In einem vergangen Beitrag habe ich von meiner Verlustangst bezüglich meines Vaters berichtet: Er leidet an Krebs, ist als unheilbar eingestuft worden und nun ist es eine Frage der Zeit, bis ich ihn verlieren werde. Wochen, Monate, Jahre? Als wäre das nicht schlimm genug verstarb vor kurzer Zeit mein Großvater. Völlig plötzlich, ich hatte nicht damit gerechnet und es traf mich eiskalt. Nicht, weil wir ein besonders gutes Verhältnis gehabt hätten, nein. Da würde ich lügen. Dennoch habe ich ihn als stämmigen, selbstbewussten Mann in Erinnerung. Ein wenig arg dominant, aber das Leben voll im Griff. Er hat nichts dem Zufall überlassen, außer, seinem Tod. Der kam überraschend und zufällig. Er ist einfach gestürzt. Dann war´s vorbei. Und das zeigt: Das Leben kann man vielleicht kontrollieren, den Tod aber nicht…
Trauer wandelt oft in Wut um
Mein heutiger Beitrag über Verlust, Trauer und auch Wut, die durch Machtlosigkeit heraus entsteht, habt ihr der Blogtour zu Das vergessene Reich: Weltenmagie 2 zu verdanken. Im ersten Band der Reihe verstirbt ein sympatischer Nebencharakter. Dieser Tod wirft den Protagonisten Toran vollkommen aus der Bahn. Er leidet, er trauert, er ist wütend. Blind vorZorn (der Charakter wurde bestialisch ermordet) begibt er sich auf die Suche nach dem Übeltäter. Er ist sauer auf Leána, da er ihr eine Teilschuld am Tod des Charakters gibt. Er stürzt sich blindlings in seine Trauer und handelt hin und wieder unkontrolliert. Lässt sich quasi gehen und seine eigene Mutter seinen Zorn spüren. Er verliert das Wesentliche aus den Augen.
Das ist seine Art mit dem Verlust umzugehen, die Trauer zu bewältigen. Doch so wirklich darüber hinweg kommt er durch seinen Rachfeldzug nicht. Es entsteht die Frage, wie man eigentlich mit seiner Trauer umgehen kann? Wie verkraftet man den Verlust eines geliebten Menschen, ohne sich in der Wut zu verlieren. Vielleicht die Wut auf einen „Schuldigen“, vielleicht auch Wut auf sich selbst, weil man nicht geholfen hat – helfen konnte.
Die Trauer zeigt sich vielfältig
Die Wut ist nur eines der vielen Gesichter der Trauer*. Die Menschen sind individuell und reagieren daher sehr verschieden darauf. Grob kann man diese Reaktionen dennoch unterteilen in:
1) Psycho-somatisch: Die typischen Symptome sind der Schockzustand, Appetit- und Schlaflosigkeit (ihr kennt das vielleicht aus dem Roman PS. Ich liebe dich) sowie Nervosität, Beklemmung und Essstörungen. Auch Kopfschmerzen oder ein trockener Mund können Anzeichen dafür sein. Die Menschen zeigen eine Niedergeschlagenheit sowie Empfindlosigkeit, wirken erschöpft und vergehen in tiefer Traurigkeit. Es können auch gefährliche Krankheiten wie Atembeklemmung und Herzbeschwerden auftauchen, bis hin zu einer Sucht (nach bspw. Alkohol).
2) Das soziale Verhalten kann sich ändern. Entweder der Betroffene tritt den Rückzug an und isoliert sich vollständig von seinen Mitmenschen, um allein zu sein. Oder aber er wird hyperaktiv, vertuscht seine Trauer mit etlichen Beschäftigungen (so trauere ich) und sucht stetig Nähe zu anderen Menschen, da er nicht allein sein kann. Es kann aber auch eine Form der Apathie aufkommen, was grundsätzlich unter Beobachtung stehen sollte.
