos. Als ich am Unfallort wieder bei Bewusssein war, dachte ich sofort an mein Baby. Ich war durch die herausgebrochenen Scheiben voller Glas und hatte Schmerzen. Ich habe dann mit Mühe und Not meine Türe aufgemacht, um zu meinem Baby zu kommen. Es waren direkt Ersthelfer da. Der Unfall geschah an einem Autohaus, dort wurde gerade ein Auto verladen als mein Auto dort auf die Wiese flog.

Die Ersthelfer wollten mich erst nicht zu meinem Kind lassen, es wusste ja keiner ob sie noch lebt. Aber ich habe sie sehr unsanft an Seite gedrückt, als Mutter lässt man sich nicht aufhalten…

Der Weg von meiner Autotüre zur Türe meiner Tochter, war glaube ich der schlimmste Weg meines Lebens. Ich wusste nicht was mich erwartet. Mir ist alles durch den Kopf geschossen, Lebt sie noch? Aber dann kam ich an ihre Türe. Sie lag in ihrer Babyschale (Besafe izi Modular i-Size mit Isofix station). Sie war voller Glas und blutete am Kinn. Aber sie schaute mich an und ich wusste vom Instinkt her, das es ihr gut geht. Die Babyschale war an der Türseite eingedrückt und der Schockabsorber der extra drauf gesteckt wird, war defekt. Aber sie lebte!!! Zu dem Zeitpunkt ist mir nicht aufgefallen, dass ihre Schiebetüre vom Auto heraus gerissen war.

Ich habe sie dann samt Babyschale den Ersthelfern gegeben und bin dann zusammen gebrochen. Ich glaube, dass mein Mamaherz erst wissen musste, dass es ihr gut geht bevor mein Körper nicht mehr konnte.

Unfallschaden_Seite

Ein Schutzengel für Laura

Jetzt musste ich mir erstmal ein paar Tränen wegdrücken und mein Mäuschen kuscheln liebe Laura. Ich denke, JEDE Mutter wäre erst zu ihrem Kind gerannt. Egal wie groß die Schmerzen sind. Welche Verletzungen hast du letztlich davon getragen?

Ich hatte ein Schädelhirntrauma 1. Grades, Schleudertrauma, starke Thoraxprellungen, eine offene Gurtmarke im Dekoltée und Brust, mein linkes Schlüsselbein hat einen Knickbruch, ich habe eine beginnende Posttraumatische Belastungsstörung und ein Knalltrauma auf dem linken Ohr. Mein Hörvermögen links liegt noch bei 20% und ich habe einen Tinitus dazu. Auf dem rechten Ohr sind es noch 80%. Ich habe für die Ohren eine hochdosierte Cortisontherapie bekommen. Diese brachte leider nichts. Ich bekomme nun eine Hörgeräte-Versorgung und hoffe ich kann mich damit arrangieren. Zu dem hatte ich natürlich Schürfwunden und kleine Verletzungen auf der Kopfhaut von dem Glas.

Das muss trotz allem ein heftiger Anblick für die Ersthelfer gewesen sein. Wie haben aber die Experten, also die Rettungskräfte reagiert?

Zum Unfall kam ein Krankenwagen mit Notarzt. Sie waren über das Auto schockiert und verwundert das wir so „Heil“ da raus kamen. Ich weiss noch, dass ich immer wieder gesagt habe, sie sollen bitte nach Emma schauen, dass ich nicht so wichtig bin. Aber ihre Priorität war wohl bei mir. Einer der Ersthelfer war auch Arzt und hat nach Emmas Reaktionen geschaut. Mein Mann wurde vom Autohaus informiert, er war zum Glück Zuhause und kam direkt.

Ich war ja noch keine 500m von Zuhause entfernt.

Ich bin dann mit Emma zusammen ins Krankhaus geliefert worden. Sie kam auf die Kinderstation und ich in den Schockraum. Ich war so dankbar als ich irgendwann wieder auf die Station kam und mein Baby wieder bei mir hatte!

