Ein drittes Kind – es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich euch davon berichtet, dass mein Mann auf seinem Nein beharren würde, ich habe eine Checkliste mit 10 Gründen gegen ein drittes Kind erstellt, die mir helfen sollte, mit dem Wunsch abzuschließen. Ich hatte sogar eine Art Scheinschwangerschaft durchlebt, weil der Wunsch so groß war. Mit der Zeit schien der Wunsch auch tatsächlich kleiner zu werden. Doch bei jedem Babybauch, bei jeder Schwangerschaftsankündigung auf Instagram, bei jedem Neugeborenenbild keimte der Wunsch wieder auf und grub sich tief. Es war wirklich anstrengend dagegen anzukämpfen. Und dann, ganz plötzlich, hat das Schicksal eingegriffen und sich seinen Weg gesucht…

[Triggerwarnung: Wenn du einen starken unerfüllten Kinderwunsch verspürst oder bereits mehrere Versuch Schwanger zu werden hinter dir liegen, solltest du diesen Text NICHT lesen. Wirklich nicht.]

Es ist ein paar Wochen her, da merkte ich ein paar Veränderungen. Ich war reizbarer, müde und hatte komische Schmerzen im Unterleib. Erst dachte ich daran, dass ich wieder eine Gebärmutterentzündung haben könne. Vor ein paar Jahren litt ich schonmal darunter und es war echt nicht schön. Ich wartete also ab, ob die Symptome schlimmer werden würden. Aber nein. Das Ziehen und Drücken blieb in etwa gleich intensiv, wenn auch echt ärgerlich. Was war denn das bitte?

Schwanger werden ohne Periode?

Ein bisschen später kam dann auch noch Übelkeit hinzu. Ich war etwas verwundert. Schon wieder eine Scheinschwangerschaft? Oder setzt jetzt dann doch bald mal meine Periode ein? Immerhin bin ich seit 2,5 Jahren trocken gelegt – Stillen sei Dank. Ich habe mich in Sicherheit gewogen, denn ein paar Woche zuvor hatte ich noch mit einer Stillexpertin darüber gesprochen, welche Faktoren erfüllt sein müssen, damit man auch in der Stillzeit und ohne Periode schwanger werden könne. Ob das überhaupt ginge?!

Ich hatte für eine liebe Freundin gefragt, die sich ein weiteres Kind wünscht, aber ungern abstillen wollte: Es müsste zum Eisprung kommen und die Stillabstände müssten regelmäßig mehrere Stunden betragen. Dann kann der Körper wieder loslegen.

Pah! Dachte ich mir. Selbst, wenn ich schwanger wollen würde, könnte ich es gerade nicht werden. Höhö… Höhöhö!

Schwanger ohne Periode. Jo das geht

Das ist natürlich nur eine grobe Richtlinie und nicht immer trifft das auch zu. Das habe ich jetzt selbst erlebt. Ich hatte bisher keine Periode, aber scheinbar einen Eisprung. Schwanger werden ohne Periode. Das geht. Und wie das geht! Die Stillabstände sind alles andere als regelmäßig bei mir und kaum mehrere Stunden auseinander. Aber es gibt Frauen, die werden schon nach wenigen Wochen wieder schwanger. Manche Körper sind da einfach schneller, als andere. Meiner gehört dazu 🙂

Das wurde mir in dem Moment so richtig bewusst, als ich beim Frauenarzt auf dem Stuhl saß und den Herzschlag meines Babys sah. Ganz wild pochte es. Unser Gummibärchen hat auch schon gestrampelt und wild die Arme und Beine bewegt. Ich war überrascht und schockverliebt.  Da ist es also mein kleines Wunder, mit dem ich so gar nicht mehr gerechnet habe. Uff.

Möchten Sie das Kind behalten?

Als ich bei meinem Frauenarzt um einen Termin bat und erwähnte, dass ich schwanger sein könnte, war die erste Frage der Arzthelferin (die mich schon kennt), ob ich das Kind denn behalten möchte. Ich stotterte etwas am Telefon und meinte, dass ich mir ein Kind wünsche, aber mein Mann noch gar nichts weiß und gar nicht weiß, wie er darüber denkt. Irgendwie war ich überrascht sowas am Telefon gefragt zu werden.

