Bereits im ersten Trimester hatte sich angekündigt, dass diese Schwangerschaft kein Zuckerschlecken werden würde. Verglichen mit anderen Extremfällen geht es mir wohl immernoch prächtig, doch verglichen mit Claires Schwangerschaft frage ich mich manchmal, ob ich mittlerweile echt zu alt bin (mit 28!), um schwanger zu sein. Wie ich darauf komme… Nun ja.
Endlich ist sie da, die Schwangerschaftswoche 28. Damit bin ich offiziell in den 7. Monat der Schwangerschaft eingestiegen und habe das zweite Trimester hinter mir gelassen. Juhu! Und ich bin echt froh drum, denn einfach war es – für meine persönlichen Verhältnisse! – nicht. Rückblick auf die erste Schwangerschaft mit Claire: Nach der anfänglichen Übelkeit habe ich fast bis zum Ende nicht gemerkt, dass ich eigentlich schwanger bin. Die Beschwerden kamen vor allem im dritten Trimester mit Sodbrennen und Kurzatmigkeit auf. Das war es schon. Diesmal aber war es anders.
Blut, Krankheit, Panik
Ich hatte immer wieder große Panik geschoben, weil ich Mini-Blutungen hatte. Mal braun, mal rosa. Einmal sogar etwas mehr, sodass ich von der Arbeit direkt zur Frauenärztin gefahren bin (Danke an meine TOP-Ärztin, die mich bei jedem Notfall sofort reinschiebt!). Natürlich war nichts, womöglich ist meine Plazenta einfach ein wenig gewandert und hat dabei ein paar Äderchen zum Platzen gebracht. Uff! Doch auch Schmerzen begleiteten mein zweites Trimester immer wieder. Schmerzen und nicht enden wollende Erkältungen.
Aktuell bin ich schon wieder erkrankt. So bin ich vielleicht mal eine Woche am Stück voll gesund und dann geht es von vorne los… Meine Ärztin schrieb mich bereits mehrfach krank, um mich außer Gefecht zu setzen. Schmerzen, Krankheit, Stress auf der Arbeit –
„Frau Neese, denken Sie an Ihr Baby!“ Ich bin ihr dankbar, dass sie das getan hat. Wirklich.
„Sei den Kollegen kein Klotz am Bein!“
Auf mir lastete der Druck, für meine Kollegen kein Klotz am Bein zu sein, nur, weil ich schwanger bin. Ich wollte das Klischee, dass Schwangere zu nichts mehr fähig sind und dem Unternehmen schaden nicht bedienen. Zumal eine liebe Kollegin bereits länger erkrankt war und der Ausfall einfach kompensiert werden MUSSTE. Jetzt wird mir gerade klar, dass ich zu viel an das Unternehmen und zu wenig an mich gedacht habe. Schmerzlich. Das würde ich nicht noch einmal so machen. Aber ihr wisst ja selber, was persönlicher Druck und Ängste mit der Vernunft anstellen können… OFF.
Nochmal würde ich nicht bis an meine Grenzen gehen und versuchen die Schwangerschaft entspannter und ohne Druck zu erleben. Man lernt ja nie aus im Leben.
Nicht hängen lassen…
Ich hatte tatsächlich oft Schmerzen, vor allem beim Treppensteigen, nach einem Sprint (wenn ich zum Zug huschen musste) und bei anderen körperlichen Anstrengungen. Das kannte ich gar nicht. Tatsächlich war ich sonst echt fit in der ersten Schwangerschaft. Das war echt zermürbend für mich… Neben Krankheit und Schmerzen hatte ich zudem immer wieder Alpträume. Auch diese seien wohl normal. Leider träume ich oft von meinem Vater – was den Schmerz immer wieder aufkommen lässt. Ich hoffe, dass das mit der Geburt vorbei sein wird. Das zieht mich emotional über den Tag immer herunter.
Und dann sind da noch diese Nächte in denen ich aufwache, mein Bein strecke und plötzlich einen üblen Krampf in der Wade habe! Manchmal so schlimm, dass mir die Tränen in die Augen schießen und ich erstmal Atemübungen machen muss, um herunterzukommen. Dieser Krampf löst sich dann auch nicht komplett und begleitet mich über den Folgetag…und weiter…und weiter. Dagegen soll Magnesium helfen, aber so ganz klappt es leider nicht. Auch das kenne ich nicht aus der ersten Schwangerschaft.
Hm, was gibt es noch zu erzählen? Natürlich ist mein Bauch explodiert und schon richtig groß geworden! Mit einem Sprung hatte ich dann auch binnen 30 Tagen 6 Kilo mehr auf der Waage. Ok, das war sicher auch das gute Essen aus dem Familotel Ottonenhof. Aber trotzdem. Huiui! Der Bauchumfang wuchs dann eben auch spontan um 8 Zentimeter an.
Baby Erbse tritt!!!
