Familienbett, eigenes Zimmer, Wiege im Elternschlafzimmer – Beim Thema schlafen scheiden sich die Geister und es sorgt für mächtig Sprengstoff in Elterngruppen. Allein wenn „Jedes Kind kann schlafen lernen“ erwähnt wird, ist es an der Zeit sich Popcorn und Wein zu besorgen und dem bunten Treiben zu folgen.
In Anlehnung an die Blogparade von der lieben Teilzeitmutter „Wie man sich bettet, so lügt man. Eure Geschichten zur guten Nacht“ möchte ich nun ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, wie das Schlafen bei uns (nicht) geklappt hat (was meine Augenringe bis an die Wangenknochen wohl eigentlich schon erklären dürfte^^). Eine kleine Vorwarung: Ich bin absolut offen und ehrlich, nichts wird beschönigt. Das könnte so manch Mutter sauer aufstoßen 😉
Also MEIN Kind schläft schon durch
„Mein Kind schlief schon am ersten Tag durch“,“Mein Kind schläft von Anfang am im eigenen Zimmer“, „Mein Kind braucht nachts keine Flasche mehr“
– Diese und ähnliche Sprüche muss ich mir seit ich Mutter bin anhören (und bringen mich zum Kotzen). BÄM damit habe ich direkt mal den Stempel“Vollversager“ auf die Stirn geknallt bekommen. Danke auch. Mein Kind macht das nicht. Leider, denn dann wäre ich wohl ausgeglichener und fitter. Mein Kind war und ist ein recht schwieriger Fall, wenn es um das Thema schlafen geht. Schon immer gewesen. Und wird es sicherlich auch noch eine Weile bleiben.
Die Lösung ist zum Greifen nahe, ich ignoriere sie aber gekonnt: „Schreien lassen“ – Ein Schlaftraining nach dem „beliebten“ Schreienlassenprinzip soll Wunder helfen. „Nur 3 Nächte schreien lassen und schon schläft sie durch“, sagte unser Kinderarzt. WTF? Dachte ich mir dann nur, und war auch drauf und drann den KIA zu wechseln. Da er seine Sache aber sonst gut macht, habe ich ihm einfach nur nüchtern erklärt, dass dies für uns nicht in Frage käme, damit war das Thema aber gegessen.
Wie war das doch gleich mit dem Schlafen …
Was macht das Schlafen nun so schwierig? Nun, anfangs war ihr Schlafverhalten ein Traum. Und das war wohl das Problem: In den ersten 3 Monaten schlief sie beinahe schon durch – 6-8 Stunden am Stück waren keine Seltenheit. Dafür hatten wir die ersten 3 Monate durchgehend mit Koliken zu kämpfen. Kein einziger Tipp gegen den Blähbauch hat geholfen. Von 18 uhr bis 23 Uhr schrie sie einfach – jeden Tag. Fast pünktlich wie die Uhr und nichts half so wirklich. Wir waren so im Eimer, die Nerven lagen blank. Als sie dann endlich anfing sich halbwegs robbend fortzubewegen wurde es besser, tagsüber. Denn plötzlich wollte sie nachts sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Die Spitze waren alle 10-20 Minuten Stillzeit, wobei sie eher nach der Brust verlangt hat, um Nähe zu bekommen, als wirklich aus Hunger.
Dabei schlief sie von Anfang an bei uns im Bett. Für das Risiko des plötzlichen Kindstot natürlich eher suboptimal, das ist mir bewusst. Geplant war auch, dass sie in der Wiege neben dem Bett schläft. Ja, aber wie das mit der Theorie so ist… Sie wollte nicht, ums Verrecken nicht. Am Anfang musste sie Non-Stop an mir kleben, wie ein Kaugummi. Ich konnte nicht allein aufs Klo, Duschen, essen. Wir waren eine Person, obwohl sie nicht mehr in meinem Bauch gewohnt hat. Erschwerend kam hinzu, dass ich Dank des ungewollten Kaiserschnitts nicht in der Lage war das Baby aus der Wiege zu nehmen oder hineinzulegen. Erst hatte ich irre Schmerzen Dank der Narbe, dann konnte ich mich nicht bewegen, weil mein Rücken sehr unter dem krummen Gehen und dem ständigen Tragen litt, sodass ich erhebliche Schmerzen hatte und den Rücken kaum noch belasten konnte. Es war anstrengend. Aber schreien lassen kam für mich zu keinem Zeipunkt in Frage. Irgendwann wurde uns das „Pucken“ zugetragen, auch das lief nur halbwegs gut. Dadurch brachten wir sie tatsächlich für ein paar Stunden zum Schlafen in der Wiege, doch spätestens nach der ersten Brust, war´s auch wieder vorbei mit der Wiege (später Beistellbett) und sie kam erneut in unser Bett.
