Bindungsorientierte Erziehung in der Kita

In den letzten Tag war es sehr turbolent auf Facebook und div. Blogs. Viele Menschen haben sich über etwas aufgeregt, dass sie eigentlich nicht aufregen sollte. Nämlich um das Wohl ihrer Kinder. Das hat mich verwundert. Und nachdenklich gemacht. Woher kommt diese Aufregung? Warum finden einige es übertrieben, wenn man sich für sein Kind/seine Kinder einsetzt und versucht konstruktive Lösungsvorschläge zu schaffen?

Am Anfang steht das Bedürfnis

Hier prallen Welten aufeinander. Besonders das Wort ,, bindungsorientiert“ hat viel Potential ein Gesprächsthema zu werden. Und genau darum schreibe ich hier heute darüber. Erziehungsstile gibt es wie Sand am Meer: demokratisch, laissez faire, autoritär und eben bindungsorientiert. In meiner Ausbildung, wärend meiner Arbeit in Krabbelstuben und KiTas und im Studium habe ich mich intensiv mit Bindungs- und Erziehungstypen beschäftigt. Und muss sagen das ich beobachten konnte, das viele Menschen von Natur aus versuchen Sicherheit und Beständigkeit für Kinder zu bieten. Es war also nur natürlich für mich eine feste und bedürfnissgerechte Bindung zu meinen Schützlingen herzustellen.

Jetzt natürlich die große Frage: Was ist Bindung? Was macht eine Bindung zwischen Eltern und Kind , Familie und Kind, Pädagogen mit Kind so wichtig, so wertvoll und gut? Ganz einfach ausgedrückt könnt Ihr Euch das so vorstellen: Bindung ist wie ein Band oder Seil. Diese Bänder und Seile spannen sich zwischen Menschen. Wenn ein Mensch dem anderen Dinge wie Beständigkeit, emotionale Wärme, Offenheit , körperliche und psychische Sicherheit etc. geben kann, dann wird dieses Band/Seil sehr stark. Je stärker das Band zwischen zwei Menschen ist desto schwieriger wird es für negative Einflüsse einen Menschen zu beeinflussen. Klingt schön oder?

Ein starkes Band, dass vereinfacht ausgedrückt durch Zuneigung, Liebe und Geborgenheit immer stärker wird.

Bindungstheorie in der Pädagogik

Auf die Pädagogik umgemünzt heiß es hier: Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch mit dem Bedürfnis nach Bindung ( Nähe,Geborgenheit, Sicherheit) auf die Welt kommt. Wenn wir eine feste Bindung zu Kindern aufbauen wirkt das auf sie wie eine Art Schutz- und Stärkeschild. Durch eine positive, stärkende und auf vertrauenbasierte Beziehung werden Kinder ermutigt ihre Welt zu erkunden und neue Erfahrungen zu sammeln.

Sie wissen das immer jemand da sein wird wenn etwas schief geht oder der Mut einen doch verlässt. Die Kinder werden ein gutes Selbstbewusstsein aufbauen können. Sie werden Lust auf Leben haben.

Eltern die Bindungsorientiert Erziehen ermöglichen ihren Kindern eine geborgene Welt in der sie jederzeit ihre Schwingen ausbreiten und davonfliegen können. Mit dem Wissen immer wieder zurückkehren zu können. Das Gleichgewicht zwischen Bedürfnissbedfriedigung und gesellschaftlichen Normen darf hierbei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Denn diese Welt ist schon so schnell, laut und schwierig. Warum sollte man unseren Kindern dann nicht etwas geben das sie stark macht?

Welche Aufgaben hat eine Kita?

Kinder stark, resilient, mutig und neugierig zu machen. Das sind Aufgaben die sich in der Krabbelstube, KiTa oder Hort fortsetzen sollten. Ich sehe eine pädagogische Einrichtung gerne als erweiterte Familie. Die Kinder sollen sich hier genau so wohl fühlen wie zuhause. Sie sollen stabile, liebevolle Beziehungen zu anderen Kindern und Pädagogen entwickeln können, um sich nach eigenem Tempo gut entwickeln zu können.

Eltern, Kinder und Pädagogen können nur von einer bindungsorientierten Erziehung profitieren. Um das zu erreichen muss man viel an sich selbst arbeiten, in sich hineinhorchen. Man lernt sich als Mensch besser kennen.

Und sind wir mal ehrlich: dieses Gefühl wenn ein Kind/Jugendlicher oder Erwachsener gerne zu einem kommt, sich anvertrauen kann, es zulässt Gefühle zu zeigen und vielleicht sogar über sich hinaus wächst…dieses Gefühl ist großartig.

Was braucht eine bindungsorientierte Kita?

Was muss also passieren damit so ein Stil praktikabel ist? Nun , ich kann nur als Pädagogin sprechen die in div. Einrichtungen arbeiten durfte. Es Bedarf kleiner Gruppen und genügend Personal. Und Zeit. Weiterhin Bedarf es regelmäßiger Supervision und Weiterbildungen. Und vor allem viel, viel Liebe und Leidenschaft für den Beruf.

Und noch etwas. Liebe Kollegen und Kolleginnen. Eltern sind die Experten wenn es um ihre Kinder geht. Sie wissen (fast) immer was das Beste für ihre Kids ist. Die Eltern haben ein Recht in die KiTa Arbeit eingebunden zu werden. Erziehungsberechtigte sollen und müssen am Geschehen teilhaben können. Oft halten Eltern uns den Spiegel vor. Das ist gut so.

Schnell wird man Betriebsblind. Man kann sehr leicht im hektischen Kita-Alltag untergehen: daraus resultiert dann eine Pädagogik des ,, Funktionierens“.

Beseitigt die Ursache, nicht das „Problem“

Die Arbeit und Erziehung der Kinder wird so geplant,verplant und eingeengt das der Tag wenigstens,, ohne großes Chaos“ vorbei geht. Das ist nicht richtig. Schaut genau hin. Was sind die Auslöser für Chaos? Warum fühlt Ihr Euch so? Sucht nach dem Auslöser und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Bindungsorientiertes Arbeit ist kein Hexenwerk. Man kann mit 20 Kindern genau so liebevoll, vertrauensvoll und Konsequenzenarm/frei durch den Tag gehen wie mir 2 Kindern. Man muss nur wollen. Und dafür ist es gut wenn Eltern Anregungen haben oder eben die Arbeit hinterfragen.

Fühlt Euch nicht angegriffen. Ihr habt wertvolle Leben in Eurer Obhut. Es lohnt sich über den Tellerrand zu schauen, auch mal Fehler zuzugeben und Hand in Hand mit Eltern zu arbeiten. Keiner verliert hier, alle gewinnen.

So… dieser Beitrag ist doch emotionaler geworden als ich gedacht hatte. Normalerweise nicht meine Art. Aber es ist so verdammt wichtig Gefühl einzubringen, sich zu hinterfragen und verdammt nochmal immer das Beste zu geben um anderen zu ermöglichen auch ihr Bestes geben zu können.

Es lohnt sich!

Eure Tante Vanja

 

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