Grit Poppe, die 1964 in Boltenhagen geboren wurde, lebt heute, gemeinsam mit ihrer Familie in Potsdam.Sie studierte am Literaturinstitut Leipzig. In den Jahren 1989 bis 1992 war sie Landesgeschäftsführerin von Brandenburg für „Demokratie Jetzt“. Für ihren Roman „Weggesperrt“ erhielt sie 2010 den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher.

Klappentext:

„Als Anjas Mutter einen Antrag auf Ausreise aus der DDR stellt und von der Stasi verhaftet wird, wird die 14-Jährige in einen Jugendwerkhof, eine Einrichtung der Jugendhilfe, gebracht. Anja ist geschockt von der Willkür der Erzieher, der Gewalt und dem Drill: Sport und Arbeit bis zum Umfallen. Sie fragt sich immer wieder, was sie denn verbrochen hat. Es gibt nur einen Ausweg: Flucht.“

Wichtige Informationen zum Buch:

Weggesperrt

Autorin: Gritt Poppe
Erscheinungsdatum: 19. August 2019
ISBN: 978-3791501437
Verlag: Dressler

Cover:
Unverkennbar ist die Fahne der DDR und ihre Werte, für die sie einstand, erkennbar. Scheinbar im Hintergrund ist ein Augenpaar, welches durch den Schlitz einer Zellentü blickt, zu sehen. Die Person steckt offensichtlich hinter Schloss und Riegel, wie man so schön sagt.

Inhalt:
„Weggesperrt“ ist für mich das erste Werk, welches ich von der Autorin Grit Poppe gelesen habe. Mich hat es inhaltlich sofort angesprochen, als ich es in der Vorschau des Verlags gesehen habe. Insbesondere die jüngere Vergangenheit unseres Landes interessiert mich doch sehr, sodass ich absolut neugierig war, wie es mir wohl gefallen würde. Ich selbst muss zugeben, dass ich über die Einrichtungen, die hier thematisiert werden, gar nichts wusste. Umso schockierter war ich von den Schilderungen, die die Autorin hier auch durch Belege aus Akten authentisch belegen kann. Jegliche Individualität wurde hier unterbunden und gleichzeitig als Widerstand gegen die DDR gewertet. Wenn man sich das Alter der „Inhaftierten“, anders kann man es wirklich nicht nennen, anschaut, ist ein wenig Auflehnung gegen die Staatsgewalt genauso normal, wie es auch bei gegen die Eltern der Fall wäre. Die Methoden, die die sogenannten Aufseher anwenden, empfinde ich als absoluten Psychoterror, nicht nur die Seele der Kinder und Jugendlichen litt darunter, auch körperlich wurden sie drangsaliert. Der Alltag bestand quasi nur aus Drill, Gespräche zwischen den Jugendlichen waren mehr oder weniger verboten.. Wer sich nicht an die vorgegebenen Regeln hielt, wurde bestraft. Mitleid hatten die meisten „Erzieher“ der Anstalten keineswegs, wenn zeigten sie es selten den Kindern und Jugendlichen gegenüber. Anja, die Protagonistin, des Werks, versteht die Welt nicht mehr als sie in den Jugendwerkhof kommt. Immerzu fragt sie sich, was sie getan haben kann, dass ein solches Verhalten ihr gegenüber gerechtfertigt werden könnte. Sie durchläuft verschiedene Phasen, in denen sie versucht, die Ereignisse zu verarbeiten. Ich hatte unheimlich viel Mitleid mit den Jugendlichen. Wie lieblos der Umgang ist, nein ich würde sagen, wie kann man ernsthaft denken, dass Gewalt eine Art der Umerziehung fruchten kann? Aber es galt ja eigentlich nur die Hörigkeit bzw. der Gehorsam dem Staat gegenüber.

Aufbau, Struktur & Stil:
Die Handlung in „Weggesperrt“ wird dem Leser aus Sicht der Protagonistin Anja geschildert. Die Autorin Grit Poppe hat sich dabei für die Perspektive in der dritten Person entschieden, was ich selbst als passend empfinde. Insbesondere ist diese Sichtweise hilfreich, weil man sich so eine eigene Meinung zu den Ereignissen in der DDR bilden kann. Die Autorin versucht, möglichst neutral von der Vergangenheit zu berichten. Man spürt, dass sie Erfahrungsberichte in die Geschichte mit eingebaut hat. Bereits nach wenigen Seiten konnte ich mich in die Handlung einfühlen und auch Anjas Ängste und Gefühle verstehen. Ich war so gefesselt, dass ich das Buch kaum noch zur Seite legen mochte. Es hat mich wirklich schockiert und gleichzeitig empört, was Grit Poppe da schildert. Spannend sind auch die Dokumente, die sich im Anhang befinden. Anhand dieser Dokumente können viele der Schilderungen schriftlich belegt werden, was sie umso erschreckender und emotionaler wirken lässt.

Fazit:
Mit dem Werk „Weggesperrt“ hat mich Grit Poppe fesseln können und nachhaltig schockiert. Mir war die Brutalität und der Drill in der DDR gegenüber den Jugendlichen absolut nicht bewusst. Erschütternd aber authentisch !!

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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