Claire in der Autonomiephase

In letzter Zeit habe ich auf dem Blog vermehrt über die Problemstellungen gebloggt, die wir als Familie bewältigen müssen. Da „freut“ man sich als Babymama dann direkt auf die düstere Autonomiephase, die da auf einen zukommt. Ich muss aber ehrlich sagen: Ja, diese Phase ist verdammt schwer. Gepaart mit der Entthronung ist es ein richtiger Kraft- und Balanceakt und am Ende des Tages weint Mama dann auch mal. Oder zwischendrin. Das ist aber voll normal und kein Grund an sich zu zweifeln (wie ich nun wieder festgestellt habe). Vor allem nicht, weil es ja auch diese unglaublich schönen Momente gibt! Von denen berichte ich euch jetzt einfach Mal.

Wir hatten dieses Wochenende eine Familienfeier. Meine kleine Schwester (sie wurde 19 – WAH!) hatte Geburtstag und die Familie zusammengerufen. Aus diesem Anlass haben wir uns natürlich schick gemacht – Claire wollte ihr neues Halloween-Outfit probetragen, da durfte das passende Makeup nicht fehlen. Ich hab echt gebibbert, dass die grüne Farbe auf dem Gesicht bleibt und nicht nach 3,5 Stunden Autofahrt im Sitz hängt. Uff! Aber schon süß unsere kleine wicked Witch, oder? (Sie macht dem Namen manchmal alle Ehre).

Hallo und… Tschüss!

Meine Schwester hatte einen Tisch in der Werft reserviert – die Location ist immer ziemlich laut und gut besucht. Aber es gibt in der Mitte einen Spielebereich für Kinder – mit Minirutsche! Kaum waren wir angekommen und haben signalisiert, wo wir sitzen werden, ist Claire auch schon im Spielebereich verschwunden. Völlig selbstständig und ohne unseren Beistand – obwohl der ganze Laden voller fremder Menschen war. Sie ist in dem Punkt wirklich sehr selbstbewusst und mutig.

Wir konnten in Ruhe Platz nehmen, bestellen und Marie auspacken. Claire hat einfach im Spielebereich gespielt und ist irgendwann mal zu uns gewandert, um alle zu bergrüßen – und sich jemanden zu schnappen, der mit ihr spielen geht 😉 „Tante Filiz, kommst du bitte mit mir spielen?“ Tja, schon ein Opfer gefunden hihi. Mit Claire ins Restaurant zu gehen ist meistens mega entspannt, weil sie einfach immer offenherzig jemanden findet, der sich mit ihr beschäftigt.

Kommunikation kann sie

Kurze Zeit später fing sie an am Geländer, das den Spielebereich etwas abgrenzt, zu klettern. Völlig selbstverständlich ist sie dabei an die Tische der fremden Gäste gelaufen und hat sie in ein Gespräch verwickelt. Oder hat Fragen beantwortet, wenn man sie auf ihr Kostüm ansprach. Alle Menschen waren unglaublich freundlich zu ihr, waren geduldig mit ihren Fragen und lächelten sie an. Wenn ich meine Tochter in Momenten wie diesen beobachte, weiß ich, dass ich gar nicht so viel falsch gemacht haben kann. Sie ist offenherzig, mutig, klug und einfach zuckersüß.

Mit Marie hatte ich den dem Abend mehr Handling. So klein und süß sie ist, war sie eben auch schnell überreizt. Aber kein Problem: Die Große konnte sich um sich selbst kümmern und beschäftigen, ich konnte meine Aufmerksam Marie schenken und auch meinen Mann in die Pflicht nehmen, wenn ich Hilfe gebraucht habe (Brüste einpacken zum Beispiel – da ist er Profi drin). Zum Glück waren Familie und Freunde vor Ort, die sich immer wieder um Claire gekümmert haben. Das tat auch Mal gut!

Selbstständigkeit vs. Autonomiephase

Es ist unglaublich toll eine Vierjährige zu haben, die so selbstständig ist! Ja …und auch ihr eigener Wille (an dem ich mir oft die Zähne ausbeiße) ist toll. Mit diesem harten Köpfchen, kann sie es weit schaffen – wenn endlich mal der Emphatie-Skill freigeschalten wird. Ich hoffe sehr, dass das endlich losgeht und sie die Gefühle anderer Menschen auch tangieren. Dann wird auch sicherlich alles leichter werden, wenn sie versteht, was es heißt, wenn Mama traurig ist.

Szenenwechsel: Nachdem Claire am Abend mit ziemlich jedem geflirtet hat, der vor Ort war, sind wir zu Freunden gefahren, um dort zu nächtigen. Morgens hat sich Claire ganz souverän ein Ei zum Frühstück gewünscht und saß anschließend auf der Couch, um mit ihrer „Tante“ zu jammen! Sie hat Gitarre gespielt und Claire saß an der Ukulele. Gemeinsam haben sie Kinderlieder gespielt (ok, Claire hat das arme Instrument ziemlich maltretiert) und gesungen. Es ist so süß ihr zuzuhören, wie sie mit ihrer kindlichen Stimme abrockt!

