Es ist nichts Neues, dass in Bloggerkreisen eine Sau durchs Dorf getrieben wird. Sei es durch Buzzwords wie „Stillen“, „Erziehung“ oder „Grenzen“. Wirklich neu ist (mir) aber der Fall, dass sich Blogger gegenseitig „beklauen“ und mit dem Anwalt drohen. So geschehen im Fall von Bloggerin Yvonne aka Mamasdaily.net, der vorgeworfen wird, sie habe Ideen und Content aus mehreren Quellen geklaut und für ihre Zwecke umgestaltet. Zunächst dachte ich, es sei eine einmalige Sache. Missverständnisse geschehen nun mal und manchmal schaukelt sich ein kleiner Konflikt eben hoch. Doch dann kamen immer wieder Stimmen hoch, die sich negativ äußerten. Und es kamen mehr Vorwürfe auf. Daher möchte ich mir den Blog nun genauer ansehen, um die Vorwürfe mit den mir vorhandenen Mitteln entweder zu legitimieren oder aber richtig zu stellen.

Die Vita zu Mamasdaily.net

Mamasdaily.net ist ein relativ junger Blog. Der erste Post ist auf Mitte Juni datiert, die Blogdomain besteht scheinbar seit Anfang August. Dennoch soll er nach eigenen Angaben schon von verbaudet und fisherprice gesponsert werden. Das wird nun einige erfahrenere Blogger sicherlich aufhorchen lassen, da es zumindest nicht Gang und Gebe ist, so junge Blogger direkt zu sponsern. Zudem hat sie bereits die Aufmerksamkeit der Huffington Post, Eltern und BrigitteMom erhalten. Bei Instagram hat sie zudem schon knapp 2.000 Abonnenten – böse Zungen sprechen hinter vorghaltener Hand zwar von gekauften Fans, aber das kann ich nicht nachvollziehen, da ich keinen Einblick auf das private Profil habe. Bei knappen 2 Monate in der Bloggersszene ist das jedenfalls kein schlechter Wert. Für eine Jungbloggerin ein absoluter Senkrechtstart! Einige Blogger vermuten schon eine Art Sozialexperiment einer Zeitung dahinter 😉 Es ist tatsächlich verwunderlich, wie vermeintlich erfolgreich Bloggerin Yvi (so nennt sie sich auf ihrem Blog) nach so kurzer Zeit ist.

Das ist natürlich kein Verbrechen, hinterlässt aber ein unsicheres Gefühl, wie ich bei meinen Recherchen festgestellt habe. Stecken da Connections dahinter? Die Gerüchteküche brodelt. Die Vorwürfe und Verschwörungstheorien werden aggressiver: „Ist sie gar ein Spion, der die Bloggerszene durchrütteln soll?“. Leider lassen sich keine Informationen zu Bloggerin Yvonne L. im Netz finden. Auch im Impressum befinden sich nur wenige Angabe, um angeblich den Schutz ihrer  Privatsphäre gewährleisten zu können. Ist Yvonne vielleicht gar nicht ihr richtiger Name? Ist die ganze Person ein Fake? Diese und ähnliche Gedanken kamen mittlerweile auch in der sozialen Welt auf. Ich bin mir sicher, Tom Hanks hätte in seiner Rolle als Robert Langdon wahre Freude an den Theorien. Kommen wir aber zurück zu den Fakten.

Der Ursprung der Fehde

Angefangen hat alles, als sich die Dani von Gluckeundso.de darüber beschwert hat, dass Yvi von Mamasdaily.net den Text „Vom Tellerwäscher zum Blogger – the german dream“ in der Idee kopiert und sogar eine Textpassage völlig übernommen habe. Sie hätte sich zumindest gewünscht, als Quelle der Inspiration auch genannt zu werden (das ist Gang und Gebe in der Bloggerszene). Der Beitrag „Weil Bloggen Spaß macht – von Missgunst und Freu(n)de“ von Mamasdaily kam nur kurze Zeit (am selben Tag) später online. Beide Beiträge befassen sich im Kern mit der Grundidee vom Bloggen ans schnelle Geld zu kommen und die gegenseitige Unterstüzung von Bloggern. Beide steigen quasi damit ein, dass sie gern bloggen und knüpfen dann direkt an das Geldverdienen mit Blogs an.

