Gleichberechtigte Elternschaft - ein Turm in mitten dunkler Wolken

Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Vielleicht bin ich einfach ein wenig überempfindlich. Vielleicht bin ich nur eine von diesen unzufriedenen Ehefrauen mit dem verkniffenen Zug um den Mund und der vom ständigen Ärgern steilen Stirnfalte. Eine von diesen miesepetrigen Weibern, die andauernd an ihren Männern herumnörgeln – statt dankbar zu sein für das, was sie haben und sich in Akzeptanz dessen zu üben, was sie nicht ändern können. Vielleicht bin ich einfach nur leicht reizbar, hysterisch, „hormonal“ (wie mir eine liebe Verwandte mal erklärte). Vielleicht auch nicht.

Fakt ist, dass ich unzufrieden bin, mich ärgere, wütend bin und ja – ab und zu auch leicht hysterisch.

Denn ich finde es ungerecht, wie in unserer Ehe und Elternschaft die Rollen verteilt sind, wie unser Familienleben zurzeit aussieht. Klar, ich bin (noch) in Elternzeit und stemme daher den Großteil der Familienarbeit. Das habe ich ehrlich gesagt aber auch schon davor, als ich noch arbeitete. Fakt ist, ich fühle ich mich allein gelassen mit dem Alltag, den Kindern, mit allem.

Ich, ich und immer nur ich

Ich bin es, die Abend für Abend allein mit den Kindern ist, sie ins Bett bringt. Ich schlafe neben dem Baby und füttere es nachts, kuschele es wieder in den Schlaf. Ich stehe morgens mit den Kindern auf, damit der Mann weiterschlafen kann (er arbeitet nachts), bringe die Große in den Kindergarten, kaufe ein, wasche Wäsche, koche, füttere, mach den Saustall hinterher wieder sauber, spiele, räume auf, lese, singe, tanze, bringe die Kinder ins Bett and so on.

Und der Mann? Der hält Mittagschlaf mit dem Baby, holt die Große vom Kindergarten, bevor es zur Arbeit verschwindet, bringt den Müll raus, saugt Staub und räumt hin und wieder auf und kocht ab und zu.

„Toll!!“, höre ich da Ersten applaudieren. „Er hilft mit!“ Ja, das tut er. Aber das reicht mir nicht.

Aber er bringt immerhin das Geld für die Familie nach Hause, könnte man einwenden. Dann ist es halt eine klassische Rollenverteilung, aber immerhin hat jeder sein Päckchen zu tragen. Nöp! Finanziell läuft es bei ihm leider gerade nicht so rund. Wir haben ein altes Haus, in das wir in letzter Zeit viel Geld gesteckt haben: Dach, Fenster, Türen – das hat alles der Mann gezahlt.

Aber die täglichen Ausgaben, Kitagebühren, Versicherungen, Energiekosten, Lebensmittelkosten etc.  – das zahle größtenteils ich.

Ist das gleichberechtigte Elternschaft?

Das bedeutet im Klartext: Ich kümmere mich um Haus, Garten und Kinder und das Geld. Neben der Tatsache, dass ich also rund um die Uhr im Dienst bin, währen der Mann entweder arbeitet (um das Geld ins Haus zu stecken – was ja auch wichtig ist) oder schläft, (jaja, ich weiß, er arbeitet nachts) sind es auch die vielen „Kleinigkeiten“, die bei uns nicht rund laufen, die mich aufregen.
Beispiele? Bitteschön:

  1. Auch der Mann hat mal einen freien Tag, eine freie Nacht. Dennoch bin ich es, die in aller Frühe mit den Kindern aus dem Schlafzimmer schleicht, um Frühstück zu machen und die Kleinen bei Laune zu halten.
  2. Ich habe neun Monate nachts fast stündlich gestillt. Jetzt, wo es die Flasche gibt, wird das Baby zum Glück nicht mehr so oft wach, aber wenn, bin ich es, die das Fläschchen macht und füttert. (Der Mann weiß immer noch nicht, wie viel Wasser und Pulver ins Fläschchen kommen.)
  3. Nach dem Essen bin ich es, die den Tisch abräumt und die Küche sauber macht. Denn der Mann springt nach dem letzten Bissen sofort auf und verlässt den Ort des Geschehens. (Aber zum Glück kommt das nicht so oft vor, denn gemeinsame Mahlzeiten sind bei uns selten.)
  4. An seinen freien Abenden „bringt der Mann die Kinder ins Bett“. Was für ihn bedeutet, sich mit den Kindern ins Bett zu legen und sofort einzuschlafen während ich das Baby füttere und in den Schlaf streichele und nebenbei der Großen ihre Gutenacht-Geschichte vorlese.
  5. Nur ich alleine kenne selbstverständlich die aktuellen Kleidergrößen der Kinder, weiß wann die nächsten Impftermine anstehen, wann der nächste Elternabend im Kindergarten ist, wie viel Windeln noch da sind und wie das Milchpulver fürs Baby heißt.
  6. Viele Männer, die im Haushalt wenig machen, können ja wenigstens mit handwerklichem Geschick punkten, aber mein Mann kann leider auf diesem Gebiet rein gar nichts. Was bedeutet, dass es in unserem Haus zig kaputte Türen, Küchenschränke, lose Fußleisten, nicht schließende Gartentore etc. gibt. (Gut, ich kann auch nichts reparieren, aber ich weigere mich ganz einfach, mich für diesen Part auch noch verantwortlich zu fühlen.)

Welcome to Motherhood

„Na und?“, mögen jetzt viele sagen. Oder, um es mit den Worten meiner Schwägerin auszudrücken: „Welcome to motherhood.“ So ist es nun mal, wenn man Mutter ist. Die Frauen machen einen Großteil der Arbeit, die Männer werden dafür abgefeiert, wenn sie es schaffen, mit beiden Kindern gleichzeitig vor die Tür zu gehen und keines davon unterwegs verlieren. Vielleicht sollte ich es einfach akzeptieren, wie es ist. That’s life. Oder doch nicht? Gibt es gleichberechtigte Elternschaft/Partnerschaft vielleicht doch?

Was mir schon helfen würde, wäre ein wenig Anerkennung statt Sprüchen wie „Du machst ja nix, du stillst ja nur“ (im Wochenbett) oder: „Stell dich nicht so an, andere Mütter machen noch viel mehr. Die Mutter von xy zum Beispiel, die blablabla“ (hier irgendeine tolle Heldentat einsetzen, wie den Kindern Klavier beibringen und nebenbei Origami falten oder so.)

Ein nettes Wort, ein Lob, ein „Toll, was du alles leistet, Sonntagfrüh übernehme ich die Kinder, du schläfst dich mal aus.“ Das wäre echt ein Anfang. Aber vielleicht ist das einfach ein bisschen viel verlangt. Vielleicht.