Jetzt komme auch ich endlich mal dazu, das neue Modebuch „Sehr gerne, Mama du Arschbombe“ vorzustellen. Ich habe es schon auf einen Familienblogs gesehen, aber nicht aktiv die Rezensionen gelesen. Erst einmal wollte ich meinen eigenen Eindruck schaffen. Zwei Dinge zu Anfang: Es liest sich wirklich sehr witzig an manchen Stellen. Mein Wunsch nach einem zweiten Kind wurde damit völlig im Keim erstickt.

Mama-du-Arschbombe

Sehr gerne, Mama du Arschbombe

Tiefenentspannt durch die Kinderjahre

Patricia Cammarata

Bastei Lübbe

Am Rande des Nervenzusammenbruchs

Wieso denn das? Wenn ich es doch witzig finde, wieso will ich dann kein zweites Kind? Nunja, es ist so witzig, weil ich die Situationen (fast) alle kenne, sie nachvollziehen kann und sich in meiner Brust schlichtweg ein wenig Schadenfreude breit macht. Ich bin ein böser Mensch, ja. Aber, wenn Patricia am Rande des Nervenzusammenbruchs ist und weinend in die Knie geht, erinnere ich mich zurück, an die Situationen, in denen es mir ähnlich ging und muss einfach grinsen. Weil das Buch so wahr ist! Natürlich, nicht immer. An manchen Stellen ist es wirklich absolut überzogen. Mit Absicht natürlich. Pure Ironie. Damit muss man klar kommen. Dennoch ist es so sehr überzogen, dass man sich kurz Gedanken darüber macht, ob man es nicht auch mal ausprobieren sollte. Nur mal schauen, was dann passiert 😉 Doch alles nach der Reihe…

Cover: Das Kücken und die Farbgebung reißen nicht wirklich vom Hocker. Aber sofort schmunzeln musste ich beim Covertext. Kindermund tut Wahrheit kund, dachte ich mir da und musste einfach unweigerlich grinsen. Dieser Mix aus höflichem Kind und Beleidigung hat mich dann auch neugierig gemacht. Der Klappentext hat dann sein Übriges getan. Eine Mutti, die das anstrengende Leben mit Kind mit Humor und Selbstironie übersteht? Das ist da Richtige für mich, denn in meinem Mama-Alltag bleibt mir das Lachen meistens im Hals stecken…

Inhalt: Ich finde es befremdlich, dass von Kind 1, Kind 2 usw. gesprochen wird. Echt mal… Wenn man öffentlich mit den Kids unterwegs ist, dann nennt man sie auch beim Namen und jeder bekommt es mit, wenn Tim, Björn, Anna oder wer auch immer einen Rüffel für ihr Verhalten bekommen. Mir gefällt es nicht, denn irgendwie de-personalisiert das die Sache für mich. Das sind keine Kinder, das sind tatsächlich kleine, namenlose Monster 😉 Und, wenn es dann eben andere Namen gewesen wären – so fand ich es ehrlich gesagt ein bisschen affig. Nunja, dennoch habe ich das Buch aufmerksam gelesen und musste wirklich viel lachen. Aber mir stiegen auch die Tränen in die Augen, denn ein paar Situationen erinnerten mich an uns. Wie es bei uns war. Wie bei einer Szene aus dem Buch, die ich gern zitieren möchte:

„Als mein Mann von der Arbeit nach Hause kam und fragte, wie man Tag gewesen sei, brach ich in Tränen aus. Kind 1 erschien hinter mir und berichtete: „Patricia war nicht so lieb, sie war sehr anstrengend heute. Du musst mal ein Wörtchen mit ihr reden, Papa“.

In Tränen bin ich auch schon ausgebrochen und, dass ohne Claire so etwas niederschmetterndes gesagt hätte. Nein, ich war oft am Ende, bin es teilweise immer noch. Wie groß die Verzweiflung war, die Kraftlosigkeit. Kann ich das mit einem zweiten Kind durchstehen? Nein. Will ich das überhaupt? Auch nein. Das mag für manche Mamis jetzt wieder eine große Angriffsfläche bieten, ich liebe Claire, ja. Aber ich weiß genau, dass ich unter einem zweiten Kind enorm leiden würde. Dazu bin ich nicht der richtige Typ. Vielleicht noch nicht, vielleicht wandelt sich mein Bild eines Tages. Aber aktuell reicht es mir manch Hölle nur mit einem Kind durchstehen zu müssen. Denn es gibt immer wieder Pausen, Zeit sich zu erholen. Mit zwei Kindern oder mehr absolut unmöglich. Da werden die Akkus nicht mehr voll und das ist körperlich und psychisch nicht zu schaffen für mich. Daher hat das Buch die kleinen, sensiblen Momente aus meinem Kopf verjagt und alle Schreckensbilder wieder auftauchen lassen. Jedes Mal, wenn ich wieder „weich“ werde und dran denke, ob nicht ein Geschwisterchen für Claire toll wäre, lese ich ein Kapitel des Buches und schon erstirbt der Wunsch. Da hilft es leider auch nichts, mit wie viel Witz sie das erzählt, leider bin ich nicht die Art Mensch, die das so wegstecken kann….

Aufbau und Struktur: Das Buch erzählt immer wieder kurze Episoden aus dem Familienleben. Sie sind zwar verschiedenen Kategorien zugeordnet, doch könnte man das auch weglassen. Man liest das Buch ohnehin ohne auf die Überschriften zu achten (zumindest ich).

Stil: Patricias Schreibstil ist sehr erfrischend. Locke flockig erzählt sie von den Familienproblemchen und fantasiert zudem ein paar extreme Situationen. Im Kapitel „Elternstreik“ haben sie angeblich 37 Tage nicht aufgeräumt. In kurzen Notizen berichtet Patricia, wie sich die Situation entwickelt hat. Dabei bleibt sie Ernst und ist aber witzig zugleich. Wirklich toll zu lesen 🙂 Aber auch eklig irgendwie 😉 Wie gut, dass die Eltern an Tag 37 endlich ein Einsehen haben:

„Es hält uns die Hand hin, damit wir sie küssen können. – Jetzt räumt den ganzen Mist endlich weg, und kocht mir was Ordentliches! ich habe mir das lange genug geduldig angesehen!

Gesamteindruck: Tja, was sage ich jetzt. Stil ist super, die einzelnen Kapitel sind gut voneinander abgegrenzt worden und eigentlich ist das Buch witzig. Eigentlich. Für mich ist es eigentlich die Verkörperung all dessen, warum ich keine Kinder wollte und es ruft in mir immer wieder negative Situationen und Gefühl auf. Da es bei mir damit quasi als guter Ratgeber fungiert, der mich immer wieder dran erinnert, meine Hormone im Zaum zu halten und die Vernunft sprechen zu lassen und es wirklich irre komisch ist, vor allem, wenn man nicht Mutter ist, vergebe ich 5 von 5 Funkelchen.

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