In der Praxis angekommen wurde ich das zwei weitere Male gefragt. Ich war verblüfft, denn meine Frauenärztin ist absolut top. Irgendwie fand ich die Frage dennoch seltsam unangebracht. Ob das mit dieser ollen Abtreibungsinformations-Sache zusammenhängt? Hatten sie befürchtet, ich würde nicht aktiv fragen, wenn ich denn den Wunsch hätte? Oder liegt es daran, dass drei Kinder dann doch eher „ungewöhnlich“ sind?

baby on Board

Wie ich meinen Mann überzeugt habe? Gar nicht.

Egal. Ich bekam meinen Mutterpass ausgehändigt und damit war es offiziell: Ich war schwanger, dem Baby geht es hervorragend, ich werde nochmal Mama. Kaum habe ich die Schwangerschaft verkündet, kamen unzählige Rückfragen: Hast du deinen Mann doch überzeugen können? Und ich muss ganz klar sagen, nein. Habe ich nicht. Wir waren leichtsinnig, das ist alles.

Angefangen hat es in der Mutter-Kind Kur im Januar. Wir haben an so ziemlich alles gedacht, als wir losgefahren sind. Außer an Gummis. Da wir in den ersten Tagen eingeschneit waren und ungern Zimmernachbarn nach Kondomen fragen wollten (hihi), dachten wir uns: Aaaaach, keine Periode, kein Eisprung. No Risk, No Fun. Tjanun, sagen wir so, das mit dem Coitus Interruptus haben wir dann auch nicht so streng genommen.

Sex ohne Gummi – Toll!

Wer einmal eine Grenze überschritten hat weiß, dass es beim nächsten Mal umso leichter ist. Also haben wir es auch ein zweites Mal drauf ankommen lassen. Als wir zu Hause waren, war die Gier nicht gestillt. Sex ohne Gummi Krchkrchkrch – ein Traum! Es kam wie es kommen musste (Höhöhö Wortspielattacke), auch zu Hause waren wir leichtsinnig geworden. So hatten wir bis Anfang Februar etwa 4 bis 5 Mal (wer zählt da schon mit) ungeschützten Verkehr. Einfach aus Leichtsinn heraus. Uns war völlig klar, dass Stillen kein Schutz vor einer Schwangerschaft ist. Es war klar, dass etwas passieren KANN. Mir war es ja auch egal, ich freute mich über die Entwicklung. Und ich habe eine totale Abneigung gegen Kondome (und Latexallergie…).

Diese 4 bis 5 Mal ungeschützter Sex waren dem Schicksal genug. „Ihr wollt es, ihr kriegt es!“ dachte es sich wohl. Laut Berechnungen muss die Befruchtung etwa Anfang Februar gewesen sein. Also ziemlich das letzte Mal, an dem wir ungeschützten Sex hatten. Mehr Zufall geht nicht, oder?  Es war mal wieder ein goldener Treffer. So wie damals bei Claire. Unglaublich, wie fruchtbar und kompatibel wir beide zu sein scheinen…

Ein Gefühlssturm haut mich um

Tja und nun? Nachdem mir klar wurde, dass ich schwanger bin und tatsächlich nochmal Mama werde, tobte in mit ein Sturm aus Gefühlen. Ich hatte erst eine neue Stelle angenommen, mit der ich oberglücklich bin! Sie ist auf ein Jahr befristet und so werde ich nach der Elternzeit erneut auf Jobsuche sein. Das ist frustrierend. Und auch für den Arbeitgeber ist das ja alles andere als optimal gelaufen. Er stellt mich ein und zack, 6 Monate später geht´s in den Mutterschutz.

So war es nicht gedacht und mich plagt ein furchtbar schlechtes Gewissen deswegen – Zumal ich meinen neuen Job total toll finde und mein Team ist herzallerliebst! Das ist echt das Worst Case-Szenario für Arbeitgeber und Arbeitnehmer… Und ein bisschen verstehe ich, warum Arbeitgeber Frauen ungern einstellen. Mit mir hat er ja einen echten Jackpot gelandet…

Erste Hürde: Das Auto

Und natürlich hatten die 10 Gründe gegen ein drittes Kind auch einen sehr sachlichen Ursprung. Da kommt einiges auf uns zu! Wir haben schon beim Autositzkauf gemerkt, dass wir Umdenken müssen. Drei Sitze haben auf der Rückbank keinen Platz. Claire muss nach vorne, wenn das Baby kommt. Eigentlich sträube ich mich sehr dagegen ein Kind auf dem Beifahrersitz mitzunehmen, wenn es sich nicht vermeiden lässt…