Mit einem Jahr musste sie ausziehen
Mit einem Jahr wollte ich sie dann ins Kinderzimmer bringen. Diese Deadline hatte ich mir gesetzt, um endlich ein wenig mehr Ruhe und Freiraum für uns zu schaffen. Wir sind keine „100-Prozent Eltern“, das geben wir offen zu. Wir brauchen auch Zeit für uns. Vor allem mein Mann litt stark darunter, dass Claire mit im Ehebett schlief. Er konnte dadurch nicht richtig schlafen. Man sah es ihm an (sieht man immernoch) auf der Arbeit fiel es ihm schwer sich zu konzentrieren. Das durfte nicht so weitergehen! Die Couch bot auch keinen guten Ersatz, da er ein Hohlkreuz hat (unsere Billig-Couch is schon ziemlich durchgelegen) und außerdem finde ich es nicht gut, wenn man in einer Ehe getrennt schläft.
Claire musste also ausziehen. Sie schlief nachts auch immerhin schon 4 Stunden am Stück (Jeay). Der Umzug in das eigene Zimmer gestaltete sich als schwierig. Ohne schreien lassen, mit sehr, sehr, sehr viel Geduld in einigen Tricks, Kniffen und Tränen (unsererseits) gelang es uns, sie im eigenen Zimmer zum Schlafen zu bringen. Und plötzlich schlief sie besser, viel besser als im Elternbett. Aber immernoch nicht durch. Sie kam um 19 Uhr ins Bett, verlangte um 23 Uhr und gegen 4 Uhr noch eine Flasche. Eine riesen Steigerung!
Jedes Kind kann schlafen lernen – nur nicht Claire
Momentan (sie ist 18 Monate) versuchen wir ihr die 4 Uhr-Flasche abzugewöhnen. Das klappt nicht wirklich, denn bekommt sie die Flasche nicht, findet sie nur schwer oder gar nicht in den Schlaf. Da wir die Flasche aber zwecks Zähne abgewöhnen möchten, verzichten wir weiter darauf. Es ist anstrengend. Aber wir halten durch. Und meistens hole ich sie heimlich gegen 5 oder 6 Uhr dann doch ins Ehebett. Irgendwie vermisse ich sie ja auch da drin, mir fehlt die Nähe ja auch, ab und zu und dann nur wenn ICH es will.
Seit meiner Einleitung im Krankenhaus habe ich tatsächlich nur 4 Nächte durchschlafen können, ohne Schmerzen, ohne geweckt zu werden, ohne Ängste. Das war auf dem Mera Luna sowie unsere zwei Nächte im Hotel Ziegelruh. Beide Male war Claire bei der Oma. Tja und 4 Nächte (halbwegs) erholsamer Schlaf sind einfach zu wenig für anderthalb Jahre. Man sieht es mir an. Die Haut ist fahl, die Augenringe sind tief. Dennoch halte ich daran fest und werde sie nicht schreien lassen. Jedes Kind kann schlafen lernen – DU kannst mich mal.
PS: Abendrituale hatten wir natürlich vin Anfang an eingeführt, anfangs haben sie überhaupt nicht geklappt. Erst mit einem knappen Jahr bringen sie überhaupt was. Nur für den Fall, dass jemand meint, wir hätten nicht alles versucht 😉
PPS: JA, wir haben es mit sehr vielen Schlafmethoden versucht, und neben Hebamme und Kinderazt auch eine Beraterin zugezogen. Es half alles nichts 😉
PPPS: Wenn sie krank ist, darf sie natürlich immernoch ins Elternbett 😉
Viel Mut und halte durch, irgendwann wird es klappen.
