In meiner Filterblase steppt derzeit mächtig der Bär. Von besinnlichen Weihnachten fehlte jede Spur, stattdessen bestimmten das #Adventskalendergate, #Weihnachtsmanngate und andere skandalöse Themen meine Timeline. Damit nun (zukünftige) Eltern (Blogger) nicht die gleichen Fehler machen wie ich, habe ich einige Tipps für euch zusammengetragen. Aber Obacht: Dieser Beitrag könnte Spuren von Ironie, Spitzfindigkeiten, hormonellem Überschuss und Übertreibungen enthalten.

  1. Bitte keine DIY-Kalender für Kids

Angefangen hatte alles mit den ersten Bilder von liebevoll gebastelten Adventskalendern für Kinder. Einige Mütter machen sich nämlich echt die Mühe und basteln in den ruhigen Abendstunden (in denen sie eigentlich den Haushalt schmeißen, ihrem Ehemann das Abendessen zubereiten oder sonstigen Pflichten nachgehen müssten) einen individuellen Adventskalender für ihre Kinder. Und es kommt noch dicker: Sie füllen ihn mit allerlei liebevoll ausgesuchten Geschenkchen selber. Oft sind es nicht etwa nur Nüsse, Mandarinen und Kleinigkeiten aus Zucker und Schokolade. Nein! Manche Eltern geben Unsummen (20-50 Euro) aus, um ihren Kindern einen unvergesslichen Advent zu schaffen. Es gibt Badezusätze, Stempel, Küchenzubehör für die Spielküche, Pixiebücher, Haarspangen, Malseife und und und zu entdecken. Zum Kotzen. Boah.

Was die Augen von Kindern vor Freude erstrahlen lässt, entfacht in den Augen so mancher Mutter flammenden Zorn: KONSUM!!! Schreien sie und kriechen aus ihren Löchern.

Eltern, die ihren Kindern Kalender basteln, haben sich dem Konsummonster verschrieben und bringen ihren Kindern automatisch bei, vom Konsum abhängig zu sein. Jegliche Erziehung die in den anderen 11 Monaten des Jahres womöglich dagegen wirkt, wird mit diesen 24 Tagen im Jahr komplett ausgelöscht. Es werden kleine Konsummonster geboren, die den Hals nicht voll bekommen. Naja, so oder ähnlich. So ganz hab ich die Argumentation nicht kapiert….

Merke: Der 1 Euro Billig-Kalender mit Pseudo-Schokolade tut es auch. Auch für euren Liebsten. Kauft bloß nicht den überteuerten Kalender von Lindt oder so. Sonst landet auch ihr bald in der Konsumhölle. Und falls ihr es doch tut: NIEMALS öffentlich zugeben.

  1. Es gibt keinen Weihnachtsmann

Man könnte meinen der Weihnachtsmann bringt Frohsinn und Freude in die Haushalte. Tatsächlich aber erzürnt er die Gemüter, wenn es um die Weihnachtsmann vs. Christkind vs. NoChristmas-Frage geht. Egal, ob Weihnachtsmann oder Christkind: Die Geschenke bringt gefälligst die Mama! Den Kindern einen Weihnachtsmann/Christkind vorzugaukeln entspricht einer Lüge.

Sobald das Kind herausfindet, dass es den Weihnachtsmann/das Christkind nicht gibt, durchschaut es die Lüge der Eltern, verliert das gesamte, über all die Jahre aufgebaute Vertrauen in sie und leidet unter schweren Folgeschäden. Beispielsweise diesem, allen und jedem den Weihnachtsmann madig reden zu müssen. Eine Art Zwangsstörung…

Wer um das Wohl seines Kindes besorgt ist, sollte sämtliche Fabelwesen und Konsorten außen vor lassen: Es gibt keine (beschützenden) Geister, Seelen, Monster, den Osterhasen, Engel, die Zahnfee, die Schnullerfee und andere erfundene Gestalten (Keine Fakenews im Kinderzimmer!). Kinder müssen mit der gesamten Härte der Welt konfrontiert werden. (Aber bitte nur in diesem Punkt, wenn es um ihren Willen geht, ist dem immer stets Folge zu leisten. Nicht, dass sie am Ende merken, dass die Welt sich nicht um sie dreht).

