Treue Leser meines Blogs wissen: Ich habe sehr mit der Mutterrolle und den Veränderungen gehadert. Die plötzliche weggefallene Freiheit hat mich ziemlich böse erwischt. Ich habe mich wie in einem goldenen Käfig gefühlt. Die Erwartungshaltung stets darauf gelegt, dass ich mir den Allerwertesten für mein Kind aufreiße – ohne dabei an mich zu denken. Beschwert man sich als Mutter, wird man entweder gescholten oder milde belächelt: Man habe es sich ja ausgesucht. Man wisse ja, worauf man sich einlassen. Stimmt nicht. Man kann NIE wissen, worauf man sich einlässt, weil man nicht weiß, wie das Kind werden wird. Wie man selbst auf die Anforderungen reagieren wird. Um mir einen Zugang zur Außenwelt zu verschaffen, habe ich schließlich mit dem Bloggen angefangen.

Damit bot ich eine enorme Zielscheibe für „heilige Mutterkühe“, die mich auf allen Ebenen attackiert hatten. Und auch ich habe zurückgeschlagen. Ich war voll drin, in den „Mother Wars“.

Damals habe ich mich richtig mitreißen lassen. Jede Actio erforderte eine Reactio meinerseits. Nichts konnte ich unkommentiert lassen, hatte das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Für mein Handeln, meine Gefühle. Jetzt weiß ich: Das muss ich gar nicht. Jede Mutter entdeckt ihren eigenen Weg, um mit den Veränderungen der Mutterschaft fertig zu werden. Jede Mutter handhabt es anders. Sich dafür anzufeinden ist völlig irrsinnig, schließlich wollen wir ja (fast) alle das Beste für unser Kind. Diese Gelassenheit nun damit umzugehen und nicht mehr so verletzt zu reagieren, wie anfänglich (man erinnere sich nur an meinen „Kinder sind Karrierekiller“-Beitrag) ist neu. Früher ging mir alles an die Substanz und zu meinen Problemen mit der Mutterschaft kamen nun auch noch Selbstzweifel dazu: Mache ich es richtig? Liebt mich mein Kind? Fühlt es sich sicher? Bin ich wirklich so eine furchtbare Mutter? Immerhin wurde mir nahegelegt, ich hätte besser abgetrieben, statt ein Kind zu bekommen.

Dank Claire bin ich gelassener

Heute lasse ich mich nicht mehr darauf ein. Claire hat mich gelehrt manches auf mich zukommen zu lassen. Durchzuatmen und zu versuchen die Situationen aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Manches einfach stehen zu lassen oder mit einer gehörigen Portion Sarkasmus zu kommentieren. Meine Maus hat mir gezeigt, dass ich irgendwas richtigmache und auf meinen Instinkt vertrauen kann, statt mich verunsichern zu lassen.

RegrettingBloggerhood-Beitragsbild-mit-Claire

Seit Claire bin ich um einiges geduldiger geworden. Jeder der mich kennt weiß, dass Geduld nicht unbedingt zu meinen Stärken zählt 😉 Wo anfangs meine Nerven nach 5 Minuten versagten, kann ich an guten Tagen einen ganzen Tag mit Brüllereien durchstehen. Trotzanfälle machen mir noch Schwierigkeiten, aber da ich nun alle Ratgeber in den Keller verbannt habe, bin ich mir sicher, dass ich die Situationen nur sehr viel besser meistern werde.

Danke Claire! Du hast mir gezeigt, dass Schema F einfach nicht funktionieren kann. Was wir jahrelang in der Schule gelernt haben – immer wieder Schema F anzuwenden, um zur Lösung zu kommen – klappt nicht bei Kindern. Oder Menschen. Dazu muss man eigene Wege finden.

Ratgeber sind Bullshit – oder?

Ratgeber sind sicherlich alle gut gemeint, aber sie sind einfach Bullshit (ok, krasse Aussage, bevor ich wieder gescholten werde – sagen wir, man braucht sie eigentlich nicht). Vor allem diejenigen „Experten“, die sich auf die Fahne geschrieben haben, dass es mit der Erziehung klappt „wenn man nur diese und jene Zutaten verwendet“, haben scheinbar kleine Roboter zu Hause, statt Menschen. Ich habe gelernt – und das war eine recht schmerzliche Erfahrung, da ich dachte ich bin vollkommen gescheitert – einfach so zu handeln, wie es meine Intuition von mir verlangt. Bestimmt, mit Grenzen und klaren Linien. Ratgeber wie „Doch Erziehen kann leicht sein“ oder „Sehr gerne, Mama du Arschbombe“ sind sicherlich lustig zu lesen, sich aber daran klammern sollte man eher nicht. Jede Mutter muss ihren eigenen Weg finden. Das hat mir Claire nun auch beigebracht. An ihr versagen all diese ominösen Methoden. Einfach mal Toben lassen, hilft am Besten. Denn anschließend kommt sie immer zu uns, legt ihre kleinen Arme um uns und sucht den Kontakt. Auch, wenn es eben mal keine weitere Folge „Kleiner Hase“ gab. Auch, wenn sie vorher in Tränen aufgelöst war.