Kleine Liebesbeweise für Alle

Wenig später sang sie dem Hund ein Lied, während er den Kopf auf ihren Schoß legte und entspannt zuhörte. Ein Bild für Götter! Sie singt ja auch immer gern für ihre kleine Schwester. So lieb und süß.

Ihr habt noch nicht genug von dem Cuteness-Overkill? Nach dem Frühstück bestand Claire darauf, ein Herz ausschneiden zu dürfen. Das gab sie mir:

„Weil ich dich so liebe, Mama.“

Kleine Geschenke wie dieses gibt es Öfter mal. Und Küsse. Und Umarmungen! Claire macht derzeit so viele Entwicklungen durch und haut auch richtig coole Kloppersätze raus:

„Ich vermisse meinen Luca so sehr, dass mir das Herz zerbricht. Wann nur hört dieser Herzschmerz auf?“.

„Ich hab auch einen liebsten Schatz, wisst ihr das? Ich will ihn auch bald heiraten. Kein anderen Jungen auf der Welt will ich heiraten, nur meinen liebsten Luca. Aber: Er hat noch keinen Ring gefunden!“

Und da gibt es dann noch diese berüchtigen Kindermund-Klopper:

 

Es ist schwer dabei nicht laut loszuprusten! Mit Vierjährigen habt ihr also auch verdammt viel zu lachen! Umso besser, denn sonst würde man ja auch durchdrehen, wenn sie mal wieder ihre Vorstellungen realisieren möchten, die nicht realisierbar sind.

Merke: „Wenn man raucht stirbt man!“

Gehen wir noch etwas weiter zurück. Im Sommer war mein Mann mit Claire auf dem Spielplatz unterwegs. Dort saßen ein paar halbstarke Jugendliche (wahrscheinlich nicht einmal Volljährig, aber heutzutage sieht man das nicht mehr) und haben geraucht. Claire ist zielstrebig auf die Kids zumarschiert, hat den Ältesten fixiert und gesagt:

„Wenn man raucht stirbt man!“

Der Jugendliche starrt sie entsetzt an und hält in seiner Bewegung (Kippe zum Mund) inne. Claire setzt einen obendrauf:

„Mein Opa Peter hat geraucht und jetzt ist er im Himmel!“

Der Jugendliche schaut meinen Mann an, der nur kurz nickt und wieder zurück zu Claire. Kurzentschlossen drückt er seine Zigarette aus.

„Ok, ok, du hast mich ja schon überzeugt. Ich lass das Rauchen hier jetzt“.

Claire grinst zufrieden und geht mit ihrem Papa weiter. Derlei Situationen gibt es viele. Und jedes Mal feier ich sie dafür! Meine Brust würde jedes Mal aufplatzen, würde Stolz physikalischen Platz benötigen. Einige Raucher fragen dann immer noch nach: „Na sowas, was erzählt sie denn da?“. Dann sage ich ganz trocken: „Mein Vater starb mit 50 an Lungenkrebs.“ Die meisten Leute blicken dann noch etwas entsetzt drein und ich freu mich im Innern einen Keks.  Einige belächeln das, mit diesem triumphierenden „MIR passiert sowas nicht“ im Blick. Man kann nicht alle retten 😉

Keep on smiling and… fuck off!

Hoffentlich konnte ich euch nun ein Schmunzeln entlocken und aufzeigen, dass das Leben mit einer Vierjährigen aus mehr als Tränen und Verzweiflung besteht. Wir hatten ein echt schönes Wochenende bei unseren Freunden. Meine Freundin ist übrigens Pädagogin, die auch einige Zeit als Erzieherin gearbeitet hat. Sie hat mir bestätigt, dass ich eine ganz normale Vierjährige habe – die in einigen Punkten sogar weiter ist. Alles ist also relativ.

Die Probleme die wir haben, sind auch normal. Warscheinlich verschlimmere ich nur alles mit meinem Perfektionismus, weil ich lese, wie es bei anderen ist, was man darf, was man nicht darf und dann ist da noch das schlechte Gewissen, dass mir anhaftet. Das schiebe ich jetzt mal Beiseite und höre verstärkt auf mein Bäuchlein (was ich ja laut Aussagen anderer nicht tun sollte, weil jemand, der mit Gewalt großgeworden ist, kein gutes Bauchgefühl haben kann). Ich versuche mehr drauf zu Scheißen was andere sagen und für ulitmativ richtig halten. Dann werde ich direkt entspannter und Claire hoffentlich auch 🙂

Denkt immer daran: Genießt eure Kinder im Hier und Jetzt. Die Phasen sind so schnell vorbei und schon sind die Kinder wieder ganz anders <3 (Tägliches Mantra Ommmmm)