Merke: Beschützt die Seele eurer Kinder, indem ihr sie dem Weihnachtszauber, der jährlichen Vorfreude und ihrer Fantasie beraubt. Erzählt ihnen allabendlich lieber, was sich in der Welt zuträgt. Vielleicht eine „Reihe von Trumps betrüblicher Ereignisse“?

  1. Erziehst du noch oder kapitulierst du schon?

Ein ganz großes Thema ist aktuell Erziehung. Gerade in meiner Filterblase tummeln sich immer mehr Anhänger der „Beziehung statt Erziehung“-Bewegung (ich finde keinen guten Überbegriff, ihr merkt schon. Man darf es nämlich nicht falsch betiteln, sonst kommt man in Teufelsküche). Es geht um Eltern, die ihre Kinder nicht erziehen möchten und stattdessen eine Beziehung aufbauen wollen (beides geht nämlich nicht)… Grundlegend eine coole Haltung… Aber wehe man gehört zum Lager der erziehenden Eltern. Egal, was ihr macht: Sagt niemandem, wirklich niemandem, dass ihr euer Kind erzieht! Folgende Szenarien können eintreten: Euch wird eine mehrstufige Moralpredigt darüber gehalten, warum Erziehung Kinder schadet, und, dass die gesamte Menschheit dank der Erziehung zu einem verrotteten Haufen Egoisten geworden ist.

Wenn nicht Merkel schuld an allem Unheil der Welt ist, dann sicherlich die Tatsache, dass Kinder in den letzten zweitausend Jahren erzogen wurden!

Wer erzieht, der wendet Gewalt an. Das lässt sich schlicht schon aus der Wortfindung heraus belegen: Es wird oft damit argumentiert, dass schon im Wort – jetzt passt auf! – das Wort „Ziehen“ verankert ist. Ziehen ist ja eine Art Gewalttat, man zieht am Kind, damit es die Richtung einschlägt, die man sich dafür wünscht. Besser wäre „Beziehung statt Erziehung“. Wer jetzt artig aufgepasst hat, wird merken in Beziehung steckt „Ziehen“ doch ebenfalls drin! NATÜRLICH! Verdammte Hacke nochmal. Habt ihr denn auch alle bei Watzlawick nicht aufgepasst? Er sagt ganz klar „Man kann nicht, nicht kommunizieren“. Und genau das ist es! Wenn man eine Handlung vollzieht ist es Kommunikation, ebenso, wenn man die Handlung nicht vollzieht. Es gibt immer eine Aussage.

Es ist also völlig egal, ob man nun nach der „Erziehung“ oder „Beziehung“ geht – das Kind wird immer geformt. Auch formen ist ein Gewaltakt, denn um einen Gegenstand zu formen, ist Kraft notwendig (das war glaube ich jetzt Physik).

Egal wie, Eltern nehmen Einfluss auf ihr Kind, sie geben ihnen den Weg vor. Einzig der Unterschied liegt darin, wie der Weg bewertet wird und, ob es der richtige ist. Aber: In Diskussionen ist immer der Weg, den die Masse gut findet, richtig. Bitte nicht vergessen! Denn: Seid ihr gerade von erziehenden Eltern umgeben, ist es keine gute Idee, davon zu reden nicht zu erziehen. Dann zieht ihr kleine Tyrannen groß. Seid ihr von nicht-erziehenden Eltern umgeben, zieht ihr kleine Psychopathen mit Vertrauenskomplexen groß. Irgendwas ist ja immer.

Merke: Je nach Diskussionspartner erzieht ihr euer Kind, baut eine Beziehung auf oder klatscht euren Namen und tanzt nackt im Wald. Hauptsache, ihr trefft die „richtige“ Meinung des Gegenübers.

  1. Bei Diskussionen einfach immer „Ja“ und „Amen“ sagen

Bei so empfindlichen Themen wie Kindern gibt es natürlich etliches Diskussionspotential. Machen wir uns nix vor: Ein jeder hat schon mal an einer Diskussion teilgenommen und sich ins Getümmel geworfen. Ich mache das ständig. Dabei gibt es verschiedene Typen von Diskussionspartnern, die aber alle das Gleiche wollen: Recht haben. Dabei wenden sie verschiedene Taktiken an.