Positives gibt es aber auch zu berichten. WIR spüren das Baby! Es gluckert jetzt nicht nur leicht in meinem Bauch, nein. Man kann es richtig dolle treten fühlen UND sehen! Ich finde das ist ein besonderer Schritt, weil nun auch Mann und Maus aktiver an der Schwangerschaft teilnehmen und Kontakt mit Baby Erbse aufnehmen können. Das schon ein tolles Gefühl, wenn Baby Erbse tritt. Hach! Jeder, der das Gefühl nochmal erleben möchte, kann sich gern mein kleines Video dazu ansehen. Man sieht richtig, wie wild es im Bauch zugeht.
Dass Erbse hin und wieder die Blase zu treffen scheint oder andere schmerzhafte Stellen ist dabei schnell vergessen. Einfach toll und schön. Ich versuche auch immer Kontakt mit Erbse aufzunehmen, wenn sie wach ist: Ich lege meine Hand auf den Bauch, stubse die Erbse leicht an und ärgere sie, indem ich den Bauch leicht schunkele. Mittlerweile gibt es dann immer eine Antwort – das ist irgendwie richtig geil. Mein Mann empfindet es allerdings noch immer als ein wenig spooky, wenn sich Erbse gegen seine Hand stemmt. Das Gefühl von Leben in meinem Bauch findet er etwas befremdlich. Alienmäßig halt ?
Kleine Shopping Queen
Außerdem ist im zweiten Trimester mein Nestbautrieb erwacht! Ich habe euch die Umbaupläne für das Kinderzimmer ja bereits vorgestellt und mittlerweile habe ich diese weiter ausgebaut. Es gibt ein neues Bett, neue Schränke, einen wunderschönen Kinderwagen, einen super-stylischen Hochstuhl, ein schönes Beistellbett, einen sicheren und edlen Kindersitz… Und KLAMOTTEN! Mein Gott, als ich letztens „nur mal guggen“ wollte, hatte ich plötzlich 50 Euro auf dem Babyflohmarkt gelassen. Ich war nicht aufzuhalten.
Ihr wundert euch jetzt vielleicht über die Farben. Tatsächlich hat sich im zweiten Trimester noch was verändert: Das Geschlecht unserer Baby Erbse! Nachdem ich in einem weiteren Beitrag nochmal reflektiert hatte, woher die Ängste kamen, war das Thema Geschlecht eigentlich für mich abgeschlossen. Und dann – Surprise – es wird ein Mädchen. Bauchgefühl war also doch richtig! Ich hoffe nun, dass wir dabei bleiben und es keine Überraschung zur Geburt gibt. Warum? Wir haben noch immer keinen Namen für einen Jungen… Es muss einfach „pling“ machen, das hat´s bisher nicht. Vielleicht macht es auch pling, wenn das Baby in meinem Arm liegt. Oder vielleicht weiß ich unterbewusst, dass es ohnehin ein Mädchen wird. Keine Ahnung. Jungennamen finden fiel schon in der ersten Schwangerschaft schwer. Eine Problematik, die weiter verbreitet scheint, wenn ich hin und wieder die Suchanfragen in Babygruppen sehe.
Die Angst wächst mit
Zusammenfassend ist das zweite Trimester gut, aber mit vielen körperlichen Einschränkungen, verlaufen. Die Erbse aber hat sich sehr gut entwickelt. Mittlerweile ist sie knapp über 1000 g schwer und 35cm groß. Und ganz schön aktiv. Die Freude auf das Baby wächst, ebenso wie die Angst. Werde ich das schaffen? War das nicht vielleicht doch eine doofe Idee? Habe ich mich oder uns überschätzt?
Ich spüre, wie Claire nun immer mehr in den Vordergrund kommen möchte. Die Phase der Entthronung ist präsenter denn je und es fällt mir noch schwer, das kompetent abzufedern. Vor allem, da ich gerade versuche bindungsorientierter zu erziehen.
Bindungsorientiert? Das war vielleicht keine gute Idee in der Schwangerschaft, denn es erfordert sehr viel inneren Kampf und meine Hormone lassen mich ständig spontan explodieren.
Uff.. Mittlerweile zweifele ich, ob das der korrekte Weg für uns als Familie ist und schlimmer: Wie bekomme ich die Bedürfnisse aller unter einen Hut?! Das große Unbekannte macht mir richtig Angst… Meine Zuversicht ist deutlich kleiner geworden.
Ich bin gespannt, was das letzte Trimester bringen wird und wie die Geburt letztlich verlaufen wird. Wir hatten bereits zwei Termine für eine Kreisssaalbesichtigung. Im letzten Trimester wird die Entscheidung für ein Krankenhaus fallen, das Kinderzimmer wird eingerichtet und es geht in den Mutterschutz und damit völlig veränderten Alltag. Ich bin schon seeehr gespannt!
Ach, eine Sache gibt es da, die identisch mit der ersten Schwangerschaft ist: Ich muss mittlerweile ständig aufs Klo!