Alle Jahre wieder schießen die Verkaufszahlen an Valentinstag der Blumenhändler in die Höhe. In den letzten Jahren profitieren vor allem Online-Händler davon, da man die Sträuße bequem von der Couch aus bestellen kann. Und, wenn es keine Blumen sind, dann wird die Herzdame eben zum schicken Essen ausgeführt, oder bekommt gar beides. Grund genug für die Valentinstagsmuffel Alarm zu schlagen und sich so richtig über den Valentinstag auszukotzen. Aber ist der Tag wirklich so schlimm?
Auf dem
läuft aktuell eine Blogparade zum Thema: Valentinstag – Romantik oder Kitsch. Ich bin der Meinung, dass das die falsche Frage ist. Meiner Meinung nach sollte es heißen: „Warum brauchen wir den Valentinstag?“ Man könnte nämlich ebenso darüber spekulieren, warum man eigentlich Weihnachten braucht. Das hat ja auch was kitschig-romantisches. Aber letztlich ist ja auch das nur ein Kommerztag, über den sich die Händler und Baumverkäufer nen Ast freuen.Die Gesellschaft braucht den Valentinstag
Dennoch ist weder Weihnachten noch Valentinstag nicht wegzudenken? Warum? Weil unsere Gesellschaft zu schnelllebig geworden ist. Es geht nur noch ums GoGoGo: Schnell erwachsen werden, schnell Geld machen, schnell zur Karriere. Die Menschen hetzen nur noch, kommen nicht zur Ruhe und haben die Karriere und Co. im Blick. Das Zwischenmenschliche ist oft vergessen. Die Unternehmen sehen ihre Mitarbeiter nur als Geldmaschine. Menschlichkeit zählt nicht mehr. Und die Menschen haben Angst um ihren Job und beugen sich diesem Druck, kommen ihm nach. Sie geben Gas, sind abends KO und wollen einfach nur noch ihre Ruhe.
Die Liebsten vergessen sie oft, oder können ihnen einfach nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie ihnen gern schenken möchten. Ausgepowert nimmt man sich vor, dann doch vielleicht mal einen Familientag einzulegen, oder mit der Liebsten Essen zu gehen. Allerdings kommen weitere Termine dazu, Meeting und und und. Der Tag X rückt immer wieder in weite Ferne. Wem kann man es auch verdenken? Der Leistungsdruck fängt ja mittlerweile schon in der Grundschule an!
Schon Kleinkinder werden auf Leistung gedrillt
Kann das Kind im Grundschulalter dies nicht, oder das nicht, wird direkt von Nachhilfe und Therapie gesprochen. Ein eigenes Tempo gibt es nicht mehr, die Kinder müssen Schritt halten oder bleiben auf der Strecke. Schon früh gibt es Förderungskurse, die Kinder müssen immer mehr lernen. Wenn ich meine Kindheit und Schulzeit mit der meiner Geschwister betrachte, stellen sich mir dir Haare zu Berge. Wie wird das erst mit meiner Tochter?
Immerhin wurde so manch Fehler erkannt und die Politik rudert mit dem verkürzten Abitur zurück, aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Die Kinder werden von Anfang an gedrillt zu den Besten gehören zu müssen. Sich abheben zu müssen, so sehr, dass man scho fast vergisst, dass einen Menschen nicht seine Leistung, sondern seine Menschlichkeit ausmachen. Leider lässt unser System aber keine Gegenschwimmer zu, denn diese werden zermalmt.
Manchmal braucht der Mensch eine Zwangspause
Und genau deswegen brauchen wir Tage wie Weihnachten oder Valentinstag. Diese Tage zwingen uns, inne zu halten. Gedanken über den Liebsten zu machen. Zur Ruhe zu kommen. Diese Tage, egal, ob sie kommerziell sind oder nicht, können Familien stärken und ihnen Halt geben. Hier steht nicht das Schenken im Vordergrund, sondern die Gedanken, wie wir unsere Liebsten glücklich machen können. Und, wenn es ein Strauss roter Rosen ist, so what? Wenn es ein romantisches Dinner ist, immer her damit. Gerade Eltern freuen sich über die Babypause, wenn sie einfach Zweisamkeit genießen können.