Der Freizügige: Dazu zähle ich mich auch. In Diskussionen betreibe ich regelmäßig Seelenstriptease und sage einfach was ich denke, was mich antreibt, wie sich Dinge für mich anfühlen. Den Typen, der die Wahrheit geradewegs heraussagt, kann allerdings keiner leiden. Die Wahrheit will einfach niemand hören, zumindest nicht ohne Blümchen und Honigkekse. Da kommen wir zum nächsten Typ.

Der „Durch-die-Blume“-Sager: Das sind Menschen, die alles in nette Worte verpacken. Ein „Du bist eine scheiß Mutter“ hört sich dabei sehr viel respektvoller an. Dass es zwischen den Zeilen immer noch die gleiche Aussage ist, interessiert niemanden. Es war ja in nette Worte verpackt, also ist es ok. Man merkt, dass etwas kritisiert wurde, findet aber einfach nicht heraus was es ist. Dieser Typ kommt schon mal sehr gut an!

Der Regenbogen-Duscher: Der absolute Lieblings-Typ in jeder Elterndiskussion. Dieser Typ kann dich beleidigen und du merkst es einfach nicht einmal. Alles was dieser Typ sagt klingt absolut nachvollziehbar, verständnisvoll und liebevoll. Man verliert sich so sehr in den Worten, das man nicht mehr weiß, was sie eigentlich aussagen sollen. Wer das kann, ist der König aller Diskussionen.

Wer sich zu Typ 1 zählt, sollte die Diskussionen mit Bedacht wählen. Mit nichts macht man sich schneller Feinde, als mit der Wahrheit. Da geht es Schlag um Schlag und schon hat man plötzlich eine gesamte Herde Muttertiere gegen sich! Vorsicht: Äußerst aggressiv und bissig. Besser wäre sich die Meinung einfach zu verkneifen, denn eigentlich wollen Eltern gar keine Ratschläge, Kritik oder gut gemeinte Worte hören. Nie. Selbst, wenn sie bloggen und sich damit der Öffentlichkeit stellen. Sie wollen einfach nur hören, wie toll sie sind und was für tolle Eltern sie sind.

Selbst, wenn sie sich selbst kritisieren, wollen sie einfach nur betüdelt werden. Na und? Wer will das nicht? Egal was man denkt oder anders machen würde: NIEMALS öffentlich eine Gegenposition einnehmen. Alle Argumentationsgrundlagen sind nämlich eh vorweg schlichtweg scheiße, unbegründet, schlecht recherchiert und im Zweifelsfall von irgendeiner intriganten Lobby vergiftet. Was zählt ist immer die Gegenposition, die Gegenstudien, die Gegenbeispiele. Daher gilt: Gar nicht erst auf Diskussionen einlassen.

Merke: Macht es wie die Pinguine. Einfach lächeln und winken. In kürzester Zeit sammelt ihr eine begeisterte Herde glücklicher Eltern um euch herum, und ihr könnt euch gegenseitig in Komplimenten sonnen.

  1. Ernst ist jetzt 3 Jahre alt

Mein letzter Tipp ist ernst gemeint: Nehmt nicht alles so ernst. Vertraut auf euer Gefühl und eure Kinder. Lasst euch nichts einreden. Nehmt aus Diskussionen gern mal Anregungen mit, aber versucht nicht auf Teufel komm raus euer ganzes Leben umzukrempeln, nur, weil es gerade „angesagt“ ist. Macht das, womit ihr euch wohlfühlt, womit sich eure Kids wohlfühlen und, wenn das kritisiert wird: Steht drüber. Ihr macht sicher nicht alles richtig, aber das macht keiner! Ganz bestimmt macht ihr aber auch nicht alles falsch. Hört auf euer Herz und um Gottes Willen: STELLT KEINE FRAGEN IN FB-GRUPPEN. Dann klappt es auch mit dem Eltern-Dasein.