Ich werde dann immer hinten in der Mitte mitfahren müssen – bequem ist anders und mein Mann wird gar nicht mehr als Beifahrer mitkommen können – er hat viel zu lange Beine. Ein neues Auto ist aber nicht drin. Wir zahlen das Aktuelle ja immernoch noch gut 5 Jahre ab! Tröööööt. Luxus und Bequemlichkeit wird eh überbewertet. Oder ein Fahrerwechsel bei langen Fahrten…

Ich hab eine Scheiß Angst

Davon ab, wird es bei 80 Quadratmetern und 3 Zimmern echt eng. Wir haben noch keine Ahnung, wie wir das optimal aufteilen können, damit auch Rückzugsräume geschaffen werden – für Kinder UND Eltern. Wenn ich aktuell meine Ruhe möchte, muss ich mich ins Auto setzen oder in den Keller gehen. Auf lange Sicht ist das ja nur semigeil… Uff. Ich mache mir ehrlich gesagt schon ein paar Sorgen, wie wir das finanziell alles stemmen können. Und nervlich!

Es ist ja so, dass ich gerade 16 Stunden in der Woche arbeite – 8 Zu Hause, 8 im Büro. Obwohl das nicht viel klingt, bin ich seither total K.O. Natürlich liegt es auch teilweise an der Schwangerschaft, klar. Dennoch habe ich einfach kaum noch Energie. Der Haushalt stagniert, ich mache keinen Sport, mein Blog wird kaum noch bespielt.

Abends liege ich meist erschöpft auf der Couch oder schlafe direkt bei der Einschlafbegleitung mit Marie ein. Meine Energiereserven sind total ausgeschöpft. Und damit bin ich auch nah am Wasser und an den Nervenenden gebaut. Es passiert schon öfter, dass ich Mal hochgehe. Wie wird das erst mit drei Kindern? Ehrlich Leute, ich habe Angst.

Ich habe eine Scheiß Angst, dass ich das nicht packe und mega versagen werde. Dass ich meinen Kindern Strafen und Drohungen um die Ohren haue und die Mama werde, die ich nie sein wollte…

Und dein Mann….?

Die wohl am häufigsten gestellte Frage, die mir in den letzten Tagen begegnet ist, ist die Frage danach, wie mein Mann es aufgefasst hat. Es ist kein Geheimnis, dass er sich klar gegen ein Baby ausgesprochen hatte. Und ehrlich: Obwohl ich ihn über alles liebe und mir sicher bin, dass er uns sehr liebt, hatte ich ein klein wenig Angst ihm von der möglichen Schwangerschaft zu erzählen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Sicherlich nicht, dass er sich trennt oder mich zur Abtreibung auffordern würde. Aber dennoch hatte ich Angst. Angst vor Ablehnung für das Baby vielleicht…

Sagen wir mal so: Er ist nicht unbedingt vor Freude in die Luft gesprungen. Er nahm die Info recht pragmatisch auf und musste sie für sich verarbeiten. Er sagte aber auch direkt:

Ich mache eine Vasektomie. Egal, wie es mit dieser Schwangerschaft ausgeht. Bumm. Das saß.

Er musste sich erst an den Gedanken gewöhnen nochmal Papa zu werden. Das hatte einige Tage gedauert. Er wollte natürlich mir zum Arzt und bei der Untersuchung dabei sein. Als er den Herzschlag sah, war ich nicht sicher, was ich aus seiner Mimik lesen könnte. Freude sah ich leider nicht darin. Mehr Angst. Als ich ihn dann vor Kurzem fragte, ob er gern den Herzschlag des Babys hören möchte (ich habe mir direkt einen Fetal-Doppler besorgt), hat er verneint. Er sei noch nicht bereit dazu.

Babybauch in ssw12

Der Stress setzt ihm zu

Es fiel mir in dem Moment unglaublich schwer nicht verletzt zu sein. Aber es ist sein gutes Recht, sich erstmal langsam an die neue Situation heranzutasten. Ein paar Tage später hat er dann doch reingehört. Es wird also… Wobei ich leider auch sehe, dass es ihm schlecht geht. Er macht sich viele Sorgen und ist gestresst. Sein Auge begann zu zucken. Das ist total ungewöhnlich für ihn und ist ein Zeichen hohen Drucks und Stress. Immerhin wird er der Alleinverdiener für unsere 5-köpfige Familie sein. Auf ihm lastet der finanzielle Druck, auf mir der emotionale.

