Seit 8 Monaten habe ich das letzte Mal mit Kindern gearbeitet. Diese kinderlose Zeit habe ich intensiv genutzt um mal genau über meinen Beruf nachzudenken. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich eigentlich für sehr viele Jungen und Mädchen Mutter und/oder Vaterersatz war. Vaterersatz deshalb weil ich eben auch Dinge mitgemacht habe die viele Erziehrinnen eben nicht machen.
Auf der einen Seite macht es mich Glücklich: ich durfte viele Kinder auf ihren Weg ins groß werden ein wenig begleiten und mit gestalten. Es sind wunderbare Beziehungen entstanden, besonders mit den ,, schwierigen Kindern“.
Aber schaue ich auf die andere Seite: Kinder sollten so viel Zeit wie möglich mit ihren Eltern verbringen. Doch das ist oftmals gar nicht möglich.
Hard working parents
Es stimmt wirklich: Wir Pädagogen ziehen und erziehen die Kinder anderer Menschen groß. Wenn ein Kind von 7:30 Uhr bis 17:00 die KiTa besucht weil Mama und Papa arbeiten MÜSSEN, dann sieht es nun mal so aus. Wir müssen den Kindern helfen sich im Leben, in unserer Gesellschaft und Kultur zurecht zu finden. Und dabei müssen wir darauf achten die Individualität des Kindes zu wahren. Für Eltern die Vollzeit arbeiten bleibt da wenig Platz um aktiv am Projekt ,, groß werden“ teilzunehmen. Und Hand auf´s Herz…. Abends sind wir auch einfach nur müde.
Es gibt auch „faule“ Socken
Leider gibt es auch die Sorte Eltern welchen es vollkommen egal ist ob und wie ihre Kinder erzogen werden. Oftmals liegt dahinter noch nicht einmal böse Absicht. Wer selbst nicht erzogen wurde oder wenigstens ein paar Grenzen gesetzt bekommen hat wird das auch in der Zukunft eher selten können. Sie setzen dann auf die Kindertageseinrichtungen und Schulen. Die werden das schon richten. Schließlich müssen sich Kinder spätestens in der Schule benehmen können. Manchmal hoffen sie auch, dass Erzieher/innen und Lehrer/innen den verursachten Schaden wieder richten können.
Das bisschen Kinder Betreuung
Wie viel Arbeit dahinter steckt ein Kind zu einem positiven Mitglied der Gesellschaft zu erziehen, wissen die meisten Eltern aus eigener Erfahrung. Wie viel Anteil an der Erziehung dabei Pädagogen haben, ist aber vielen nicht bewusst oder wird ignoriert. Ist ja nur ein paar Stunden Kinder betreuen. Und natürlich sollen die Kleinen dann noch lernen wie man sich am Tisch benimmt, den Stift richtig hält und endlich, eeenndlich auch die Spielsachen mit anderen teilt.
Müssen WIR das?
Gegenfrage. Warum müssen wir Pädagogen den Job der Eltern immer weiter übernehmen? Und warum müssen die Kinder so viele kostbare Zeit mit ihren Eltern verlieren? Die Antwort gefällt keinem aber ist Fakt: ja. Schlicht und ergreifend werden wir alle mehr oder minder durch ein paar Faktoren gezwungen.
Auf Platz eins liegt da eindeutig Geld. Ohne Moos ist nichts los. Eltern müssen arbeiten damit Geld ins Haus kommt.
Schauen wir mal weiter. Ah ja, die Arbeitszeiten. Die sind absolut nicht familienfreundlich. Jaaaa, werden jetzt viele schreien, das stimmt. Denkt noch mal nach: hätten wir nicht so ausgedehnte Arbeitszeiten könnte man z.B. den schnellen Einkauf nach der Arbeit vergessen. Dann wären alle Geschäfte spätestens um 18:00 Uhr zu. Genau so sind Berufe mit Schichtdienst wenig familienfreundlich. Ich denke da an all die guten Krankenschwestern, Fabrikarbeitern etc. .
Ich persönlich sehe da nur wenige Möglichkeiten um diese Situation zu ändern:
- Ein Elternteil geht nicht mehr arbeiten, damit die Kinder nur halbtags in die KiTa gehen.
- Arbeitszeiten werden angepasst: ab 18:00 ist Schluss mit einkaufen etc.
- Schichtdienste nur für Menschen ohne Kinder (wtf…das klingt so falsch!).
