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Kürzlich erinnerte ich mich an eine sehr lustige Diskussion, die wir auf der Arbeit hatten. Es ging um die Getränke, die uns in der Firma zur Verfügung gestellt werden. Alle Mitarbeiter haben einen unbegrenzten Zugriff auf verschiedene Sorten Wasser und Sprudel – ich glaube insgesamt sind es 6 verschiedene Sorten Wasser. Einige Getränke werden in Glasflaschen, andere in Plastikflaschen angeboten. Und das entfachte eine große Diskussion, um Glas und Plastik. Diese war so hitzig, es hätte mich nicht gewundert, wenn das Wasser in den Kästen zu Brodeln begonnen hätte… Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits auf Glasflaschen umgestiegen und ich musste nur müde lächeln…

Unser ersten plastikfrei Gehversuche

Es sind immer dieselben Fragen: Was ist gesünder? Ist überhaupt etwas gesünder? Ist nicht immer und überall Mikroplastik, Chemie oder wasauchimmer mit dabei? Ein großes Thema und sicherlich sind nicht alle Fragen so leicht zu beantworten. Für uns als Familie war aber klar, dass wir (überwiegend) auf Glasflaschen umsteigen möchten. Aus verschiedenen Gründen. In der Tat hat mich die Tatsache, wie viel Mikroplastik in den Plastikflaschen enthalten sein soll, sehr erschreckt. Ich trinke täglich 4 bis 5 Liter Wasser. Da kommt im Jahr sicherlich einiges zusammen!

Allerdings wurde uns auch zunehmend die Gefahr der drohenden Klimakrise bewusst, wir wollten handeln. Es begannen holprige Versuche eines plastikfreien umweltfreundlicheren Lebens. Davon möchte ich euch nun gern erzählen. Spoiler: Es ist alles gar nicht so leicht und mit einigen Einbußen verbunden. An manchen Stellen ist die Lebensqualität aber auch besser.

Eine haarige Sache

Schon zuvor hatten wir versucht ein plastikfreieres Leben in Angriff zu nehmen – so gut es eben irgendwie ging. Über die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) haben sich laut Umfragen ein ähnliches Ziel gesetzt. Dazu zählte beispielsweise mein Umstieg auf Bambuszahnbürsten, feste Seife (statt Flüssigseife) sowie Obst und Gemüse ohne/mit weniger Plastikverpackung. Und gerade das Thema feste Seife und Shampoo hat mich unzählige Nerven gekostet! Ich habe viel probiert… div. Haarseife, festes Shampoo… Nichts, aber wirklich gar nichts gibt ein so schönes Gefühl wie meine üblichen Produkte. Auch 1,5 Jahre nach dem Umstieg vermisse ich mein Shampoo noch sehr.

Es gibt leider keine Produkte, die dieses Gefühl von federleichtem, weichen und duftendem Haar ersetzen können. Ich kann damit leben, aber es fällt mir ehrlich gesagt schwer.

Bei Spielzeug soll es mehr Holz, statt Plastik sein. Bei der Wohnungssuche achteten wir zudem darauf, möglichst energieeffiziente Wohnungen herauszufiltern und dabei auf Ölheizungen zu verzichten. Und würde ich nicht ständig die Dose vergessen, hätten wir auch öfter Wurst von der Theke in der Dose (statt in mehreren Plastiktüten verpackt). Seit vielen Monaten haben wir nun auch die Plastikflaschen aus dem Hause verbannt (wobei wir unterwegs hin und wieder auf die kleinen Flaschen zurückgreifen – so ist es auch nicht).

