Antonia Michaelis zog es nach dem Abitur in die große weite Welt, sie arbeitete unter anderem in Südindien, Peru und Nepal. Später begann sie in Greifswald Medizin zu studieren, und parallel Geschichten für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Seit einigen Jahren arbeitet sie nun als freie Autorin und hat zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Ihr aktuelles Werk „Weil wir träumten“ erschien im Thienemann Verlag.

Klappentext:

„Madagaskar mit seinen Traumstränden, exotischen Tieren und Blütenmeeren – das reinste Paradies für Emma! Hier kann sie endlich all die Einschränkungen vergessen, die ihre Herzkrankheit mit sich bringt. Doch als Emma die Madegassin Fy kennenlernt, erfährt sie von Armut, Gewalt und einem schrecklichen Geheimnis, den Schattenseiten des Paradieses.“

Wichtige Informationen zum Buch:

Weil wir träumten

Autorin: Antonia Michaelis
Erscheinungsdatum: 27.Januar 2022
ISBN: ‎ 978-3522202770
Verlag: Thienemann Verlag

Cover:
Man schaut direkt auf die Gesichter zweier junger Frauen, vor ihnen sieht man einen kleinen Leuchtturm. Es wirkt fast so, als würde sich um die Gesichter der jungen Frauen Nebel bilden.

Inhalt:
Ich kannte bisher nur ein weiteres Buch der Autorin und „Weil wir träumten“ hat mich sowohl vom Titel, als auch vom Klappentext her absolut angesprochen. Antonia Michealis ist dafür bekannt, dass sie auch schwierige Themen offen anspricht und genau das mag ich sehr an ihr. Und wenn man sie als Autorin kennt, rechnet man mit nichts anderem. In ihrem neusten Werk dürfen wir die junge Emma begleiten. Emma ist alles andere als ein gewöhnliches Mädchen, in jeglicher Hinsicht. Emma ist herzkrank und wurde schon mehrfach am Herzen operiert. Ihre Mutter und viele Menschen um sie herum, behandeln sie wie extrem vorsichtig, dabei möchte Emma einfach nur sein, wie andere 16-jährige Mädchen. Sie will Abenteuer erleben, Jungen kennenlernen und einfach frei sein. Statt Partys, Kino und Konzerten ist das Krankenhaus ihr Zuhause. Kein Wunder, dass sich Emma wünscht einfach auszubrechen und gegen jegliche Vorschriften zu verstoßen. Ich mochte Emma wirklich sehr gerne. Man spürt, dass sie, aufgrund ihrer Lebenssituation, der Krankheit soviel erwachsener ist, als andere Jugendliche in ihrem Alter. Umso erfrischender ist es, wenn sie gelegentlich naiver handelt, als man es dann wieder erwartet und versucht die Grenzen deutlich zu überschreiten, einfach weil sie das Leben spüren will. Sie sucht ab einem gewissen Punkt im Buch nahezu die Grenzerfahrungen, die Dinge, die sie erleben will, egal wie gefährlich sie sein mögen. In Madagaskar trifft sie auf Fy, die unter völlig anderen Umständen und in Armut aufgewachsen ist. Fy ist scheu, vermeidet den Kontakt zu Kollegen etc. größtenteils und doch knüpfen Emma und Fy nach und nach immer engeren Kontakt. Fys Lebensgeschichte hat mich immer wieder inhalte lassen, das waren Punkte, an denen ich mich gefragt habe, wieviel denn ein einzelner Mensch, ein Kind noch ertragen muss. Unfassbar, was sie in so jungen Jahren bereits erlebt hat und wie authentisch diese Erlebnisse sein müssen, wenn man so aufwächst wie Fy.

Aufbau, Struktur & Stil:
Die Handlung wird uns aus Sicht von beiden Protagonistinnen geschildert, Antonia Michaelis hat sich dabei für die Ich-Perspektive entschieden. Ich habe mich dadurch beim Lesen sehr mit Emma und Fy verbunden gefühlt und konnte mich gut und intensiv in sie hineinversetzen. Die so schon teils sehr schockierenden Ereignisse machten mich noch sehr viel stärker betroffen, gerade aber auch weil man sich vorstellen kann, dass ein Leben in einem ärmeren Land sehr hart und brutal ist. Da ist eine Kindheit nicht viel wert und hat wenig mit behütetem Leben zu tun, obwohl die Eltern sicher tun, was möglich ist. Der Schreibstil der Autorin ist unfassbar ehrlich und wir bekommen die Details hier doch recht schonungslos geschildert. Das wirkte bei mir schon während des Lesens sehr lange nach und jetzt, wo ich die Rezension schreibe, hallt es definitiv weiter nach. Das schaffen nur sehr wenige Bücher, was ich auf jeden Fall hervorheben möchte. Nachdem ich einmal begonnen hatte Emmas und Fys Geschichte zu vefolgen, konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Ich habe mitgelitten und mitgefiebert, so stark haben sie mich berührt.

Fazit:
„Weil wir träumten“ ist alles andere als eine leichte Sommerlektüre, was aber keineswegs negativ zu verstehen ist. Es ist eine Geschichte über das echte Leben, bei dem man auch gerne selbst mal wegschaut, wenn sie einem begegnet. So ehrlich, authentisch und schonungslos, dass sie mich emotional tief getroffen und berührt hat. Man sollte vieles, was man im Leben hat, wirklich mehr wertschätzen und öfter innehalten, sich diese Umstände bewusst machen. Vielen Dank liebe Antonia für Emmas und Fys Geschichte.

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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