Das kann es doch nicht sein. Ich möchte keine Ersatzmama sein. Und Lehrer sollen das auch nicht werden. Es muss ein generelles Umdenken zum Thema Familie passieren. Und zwar von ELTERN, POLITIKERN und PÄDAGOGEN. Kinder sollen nicht funktionieren wie Herdenvieh( so scheint es nämlich im Moment zu laufen, Anpassung statt Individualität) sondern in den Genuss von Mama und Papa kommen. Mama und Papa sollen ihre Werte und Vorstellungen vermitteln. Pädagogen sollen nicht als Dienstleister gesehen werden, sondern als Wegbegleiter. Wir wollen und sollen nicht korrigieren, wir sollen und wollen nur Wege zeigen um einen eigenen Lebensweg zu entwickeln. Wir haben auch gar keine Zeit dafür. 25 Kinder in einer Gruppe oder 30 Kinder ein einer Klasse. Das ist nicht mehr machbar.
Bitte, bitte, bitte: Eltern und Pädagogen! Arbeitet Hand in Hand und nicht gegeneinander. Helft Euch gegenseitig um den Kindern zu helfen.
Lasst nicht eine Seite im Stich nur weil es bequemer ist oder es angeblich keinen Ausweg gibt Zustände zu ändern. Es muss möglich gemacht werden. Nur zusammen schaffen wir das!
Tante Vanja sagt: Erziehung besteht aus Liebe, Güte und Grenzen. Nur gemeinsam können wir diese Werte vermitteln!
Hallo Rabenmutti, tja und sobald du alles darauf ausrichtest deine Zeit mit den Kindern und Ihrer Erziehung zu verbringen piekst der Arbeitgeber rum und will dich Vollzeit. (http://spinnliesl.blogspot.de/2017/04/gedanken-zum-muttertag.html) Das System ist krank. Deine Sicht ist die der Erzieher, meine Sicht ist die der working Mum und die Sicht der Arbeitgeber/Wirtschaft ist möglichst viel Geld mit ihren Arbeitnehmern zu erzielen und ihnen Ziele wie Erfolg und Gemeinschaft vorzugaukeln. Was ist die beste Möglichkeit der Altersarmut entgegen zu wirken (zu hoffen das sich der Lebenspartner nie scheiden lässt)? Ich fände noch eine 4. Möglichkeit gut: Teilzeit für alle die sich um Erziehung… Read more »
Hi Anja,
danke für deinen Kommentar. Ich muss kurz intervenieren 🙂 Der Beitrag stammt von Pädagogin Vanja, nicht von mir (der Rabenmutti).
Ich bin ja selber Working Mum in Vollzeit und bald Elternzeit 🙂
Die liebe Tante Vanja bloggt hier aber immer mal aus Pädagoginnen-Sicht – das Rabenmutti-Team ist groß.
Ich werde ihr Bescheid geben, dass du dich gemeldet hast, damit sie sich selber dazu äußern kann 🙂
Liebe Grüße
Rabenmutti Yasmin
Liebe Anja, das liegt der Hase im Pfeffer. So ein Zeitkonto klingt reizvoll, aber das wird warscheinlich niemals machbar sein. Wer kann schon genau sagen das man wieder arbeiten geht? Wie Du schon merksz: das System ist krank. Ja, ich sehe es aus der sicht der Pädagogen, weil ich eine bin. Aber ich verstehe die Seite der Eltern genau so. Eine der vielen Gründe warum ich immer Tante und nicht Mama Vanja bin. Diese ganzen Hürden ( Job oder Kindererziehung, Altersarmut , Familie) möchte ich persönlich nicht nehmen müssen.Respekt an alle Menschen die sie nehmen. Wir können uns im Moment… Read more »
Ich bin arbeitsunfahig und Hartz 4 Empfänger. Das führt dazu, dass ich volle 3,5 Jahre MINDESTENS zu Hause bleibe mit dem Kurzen (keinen Kita-Platz zum 2 Geburtstag bekommen) Ich wollte es eigentlich auch nicht anders, von Anfang an. Zudem fände ich es absolut unsinnig, den arbeitenden Eltern noch den Kita-Platz streitig zu machen. Ich bin eh zu Hause! Und so kam, wie es kommen musste… Das erste Wort, das erste Mal alleine krabbeln, sitzen, essen, hochziehen, laufen, singen, tanzen, Puzzle etc PP: ich habe es alles erlebt! Ich bin froh drum, auch wenn ich selber bis heute oft auf dem… Read more »
Weil es Phasen gibt die anstrengend sind! Das Wort Phasen macht mich ganz wahnsinnig. Unsere Jüngste (2 y) hat eigentlich seit der Geburt ständig und stetig Wutanfälle – mit allen was dazugehört. Ein klassisches Schreikind wie im Buche. Ich werde regelmäßig Montags im Büro gefragt, was ich den immer zuhause mache, da ich ständig blaue Arme habe, gespickt mit Zahnabdrücken. Die Große kommt sich vernachlässigt vor, was ja auch stimmt- ich werde ja misshandelt von der Kleinen und kann nicht mit ihr spielen oder vorlesen bei dem Geschrei. Ich liebe beide Kinder! Keine Frage, aber nach 3 Stunden anbrüllen, zwicken… Read more »