[Anmerkung] Zufällig wollte auch Bloggerin Phinabelle an diesem Tag ihren Ärger über die „Missgunst unter Bloggern“ loswerden. Wer ähnliche Inhalte findet, darf sie behalten 😉

Im weiteren Verlauf greifen beide Bloggerinnen die Thematiken „Spaß am bloggen“ sowie Missgunst und ihre Facetten auf. Beide kommen zudem zu dem Schluss, dass ein miteinander, statt Gegeneinander stattfinden sollte. Bei Gluckeundso ist der Beitrag etwas detaillierter, bei Mamasdaily wirkt er ein wenig zusammengestaucht. Gestaucht deshalb, weil es einfach eine geklaute Idee ist, die sie möglichst schnell zu Papier – Pardon – ins Netz bringen wollte? Das ist nun die große Frage und der Streitpunkt. Mamasdaily wehrt sich verständlicherweise vehement gegen den Vorwurf des „Ideenklaus“ und spricht von einer Hetzkampagne gegen sie, da Dani von Gluckeundso angeblich auch andere Leute anschreiben würde.

Mamasdaily fühlt sich bedroht

Mittlerweile hat Mamasdaily ihren Ärger auch in dem Beitrag „Warum ich blogge – von Höhen und Tiefen“ geteilt und fühlt sich und ihre Familie gar bedroht. Eine Einschätzung, die ich absolut nicht nachvollziehen kann, da ich zumindest keine öffentlichen Äußerungen kenne, die eine solche Angst auch nur im Ansatz rechtfertigen würden. Findet da noch mehr im Verborgenen statt? Oder klafft die Wahrnehmung der Bloggerin und die der anderen Bloggre so weit auseinander? Verständnis für den Artikel fand ich zumindest nicht. Hier sei nebenbei zu erwähnen, dass angeblich sogar private Gespräche auf Twitter an Mamasdaily weitergegeben worden seien, die Dani und auch ich mit anderen Bloggern geführt hätten.  Gespräche in denen wir „schlecht“ über sie gsprochen hätten. Für mich persönlich schwang sogar eine leichte Drohung ihrerseits mit, dies kann jedoch auch nur eine subjektive Wahrnehmung sein. Allerdings wurden keine Quellen benannt, daher gehen wir hier von einer schlichten Behauptung aus. Alles andere wäre auch meines Wissens nach strafbar.

Einen übereinstimmenden Satz habe ich nicht (mehr?) gefunden, leider existiert auch kein Beweismittel (Screenshot) dafür. Somit ist der Vorwurf von Contentklau (übernommene Textpassage) hier aufgrund der Beweislange meiner Meinung nach zunächst nicht zu rechtfertigen. Bloggerin Yvi fühlt sich in diesem Punkt also zu Recht falsch beschuldigt. Sie gab an, eine Strafanzeige gestellt, bzw. den Anwalt eingeschalten zu haben.

Meine Bemühungen die Wogen zu glätten, schlagen zu diesem Zeitpunkt bereits fehl. Ich hatte angefragt, ob es nicht möglich wäre, wenn beide nochmals miteinander sprechen würden. Aus meiner Sicht wäre das Vorgehen kein Contentklau, aber eine Art Trittbrettfahren gewesen: Man merkt, dass ein Thema gut läuft und steigt schnell noch ein. Allerdings verliefen die Gespräche weniger gut, Chatverläufe auf Twitter werden immer wieder gelöscht (nicht von mir). Daher konnte ich nur ein paar wenige Screenshots für diesen Beitrag bereistellen:

[Anmerkung] Es sei gesagt, dass dies natürlich nur einen Bruchteil des Gesprächs wiederspiegelt. Leider wurden die Verläufe bzw. Chronikbeiträge allesamt gelöscht – ein Problem mit dem auch andere Bloggerinnen kämpfen müssen. Tatsächlich kam es während der ersten Streitwelle immer wieder dazu, dass Tweets kurz nach dem Senden gelöscht wurden.

Massenblockade – Vernetzen geht anders

Mehrere Blogger berichteten auch, dass sie anschließend von Mamasdaily geblockt wurden. Sei es auch, wenn sie nur am Rande der Diskussionen erwähnt wurden, oder einfach Interessere am Geschehen bekundeten. Mamasdailys Reaktion erschien den betroffenen Bloggerinnen teilweise unverständlich, viele zeigten sich perplex. Während der Streitigkeiten schien das Profil auch hin und wieder auf „privat“ gestellt worden zu sein, sodass ich die kurzzeitig Tweets nicht weiterverfolgen konnte, dann wieder doch. Übrigens wurde mein Account mittlerweile ebenfalls von Mamasdaily blockiert, sodass ich nun auch nicht mehr offiziell einsehen kann.

