Lydia Conradi ist das Pseudonym der deutschen Autorin Charlotte Lyne, die mit ihrer Familie in England lebt. Geboren wurde sie im Jahr 1965 in Berlin, sie studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Sie ist Literaturhistorikerin und arbeitet im Bildungsbereich eines Museums. Sie liebt es zu reisen, ganz besonders im Mittelmeerraum. Mit ihrem Werk „Das Haus der Granatäpfel“, welches nun erscheint, begibt sie sich zum ersten Mal literarisch in die Ägäis.

Klappentext:

„Smyrna, 1912: Das Paradies – so nennen viele die Metropole am Ägäischen Meer, die inmitten von Krisen wirkt wie ein weltvergessenes Idyll. In die Stadt, in der Menschen aus aller Herren Länder seit jeher in Eintracht leben, kommt die Berlinerin Klara, um mit Peter, dem Sohn eines Kaufhausmagnaten, eine Zweckehe einzugehen. Doch er kann die lebenshungrige junge Frau nicht glücklich machen, und Klara verliert ihr Herz an den Arzt Sevan. Aber auch er ist gebunden, und als der Erste Weltkrieg ausbricht, beschließen beide, trotz ihrer Liebe füreinander ihre Partner nicht im Stich zu lassen. Für eine Weile erweist sich das Paradies wahrhaftig noch als Oase im Grauen, doch dann entbrennt ein schicksalhafter Kampf um die Stadt. Und plötzlich muss Klara eine Entscheidung fällen, die über Menschenkraft hinausgeht, um etwas von Smyrnas Geist und ihrer Liebe zu Sevan zu bewahren …“

Wichtige Informationen zum Buch:

Das Haus der Granatäpfel

Autorin: Lydia Conradi
Erscheinungsdatum: 02.Oktober 2017
ISBN: 978-3866124257
Verlag: Pendo

Cover:
Das Cover zeigt wunderbar die Verbindung zwischen Orient und Griechenland auf. Der Titel des Werks wurde mittig eingesetzt, unterhalb sieht man die Kuppeln einer Moschee, welche mit kleinen Mustern verziert ist, oberhalb des Titels ist ein aufplatzender Granatapfel, der noch am Baum hängt, zu sehen. Mir gefällt das Cover sehr gut, es ist ein deutlicher Bezug zum Inhalt gegeben.

Inhalt:
„Das Haus der Granatäpfel“ ist für mich persönlich tatsächlich das erste Werk, welches ich von der Autorin gelesen habe. Ich kenne auch keines, welches sie unter anderen Namen veröffentlicht hat. Da ich aber immer neugierig auf Werke, von Autoren bin, die ich noch nicht kenne, war ich gespannt, wie mir „Das Haus der Granatäpfel“ gefällt. Thematisch hat es mich sofort angesprochen. Es gibt zwei Themenbereiche, die hier für mich, ganz besonders interessant sind. Zum einen ist es die Zeit, in der die Handlung spielt. Es beginnt etwa zwei Jahre bevor der erste Weltkrieg ausbricht, andererseits ist es auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die spannend zu verfolgen ist. Über das osmanische Reich, dessen Entwicklung und die daraus resultierende Entstehung der Republik Türkei, war mir vorher historisch vieles nicht geläufig. Immer wieder habe ich im Verlauf der Geschichte auf die Geschichte des osmanisches Reichs zugegriffen. Es ist zugegeben ein sehr komplexes Thema, welches hier jedoch wunderbar in die Handlung integriert wurde. Der gesellschaftliche Stand der Frau in diesen Jahren ist wunderbar anhand der vielen Charaktere aufzuzeigen, denn die Frauen spielen in „Das Haus der Granatäpfel“ eine weitaus bedeutendere Rolle als die männlichen Charaktere. In der Zeit war es üblich, dass eher Zweckehen vereinbart wurden, Heirat aus Liebe war in der Regel nicht der Fall. Auch geschah dies oftmals gegen den Willen der Frauen, die Väter entschieden, welche Verbindung gesellschaftlich oder wirtschaftlich sinnvoll wäre. Erschreckend, wie ich finde, aber in den Jahren und auch noch eine ganze Zeit danach, war es normal. Mir fällt es heute schwer, mich in eine solche Zeit hinein zu versetzen. Als Frau hätte ich damals unter solchen Umständen ungerne gelebt. Andererseits sieht man an unseren Charakteren in „Das Haus der Granatäpfel“, dass es sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Leben hatte. Die eigentliche Protagonistin des Werks ist wohl Klara. Klara ist zu Beginn ein sehr junges deutsches Mädchen, welches arg von ihrem Vater in ihrer Freiheit eingegrenzt wird. Man könnte sagen, dass er komplett über sie und ihr Leben bestimmt. Klara missfällt das sehr, sie wünscht sich frei zu sein, verspürt aber andererseits nicht den Drang einen Ehemann zu haben. Was sie mir sympathisch gemacht hat, ist die Tatsache, dass sie meist direkt und offen ist. Sie schert sich wenig um Gesellschaftsformen. Das ändert sich auch im Laufe des Buchs wenig. Sie ist eine Person, die an vielen Stellen durch ihre Art aneckt. Nach und nach ist sie mir jedoch immer mehr ans Herz gewachsen. Es gibt so wahnsinnig viele, facettenreiche Charaktere, die einen durch dieses Werk begleiten. Die ganze Geschichte wird unheimlich durch die vielseitigen Figuren geprägt.

Aufbau, Struktur & Stil:
Die Handlung des Werks „Das Haus der Granatäpfel“ verfolgen wir als Leser größtenteils aus Sicht von Klara, in der dritten Person. Es gibt zu Beginn jedoch einen zweiten Erzählstrang, der aus Sicht des jungen Sevan, geschildert wird. Die beiden Handlungsstränge werden nach und nach wunderbar miteinander verbunden. Je nach Lebensabschnitt wurde die Geschichte in fünf Teile unterteilt. Es fiel mir zu keiner Zeit schwer, der Handlung zu folgen. Ganz besonders hervorheben möchte ich die wunderbaren, detaillierten Beschreibungen der Landschaft und der Stadt Smyrna . Ich habe mich beim Lesen zwischenzeitig gefühlt, als wäre ich genau dort vor Ort. Das war ein tolles Gefühl, man spürt hier die Verbundenheit der Autorin deutlich, ebenso wie die Tatsache, dass sie schon viele Orte gesehen hat. Es gelingt Lydia Conradi die Atmosphäre zu vermitteln, schnell konnte ich mich in der Geschichte verlieren. Innerhalb recht kurzer Zeit habe ich das Buch komplett durchgelesen. Einzig das Ende, welches ein wenig offen gehalten wurde, lässt mich etwas unschlüssig zurück.

Fazit:
„Das Haus der Granatäpfel“ ist eine Geschichte, die unter die Haut geht, die mich zum Nachdenken anregt hat und fesselt. Die wunderbare detaillierte Schreibweise schaffte es, dass ich mich gefühlt habe, als wäre ich am Ort des Geschehens.

Ich gebe vier von fünf Funkelchen.