Wir müssen unser Liebstes schützen

Dein Kind fuhr in der Babyschale, also wie vom Gesetz in diesem Alter festgelegt, rückwärts. Viele Eltern wechseln, so früh es geht in den vorwärtsgerichteten Sitz. Viele Eltern sind sogar richtig GEGEN REBOARDER. Kannst du ihre Gegenargumente verstehen?

Ich habe neben Emma noch zwei weitere Kinder im Alter von knapp 6 Jahren und 3 1/2 Jahren. Auch für die beiden großen Kids hatten wir die Babyschale und im Anschluss einen Reboarder von Besafe. Die Mehrheit der Eltern, sichern ihre Kinder leider im vorwärtsgerichtetem Kindersitz. Viele Argumentieren, dass Reboarder viel teurer seien. Es steht ausser Frage, dass Reboarder teuer sind. Und meiner Meinung nach sollte es allen Eltern finanziell möglich sein, seinem Kind einen kaufen zu können.

Aber nicht nur die Kindersitze sind teuer. Wenn wir mal ehrlich sind, wissen wir doch alle das Kinder teuer sind.

Wer seinen Kindern etwas bieten möchte, muss nun mal in die Tasche greifen. Dem sollte man sich vor der Überlegung ein Kind zu bekommen im Klaren sein. Und für uns als Eltern stand es nie zur Diskussion, an der Sicherheit bei unseren Kindern zu sparen. Wir hatten auch nicht immer rosige Zeiten, wenn es um finanzielle Dinge ging, aber dann wird halt woanders gespart und etwas Geld an Seite gelegt:  Wenn man weiß, dass bald ein neuer Kindersitz ansteht, spart man eben. Denn die vorwärtsgerichteten Sitze sind laut Statistik einfach unsicherer, als die rückwärtigen Sitze.

Es ist doch sehr bezeichnend, dass es in Schweden, seit dort Reboarder verkauft werden,  deutlich weniger tödlich verunglückte Kinder bei Autounfällen gibt, oder?

Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen…..Und dann sollte man sich die ganze Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen, ob man nicht doch einen Reboarder kauft. Klar: Kein Auto und kein Kindersitz garantiert, dass man immer überlebt. Aber man kann die Grundvorraussetzungen schaffen! Für seine Kinder und seine Familie. Und wir wollen doch alle nur das bestmöglichste für unsere Kinder erreichen und lieben sie über alles. Oder?

Lauras Appel an alle Eltern: Pro Reboarder

Danke für deine klaren Worte! Ähnlich hatte ich es schon vor Jahren im Reboarder-Artikel formuliert und natürlich auch faktisch belegt. Gibt es etwas, was du jungen Eltern gern ans Herz legen/sagen möchtest?

Ich hoffe sehr, dass ich einige Eltern zum Umdenken bewegen konnte. Und auch, wenn es viele gibt, die Argumente dagegen suchen… „Früher gab es das auch nicht“. Stimmt, früher wurden Kinder noch ins Auto gelegt und transportiert. Früher gab es auch noch kaum Airbags. Früher sind aber auch noch viel mehr Menschen bei Unfällen gestorben [Anmerkung Redaktion: Früher war das Verkehrsaufkommen allerdings auch sehr viel geringer, die Geschwindigkeiten niedriger]. Und wir haben unsere Kinder bekommen um ihnen ein langes Leben zuschenken, oder nicht? Also denkt um.

Wir leben im Jahr 2017 und zum Glück entwickelt sich alles weiter. Enwickelt ihr euer Denken auch weiter und schützt eure Kinder!!!!!!!!

Wir sind unendlich dankbar dafür, dass wir so ein gutes Auto, einen tollen Kindersitz und so viele Schutzengel hatten. Wir haben nun 2 Mal im Jahr Geburtstag und wissen das Leben nochmal richtig zu schätzen.