Raubt Mamasdaily 2kindchaos die Persönlichkeit?

Selbstverständlich ist es einem jedem selbst überlassen andere Internetnutzer zu blockieren. Das habe ich auch schon gemacht, wenn ich mich geärgert habe. Allerdings blieb es anschließend nicht still um Mamasdaily, denn meine Timeline füllte sich mit weiteren Vorwürfen gegen die Bloggerin. Beispielsweise habe sie den „Vorstellungstext“ von Bloggerin Frida (2kindchaos.com) kopiert. Eine kurze Gegenüberstellung zeigt auf, dass hier tatsächlich sehr viele Passagen gleich sind:

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Darüber hinaus wurden angeblich auch weitere Texte von Frida übernommen. Vergleicht man die Texte bezüglich der Kooperationen der beiden Bloggerinnen, wird man auch starke Ähnlichkeiten feststellen können:

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© Screenshot Links: 2kindchaos.com; Rechts Mamasdaily.net; Abrufdatum: 21. Oktober 2016

 

 

Weiterhin wurden Vorwürfe laut, dass sich Yvi ebenfalls auf der „Über mich“-Seite stark an Fridas Blog orientiert hätte. Im Vergleich fällt auf, dass die Inhalte tatsächlich recht ähnlich klingen. Zufall? Daran mag manch einer bei so vielen Übereinstimmungen kaum glauben. Haben sich hier vielleicht Seelenverwandte gefunden? Die große Ähnlichkeit wirft viele Fragen auf. Weiterhin ist der Motivations-Anstoß „Schatz, ich blogge jetzt!“ sehr ähnlich zu Alines Leitsatz und Blognamen „Liebling, ich blogge jetzt!„.

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© Screenshot Oben: 2kindchaos.com; Unten Mamasdaily.net; Abrufdatum: 21. Oktober 2016

 

Ähnliche Beiträge und Blogparaden

Wer sich zudem thematisch mit dem Blog auseinandersetzt, wird feststellen, dass viele Ideen in ähnlicher Form schon da waren und scheinbar neu aufgearbeitet worden sind. Beispielsweise findet auf Mamasdaily eine Blogreihe „meine Mama Storys“ statt, die in der Idee Ähnlichkeit mit der Interviewreihe „Familienrollen“ von Bloggerin Betty (von Frühesvogerl) aufweist. Ähnlich verhält es sich bei der Blogparade „Was macht mich zur Mutter/Vater?“, die am 17. Oktober von Mamasdaily ausgerufen wurde. Eine ähnliche Parade fand auf dem Stiefmutterblog bereits im März statt, einen Hinweis darauf gibt es aber nicht. Ihr Beitrag dazu „Was mich zur Mutter macht“ hat zudem hohe Wellen geschlagen, weil einige Mütter sich inhaltlich angegriffen gefühlt hatten.

Mir persönlich fiel auf, dass ein Bild verwendet worden ist, welches ich schon früher einmal gesehen hatte, aber nicht mehr zuordnen konnte. Es hat keinen für mich ersichtlichen Quellenhinweis, daher begab ich mich auch Recherche und fand heraus, dass das Bild nur zur Hälfte wiedergegeben worden war. Das Wasserzeichen mit dem Copyright wurde somit quasi weggeschnitten. Bei kurzer Recherche fand ich einen Link mit einer möglichen Originalquelle. Das kann ich allerdings nur vermuten, da ich die Sprache nicht spreche 🙂 Da allerdings eine klare Quellenangabe auf dem Bild vermerkt wurde, gehe ich davon aus, dass auch der Illustrator sich über eine etwaige Kennzeichnung freuen würde. Eine Quellenangabe gehört nicht nur zum guten Stil, sondern gehört nach deutschem Recht auch einfach dazu. Damit handelt sie auch entgegen des Blogger Ehrenkodex, zu welchem sie sich ihrer Fußleiste nach bekennt:

Nachdem ich im Blog weiter vorgedrungen war, fand ich zudem ein Blogthema von Frida wieder: „Manchmal kann ich einfach nicht mehr“, hat sie Anfang Oktober zugegeben. An diesen Beitrag erinnerte ich mich noch, weil ich ihn gelungen fand. Rund eine Woche später fand dieses Thema mit selbiger Überschrift auch bei Mamasdaily einen Platz. Die Inhalte sind ähnlich, wobei das natürlich daran liegen kann, dass eben viele Mütter die gleichen Problemschübe durchmachen. Dies kann ein Zufall sein. Ein Zufall von vielen.

