Wieder einmal eine schwierige Rezension die ich zu „Gib mir deine Seele“ verfassen muss. Nun, was heißt muss, ich möchte, aber ich weiß nicht, wie ich es anpacken soll, da ich fair bleiben möchte, aber aus persönlichen Gründen echt Probleme damit habe.

Nichtsdestotrotz möchte ich euch meine ausführliche Meinung nicht vorenthalten. Denn das Buch hat natürlich auch seine guten Seiten. Lest selbst….

Klappentext:

Gib mir deine Seele CoverDie junge Sängerin Pauline ist talentiert, aber erfolglos. Das ändert sich jedoch schlagartig, als sie dem mysteriösem Geschäftsmann Constantin Dumont begegnet, der ihr einen so aufregenden wie unmoralischen Deal anbietet: Er macht sie zum Star, Im Gegenzug verspricht sie ihm absoluten Gehormsam. Auf der Bühne – und im Bett.. Pauline akzeptiert, und für die beiden beginnt ein erotisches Spiel aus Sex und Macht, Dominanz und Unterwerfung …

„Gib mir deine Seele“

Jeanine Krock

Verlag Heyne

Blogtour zu „Gib mir deine Seele“

Von vorne: Erneut habe ich an einer Blogtour von Britt teilgenommen, diesmal zusammen mit Autorin Jeanine Krock die uns die Taschenbücher des Heyne Verlag organisiert hatte. Die Gruppe war diesmal nicht so redseelig, wie bei „Der letzte Drache“, aber dennoch hatte ich Spaß. Bei dem Buch, kann ich bis zuletzt aber nicht sagen, ob ich Spaß hatte, oder nicht. Warum? Das erläutere ich euch nun gern:

Design: Zunächst einmal betrachten wir das Cover. Als ich das zusammen mit dem Titel sah, dachte ich sofort an eine Vampirstory – keine Sorge – es ist KEINE, so viel sei verraten 😉 Worum genau es geht, möchte ich nicht Preis geben, sonst ist der Zauber des Buches weg. Es passt aber sehr gut zum Buch und rundet die Story ab – spätestens beim Klappentext weiß der Leser in etwa, was ihn erwarten wird.

Inhalt: Das Buch muss ich unter zwei verschiedenen Perspektiven betrachten: der objektiven und der persönlichen. Zunächst persönlich: Ich finde es ganz schrecklich, wie sich Pauline ihrem geliebten Constantin unterwirft. Versteht mich nicht falsch, gegen Dominanz im Bett habe ich absolut nichts einzuwenden, im Gegenteil. Doch diese Dominanz erstreckt sich über Paulines gesamtes Leben – auch, wenn Constantin es scheinbar nicht so sieht. Und das geht gar nicht. Jedes Mal versetzt es mir einen Stich, wenn er davon spricht sie „erziehen“ zu müssen und zu „bestrafen“, wenn sie mal Spaß mit ihren Freunden hatte (auch, wenn sie echt kein Fettnäpfchen auslässt). Das hat eher was von einer Vater-Tochter-Beziehung, und an diesem Punkt ging mir ein Licht auf. Pauline hat wenig Erfahrung mit Männern, ist bei Lesben groß geworden und hatte keinen Vater im Leben. So hat sich für mich klar herauskristallisiert, dass diese eigentlich charakterstarke Frau, die stolz ist und die gut allein zu Recht kommt, einen Vaterkomplex haben muss und sich deshalb so behandeln lässt. Ein Vater bestraft seine Tochter, ein Vater erzieht sie. Ein Vater zeigt ihr, wie es „richtig geht“. Nachdem ich zu diesem Schluss gekommen bin, war es deutlich einfacher mich mit dem Verlauf anzufreunden. Damit erklärt sich mir auch, warum Pauline sich plötzlich so unterwürfig gibt, in Karriere, Bett und Leben.