Sie drückt ihr kleines Näschen an meine Backe, flüstert „Hab dich lieb Mama“ und ich weiß: Dieses Kind ist nicht verkorkst. Ich habe alles richitg gemacht.

Dadurch komme ich nun auch besser im Alltag klar. Was mir früher an die Substanz ging und mich zu Tränen gebracht hat, geht heute  an mir vorbei. Ich bin zu spät zum ersten Arbeitstag, Handy ist tot und ich finde keinen Parkplatz? Shit happens. Den Job habe ich übrigens trotzdem behalten 😉 Es gelingt mir besser loszulassen und Dinge einfach geschehen zu lassen. Danke Claire!

Jeder definiert Mutterrolle für sich selbst

Durch das Bloggen habe ich viele Menschen kennengelernt. Viele Methoden das Kind zu erziehen, viele Grundeinstellungen. Anfangs wollte ich alles perfekt machen. Eine tolle Mutter werden. Jetzt weiß ich: Keine Mutter ist immer perfekt. Auch, wenn manche es vielleicht suggerieren möchten, auch sie haben ihre Macken. Und was soll ich sagen? Das ist ok. Wir sind Menschen, keine Roboter.

 Dank Claire strebe ich nicht mehr nach Perfektion, sondern Menschlichkeit, Liebe und Geborgenheit. Ich möchte , dass sich Claire wohlfühlt und glücklich ist, dann ist sie auch perfekt für mich.

Karusell-mit-Claire

Ich denke, dass ich viele Erfahrungen und Kämpfe erst durch Claire und das Bloggen ausgetragen habe. Dass sich meine Persönlichkeit nur entwickeln konnte, weil ich Mama geworden bin. Und das finde ich gut. Ich dachte früher, ich passe nicht zur Mutterrolle, weil ich eine bestimmte Rolle vor Augen hatte. Jetzt weiß ich:

Es gibt nicht DIE Mutterrolle, jede Mutter entwickelt ihren eigenen Stil. Ich habe aufgehört nach dem Leben anderer Mütter zu trauern, ich lebe mein eigenes Leben.

Die RegrettingBloggerhood-Blogparade

Die liebe „Noch ne Muddi“ veranstaltet derzeit eine Blogparade zum Thema „RegrettingBloggerhood“ zu der ich diesen Beitrag gern einreichen möchte. Sie fragt, ob es Blogger gibt, die es bereut haben zu bloggen oder vielleicht bestimmte Beiträge nicht geschrieben hätten. Sie sagt ganz klar: „Manchmal bereue ich es zu bloggen“. Ich sage nein.  Ich stehe zu allem, was ich je gebloggt habe. Die Motzereien über Claire, meine Ängste, Sorgen und Zweifel, mein Ärger mit der Mutterrolle. Diese Beiträge dokumentieren den Prozess, den ich gebraucht habe, um an den Punkt zu kommen, meine Mutterrolle zu akzeptieren. Sie sollen andere Mütter leiten und eine Hilfestellung sein. Ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind, wenn sie Probleme haben.

Meine Beiträge zeigen: Du bist nicht allein! Hier fühlt jemand genauso wie du. Aber jetzt, hat er es überstanden und den richtigen Weg für sich entdeckt.

Was ich bereue ist lediglich, dass ich früher Kritik so nahe an mich herangelassen habe. Und die Beleidigungen. Auch jetzt noch tun Beleidigungen weh. Sowas wie „hättest du besser abgetrieben“ oder „bei dem Essen musste ich mich übergeben“. Ich weiß, dass ich nichts darauf geben sollte, allerdings finde ich es dennoch immer wieder schmerzhaft sowas zu lesen. Irgendwann – da bin ich mir sicher – ist aber auch mein Fell dick genug, um diese Trollereien mit einem Lächeln zu bezwingen 🙂

Ohne meine Maus hätte ich wohl nie den Zugang zur Welt gesucht, ohne sie hätte ich nie gebloggt. Danke Claire 🙂 Ohne den Stress und die Probleme hätte es auch keinen Stoff zum Bloggen gegeben 😉 Ohne dich, hätte ich nicht versucht mein Leben umzukrempeln, hätte nicht endlich abgenommen, um mein Normalgewicht zu erreichen, hätte nie den Einstieg geschafft. Danke du kleine Motzkuhprinzessin 🙂 Je ne regrette de rien. Ich liebe dich, ich liebe meinen Blog und was bisher daraus geworden ist.

Ihr könnt an der RegrettingBloggerhood-Parade noch bis 5. Mai teilnehmen! Unter #RegrettingBloggerhood könnt ihr alle bisherigen Beiträge auf Twitter finden.