Foto: André Hansmann

Kein flüssiges Plastik mehr

Wir haben uns zunächst einen Wassersprudler besorgt, um Leitungswasser in leckeres Sprudelwasser zu zaubern. Allerdings stehe ich damit dann 6 bis 8 Mal täglich in der Küche und „mache“ Sprudelwasser. Ehrlich? Das nervt mich manchmal ganz schön… Neben dem Wasser vor- und zubereiten, müssen die Glasflaschen natürlich jedes Mal gereinigt werden, um die Keimbildung zu verhindern. Wobei ich damit andererseits das lästige „Wasserschleppen“ vermeiden kann… Aber immerhin trinke ich kein „flüssiges Plastik“ mehr. Zuminest meistens.

Unterwegs oder gerade mit den Kindern kommt dann doch Plastik zum Einsatz. Scherben müssen nicht sein. Hat eben alles seine Vor- und Nachteile.

Wir verzichten mittlerweile auch so gut es geht auf Fleisch. Ich koche noch 1-2 Mal die Woche Gerichte die „richtiges Fleisch“ enthalten, die anderen Gerichte sind vegetarisch oder enthalten „Ersatz“-Fleisch. Manches schmeckt dabei richtig gut. Bestimmtes Hackfleisch aus Soja beispielsweise. Und auch manche vegane Wurstsorte ist echt lecker. Manche Sachen schmecken halt nur im Original… Natürlich erklären wir den Kindern auch, warum wir jetzt so handeln, klären über die Rolle der Umwelt auf und auch über das Tierwohl. Wer sich erinnern kann, weiß, dass Claire ja auch mal 6 Monate lang selbsternannte „Veganerin“ war.

Umweltschutz hat seinen Preis

Leider ist diese Art der veganen Ernährung ziemlich teuer. Kostengünstig geht es nur, wenn auf Ersatzprodukte verzichtet wird. Und ehrlich: So weit sind wir noch lange nicht! Ich möchte die Umwelt so gut es geht schützen, ja. Aber ich möchte auch einfach hin und wieder eine (vegane) Wurstsemmel essen. Ist in den Augen vieler Menschen bestimmt egoistisch, ja. Wir tun was wir können. Vielleicht wird der Versuch ja dennoch anerkannt und erfährt irgendwo Wertschätzung…

Grundsätzlich habe ich bemerkt, dass ein plastikfreies Leben deutlich kostenintensiver ist. Darum leben wir es auch nicht so aus, wie wir vielleicht gern würden.

Beispielsweise haben wir einen Unverpackt-Laden in Remagen (rund 71 Prozent der Deutschen könnten sich vorstellen in Unverpackt-Läden eizukaufen, aber sehr viel weniger tun es.). Ich würde dort gern häufiger einkaufen, aber dann müssten wir uns wohl überwiegend von Nudeln mit Ketchup ernähren. Ist ja auch nicht Sinn der Sache. Und das ist echt schade. Ich würde mir wünschen, dass gerade dieses plastikfreie Leben mehr politisch gefördert wird, sodass die Produkte es preislich mit den Supermarkt-Angeboten aufnehmen können. Nur dann wird sich das auch langfristig durchsetzen können.

Rückblick in die Kindheit

Lebensmittel spielen halt gerade bei einkommensschwachen Familien eine große Rolle. Das weiß ich gut, da ich in meiner Kindheit in der Tat wochenlag Nudeln mit Soße, Tütensuppe und Brot mit Salz oder Butter gegessen habe. Frische Küche, so wie bei uns, gab es selten. Sogar der Kartoffelbei war aus der Tüte, weil’s einfach billiger war. Frisches Obst und Gemüse war eher eine Seltenheit und wenn, dann sicherlich nicht die Bio-Qualität vom Wochenmarkt. Aber es ging auch nicht anders. Ich mache meiner Mutter da nun keinen Vorwurf daraus, denn das Geld war zeitweise halt wirklich total knapp. Wir waren immer satt, hatten saubere Klamotten (wenn auch von der verstorbenen Oma) und ein Dach über dem Kopf. Alles was darüber hinausging war Luxus.