Natürlich sollte man nicht aufhören danach zu streben auch unabhängig bestimmter Tage an den Schatz zu denken, ihm kleine Aufmerksamkeiten und vor allen Zeit und Nähe zuteil kommen zu lassen. Aber mal ehrlich: Wer von uns schafft es, das Pensum zu geben, was der Partner wirklich verdienst hätte? Ich schaffe es leider nicht.
Heute, am Valentinstag habe ich beschlossen meinen Schatz zu verwöhnen. Ich werde ihm am Abend Kaninchen, ummantelt mit Parmaschinken kochen, dazu gibt es Risotto mit einer Granatapfelsauce. Zum Nachtisch lecker Cheesecake aus dem Glas. Und dann begießen wir den Tag mit einem schönen Glas Sekt auf der Couch und hoffen auf einen ruhigen Abend zu zweit. Natürlich koche ich auch anderen Tagen für ihn (und zwar sehr gerne!), aber wirklich mal einen Abend nur für uns, das haben wir selten. Allein, weil der Blog oder meine Homeofficetätigkeit viel Zeit klauen.
Hmm, ein Stück weit kann ich das nachvollziehen, aber es ist schon traurig, dass man es nicht so schafft, sich einen solchen Tag zu nehmen. Eine Beziehung, die so auf den Valentinstag angewiesen ist, hätte ich längst beendet. Allerdings wär ein Valentinstagsfan aich nicht das passende Gegenstück für mich 😉
Oh ich fürchte du hast die Quintessenz missverstanden 🙂 Es geht nicht um den Valentinstag an sich, sondern eher darum, dass so Tage notwendig sind, weil die Gesellschaft einen mit dem Leistungsdruck erdrückt und man daher kaum noch Zeit für seine Liebsten hat… Lies zwischen den Zeilen 😉
Doch, die Quintessenz habe ich schon verstanden, die braucht man mor nicht erst zu erklären. Dennoch beziehst du es auf kalendarisch festgelegte Tage, und das sehe ich anders. Solche Tage sollte man sich schon unabhängig von irgendwelchen Daten nehmen. Wenn es dazu einen Tag im Kalender braucht, stimmt für mich was nicht. Deshalb schrieb ich auch ein Stück weit kann ich es nachvollziehen – nämlich so weit dass man sich Zeit für geliebte Menschen nehmen sollte. Ich finde aber die sollten individuell gesetzt sein, und daher braucht die Gesellschaft für mich weder Weihnachten noch den Valentinstag.
Daher vielleicht einfach den eigenen Rat beherzigen und zwischen den Zeilen lesen 😉
Also irgendwie glaube ich, dass du mich immernoch nicht ganz verstanden hast 🙂 Du sagst: „Solche Tage sollte man sich schon unabhängig von irgendwelchen Daten nehmen. “ Aber ich sage, sowas ist einfach gar nicht mehr möglich^^ Ich bin von 3 Jobs, meiner kleinen Tochter und meinem Ehemann gefordert. Hinzu kommt natürlich der Haushalt, der Dank zweier Katzen auch selten Aufschub duldet, da es sonst direkt unhygienisch wird. Für mich sind solche festen Tage dringend notwendig, weil ich eben sonst den Kopf verlieren würde. Wenn du zu den Menschen gehörst, die es dennoch schaffen, neben all den Verpflichtungen auch noch… Read more »
Doch, das habe ich schon verstanden, ich kann durchaus lesen und bin auch in der Lage, das Gelesene zu verstehen. Deine Ansicht, dass sich solche Tage zu nehmen unabhängig von irgendwelchen festen Daten nicht möglich ist, teile ich aber nicht. Ebenso wie man sich den 14.Februar freihalten kann, weil da Valentinstag ist könnte man auch individuell vereinbaren: Du, am 23. nehmen wir uns frei und Zeit füreinander.
