#ArschcooleArbeitgeber Blogparade

„Sie sind nun im 9. Monat schwanger“. Wow. Das klingt noch so unwirklich. Immerhin haben wir erst letztes Jahr im Juni wirklich beschlossen erneut „Eltern zu werden“. Nur 13 Monate später werden wir unser neues Familienmitglied herzlich willkommen heißen. Es werden erneut unzählige Veränderungen auf uns zukommen. Alte Herausforderungen und Probleme werden wieder aufkommen, aber auch ganz neue Aufgaben fallen an: Wie werden wir die Balance mit zwei Kindern, deren Bedürfnisse und unserer Bedürfnisse schaffen? Ist das überhaupt zu schaffen? Wer wird zu kurz kommen? Kann ich das stemmen? Die Zweifel werden mit jedem Tag größer. Kann ich das wirklich, oder habe ich die Entscheidung damals nicht gut genug durchdacht? Fragen, die mich aktuell beschäftigen und dank meiner aktuellen beruflichen Situation stark an Relevanz gewonnen haben.

Das liebe Geld…

Machen wir uns nichts vor: Aktuell bleiben noch immer mehr Mütter als Väter zu Hause. Das soll niemanden kritisieren, niemanden herabwürdigen. Es ist jetzt einfach mal Fakt. Es wird ja auch irgendwie von den Müttern erwartet und in manchen Punkten kann ich das voll verstehen. Noch immer sind die Lohnscheren zwischen Mann und Frau da. Ich verdiene de facto halb so viel wie mein Mann. Ich habe studiert, er nicht. Würde er komplett zu Hause bleiben, könnten wir unseren Standard nicht halten und müssten beispielsweise in eine kleinere Wohnung (wir haben aktuell 3 Zimmer) umziehen – blöd, dass ein weiteres Familienmitglied aber eher mehr Platz einfordert. Eine ziemliche Krux.

Daher werde ich „klassisch“ zu Hause bleiben, auch, weil wir uns was Anderes nicht leisten könnten. Ich will es auch – darum geht es mir nicht. Es wäre nur schön überhaupt die Wahl zu haben, falls ihr versteht…  Und obwohl mein Mutterschutz gerade erst anfängt, mache ich mir Sorgen, was aus der Zukunft wird. Mich beschäftigen derzeit viele Fragen: Wie werde ich nach der Elternzeit zurück in den Job finden? Wie soll ich KITA und Schule unter einen Hut bekommen? Und: Gibt es sie wirklich – die Vereinbarkeit zwischen Kind und Karriere? Die Antworten kenne ich: klar! Aber nur auf dem Papier. Immer wieder gibt es Missstände, Probleme zwischen Eltern, dem Gesetz und Arbeitgebern die mir auffallen…

ArschCooleArbeitgeber-Blogparade

Anwältin Sandra Runge hat auf derlei Missstände aufmerksam gemacht (Xing-Artikel „Mütter werden nach der Elternzeit oft aus dem Job gemobbt„). Sie fordert:

  • Alle Mütter müssen eine Chance auf einen fairen Wiedereinstieg haben
  • Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Eltern sollten verbessert werden
  • Neue Diskriminierungsmerkmale könnten Benachteiligungen sanktionieren

Elternzeit ohne Sorgen genießen

Bloggerin Laura von „Heute ist Musik“ hat sich davon inspirieren lassen und eine Blogparade mit Geschichten zum Thema Vereinbarkeit ins Leben gerufen. Unter dem Hashtag #ArschcooleArbeitgeber sammelt sie Beiträge rund um Elternzeit, Rückkehr in den Job und Vereinbarkeit.

Als sie mich ansprach, ob ich gern mitmachen würde, sagte ich spontan ja! Das Thema Vereinbarkeit ist bei mir aktuell sehr sehr groß. Eigentlich wollte ich nach 12 bis 18 Monaten Elternzeit in meinen alten Job zurückkehren: Die Weichen waren gestellt, es sah VOLL gut aus. Nach zwei Verlängerungen hätte ich endlich meinen unbefristeten Vertrag bekommen sollen – dagegen sprach auch nichts, im Gegenteil. Das Feedback war immer positiv. Die Aussicht auch.

Ich habe mir darüber (blöderweise – ja, ich weiß!) gar keine Sorgen gemacht. Tja, und nun läuft der Vertrag noch im Mutterschutz aus.

Meine Elternzeit-Pläne sind ruiniert

Für mich war das eine Tragödie. Ist es. Natürlich könne ich mich gern nach der Elternzeit erneut bewerben. Allerdings müssten ja dann auch die Faktoren passen. Benötigt das Unternehmen gerade Mitarbeiter? Passt eine Teilzeitstelle? Passen die Projekte? Das ist einfach mit sehr viel Glück verbunden. Ich hatte gehofft auch nach der Elternzeit wieder einsteigen und kurzzeitig noch im Home Office bleiben zu können (so wie es die letzten Wochen auch geklappt hatte). Ihr wisst ja: Die Chance ergreifen und mehr Zeit mit dem Kind verbringen können – keine Kita oder Tagesmutter bemühen müssen… Dieser….Traum der Vereinbarkeit…

Claire kam schon mit 1 Jahr zur Tagesmutter und im Nachhinein finde ich das richtig blöd. Ich habe richtig viel verpasst, auch, wenn ich mir sicher bin, die weltbeste (!) Tagesmutter der Welt gehabt zu haben. Allerdings glaube ich auch, dass ich genau dieses Glück nicht mehr haben werde… Nein, diesmal wollte ich länger beim Kind bleiben, nicht nach 6 Monaten schon wieder (von zu Hause aus) arbeiten. Ich wollte mich auf das Kind konzentrieren können. Diese gemeinsame Zeit sorgenlos genießen.