Zuletzt wurde gar behauptet, dass das Logo von mamasdaily stark an das Logo von Bloggerkollegin Susanne (geborgenwachsen.de) anlehnt. Gemessen an der Grundidee ist dies sicherlich korrekt, jedoch muss ich fairerweise dazu sagen, dass das Bild eines geborgenen Babys nicht selten in Verbindung mit Mutterschaft auftaucht. Verglichen mit den anderen Ergebnissen, scheint dies noch recht harmlos zu sein.

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© Screenshot Links: Geborgenwachsen.de; Rechts Mamasdaily.net; Abrufdatum: 21. Oktober 2016

Hat Mamasdaily wirklich geklaut? Nein. Nicht im eigentlichen Sinne.

Die große Frage ist jetzt: Ist das, was mamasdaily nun macht strafbar? Ich vermute nicht. Ja, manche Sätze ähneln sehr stark denen anderer Bloggerinnen. Bei manchen Absätzen hat sie sich auch zu sehr von der Muse inspirieren lassen und tatsächlich auch Wortkonstrukte übernommen. Aber das hat sie sehr geschickt gemacht. Meines Wissens nach muss ein Text eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht haben, damit übernommene Zitate daraus als „Klau“ oder „Duplikat“ gelten können. Bei wissenschaftlichen Abhandlungen mögen vereinzelte Sätze eine derartige Höhe erreichen. Ich fürchte aber, dass dies bei About-Me-Texten und Co. nicht der Fall ist. Ich komme daher zu dem Schluss, dass Yvi von  Mamasdaily somit keinen Content-Klau im Sinne einer Straftat begangen hat (wobei ich mir bei der nicht aufgeführten Bildquelle unsicher bin). Außerdem wird im Netz das Rad natürlich nicht töglich neu erfunden. Inhalte doppeln sich auch mal. Auch unbemerkt. Bei so vielen Dopplungen jedoch, werde ich hellhörig.

Ich persönlich finde aber, es ist ein ganz schlechter Stil, sich von anderen Bloggern inspirieren zu lassen und nicht darauf zu verweisen, woher die Idee ursprünglich stammt – falls dies in den genannten Fällen so geschehen ist. Weiterhin finde ich es schade, wenn gerade persönliche Texte, die die Individualität der Person ausdrücken, scheinbar abgekupfert werden. Mir stellt sich dabei die Frage, ob die Person selbst so wenig eigene Persönlichkeit hat, oder vielleicht zu unkreativ ist, eigene Steckbriefe anzufertigen…. Dies lässt sich Vermutung einer „Frankenstein-Bloggerin“ aufkommen: Eine Wortschöpfung von Bloggerin Frida (2kindchaos), die sich darüber entrüstet hat, dass sich manche Blogger einfach anhand mehrerer Blogs orientieren und somit einen „gepatchworkten“ Blog kreieren – „mit dem best of seiner Lieblingsblogger„.

Was denkt ihr darüber?

Für mich ist der Fall Mamasdaily hiermit abgeschlossen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen habe ich mein persönliches Resümee gezogen. Es liegt nun an jedem Leser dieses Beitrags seinen eigenen Eindruck daraus zu gewinnen. Nochmal in aller Klarheit: Ich möchte hier weder für noch gegen Mamasdaily sprechen, sondern aufzeigen, warum die Bloggersphäre aktuell in Aufruhr ist. Anhand der oben benannten Beispiele habe ich alle mir bekannten Vorwürfe dargestellt. Sollte ich fehlerhafte Angaben gemacht haben, oder Informationen fehlen, so könnt ihr mich gern darauf hinweisen.

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© Screenshot Twitter; Abrufdatum: 22. Oktober 2016

Und jetzt frage ich einfach: Wie denkt ihr darüber? Sollte man diesen Fall ruhen lassen und nach ihrem eigenens kommunizierten Motto: Don´t feed the trolls ignorieren?