Als ich das Buch „Warum Raben die besseren Eltern sind … oder wie wir wieder lernen können loszulassen“ auf der Frankfurter Buchmesse erblickt habe wusste ich: Dieses Buch MUSS ich haben, denn es passt einfach zu mir.

Anmerkung: Da ich persönlich immer wieder mit dem Begriff „Rabenmutti“ auf Unverständnis stoße und das Buch einfach wundervoll passt, gestalte ich die Rezension sehr viel persönlicher, als üblich.

„Warum Raben die besseren Eltern sind – wir lassen los!“

Der Ratgeber von Jan-Uwe Rogge und Angelika Bartram zeigt auf humorvolle, jedoch kompetente Weise, wie „Helikoptereltern“ lernen ihre Kinder loszulassen. Oftmals werden Kinder überbehütet, Eltern klammern zu sehr an ihnen – natürlich in der Absicht alles richtig zu machen und das Beste für das Kind zu tun. Leider übersehen die dabei, dass sie dem Kind damit viele Entwicklungsmöglichkeiten nehmen.

Wie wir wieder lernen loszulassen

Genau da setzt das Buch an: Eltern Hilfestellung zu geben, um ihr Kind loszulassen, damit es sich frei entwickeln kann. Nicht erst mit 6 oder 7 Jahren, wenn es zur Schule geht. Nein, die Abkoppelung setzt schon sehr viel früher ein – im Babyalter. Das heißt nicht, dass das Kind euch nicht mehr braucht, keine Sorge. Es braucht euch und eure Kraft loszulassen, mal ein Auge zuzudrücken und mit Frustration alleine klar zu kommen. Wer loslässt, ist noch lang keine „Rabenmutter“.

„Dass gerade der Rabe für ein schlechtes Elternimage herhalten musste, hängt wohl mit vielerlei Aberglaube zusammen: Schwarz ist in unserer Kultur die Farbe des Bösen und des Todes.

[…] Der Irrtum, dass Raben schlechte Eltern seien, die sich nicht um ihren Nachwuchs kümmern, ist also uralt.“

Ich werde oft gefragt, was ich gemacht habe, dass Claire mit 5 Monaten krabbeln konnte und mit 9 Monaten gelaufen ist. Oder wie sie problemlos zur Tagesmutter übergesiedelt ist, ohne Verlustängste. Ganz einfach: Ich war da, als sie es gebraucht hat und habe ihr Freiraum gegeben, als es notwendig war 😉 Doch nun zum Buch, es gibt ja Eltern, die Angst davor haben oder sogar kein Verständnis für Eltern wie mich aufbringen können. Hier wird Abhilfe geschaffen. Allein folgendes Zitat, erklärt übrigens, warum ich mich ironischerweise „Die Rabenmutti“ genannt habe, ein Umstand, den viele Mütter bereits verurteilt haben:

„Als positives Bild können Rabeneltern sehr wohl dienen: Sie lassen ihre Kleinen schon los, auch wenn diese noch nicht selbstständig überlebensfähig sind. Sie überlassen den Jungen aber auch nicht einfach sich selbst. Und in diesem Sinne sind Rabeneltern die besseren Eltern.

Von diesen zwei Polen – Loslassen und Haltgeben – handelt dieser Erziehungsratgeber“

Meine persönlichen Eindrücke zu dem Erziehungsratgeber

Warum Raben die besseren Eltern sind CoverKlappentext:

Viele Eltern neigen heute zum Klammern, Kontrollieren und Überbehüten – oft in bester Absicht. So berauben sie jedoch ihre Kinder um unendlich viele Lern- und Entfaltungsmöglichkeiten sowie um die Chance, an Hindernissen zu wachsen.

