Heidrun Wagner lebt mit ihrer Familie in Freiburg. Durch ihre Arbeit begegnet sie vielen verschiedenen Menschen, was einen großen Einfluss auf ihre Arbeit hat. Die Einblicke in andere Lebensgeschichten und die damit verbundenen persönlichen Erfahrungen inspirieren sie beim Schreiben ihrer Bücher. Bisher hat sie Kurzgeschichten in einigen Anthologien veröffentlicht. „Wenn du vergisst“ ist ihr Romandebüt. Wenn sie gerade nicht die Zeit mit ihrer Familie verbringt oder schreibt, liest oder spielt sie gerne. Auch denkt sie sich gerne scheinbar verrückte Ideen aus, die auf den zweiten Blick gar nicht so verrückt sind.

Klappentext:

„Stell dir vor, du wachst auf und weißt nicht mehr, wer du bist. Stell dir vor, deine Zeichnungen zeigen Erinnerungssplitter voller Schmerz und Dunkelheit. Stell dir vor, du hast ein Geheimnis, das dein ganzes Leben zerstört hat. Stell dir vor, du könntest mit jemandem noch einmal neu anfangen. Würdest du dich erinnern wollen?“

Wenn du mich vergisst

Wichtige Informationen zum Buch:

Wenn du vergisst

Autorin: Heidrun Wagner

Erscheinungsdatum: 22.August 2016

ISBN: 978-3958820289

Verlag: Oetinger 34

Cover und Design:

Das Cover ist schon wunderschön und mit vielen kleinen Details gestaltet worden. Im Mittelpunkt stehen der Umriss eines jungen Mädchens und ein pinkfarbenes Herz. Um sie herum sind zahlreiche kleine Muster und Teile von Skizzen, die sich auch im Buch wiederfinden, zu sehen. Alleine die Gestaltung der Buchseiten ist sehr auffällig, liebevoll und aufwendig gemacht. Mich haben die schwarz-weißen Skizzierungen unheimlich angesprochen.

Inhalt:

„Wenn du vergisst“ ist der erste Teil einer Reihe und gleichzeitig Heidrun Wagners Romandebüt. Es werden noch zwei weitere Bücher dieser Reihe erscheinen, wobei der zweite Teil „Brennt die Schuld“ schon für den Oktober geplant ist. Die Autorin spricht eine Situation an, in der man sich sehr unsicher fühlt. Man stelle sich vor, man wird inmitten eines Gebüschs wach, völlig neben der Spur, kann sich kaum auf den Beinen halten und weiß weder, welcher Tag heute ist, noch seinen eigenen Namen, geschweige denn, wie man an den Ort, an dem man sich gerade befindet, gekommen sein könnte. Es hört und fühlt sich schon beim Lesen so an, als wäre man völlig hilflos, komplett anderen ausgeliefert. Die Rede ist hier von einer starken Amnesie, wie sie häufig nach traumatischen Ereignissen oder Unfällen ausgelöst wird, schlichtweg um den eigenen Körper, sich selbst zu schützen. Ich hatte selbst mal eine solche Situation, wenn gleich sie nicht, im Schweregrad nicht vergleichbar ist, aber es ist seltsam, wenn einem plötzlich jegliche Erinnerung an den Tag zuvor fehlt, ebenso an das Ereignis. Man fühlt sich schutzlos, irgendwie auch allein gelassen. Genauso geht es dem jungen Mädchen, die die Protagonistin dieses Buchs ist. Sie weiß nicht, wer sie ist und klammert sich in ihrer Situation, an die Person, die sie gefunden hat. Elias, ist Medizinstudent und bringt sie sofort ins Krankenhaus. Das Mädchen versteht aber nicht, dass Elias kurz darauf wieder verschwindet. Im Krankenhaus trifft sie auch auf Niklas, einen jungen sympathischen Pfleger, der sich wirklich intensiv um sie kümmert, sich Zeit für sie nimmt. Ich mochte ihn sofort sehr gerne, Elias hingegen fällt es mir schwer einzuschätzen, ich habe immer das Gefühl, dass er etwas verheimlicht. Die Protagonistin tut mir stellenweise einfach nur leid, weil sie sich nirgends wirklich verstanden fühlt. Es werden Dinge von ihr erwartet, die sie nicht erfüllen kann und auch ihr Verhältnis zu den Eltern ist mehr als nur merkwürdig. Mir ist vor allem das Verhalten der Eltern doch sehr seltsam vorgekommen, sie erscheinen richtig unnahbar und haben wenig Verständnis für ihre Tochter.

Aufbau, Struktur & Stil:

In „Wenn du vergisst“ erzählt das junge Mädchen ihre Geschichte in der Ich-Perspektive, was dazu geführt hat, dass ich mich sehr schnell in sie hineinversetzen konnte. Ihre Gefühle und Gedanken sind gut nachzuvollziehen und ihre Hilflosigkeit, in ihrer Lage, nur allzu verständlich. Die Autorin geht detailliert, sensibel und authentisch auf die schwierige Situation ein. Sie nutzt dazu kurze Sätze, die auf das Lesealter angepasst sind, was aber keineswegs den Lesefluss beeinträchtigt. Man ist gleich mitten im Geschehen und durchlebt gemeinsam mit Zoe, dem jungen Mädchen, wobei ich mich manchmal schon fast genauso gefühlt habe, wie sie selbst die Ereignisse. Ich fühlte mich ihr unheimlich nah und habe mitgefiebert, was wohl passiert sein mag, wer sie ist etc. Nachdem ich das Buch begonnen hatte, konnte ich es kaum noch zur Seite legen. Ich möchte allerdings auch die Gestaltung der Seiten, die wahnsinnig gut auf den Inhalt abgestimmt ist und sehr liebevoll ist, nicht vergessen zu erwähnen. Ich habe bisher kein einziges Buch gesehen, dass ein solch beeindruckendes Zusammenspiel zwischen der Handlung und den Bildern/Skizzen aufzuweisen hat. Die teils geheimnisvolle und auch bedrückende Stimmung wird durch die Bilder noch weiter vertieft. Das Buch endet mit einem wirklich gemeinen Cliffhanger, sodass ich unbedingt auch den kommenden Teil lesen möchte, um mehr über Zoes Leben zu erfahren.

Fazit:

„Wenn du vergisst“ ist ein sehr bewegender und fesselnder Auftakt der Reihe, der durch eine authentische Entwicklung der Handlung und ein beeindruckendes Design überzeugt !!

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

Bewertungssteinchen