Ist ja völlig in Ordnung, dass Du solche Tage gut und wichtig findest, dann genieße sie.
Ich habe Dich schon verstanden, ich bin dennoch der Meinung, dass man einen Weg finden sollte, sich zumindest alle paar Wochen mal einen Tag Zeit füreinander zu nehmen, ohne dass es einen Anlass im Kalender gibt.
Wenn Du den Tag toll findest, ist das ja in Ordnung, dann genieße ihn. Aber nur weil man da vielleicht anderer Meinung ist bedeutet das nicht, dass man nicht versteht, was Du sagst. Ich finde Vieles gut an Deinem Post, gerade die Aussagen zu Leistung, Druck und Zeitmangel. Ich ziehe daraus nur völlig andere Schlussfolgerungen. Und die sind genau so legitim wie deine.
Sorry für die Mehrfachkommentare, die wurden nicht angezeigt, nach dem Aktualisieren auch nicht, auch nach ner halben Stunde nicht, dann hab ich einen neu geschrieben, und schwupp war der vorige doch da 🙁 Kannste gerne löschen.
*lach* Jetzt aber 🙂
Klar, kann man sich vornehmen den 23. irgendwas frei zu nehmen. Ich denke aber, so kommerzielle Tage machen den Druck irgendwie größer sich daran zu halten bzw. die Chance, dass es vergessen wird, wird reduziert 😛
Vor allem, wenn man so Pappenheimer zu Hause hat, wie ich. Die einfach absolut nicht zugänglich zur Romantik sind und einfach eine mit der Bratpfanne brauchen, um zu agieren 😛
Hallo Yasmin, sehr schön geschrieben. Ja die Gesellschaft oder allgemein die Zeit verlangt uns immer unsere Höchsleistungen ab und Ruhe ist ein Fremdwort. Oft übersieht man dann das Wichtigste das man ständig vor Augen hat. Die Aufmerksamkeit die ein geliebter Mensch verdient hat, würde man nie aufbringen können, außer man hat keine Verpflichtungen und kann in den Tag hinein leben (wenn dann auch meistens ohne Essen & Co da kein Geld da ist). Kleine Aufmerksamkeiten, egal ob kochen, mal ein Blümchen mit nehmen oder ins Kino gehen, sind wirklich sehr wichtig und kostbar. Immer „feiern“ wir diesen Tag nicht, oft… Read more »
Hi Tanja, das stimmt wohl… Genug Aufmerksamkeit können sich nur die wenigsten leisten, fürchte ich… Mein Mann gehört leider gar nicht zu den Romantikern und bringt mir nie Blumen mit. Er kann damit nicht viel anfangen. Auch Weihnachten und Co. Er wurde quasi ohne diese Feierlichkeiten großgezogen. Mir ist das aber wichtig und das ist dann immer doppelt schmerzlich, wenn er meine Begeisterung gar nicht teilen kann. Seine Aufmerksamkeiten sind eher praktischer Natur…also, er saugt dann mal die Wohnung oder so 😛 Wir würden auch sowas wie Jahrestag oder Hochzeitstag gar nicht feiern, würde ich nicht Wert drauf legen. Daher… Read more »
[…] von dem Blog “Die Rabenmutti” hat geschrieben warum wir alle den Valentinstag brauchen. In der jetzigen etwas hektischen Zeit […]
[…] Die Gesellschaft geht am Leistungsdruck zu Grunde. Kinder müssen sich schon sehr früh stellen und verlieren Stück für Stück ihre Kindheit, weil nur noch die Leistung zählt. Das ist die falsche Richtung. Wissen mag wichtig sein, aber […]