So schlimm ist es bei uns natürlich keineswegs. Es gibt täglich Obst und Gemüse für die Kids. Ich freue mich immer auf das saisonale Angebot frischer Erdbeeren, Kirschen und Himbeeren. Das sind meine Lieblingsjahreszeiten 🙂 Außerdem ist saisonales und regionales Einkaufen gut, und schont auch den Geldbeutel. Ich kaufe die Gurke halt nicht, wenn sie gerade 2 Euro kostet, sondern warte, bis die Zeit gekommen ist (meistens).

Regional einkaufen schont die Umwelt

Saisonal und regional einkaufen ist auch der Trick, um nicht völlig in die Kostenfalle zu tappen. „Regional“ ist allerdings nicht immer leicht, gerade aktuell gestaltet es sich als total schwierig vor Ort in mehreren Geschäften einzukaufen. Lieber alles aus einer Hand, dafür halt nicht alles regional. Klar würde ich aufgrund der Corona-Situation unsere Händler vor Ort beispielsweise gern besser unterstützen, aber die Hürden sind groß: Online-Termine, kurze Zeitspannen und das gewünschte Produkt ist dann nicht mal da? Und dafür habe ich dann die Kinder wegorganisiert. Ich bin ehrlich. Ich shoppe Dinge, von denen ich nicht sicher bin, dass ich sie vor Ort bekomme, online. Es ist bequemer, schneller und halt auch sicherer.

Foto: André Hansmann

Sind die regionalen Händler damit dem Untergang geweiht? Nein! Denn der Trend geht tatsächlich Richtung Regionalprodukten (und Onlinehandel). Viele haben sich auf die neue Situation eingestellt und bieten ihre Waren nun in Online-Shops an. Einige liefern sogar nach Hause, bei anderen können sie mit Click & Collect vor Ort abgeholt werden. Mit dem Frühling ist hier beispielsweise das Thema Schuhe wieder sehr präsent. Die Tage werden wärmer, das aktuell Schuhwerk passt nicht mehr.

Feste Shoppingfenster passen nicht zu unseren Bedürfnissen

Natürlich könnte ich mir nun das 15 Minuten Zeitfenster für den Schuhladen vor Ort buchen, die Kinder einpacken und Schuhe besorgen. Wer aber halbwegs wählerische Kinder hat weiß, dass reicht hinten und vorne nicht! Mit Marie könnte es noch klappen: Ich zeige ihr 3-4 Modelle und daraus kristallisiert sich oft schon ein Wunschmodell heraus. Dieses trägt sie dann auch sehr glücklich und passt gut darauf auf.

Ihre große Schwester ist da ganz anders. Sie ist sehr sensibel. Alles was ihre Haut berührt, muss weich sein. Harte Nähte gehen gar nicht. Das Thema Schuhe lässt uns regelmäßig die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Da sie das Gefühl von Schuhen an den Füßen kaum erträgt, ist sie ohnehin sehr gern barfuß unterwegs. Doch nicht einmal Barfußschuhe sind so konzipiert, dass sie diese ertragen kann. Der Schuh muss da einen ganz bestimmten Schnitt haben. Die Nähte müssen perfekt passen. Um diesen Schuh X zu finden, sind mehrere Stunden Schuh-Shopping notwendig. J.E.D.E.S. M.A.L. Uff!

Foto: André Hansmann

Lokaler Handel geht auch online

Als es dann letztens von der Schule hieß, sie braucht Hausschuhe und wir in 2 Läden nicht fündig geworden sind, habe ich online bestellt. Ich konnte und wollte nicht mehr. Hausschuhe für knapp 300€ – Da muss doch was dabei sein! Und was nicht passt, schicke ich einfach zurück. Klingt jetzt auch nicht so „regional und Öko“, oder? Ich wurde allerdings auf eine Plattform aufmerksam, die angeblich Schuhe von regionalen Händlern verkauft und damit den Trend zu Regionalprodukten und Onlinehandel quasi miteinander kombiniert.

