2) Entthronung - die Lage spitzt sich zu
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Unsere kleine Maus kam in den Sommerferien zur Welt (August). Nach den Sommerferien aber ging das ganze im Kindergarten wohl erst richtig los. Im Oktober letzten Jahres bestellten die Erzieherinnen uns Eltern zu einem Gespräch in den Kindergarten und Sie meinten, dass ihnen aufgefallen ist, dass Theo zunehmend aggressiver geworden ist seit den Sommerferien.
[Anmerkung Yasmin: Auch das kenne ich von Claire. Das schreit ja nahezu nach Entthronung. Ob den Erziehern diese Phänomen geläufig ist? Klingt nicht danach…]
Mein Sohn, der Dino
Er haut, spuckt, schubst und brüllt. Ganz ohne Vorwarnung (!?). Sobald etwas nicht so läuft wie er es will flippt er aus von 0 auf 100 und verkrampft sich und knurrt wie ein Dino. Es kann sein er spielt in der Bauecke mit Kindern und auf einmal fliegen die Fäuste. Er ärgert wohl auch regelrecht Erzieherinnen und Kinder. Auch gibt es wohl ein Kind dass ähnlich tickt wie er.
Dieses Kind ist allerdings ein Jahr jünger und dieser ärgert anscheinend auch grundlos Kinder ist ein Einzelgänger, schon von Anfang an. Theo und er können sich nicht ausstehen. Trotzdem spielen sie irgendwie immer wieder zusammen und auf einmal eskaliert es. Sie prügeln sich und man muss sie auseinander reißen.
Kleine Hassliebe
Auch haben die beiden gegeneinander eine sog. Hassliebe entwickelt, dass sie schon wütend werden, wenn sie sich nur sehen. Die zwei suchen sich mittlerweile gegenseitig im Wechsel, um den anderen zu ärgern. Auch mussten 2 Kinder wohl schon ärztlich untersucht werden weil Theo ihnen weh getan hat. Und das durch Schubsen aus Wut. Dabei sind die Kinder wohl gegen etwas gefallen und haben sich den Kopf dabei angeschlagen haben.
Er würde wohl Kindern auch ins Gesicht fassen beim Reden. Oder sie umarmen auch, wenn sie das nicht wollen. Er ist zunehmend zappelig beim Essen und macht immer Quatsch. Bein Turnen ist er der Clown und lenkt alle ab. Auch kapiert er Aufgaben nicht sofort wie zb. Pakur zu laufen, obwohl man es ihm wohl vorgemacht hat.
Was passiert im SPZ eigentlich?
Da sie wohl nicht umfangreich auf Theos Probleme eingehen können, haben sie gesagt wir sollen Eingliederungshilfe beantragen (eine zusätzliche Erzieherin kommt stundenweise in den Kindergarten). Gleichzeitig zu dem Ganzen lief schon parallel die Rücksprache mit dem SPZ: Ich war mir damals absolut nicht im Kleinsten darüber bewusst, was das überhaupt ist.
Die Erzieherinen haben mir da nur erklärt, dass das ein Gespräch mit einem Facharzt wird und Theo vielleicht ein paar Sachen malen muss und paar Aufgaben bekommt.
Ich hab ihn dort daraufhin angemeldet und wir haben einen Fragebogen zugeschickt bekommen. Und erst, wenn man diese Unterlagen zusammen hat und der Kindergarten einen Bericht hingeschickt hat senden sie einen Termin per Post zu.
Da dort die besagten Sommerferien waren, hatten wir Zeit. Ich war bei dem Termin allerdings nicht dabei, weil meine Tochter 5 Tage zuvor auf die Welt kam. Ich habe im Auto gewartet mit der Maus und mein Mann hat mit Theo die Sache durchgezogen.
Total überrumpelt
Ich hab mich gewundert, als sie erst 1,5 Stunden später herauskamen und beide genervt zu mir ins Auto stiegen. Beide waren auf das nicht vorbereitet gewesen, was da drinnen auf sie gewartet hatte.