3) Manch Strenggläubiger vermag plötzlich mit seinem Glauben zu zweifeln. Das Gottesbild wurde durch den Verlust und der resultierenden Enttäuschung erschüttert, der Betroffene hadert mit Gott und zieht sich ggf. zurück. Womöglich verliert er den Sinn seines Lebens, oder aber glaubt nicht mehr an die einstigen Werte, die ihm wichtig waren. Diese spirituellen Umbrüche beobachte ich auch hin und wieder in meiner Familie. Mein Glaube an Gott starb mit meiner Oma, damals war sie gerade mal knapp 50 Jahre alt…
Die vier Stadien der Trauer
So viele Ausprägungen die Trauer hat, so viele Herangehensweisen gibt es auch. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg der Bewältigung, wenn nicht, muss es einen Menschen geben, der ihm den richtigen Weg aufzeigt. Dennoch gibt es einen Punkt, der alle Trauernden vereint: Jeder Trauernde durchlebt die vier Stadien der Trauerbewältigung (so zumindest die Theorien). Diese sind vielleicht nicht immer gleich ausgeprägt, jedoch sind sie immer da:
Phase 1: „Nicht wahr haben wollen“ und Verleugnung – Die Suche nach Alternativen und Ausflüchten.
Phase 2: Aufbrechende Gefühle – Verzweiflung, Hysterie, Isolation stehen hierbei hoch im Kurs.
Phase 3: Neuorientierung – Die Stimmung schwankt, doch sortiert man allmählich wieder alles.
Phase 4: Neues Gleichgewicht – Die Bewältigung ist abgeschlossen, der Alltag kehrt ein.
Tipps zum Umgang mit Trauer
Trauer lässt sich nicht so leicht bewältigen, im Regelfall benötigt ein Mensch 3 bis 5 Jahre dafür. Manche kommen nie darüber hinweg, weil sich die Phasen in einer Dauerschleife wiederholen und der Mensch den Verlust einfach nicht zulässt. Wege der Bewältigung gibt es viele. Ein paar Beispiele , die immer wieder Verwendung finden sind:
- Ein Tagebuch: Alle Gefühle, Ängste und Sehnsüchte werden niedergeschrieben. Das Tagebuch ist fortan bei jedem Schritt dabei und dient als eine Art Ventil der Gefühle.
- Eine anonyme Gruppe: Reden hilft vielen Menschen, um ihre Probleme zu bewältigen. Daher haben sich auch Gruppen rund um die Trauerbewältigung gebildet, in denen Menschen mit ähnlichen Schicksalen zu Wort kommen und über ihre Trauer berichtet. Das macht frei und entlastet, denn nun trägt sich die Last gemeinsam.
- Tagespläne und To Do Listen: Sie helfen dabei wieder zum Alltag zurückzufinden. Wichtig dabei ist, nur kleine Schritte zu planen. Gerade wichtige Entscheidungen, wie ein Jobwechsel sollte man vorerst vermeiden. Umso wichtiger ist es aber Bekannte zu treffen und aus dem Haus zu gehen.
- Eine gesunde Ernährung trägt zum Wohlfühlen bei und schützt auch einfach vor Krankheiten. Wer ohnehin schon seelisch angeschlagen ist, hat ein schwaches Immunsystem und daher leichter anfällig für Krankheiten.
- Rituale: Sie dienen dazu, sich mit der Trauer bewusst auseinander zu setzen und zielgerichtet zu verarbeiten. Da ist ein Gang zum Friedhof nur eine von vielen Möglichkeiten.
- Abschied: Es ist wichtig Abschied zu nehmen. Nur so wird der Tod tatsächlich „real“ und kommt beim Betroffenen auch an.
Wie auch immer getrauert wird, es MUSS getrauert werden.
Viele Menschen, die nicht trauern, oder zu wenig trauern, enden in einer Depression. Die Trauer zu verdrängen verschiebt die Probleme nur, bis diese zu einem Punkt anschwellen, dessen Überschreitung verhängnissvolle Ausmaße annehmen kann. Um einen Menschen zu trauern, sollte niemandem peinlich sein. Die Gesellschaft „erlaubt“ ein offizielles Trauerjahr, zeigt sich quasi verständnisvoll für den Betroffenen. Das sollte auch ausgenutzt werden. Seiner Trauer Ausdruck zu verleihen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke! Der Mut zur Wahrheit und den eigenen Emotionen ist wichtig, sich hinter einer Maske zu verstecken bringt nichts, außer noch mehr Kummer.