So versuche ich es also weiter objektiv zu betrachten: Die Recherche Arbeit ist nämlich sehr gut gelungen. Egal ob kleine Details zur SM-Szene, den schillernden Einblicken in die Welt der Künstler und Sängerinnen oder die malerischen Städte und Inseln, die der Leser während des Buches mit Pauline bereist hat – Jeanine Krock hat bewiesen, dass sie sich sehr viel Mühe gegeben hat, dem Buch Leben einzuhauchen und realitätsnah zu bleiben. Hier muss ich der Autorin ein großes Lob aussprechen, auch, wenn gerade diese vielen unzähligen Details sehr viel Zeit beim Lesen gekostet haben, da man sie alle in kürzester Zeit in sich aufnehmen musste. Das ist keine Lektüre für nebenher, man muss schon wachsam sein und sich darauf einlassen, ansonsten kommt man nicht mehr mit. Weiterhin fand ich die Beschreibung der erotischen Szenen gut, wenn sie mich auch nicht wirklich berührt hatten. Das kann aber gut daran liegen, dass ich eine persönliche Abneigung dagegen habe, wenn Frauen benutzt werden, wie es hier teilweise der Fall war. Und irgendwie fand ich die Wortwahl nicht sinnlich. Das ist allerdings persönlicher Geschmack, es wurde nicht schlecht beschrieben oder gar geschmacklos, im Gegenteil. Aber die Mischung aus liebesvollen Kosenamen, Bestrafungen und Schmerz… Ich fürchte, dass mir hierzu dann doch irgendwie die Neigung und damit das Verständnis fehlt.

Schmunzeln musste ich aber dennoch, als über Musen und ihre Aufgabe sinniert wurde – bei all den Toten der vergangenen Jahre, speziell Amy Winehouse, habe ich mich gefragt, ob sie beim Schreiben des Romans ggf. an den „Club der 27“ gedacht hatte und die Tode damit insgeheim erklärt hat 😉 Was ich damit meine? Dazu müsst ihr schon selbst lesen!

Blogtour Gib mir deine Seele

Aufbau und Struktur: Dem Verlauf konnte ich trotz der verschiedenen Perspektiven gut folgen. Es waren die Details, die mich immer ins Stolpern brachten, da sich Kapitel dadurch manchmal endlos in die Länge zogen. Ich empfand dies nicht als schlecht, allerdings als ein wenig ungünstig, da ich unter Zeitdruck stand 😉 Das Ende kam meiner Meinung nach nur leider ein wenig abprubt. Dafür, dass in der Vorarbeit so viel Wert auf Details gelegt wurde, war ich ziemlich überrumpelt als das Buch plötzlich zu Ende war. Ich hätte mir einen ausführlicheren retardierenden Moment gewünscht, der das Gefühlsleben Paulines mehr beleuchtet hätte, um zu verstehen, wieso sie sich plötzlich umentschieden hatte. Oder auch Constantins Gedanken bzw. die Beweggründe von Artemis und Konsorten. Da war ich ein wenig enttäuscht, muss ich gestehen, aber vielleicht war das ja auch genau so gewollt – die Wege der Götter sind eben unergründlich 😉

Stil: Der Roman ist flüssig geschrieben, erfordert aber ein gewisses sprachliches Niveau. Wie erwähnt ist es keine Bettlektüre, die man sich im Halbschlaf widmen sollte, weil dann Details verloren gehen. Bis auf die (für mich persönlich) mangelnde Erotik (die ich auf mein Unverständnis schiebe) habe ich am Stil keineswegs Kritik zu üben. Ich war erfreut einer Autorin zu begegnen, die nicht für die Masse schreibt, sondern ein wenig das Spreu vom Weizen trennt.

Gesamteindruck: Jetzt kommt das allseits gefürchtete Fazit und es fällt mir richtig schwer. Persönlich hatte ich ja stark daran zu knabbern, dass sich eine Frau so sehr von einem Mann ins Leben pfuschen lässt, ohne sich wenigstens versuchsweise zu wehren. Gerade durch Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis, die ich dann immer wieder beiseiteschieben musste. Daher versuche ich möglichst objektiv zu bleiben und mich nicht durch negative Erfahrungen beeinflussen zu lassen. Der Inhalt ist super recherchiert und glänzt mit vielen wundervollen Details. Stilistisch gibt es keine Mäkel und dem Aufbau konnte man gut folgen. Mit dem Vaterkomplex erklärt sich dann auch Paulines verhalten zum größten Teil 😛 Besonders gut finde ich allerdings ihre Schlussbemerkung zu ungeschütztem Sex und die Ermahnung, den Roman nicht als „Gebrauchsanleitung“ zu nehmen (ich sag nur „Herdszene“). Daher vergebe ich trotz meiner Bedenken und Probleme mit dem Buch 4 von 5 Funkelchen, die hat es verdient.

4-funkelchen