Hier gibt es die üblichen Marken wie ECCO, Tamaris, Adidas, Gabor, Paul Green oder Nike zu kaufen. Aber auch Lurchi, SuperFit, Sketchers oder Ricosta – in dieser Ecke sind wir meistens unterwegs. Falls das spannend für euch klingt, könnt ihr ja mal bei schuhe24* (*Affiliate-Links) vorbeischauen. Wenn ihr auf „Dein Händler“ klickt, zeigt euch die Websiete an, von welchem Schuhladen eurer Nähe die Schuhe bezogen werden. Auch Taschen* oder Kleidung (für Kinder)* kann so gekauft werden.

Komische Zeiten erfordern neue Konzepte

Somit kaufe ich zwar online ein, unterstütze damit dennoch meine Händler aus der Region. Tatsächlich finden es rund 41 Prozent der Deutschen wichtig, lokale Händler zu unterstützen – gerade zu Krisenzeiten. Allerdings, und das ist das Problem, haben nur knapp 20 Prozent das Kaufverhalten auch dementsprechend verändert. Insgesamt haben 30 Prozent seit Beginn der Pandemie sogar vermehrt bei Großhändlern gekauft.

Tja und warum? Wie es halt immer so ist: Bequemlichkeit (gestanden 70 Prozent der Befragten).

Klingt erstmal komisch „lokal online einkaufen“. Aber seit Corona ist so gut wie nichts mehr normal. Ich finde es da ganz gut, dass Lösungen gesucht werden.  Das klingt eigentlich echt gut in meinen Ohren und passt auch zu unserem Vorsatz bewusster einzukaufen. Einen Versuch ist es wert, so wie alles was wir bisher ausprobiert (und teilweise auch wieder verworfen) haben. Kennt ihr dieses System schon? Oder nutzt ihr andere Möglichkeiten eure lokalen Händler zu unterstützen? Vielleicht gibt es ja weitere Konzepte, die Erwähnung finden könnten? Ich bin ganz gespannt.

Wenn ihr jetzt durch diesen Beitrag den Eindruck gewonnen habt, wir wären besonders Öko unterwegs und total umweltbewusst und wollen nun mit dem Finge auf alle Umweltsäue dieser Welt zeigen – NEIN! Auf keinen Fall.

Auch hier gibt es noch den Salat in Plastik eingeschweißt, wenn gerade kein anderer da ist oder aber das Geld knapp wird. Gerade zum Monatsende hin wird der Einkauf immer sehr plastiklastig. Dabei versuche ich gerade Obst und Gemüse günstig zu bekommen, indem ich Samstag abends einkaufen gehe. Da ist vieles um 50 Prozent reduziert und ich kann voll zuschlagen.

Alles Öko oder was?!

Was ich damit sagen will: Wir geben unser Bestes. Wir haben über unseren Konsum nachgedacht, über unsere Gewohnheiten und Einige davon angepasst. Wir fahren weniger Auto, erledigen mehr zu Fuß. Wir haben Plastik aus manchen Bereichen im Leben verbannt – und in manchen wieder zurückgeholt, weil es die Lebensqualität dann doch zu sehr beeinflusst hat. Versuchen die lokalen Händler im Blick zu haben.

Wir geben einfach unser Bestes gerade. Und ich denke, das ist ein guter, erster Schritt. Wir arbeiten dran.

Wenn alle Menschen anfangen würden ihr Konsumverhalten zu überdenken und kleine Änderungen stattfinden lassen würden, wäre das schon im Gesamten eine riesengroße Veränderung. Mehr erwarte ich nicht und es ist völlig in Ordnung zu sagen „Ich kann das gerade nicht leisten“. Vielleicht geht’s zu einem anderen Zeitpunkt. Aber wir leben im Hier und Jetzt und müssen so leben, dass wir diese krasse Zeit möglichst ohne Blessuren überstehen können.

Und nun verratet mir: Macht ihr was, um euren ökologischen Fußabdruck zu minimieren? Falls ja, verratet mir gern, was ihr macht und warum 🙂