Theo musste ein Haufen Tests machen und mein Mann sämtliche Fragen beantworten. Er hat meinem Mann eigentlich genau nochmal die Fragen gestellt, die ich im Anmeldebogen ausgefüllt hatte. Er hatte von vielen absolut keine Ahnung („Wann war ihr Kind trocken?“, „Wann hat es durchgeschlafen?“ etc. )
Er hat dem Arzt peinlich erklärt, dass er hier mit der Sache ins kalte Wasser geworfen wurde. Mein Mann musste wohl viel erzählen, was er denn als unsere momentanen Probleme ansieht und warum wir hier sind. Der SPZ-Arzt hat wohl nur ständig geschrieben und mein Mann sollte nur erzählen. Der SPZ-Arzt hat die ganze Zeit nicht ein einziges Mal eine Andeutung gemacht, in welche Tendenz es geht. Kein Wort über irgendeinen Verdacht.
Er meinte wohl nur er möchte Die Mama noch persönlich kennenlernen und mit uns beiden, ohne Kind, ein Gespräch führen.
[Anmerkung Yasmin: Ich finde es krass, dass das Kind bei der Befragung anwesend war. Man sollte nicht im Beisein des Kindes über Probleme des Kindes sprechen?!]
Ein Test, eine Diagnose
Dann kam ein 2. Fragebogen mit der Post und ich musste viele Dinge ausfüllen. Wie oft hat ihr Kind einen Wutausbruch in der Woche von 1-5 (1=kaum 5 sehr oft) bei vielen Sachen war eben 5 wie zum Beispiel Unlust bei Dingen, die er nicht gerne macht und wie er sich da dann verhält, wenn er nicht will. Der Kindergarten hat ebenso einen Fragebogen bekommen. Auch hat der Arzt wohl mehrmals im Kindergarten angerufen und eben mit der Erzieherin persönlich noch geredet.
Bis heute hat sich niemand mehr wegen eines Gespräches bei mir gemeldet. Es kam lediglich ein Bericht mit großer Aufschrift Diagnose: Differentialdiagnose frühmanifestes ADS im Kindesalter.
Mir ist fast der Bericht aus der Hand gefallen als ich das gelesen hab. Auch was ich in diesem Bericht alles gelesen hab, hatte mich sprachlos gemacht. Ich berichte kurz was so drin stand: Theo sei wohl seiner Meinung nach aufgrund seiner geringen Körpergröße, wie ein 4 jähriger gefördert worden, sowohl im Kindergarten als auch von uns Eltern.
Kommt eine Regelschule in Betracht?
Er hätte schon lange in einem Sozialpädagogischen Kindergarten betreut werden sollen. Dann ist er noch auf den Fragebogen eingegangen und dazu noch Theos Aufgaben ausgewertet. Er ist wohl auf dem Stand eines 4 jährigen zu damaligen Zeitpunkt, er sieht ihn aber weiter und denkt er kann mehr.
Auch hat er geschrieben, er würde eine Sonderpädagogische Überprüfung empfehlen die zeigen soll, ob Theo überhaupt auf eine Regelschule gehen sollte und welche eventuell für ihn in Betracht kommen. Und Eingliederungshilfe würde er (notgedrungen auf Wunsch der Einrichtung auch) empfehlen.
Die Erzieherinnen waren daraufhin schwer beleidigt über seine Theorie.
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Und sie waren auch verwundert über seine Diagnose und vor allem das mit dem Sozialpädagogischen Kindergarten. Das sie wohl nicht reagiert haben. Sie haben sich persönlich angegriffen gefühlt. Ich wollte daraufhin auch noch mal mit diesem Arzt sprechen bekam allerdings erst im März 2020 einen Termin.
Eigentlich wollte dieser gar nicht mehr mit mir sprechen und meinte mit dem Bericht ist alles gesagt. Dass er wohl meinem Mann auch noch gesagt hat, er möchte mit mir sprechen, weiß dieser allerdings nicht mehr laut seiner Mitarbeiterin.
