Hallo Stefan,

zunächst würde ich gerne einmal ein bisschen über deinen Werdegang erfahren. Wiekamst du zum Schreiben? Waren Bücher oder auch das Erzählen von Geschichtenschon immer ein Bestandteil deines Lebens? Was genau hat dich dazu bewegt, ein Buch zu schreiben?

Mit dem Schreiben habe ich bereits im Alter von 14 Jahren begonnen. Inspiriert hat mich die „Geisterjäger John Sinclair“-Romanserie von Jason Dark und deshalb ist eswohl auch nicht verwunderlich, dass die erste Story eben diesen Helden als Hauptfigurhatte.„Zombies in den Alpen“ wurde von mir persönlich, handschriftlich in ein altes Deutsch-schulheft (so eines mit diesen komischen Linien und Kästen) verfasst und sollte in einem zweiten die Fortsetzung „Zombies in den Alpen – Teil 2“, erleben, wozu es – zum Glück??? – nicht kam, denn irgendwie hatte ich keine Lust mehr, als mein Vater nach der Lektüre in lautes Gelächter ausbrach.:(Teil 1 ging dann – ebenfalls zum Glück??? – während eines Umzugs verschütt und wart nicht mehr gesehen. Nun, mein alter Herr war dann ein paar Monate später so freundlich und spendierte mir eine Reiseschreibmaschine, die ich über einige Jahre hinweg einsetzte und auf ihr zu-nächst autodidaktisch ein blitzschnelles Zweifingersystem entwickelte und Geschichten verfasste. Meine Liebe Geschichten zu lesen und zu erfinden reicht aber noch viel weiter zurück,denn bereits als Kind im Kindergartenalter habe ich eine überschäumende Phantasie besessen, die sich in „Spönkram“ (plattdeutsch für „Spinnerkram“) manifestierte und in einer Vorliebe für Superman und Batman-Comics. Aus dieser Vorgeschichte entwickelte sich irgendwann ein Automatismus, denn mir fielen immer wieder neue Storys ein, die auf verschiedenen Eingebungen beruhten (manchmal ein Filmbeitrag im Fernsehen, mal eine Geschichte von einem Kollegen oder Freund oder auch beim Aufsuchen eines bestimmten Ortes mit besonderer Atmosphäre). So kamen in mittlerweile über 40 Jahren allerhand Ideen zustande, von denen viele im Dämmerlicht der Vergessenheit untergingen … aber andere erhalten blieben und jetzt, da ich tatsächlich auch veröffentliche, vielleicht irgendwann einmal in den Händen der geneigten Leser*innen auftauchen könnten. Wer weiß? Wer weiß?

Magst du uns ein bisschen etwas über deine Kommissare, die bei der Kripo Norden, ermitteln, erzählen? Gab es Menschen, aus deinem persönlichen Umfeld, die du in ihnen wiederfindest?

Ich antworte zunächst auf die zweite Frage. Menschen, die mich inspirieren, gibt es zuhauf. Tagtäglich treffe ich mit vielen Leuten zusammen. Als Physiotherapeut rennen sie mir quasi die Bude ein (wenn wir uns persönlich zum Interview treffen würden, würde ich jetzt lauthals über diese Formulierung lachen). Aber ernsthaft, ich treffe so viele Menschen und arbeite teilweise so intensiv mit ihnen zusammen, dass mir zahlreiche Charaktere geboten werden, zwischen denen ich einfach nur auswählen muss. Klingt vielleicht abfällig, ist aber nicht so, denn das menschliche Wesen fasziniert mich wirklich immer wieder. Und so ist es auch mit meinen beiden Kommissaren Hilka Martens und Axel Groot. Hilka hat sehr viel von einer Kollegin, mit der ich zusammen gelernt habe und die sich durch ein Übermaß an Intuition auszeichnete, was ihr oftmals im Umgang mit anderen Menschen half … aber auch bisweilen Schwierigkeiten bereitete, denn sie agierte dann zu impulsiv. Allerdings war sie kritikfähig und lernte ständig dazu. So wie Hilka… Axel Groot basiert auf einen Ausbilder, den ich während meiner Bundeswehrzeit kennen- und schätzen lernte. Ein etwas spröder und ruhiger Mann. Allerdings, wenn er mal aus dem verbalen Quark kam, dann haute er so manch trockenen Gag raus und er war auf seinem Gebiet wirklich ein Top-Mann. So wie Axel…

Was geschieht in „Tod beim Spökenkieken“? Kannst du für unsere Leser den Inhalt grob wiedergeben?

Aber wirklich nur grob, denn die Leser wollen bestimmt keine Spoiler ;). Es geht um eine Messe oder Convention, die in einem Hotel in der Nähe von Norden stattfindet und in der sich Menschen treffen, die eine Geistheilerin namens Fruu Mariann verehren. Allerdings wird die Zusammenkunft völlig über den Haufen geworden, als eben jene Fruu Mariann erwürgt in einem Konferenzraum des Hotels aufgefunden wird. Hilka Martens und Axel Groot müssen inmitten einiger … ich drücke es mal vorsichtig aus … etwas weltfremd erscheinender Menschen ermitteln, die einen leicht verklärten Blick auf die Wirklichkeit besitzen und einige unschöne Wahrheiten über die Tote übersehen oder übersehen wollen. Vor den Kommissaren und ihren Kollegen liegt eine aufreibende Zeit und die Aufklärung des Falls wird ihnen wahrhaftig nicht leicht gemacht.