„Warum Raben die besseren Eltern sind“

…oder wie wir wieder lernen können loszulassen

Jan-Uwe Rogge

Angelika Bartam

Verlag Gräfe und Unzer

Inhalt: Der Ratgeber ist in mehrere Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel behandelt die heutige Tendenz der „Überbehütung“ von Kindern, mit dabei ein spannender Selbsttest, der aufzeigt, in welchem Rahmen man zum Helikopterelterndasein neigt. Anschließend werden die Themen Haltgeben (bzw. Haltsuchen) und Loslassen behandelt. Im letzten Abschnitt wird das Thema „Wenn das Kind aus dem Haus“ ist beleuchtet, spannend, denn so weit, machen sich Eltern selten Gedanken. Egal in welchem Entwicklungsstadium das Kind gerade ist, dieses Buch hat passende Ratschläge. Mit Infokästen und gut gemeinten Ratschlägen wird den Eltern geholfen mit ihrem Klammern klar zu kommen. Die Eltern werden aufgeklärt, und beruhigt: Die kleinen Menschen sind sehr viel Eigenständiger, als wir es ihnen zutrauen würden 😉 Das Buch liefert Step by Step den nötigen Input, um Kinder besser verstehen zu lernen. Ganz toll finde ich, dass auch das Thema „Kind aus dem Haus“ vorgestellt wird. Oft fallen Mütter – vor allem Helikoptermütter – in ein tiefes Loch (selbst im Bekanntenkreis erlebt), weil ihnen die Aufgabe genommen worden ist. Leider haben sie es versäumt ein eigenes Leben aufzubauen, weil sie zumeist für das Kind gelebt haben. Hinzu kommt der Schmerz, den sie empfinden, weil das Kind nicht mehr im Hause ist. Aber auch hierzu geben die Experten Tipps!

Design: Bei einem Ratgeber halte ich das Design für nicht so sehr wichtig, wie bei Unterhaltungsliteratur. Das mag daran liegen, dass ich gezielt nach Ratgebern suche und bei anderer Literatur einfach zunächst nach dem Optischen gehe. Dennoch finde ich, dass der eher jugendliche Stil sehr gut passt. Das Cover ist einfach sehr gelungen und zeigt direkt den Kern des Buches auf. Im Inneren wird viel mit dem Motiv des Raben gearbeitet und die Textelemente durch schöne Karikaturen unterbrochen. So wirkt es viel lockerer.

Rabeneltern Tipps

Stil: Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen, da der Stil eher jugendlich wirkt. Es ist kein trockener Ratgeber, sondern wird durch humoristische Elemente immer wieder aufgelockert. Die Autoren schreiben zudem so, dass sich Eltern verstanden fühlen, es wirkt teilweise wie ein vertrauliches Gespräch. Das haben sie toll hinbekommen 🙂

Aufbau & Struktur: Die Gliederung in die verschiedenen Kapitel ist gelungen. Da sie quasi chronologisch geordnet ist, also entlang der Entwicklungsphasen geht, kann man es einfach in einem Zug durchlesen, oder aber zur jeweiligen Phase springen, in der man sich befindet.

Gesamteindruck: Eigentlich mag ich Erziehungsratgeber ja nicht, die einem vorschreiben, wie man was zu tun hat. Aber hierbei fand ich einfach toll, dass man grundsätzlich seinem Kind einfach mehr zutrauen und sich als Beschützerin in den Hintergrund begeben soll. Und das sollten sich einfach alle Eltern zu Herzen nehmen. Von mir erhält das Buch 5 von 5 Funkelchen.

Bewertungssteinchen

Ein kleiner Ausflug in mein Dasein als Rabenmutti: Wenn mein Kind hinfällt (vor allem am Anfang) bin ich NICHT sofort panisch zu ihr gerannt, habe sie hochgenommen und gekuschelt. Ich habe gewartet, wie sie reagiert. Weinte sie, so habe ich ihr gut zugesprochen, bin zu ihr gegangen und bot die Hand an, damit sie aufstehen kann. Weinte sie nicht – was sehr viel häufiger vorkam – war es ok. Ausnahmen bestanden dann, wenn ich gesehen habe, dass sie sich ernst verletzt hatte! Aber genau das ist der Punkt, warum mein Mäuslein so schnell mit allem war, warum sie so voller Tatendrang ist, warum sie die Babyphase fast komplett ausgelassen hat – Ich war eine „Rabenmutti“ <3

Ich bedanke mich herzlich bei dem Verlag Gräfe und Unzer für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

Gliederung Rabeneltern