Ihr könnt euch sicherlich denken warum ich bis heute noch keinen Termin mit diesem Arzt habe, ja wegen Corona.
Was der Kinderarzt denkt
Wir sind daraufhin noch mal zu unserem Kinderarzt und haben mit ihm darüber gesprochen, was der SPZ-Arzt darin geschrieben hat. Es war spät abends und der hatte es glaub eilig nach Hause zu kommen. So kam es uns auf jeden Fall vor. Er meinte nur, ja wenn dieser SPZ-Arzt das sagt, dann wird da was dran sein. Er habe öfters mit diesem SPZ-Arzt zu tun.
Er gab auch zu, er kann ihn nicht leiden. Dieser SPZ-Arzt sei kein Fan von ADS und vergibt diese Diagnose auch nicht gerne. Der SPZ-Arzt hat ihm wohl auch schon öfters Vorwürfe gemacht, weil er zu spät handelt und gibt gerne Eltern die Schuld.
Noch ein Fragebogen?
Gleichzeitig meinte er, sie haben Glück, denn sie sind hier in einer ADHS Praxis gelandet. Er hat eine Zusatzausbildung für dieses Gebiet. ADHS ist wohl eine Spektrum-Störung im Gehirn mit Symptomen die unser Kind zeigt. Deshalb auch die Checkliste. Hat man so und so viele zutreffende Aussagen von jeder Kategorie, hat man seine Diagnose. Er hat noch gefragt ob es jemand aus der Familie hat. Es sei vererblich und sehr verbreitet, in jeder Klasse säßen 2 Kinder davon.
Er hat uns viele Infoblätter ausgedruckt und noch mal einen Fragebogen mit Auswertung mitgegeben. Damit kann man herausfinden, ob das Kind ADS hat. Er hat gesagt, diese können sie ja auch ihren Kindergarten mal geben. Habe ihm nur dann die Antwort gegeben „das haben wir alles schon durch“. Mehr konnte ich dazu nicht mehr sagen. Ich habe danach noch tagelang geweint. Wir haben dann von ihm das Rezept für die Ergotherapie bekommen. Dann ging die Beantragerei los…
Ich finde es toll dass Du hier berichtest. Ich hoffe ihr bekommt medizinische Hilfe wenn nötig und keine Schuldzuweisungen.
Wie kann ich die Mutter kontaktieren? Ich möchte ihr helfen.
Wie geht es ihr jetzt?
Wie geht es ihren Kindern? Medikamente sind nie die Lösung.
Das ist eine pauschale Aussage, die nicht korrekt ist…. Natürlich können Medikamente, nach einer guten Anamnese, von Nutzen sein. Aber natürlich nicht immer.
Alle Medikamente haben Nebenwirkungen und beschädigen die Darmflora.
Medikamente können Nebenwirkungen haben, das stimmt. Aber in den meisten Fällen helfen sie bei einem Leiden. Ich möchte hier auf dem Blog Medikamente nicht verteufeln und auch nicht in den Himmel loben. Allerdings möchte ich auf evidenzbasierte Fakten hinweisen und mich auch ganz klare gegen Homöopathie und anderen Schwurbel aussprechen. Wir nutzen Medizin auch nur sehr selten, aber nicht immer kann darauf verzichtet werden. Das allerdings müssen auch Ärzte entscheiden, besonders in diesem Fall. Du kannst deinen LÖsungsansatz gern hier vorstellen oder eine Mail schreiben. Ich leite das gern weiter. Aber die Daten der Mutter gebe ich selbstverständlich nicht oder… Read more »
O. m. G. Als Betroffene Mutter eines ADHS Kindes hoffe ich jetzt einfach sehr, dass das Kind Medikamente bekommt. Es ist so ein Gamechanger nicht nur für das Kind sondern für die gesamte Dynamik auch in der Familie