Wir werden das wieder klassisch aufteilen, sprich: Ich bin zu Hause bei den Kids, er arbeitet. Ein anderes Modell macht finanziell gesehen keinen Sinn. Dafür verdiene ich einfach zu wenig und mit noch weniger Geld, müssten wir eine noch kleine Wohnung nehmen. Das kommt nicht in Frage. Ich verstehe aber, dass ihm das zu schaffen macht. Mir ja auch. Ich arbeite gern. Aber ich denke mit drei Kindern werde ich es nicht schaffen – zumindest im ersten Jahr-  auch noch Teilzeit arbeiten zu gehn. Zumal ich ja keine Entlastung habe…

Angst statt Genuss

Es ist so traurig, dass ein neues Leben mit so viel Stress überschattet wird, oder nicht? Es macht mich auch traurig, dass ich meine Freude aber auch meine Ängste nicht so richtig mit meinem Mann teilen kann, weil er einfach noch nicht so weit ist. Ich würde diese Schwangerschaft – die definitiv die Letzte ist – so gern in vollen Zügen genießen. Stattdessen habe ich Angst und mache mir Sorgen. Ätzend.

Ich bin so eine furchtbarschlimme Stresspustel! Warum kann ich nicht einfach daran glauben, dass sich alles fügen wird und gut wird? Ach so, ja, das nennt man Lebenserfahrung… Hach… Zum Teufel damit! Bald steht der erste große Ultraschall an. Ich bin schon sehr neugierig auf mein Baby (wir haben übrigens mal wieder einen Mädchennamen, finden aber keinen Jungsnamen hihi) und freue mich auf das – böse – Baby-Tv <3 Diesmal nehme ich auch Claire mit, damit sie ihr neues Geschwisterchen zu sehen bekommt.

Wie Claire reagiert hat? Ambivalent.

A propos Claire. Ich wurde oft gefragt, wie Claire reagiert hat. Nunja… Als ich ihr sagte, dass wir noch ein Baby erwarten, brach sie in Tränen aus und schrie, dass sie mich nicht noch mehr teilen will. Das hat enorm gesessen und vergrößtert meinen inneren Druck: Wie zur Hölle werde ich DREI Kindern gerecht? Ich schaffe es scheinbar noch nicht einmal mit Zweien. In den folgenden Tagen schien sie sich damit arrangiert zu haben und erzählt nun jedem Menschen, den wir treffen, dass ich ein Baby im Bauch habe. Sei es die liebe fremde Frau, die mit ihrem Hund Gassi geht, dem Vater ihrer Kita-Freundin oder einfach sämtlichen Menschen auf der Welt.

Sie spricht auch immer mal mit dem Baby im Bauch oder singt ihm was vor. Ich werte das als gutes Zeichen, spüre aber, dass sie hadert. Sie nässt sich nun wieder sehr viel ölfter ein. Ein Zeichen von innerem Stress. Es tut mir so unglaublich Leid, dass es so schwer für sie ist. Und, dass ich gerade nicht die Kraft habe, das abzufangen, mehr Zeit für sie aufzubringen. Diese Schwangerschaftsmüdigkeit macht mich so fertig. Zum Glück scheint die Übelkeit größtenteils überstanden zu sein. Aber auch hier stehe ich vor einer neuen Herausforderung und ich habe Angst ihr nicht gewachsen zu sein.

So viel Herzpürree

Angst ist gerade ein vorherrschendes Gefühl bei mir. Ich bin nicht stark, ich bin nicht mutig, ich bin eine ängstliche Stresspustel, die viel Herzpürree von sich gibt. Seht es mir bitte nach, wenn dieser Beitrag etwas wirr erscheint. Ich habe frei aus dem Herzen geschrieben. Und es tat gut. Was jetzt bleibt ist eines: Ich muss versuchen mit meinem Mann einen gemeinsamen Weg zu finden. Wir müssen gemeinsam in eine Richtung blicken. Alles andere wird sich fügen. Wichtig ist, dass wir den Weg gemeinsam gehen und uns gegenseitig über die Stolpersteine helfen. Und ich glaube, das schaffen wir, irgendwie…

Jetzt möchte ich wissen: Wer hat ebenfalls drei (oder mehr Kinder). Wie habt ihr die Herausforderungen gemeistert? Habt ihr coole Tricks und Kniffe, wie man trotz engstem Raum zu Freiräumen kommen kann? Welche Hilfe habt ihr ggf. in den ersten Wochen beansprucht, falls keine Familie im Umfeld zur Tat schreiten konnte? Haut raus! Bisher habe ich folgende Möglichkeiten in Betracht gezogen: Wellcome und Leihomas. Außerdem suche ich nach einer Möglichkeit Marie doch schon ab August betreuen zu lassen – allerdings keinesfalls Vollzeit.