Sorglose Zeit genießen

Und nun, nun geht es nicht, weil ich mir Sorgen mache. Große Sorgen um das „danach“.  Werde ich danach wieder in den Job finden? Für mich ist nämlich auch klar, nicht wieder Vollzeit einsteigen zu wollen, bis das Kind älter ist. Der nächste Haken… Ich möchte gern im Home Office arbeiten UND auch noch in Teilzeit.

Eigentlich kann ich das direkt vergessen. Kein neuer Arbeitgeber lässt mich (erfahrungsgemäß) direkt unbeaufsichtigt im Home Office arbeiten.

Es würde gehen. Natürlich. Ich bin Online-Redakteurin, kümmere mich um Social Media-Kanäle, kann Online-Kampagnen planen und umsetzen. Außer hin und wieder einem Teammeeting beizuwohnen, besteht für mich kein Zwang im Büro zu sein. Und sowas kann man wöchentlich ganz sicher managen. Aber Arbeitgeber scheinen von einer Art „Angst“ befallen zu sein, Home Office anzubieten. Am Ende machen sich die Mitarbeiter einen faulen Lenz – oder so (?!). Mein aktueller Arbeitgeber kennt mich. Er weiß, was ich kann, er weiß, dass ich eine super Leistung erbringe. Das weiß ein neuer Arbeitgeber halt nicht. Der will mir über die Schulter schauen. Und da wird mal wieder das Problem liegen, fürchte ich.

Vergangene Probleme machen mich skeptisch

Ich hatte genau das Szenario schon mit Claire. Ich hatte nach Jobs in Bonn in Teilzeit gesucht- mit Möglichkeiten im Home Office arbeiten zu können. Gearbeitet habe ich dann in Vollzeit, mit täglicher Pendelei nach Köln (2 Stunden). Ab und zu war Home Office drin. Oft aber nicht. Das hat sich vor allem erst später gelockert – in der Schwangerschaft dann sowieso. Außerdem konnte ich die Stunden zumindest auf 35 Stunden reduzieren, damit ich Claire nicht weiter in Randzeitenbetreuung geben musste.

Ehrlich gesagt sehe ich schwarz für meinen Wunschjob. Ich werde erneut Abstriche machen müssen, womöglich auch einige Zeit arbeitslos sein. Und das trotz guter (Arbeits-)Zeugnisse und Studium.

Dabei möchte ich eigentlich das, was alle Eltern wollen: Karriere und Kind ohne schlechtes Gewissen miteinander vereinbaren können. Dazu helfen flexible Arbeitszeiten, gleiches Lohnniveau für Männer und Frauen, eine gute Kinderbetreuung, Möglichkeiten zum Home Office und einfach mehr Chancen (seitens Arbeitgebern) für Mütter – beziehungsweise Eltern, sich beweisen zu können. Vetrauen – in mich und meine Fähigkeiten.

Schon wieder bestimmen Ängste meine Zukunft

Mir macht die Zeit nach der Elternzeit gerade wirklich Angst. Auch diesmal werde ich mich nicht voll aufs Kind konzentrieren können, sondern muss bereits an meiner beruflichen Wiederkehr arbeiten. Das ist schade. Einfach nur schade. Ich wünsche mir, meine Elternzeit einfach genießen zu können. Keine Angst um meine Zukunft haben zu müssen. Flexible Arbeitgeber, die Eltern willkommen heißen und nicht wie juckende Eiterpickel behandeln. Aber ich muss mich auch der Realität stellen. Die sieht ganz anders aus.

Da sollte auch der Gesetzgeber Schritte einleiten, damit Mütter nicht mit positivem Schwangerschaftstest in der Hand (gefühlt) um ihren Job fürchten  müssen. Ich lese immer wieder von Frauen, die ihren Job nach der verkündeten Schwangerschaft los sind. Die trotz mündlicher Zusage, „plötzlich“ nicht verlängert werden können. Die aus der Elternzeit zurückkehren und dann aus diversen Gründen ihren Arbeitsplatz verlieren… Und das ist einfach pure Diskriminierung von Müttern/Eltern. So fühlt es sich gerade an. Ich bin sicher, dass ich ohne die Schwangerschaft meine Verlängerung ganz normal bekommen hätte. Jetzt habe ich Pech gehabt. Dabei würde ich meinen Arbeitgeber normalerweise auch als sehr familienfreundlich bezeichnen. Kind ist krank? Ich muss spontan nach Hause? Kein Ding. Arbeite ich halt zu Haus oder hol das nach. Kita-Zuschuss gab es auch. Alles easy. Elternzeit scheint allerdings mit besonderen Problemen verknüpft zu sein, die ich nicht verstehe. Vielleicht sollte man da Anreize für Arbeitgeber schaffen? Ich versteh ja nicht viel von Politik – da bin ich ehrlich. Aber irgendwas sollte getan werden…

Meine Zukunft ist ungewiss. Tatsächlich frage ich mich manchmal, ob ich mit der Schwangerschaft hätte warten sollen.  Bis ich den Vertrag habe. Aber wäre das die Lösung? Auch nicht irgendwie… Zumindest eine traurige… Aber das ist leider die Situation der Müttern/Eltern in Deutschland: Es ist einfach nur traurig. Ich hoffe, dass mehr Arbeitgeber umdenken und anfangen ihre guten Mitarbeiter zu halten. Langfristig denken und handeln. Ihre Mitarbeiter wertschätzen – mit oder ohne Kinder.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Dann macht gern bei der Blogparade mit! Bis Ende Juni habt ihr noch Zeit. Wenn ihr eine Geschichte, aber keinen Blog habt, könnt ihr auch gern als Gastautor tätig werden 🙂