In deinem aktuellen Krimi steht neben den Ermittlungen ja das Thema Esoterik im Mittelpunkt. Wie hast du dazu recherchiert?

Tja, das hört sich vielleicht überheblich an, aber so viel recherchieren musste ich gar nicht, weil ich mich mit diesen Themen ganz gut auskenne. Ich stamme ja ursprünglich aus dem Horror- und Phantastik-Genre … ach ja, ich habe ganz vergessen, zu erwähnen, dass aus meiner John Sinclair-Leidenschaft später auch die Aufnahme ins John Sinclair-Autorenteam erwuchs.Wenn man sich mit Vampire, Werwölfen, Untoten jeder Nuance beschäftigt, dann bekommt man es auch mit Energieübertragung, Heilsteinen, Heilpyramiden und Ähnlichem zu tun. Wenn man, wie ich auch noch in Nordfriesland aufgewachsen ist, hat man einige jener „Spökenkieker“ kennengelernt. Die gibt es immer noch. Und was lag näher, als sich mit diesen Menschen wertungsfrei zu unterhalten und etwas tiefer in die Materie einzutauchen?

Hast du selbst vielleicht sogar schon Erfahrungen machen können?

Neben o.g. Treffen und Gesprächen wurde mir sogar einmal selber durch einen Mann geholfen, der behauptete (und mich davon überzeugte) über derartige Fähigkeiten zuverfügen. War wirklich irre, aber der hat eine Knochenhautentzündung in wahrer Rekordzeit aus mir herausgetrieben. Etwas, was verschiedene vorangegangene Behandlungen über einen Zeitraum von knapp anderthalb Jahren nicht geschafft haben. Ich höre schon die Skeptiker rufen: „Bist du sicher, dass er es war, der dir geholfen hat?“ Da kann ich natürlich nur antworten: „Ja, auch wenn es keinen naturwissen-schaftlichen Beleg dafür gibt.“Jene Menschen, also die, die es wirklich beherrschen und können, verfügen auch über eine besondere Ausstrahlung, die irgendwie von ihnen ausgeht. Ist eben nicht zu erklären.

Wie stehst du zu dem Thema Esoterik?

Im Großen und Ganzen stehe ich dem ganzen positiv gegenüber und glaube auch daran, dass es Abläufe in unserer Welt gibt, die aus einem Bereich stammen, deren Funktionsweise sich unserem Verstand nicht erschließt. Allerdings glaube ich z.B. im Fall der Geistheiler, dass jene Menschen nicht wirklich die breite Masse oder die Öffentlichkeit suchen, sondern eher im Verborgenen wirken. Sie sehen ihre Gabe nicht unbedingt als Segen, zumindest für sich selbst, denn damit ist wohl zumeist auch eine besondere Form von Sensibilität verbunden, die extrem belastend sein kann. Im Gegensatz dazu stehen, jedenfalls für mich, Leute, die sich vor einer Fernsehkamera produzieren, Halbwahrheiten verkünden und sich, ganz offensichtlich darauf verlegen, verzweifelten Mitmenschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. So ein Vorgehen ist meines Erachtens verachtenswert und gehört bestraft.

Welche Themen wirst du in deinen Büchern ansprechen oder was reizt dich thematisch so sehr, dass du es den Lesern gerne näher bringen willst?

In erster Linie geht es mir beim Schreiben um den Unterhaltungswert. Ich liebe Geschichten in denen nicht nur gelacht, geweint oder mitgefiebert wird. Die Mischung macht’s. Ich bin ein großer Star Trek-Fan und bewundere immer wieder jene Autoren, die es schaffen in 45 Minuten-Episoden ein ganzes Kaleidoskop von Gefühlen abzurufen. Meine Lieblingsgeschichte in der Serie mit Captain Kirk ist „Der Griff in die Geschichte“, in der der wackere Kommandant und Mr. Spock eine Zeitreise in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts unternehmen. Die Geschichte enthält Spannung, einen gehörigen Batzen Komik und zum Ende hin…Tragik. Und nebenbei wirft sie einen interessanten Blick auf das düstere Zeitalter der „Depression“ in Amerika. Solche Geschichten vorzulegen, vielleicht in etwas kleinerer Form, weil Zeitreisen beim Ostfrieslandkrimi nicht wirklich angesagt sind ;), das ist mein Ziel. Die Vermischung dieser Elemente mit interessanten Charakteren vor einem ansprechenden Hintergrund, um den Leser für ein paar Stunden zu unterhalten, ihn zum Schmunzeln bringen und vielleicht sogar ein Tränchen zu entlocken.

Abschließend interessiert mich die Frage, ob es einen Charakter gibt, der dir besonders nahe steht oder gefällt?

Charlie Thaler! Ganz eindeutig. Sie ist treu wie Gold, lässt ihre Leute niemals hängen und würde sich für sie sogar den A*sch aufreißen lassen. (Ich hoffe, diese Formulierung ist nicht zu derb).Ein Mensch mit Ecken und Kanten und auch einigen Fehlern, dessen Qualitäten aber all das bei weitem aufwiegen. Ich kann den Leser*innen nur raten: Wenn ihr im wirklichen Leben solch einem Menschen begegnet, dann haltet euch an ihn. Der lässt euch niemals fallen.

Vielen lieben Dank für die spannenden und offenen Einblicke !!