Zusammenfassende Betrachtung
Ein Jeder reagiert anders auf den Tod eines Menschen. Die Gefühle sind unkontrolliert. Manchmal ist man einfach todunglücklich, manchmal wütend. Das ist in Ordnung. Allerdings muss es auch irgendwann genug sein und man muss sich dazu antreiben, weiter zu machen. Den Schmerz soll man dabei nicht unterdrücken, aber eben lernen damit umzugehen, bis er schwächer wird. Es ist der falsche Weg, sich der Trauer komplett zu verschließen, auch auch sich selbst aufzgeben und der Trauer hinzugeben. Man muss versuchen sein inneres Gleichgewicht wieder zu erlangen und darf sich nicht von der Trauer überwältigen lassen. Wer nicht stark genug ist, findet Kraft bei anderen Menschen, die die Last mit ihm tragen.
Freunde, Familie oder eine anonyme Gruppe – irgendwo findet ein Jeder Hilfe, solang man sie nur zulässt..
*Quelle: Die vielen Gesichter der Trauer: Anregungen zum Umgang mit Trauer und Trauernden von Christian Metz
Das vergessene Reich Gewinnspiel
Im Rahmen der Blogtour könnt ihr 3 Printexemplare von Das vergessene Reich: Weltenmagie 2 gewinnen. Dazu müsst ihr einfach nur folgende Frage beantworten:
Was ist euer Tipp, um mit Trauer fertig zu werden?
- Teilnahmeschluss ist am 16. Mai um 23:59 Uhr.
- Teilnehmen kann jeder, der über 18 Jahre alt ist und einen Wohnsitz innerhalb Deutschland hat.
- Für den Versand wird keine Haftung übernommen.
- Der Rechtsweg sowie die Barauszahlung des Gewinns sind ausgeschlossen.
- Alle Daten werden ausschließlich für die Durchführung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet. Sie werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.
Guten Morgen 🙂 Ich glaube den perfekten Tip mit Trauer umzugehen, gibt es nicht. Die verschieden Stadien fand ich übrigens sehr interessant. So genau hatte ich noch damit noch nie auseinandergesetzt. Bei mir funktioniert Ablenkung am besten. Viel arbeiten und auf anderen Wegen für Ablenkung sorgen. Ich arbeite in so Zeiten immer intensiv mit meinen Tieren. Bringe ihnen Tricks bei oder gehe Erziehungsprobleme an, die man schon viel zu lange hat schleifen lassen. Es hilft, etwas zu tun, was man gerne macht, wie sich intensiv dem Hobby widmen. Viel lesen hilft mir auch immer sehr. Aber ich denke letztendlich muss… Read more »
Vor allem mit anderen – der Familie oder Freunden – darüber sprechen, dass hat mir jedenfalls immer gut geholfen.
Liebe Grüße,
Daniela
Liebe Yasmin,
vielen lieben Dank für Deinen interessanten Artikel! Ja, auch die Figuren in meinen Büchern gehen durch verschiedene Stadien der Trauer.
Und ich glaube, gute Freunde und Familie, die zu einem hält, sind das Wichtigste.
Liebe Grüße
Aileen
Was machst du denn auf meinem Blog? Schreib den dritten Teil fertig! 😉
Hallo,
also mir hilft mit Freunden oder Familie darüber zu reden. Am besten mit Menschen, die den Verstorbenen auch kannten um so an die schönen Momente mit diesem Menschen erinnert zu werden.
LG
SaBine
Hey,
ich finde dass, das ein extrem schwieriges Thema ist. Trauer kann so viel kaputt machen, einen Menschen so extrem verändern dass es schon beängstigend ist.
Ich denke es gibt auch keine Regel, wie man sich schlussendlich verhalten sollte. das wichtigste ist wohl, dass man sich an andere wendet. Alleine ist man meistens verloren!
Liebe Grüße,
Ruby
Mein Opa ist vor 5 Jahren gestorben. Bei mir, sind die vier Phasen nicht in diese Ordnung gekommen. Sondern, waren sie irgendwie, gleichzeitig auf mir gekommen. Vielen Dank für Ihre Information, es hat mir geholfen.