Lina – Hoffnung auf Leben: Ich wurde berührt

Mit Lina – Hoffnung auf Leben habe ich bei der Bücherwahl direkt ins Schwarze getroffen. Autsch! Das Buch behandelt ein großes Tabuthema unserer Gesellschaft und ich musste richtig mitfiebern…

Klappentext:Lina - Hoffnung auf Leben

Lina ist anders – irgendwie. Schon vor langer Zeit hat sie eine unsichtbare Mauer aufgebaut, um jeden Menschen von sich fernzuhalten, der näheres Interesse an ihr zeigen könnte. Das bemerkt auch Eric, der für sein letztes Schuljahr auf Linas Schule wechselt und schon in seiner ersten Stunde auf sie prallt. Im Gegensatz zu seinen neuen Mitschülern weckt Linas abweisende Art bei dem attraktiven Jungen jedoch Interesse, weshalb er fortan versucht, ihren Schutzwall zu durchbrechen. Dass er dabei gerade zur richtigen Zeit kommt, kann er nicht ahnen, auch wenn er immer häufiger spürt, dass etwas nicht stimmt. Schließlich schafft er es, ihr Vertrauen zu gewinnen und zwischen den beiden entwickeln sich zarte Gefühle. Doch erst, als es zu einem dramatischen Vorfall kommt, kann Eric wahrhaftig hinter ihre Mauer schauen – und muss feststellen, dass manche Fassaden nur dazu da sind, um dunkle Geheimnisse zu verdecken. Geheimnisse, an denen Lina zu zerbrechen droht…

Lina – Hoffnung auf Leben*

Emma S. Rose

CreateSpace Independent Publishing Platform

Das Buch behandelt ein sehr sensibles Thema – den Missbrauch an einer Minderjährigen bis ins Teeniealter – was ich nicht wusste, als ich zugestimmt hatte es zu rezensieren. Wie ich so bin sage ich einfach ja, wenn mir etwas sympatisch klingt. Und Einzelschicksale finde ich immer spannend. Dieses Buch sollte mich allerdings ein wenig in die Vergangenheit katapultieren – so ein bisschen konnte ich Linas Gefühlswelt nachempfinden – und diese wurde recht überzeugend dargestellt.

Design: Wieder habe ich eine digitale Version des Buches vorliegen. Dennoch konnte ich das Cover bestaunen und finde es recht gelungen. Die Protagonisten sind schemenhaft dargestellt- sodass der eigenen Fantasie noch genügend Raum gegeben wird. Im Laden hätte das Buch sicher meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Inhalt: Wieder mal habe ich ein Buch erwischt, dass an die Substanz geht (es wird Zeit für leichte Liebeslektüre). Es behandelt die innere Zerissenheit von Lina, einem Mädchen, was ein grausiges Schicksal erfährt – und das von ihren eigenen Eltern! Ihr wisst was jetzt kommt? Für mich als Mutter unverständlich, wie man sein Kind so behandeln kann. Ich musste wirklich schlucken… Man kann sich eigentlich schon ziemlich am Anfang denken, was Sache ist, dennoch wird es auf den ersten Seiten zunächst unter Verschluss gehalten. Lina ist ein Mädchen, was sich völlig nach außen hin abschottet, verständlich, durch das was ihr widerfahren ist, ist sie nicht in der Lage sich Hilfe zu holen. Bei Eric musste ich übrigens ständig an Arielle denken – nicht nur der Name, auch die Haarfarbe stimmt. Hach, das waren noch Zeiten… Zurück zum Buch: Ich finde, dass das Buch inhaltlich für ein Erstlingswerk richtig gut gelungen ist. Hier und da gibt es Eckpunkte, die ich nicht so gaaanz nachvollziehen kann, aber das hält sich in Grenzen. Für manch Außenstehenden mag es unvorstellbar sein, warum Lina handelt, wie sie handelt. Leider wurde gerade dieser Knackpunkt nur minimal beleuchtet. Warum tut sie eigentlich nichts? Sie arbeitet, geht zur Schule, hat ein (wenn auch kleines) Sozialleben… Eigentlich weiß sie, was „normal“ ist und was nicht. Und, dass es eine Welt „da draußen“ gibt, außerhalb ihres Zimmers, die anders tickt. Ich finde, dass man den inneren Konflikt und das Zerwürfnis, warum sie eigentlich nicht handelt, besser darstellen hätte können. Es gab nur eine Stelle, die das halbwegs angekratzt hat – finde ich.

Aufbau & Struktur: Es gibt nur einen Handlungsstrang, und damit einen eindeutig roten Faden. Es ist gut strukturiert und nachvollziehbar. Zunächst wird Lina eingeführt und stückweise auch Eric. Die Idee die Gedanken innerhalb Klammern darzustellen finde ich übrigens super 😉 Die Story hat zwei spannende Momente, der letzte gipfelt in einem Höhepunkt und dann klingt das Buch gut aus. Allerdings ohne wirklich etwas über das Schicksal der Charaktere zu verraten. Das gelang recht gut.

Stil: Gegen den Stil kann ich nichts vorbringen. Es liest sich einfach, aber gut. Man kommt gut in die Geschichte rein und liest gern weiter. Die Art, die Gedanken aufzuzeigen (Klammern) finde ich super und lässt tiefe Einblicke in die Figuren zu. Wichtig, denn in diesem Buch spielt das Innenleben eine große Rolle.

Gesamteindruck: Gewalt und Missbauch sind Themen, die noch immer an der Gesellschaft vorbei gehen. Viel zu oft halten betroffene Kinder die Füße still, weil ihnen nicht geglaubt oder der Gedanke eingepflanzt wird, sie seien selbst Schuld an ihrer Misere. Ich finde es gut, dass sich jemand an dem Thema versucht hat, es aber durch die Liebesgeschichte wieder mainstreamtauglich macht, sodass eine breite Masse damit erreicht werden kann. Ich fände es großartig, wenn beispielsweise meine Schwester (15) das Buch lesen würde. Auf irgendeine Weise macht es auch ein wenig Mut und reflektiert gut die wirre Gefühlswelt eines verletzten Kindes bzw. einer jungen Frau. Da dieses Thema gekonnt aufgegriffen und verarbeitet wurde – und das in einem Erstlingswerk, vergebe ich 5 Funkelchen.

Bewertungssteinchen

*Link zu Amazon