Hab ganz vielen Dank für diesen offenen und ehrlichen Erfahrungsbericht, liebe Laura! Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass es Reboarder gibt und die Vorteile erklären. Ich hoffe, dass sich nun einige Menschen durch deine persönlichen Erfahrungen mit den Reboardern auseinandersetzen und einfach weiter denken.

Kleine Side-Informationen zu Reboardern

Das Baby fuhr (wie es in dem Alter noch vorgeschrieben ist) rückwärts. Rückwärtsfahren wird von Experten bis zum 4. Lebensjahr empfohlen. Warum, wieso und weshalb, habe ich ausfürlich im Bericht „Warum den teuren Reboarder kaufen?“ erklärt. Momentan müssen die Kinder bis 9 Kilogramm (entspricht etwa dem 9./10. Lebensmonat) rückwärts – also in der Babyschale – fahren. Viele Eltern wechseln vorher schon in einen vorwärtsgerichteten Sitz, weil das Kind ja „schon so groß“ ist. Damit brechen sie nicht nur die Regeln, sondern gefährden auch das Leben ihres Säuglings. Mit der neuen i-Size Verordnung sollen ab diesem Jahr Kindersitze hergestellt werden, die bis zum 15. Lebensmonat rückwärts einzubauen sind. Somit wird es (hoffentlich) in einigen Jahren keine zugelassenen Vorwärtssitze mehr geben (für unter 15 Monate alte Kinder).

Warum gibt es solche Verordnungen? Warum ist es bisher üblich gewesen, dass Babys bis 9 Kilogramm (entspricht etwa 10 Monaten) in der Babyschale (rückwärtsgerichtet, also ein REBOARDER) fahren müssen? Warum wurde das nun indirekt auf 15 Monate ausgeweitet? WEIL rückwärts einfach sicherer ist! Das sind einfache physikalische Gesetze, die da wirken. Das ist einfache Mathematik, die das aufzeigt.

Unfälle wie dieser zeigen vor allem drei Dinge

  1. Egal WIE aufmerksam man fährt, man kann das Fahrverhalten der anderen Verkehrsteilnehmer nicht beeinflussen. Da hilft auch vorausschauend fahren nichts.
  2. Der richtige Kindersitz IST lebensrettend.
  3. Auch, wenn man „nur mal eben“ zum Bäcker fährt, kann ein Unfall passieren. Dieser Unfall war 500m von Lauras Wohnung entfernt. Egal, wie kurz der Weg ist, es gibt NIE eine Rechtfertigung dafür, das Kind unangeschnallt oder im nicht angemessenen Kindersitz (bspw. Sitzerhöhung) fahren zu lassen. NIE.

Ich bitte euch daher ebenfalls: Geht in euch. Fragt euch, an welcher Stelle ihr ggf. sparen könnt und kauft um Himmelswillen einen guten Sitz. Nicht den von Aldi, nicht den von Lidl, keine Sitzerhöhung, nicht das Schnäppchen aus dem Netz. JEDER Kindersitz sollte auf das Kind abgestimmt und probegesessen werden. Immer. Und natürlich fände ich es noch besser, wenn eure Lütten so lang wie möglich rückwärts fahren würden. Aber das versteht sich ja von selbst bei mir (da ich Reboarder-Fan bin) 😉

PS: Zum Verständnis: Babyschalen werden in der Regel rückwärts eingebaut. Die Kinder, fahren rückwärts. Babyschalen sind also weit gefasst ebenfalls „Reboarder“. In diesem Fall fuhr das Baby rückwärts in der Babyschale. Nicht, dass es da Missverständnisse gibt 😉

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Die liebe ErdbeerLila hat ein ähnliches Erlebnis verbloggt und ist SO glücklich, dass auch sie einen Reboarder hatte: Ich dachte, ich habe mein Baby umgebracht.

BeSafe hat nun auch offiziell über den Unfall berichtet und erläutert in seinem Text, welche Sicherheitsmerkmale des Sitzes gegriffen haben!

 

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