Lg Lara
Danke Lara 🙂
Mittlerweile haben wir alle 3 Augenringe *lach* Claire packt es nämlich auch nicht so gut, aber schlafen will sie auch nicht richtig. Jetzt war sie auch noch krank und hat die letzten beiden Wochen kaum geschlafen und ist immer weinend aufgewacht. Es kann nur besser werden…
Wie man es macht ist es falsch. Eine Erkenntnis die jede Mutter irgendwann überfällt 😉 Und wenn sie älter werden wird es meist besser, auch wenn man eine ganze Weile warten muss (schau dir deine Brüder an ggg).
Die Rabenoma alias Das Teufelsweib
Hallo, schön das mal jemand das Thema ehrlich angeht! Ich hasse diese Sprüche auch von wegen “ meine Söhne schliefen von anfang an durch“ usw. ich glaube, diese Mütter leiden unter Verdrängung 🙂 Mein ältester Kolja (4 3/4 Jahre) war und ist immer noch ein Problemfall beim Schlafen. Wir haben alles versucht, jede Methode… am Ende waren wir so fix und fertig, dass wir ihn in der elektrischen Wippe, gepukt (ab dem Zeitpunkt als er gepukt wurde, mit den Swaddle Blankets, war es sehr viel besser) schlafen liessen, weil wir nicht mehr weiter wussten. Am Anfang gaben wir den 3-Monats-Koliken… Read more »
Hallo Nicole, Danke für deinen ausführichen Kommi! WOW, ich fühle mit dir! Natürlich hast du NICHTS falsch gemacht, indem du deinem Kind Liebe und Nähe gegeben hast. Im ersten Lebensjahr kann man ein Kind nicht verwöhnen. Natürlich lasse ich Claire mittlerweile auch mal weinen und schimpfen, bin aber immer dabei. So lernen sie, dass es Grenzen gibt. Aber unter einem Jahr? Die wissen j nicht einmal, dass sie eine eigenständige Person sind. … Ich verstehe nicht, wie sich da andere immer wieder einmischen und den Fehlern bei den Eltern suchen. Manche Kinder sind eben bedürftiger als andere. Dafür haben alle… Read more »
Hallo Yasmin, vielen danf für deine Antwort.
Wir werden das schon irgendwie durchstehen mit unseren Nachteulen;)
Ich troeste mich immer damit, dass ich meinen Sohn, wenn er mal anfaengt weg zu gehen und erst am fruehen Morgen ins Bett faellt. Dann kommt Mami mal eben mit dem Staubsauger oder sonst irgendetwas, und dann schau ma mal, wie er das dann findet;)
PS: Bitte schreib weiter so ehrlich & gerade heraus wie bisher! Ich find das sehr erfrischend
PPS: dein neuer Artikel ueber unsere groesseren „Kinder“ ist auch sehr gut, musste mehrmals zustimmend nicken:)
LG
Nicole
Lieben Dank für dein Lob Nicole *.*
Klar bleib ich so, immer wie der Schnabel gewachsen ist :*
LG
Yasmin
Hallo Yasmin, vielen Dank für deinen Beitrag. Du sprichst mir so aus der Seele. Zwar ist meine Tochter eine wesentlich bessere Schläferin, aber all die Sprüche von anderen Müttern kenne ich auch – und damit auch das schlechte Gewissen, das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben… Aber wir machen das schon genau richtig. Einfach auf sein Gefühl hören und darauf vertrauen, dass es irgendwann besser wird. Das ist mein Tipp. Ich wünsche dir weiterhin kuschelige Nächte und strake Nerven. Liebe Grüße!
Hallo 🙂
Danke für deinen Kommi. Im ersten Jahr habe ich mich noch verunsichern lassen, mittlerweile zeige ich den Müttern insgeheim den Stinkefinger und ignoriere das. Pah!
Übrigens schläft sie seit 5 Tagen durch, von 19 Uhr bis 6/7 Uhr. WTF? Ich glaube das war ein Schub, denn sie lernt auch jeden Tag neue Wörter und ist schon bei 30 Wörtern jetzt *.*
Gott wäre das toll, wenn es so bliebe. Nur, das mit dem am Wochenende länger schlafen, müssen wir ihr dann beibringen 😛
Liebe Grüße
Yasmin