Habt ihr Euch schon mal damit beschäftigt oder euch damit auseinandergesetzt, was die Kinder im zweiten Weltkrieg miterlebt haben? Wie ist es Ihnen ergangen und welcher Zusammenhang besteht zwischen der Hitlerjugend und den sogenannten KLV- Lagern? Auf diese und andere Fragen, die das Werk „Der Kinderzug“ von Michaela Küpper ausgeworfen hat, möchte ich ein wenig eingehen. Ich muss zugeben, dass mir viele Details hier überhaupt nicht bewusst waren, umso spannender war es für mich, all dies aus solch verschiedenen Perspektiven zu erfahren.. Es folgen in den nächsten Tagen noch weitere spannenden Artikel zum Thema Nationalsozialismus. Die Übersicht zu den Beiträgen findet ihr direkt hier.

1940 war der Kriegszustand auch in Deutschland deutlich spürbar, als die Angriffe( per Luft) schlimmer wurden, mussten somit auch viele Schulen ihren Betrieb einstellen. Das kam den Nationalsozialisten schon ein wenig gelegen. Kurzerhand wurde KLV ins Leben gerufen. Diese wurde natürlich als freiwillige Maßnahme seitens der Eltern verkauft. Die meisten Eltern waren der Maßnahme gegenüber jedoch sehr kritisch und wollten ihre Kinder nicht in fremde Hände und schon gar nicht unter das strenge Reglement der Hitlerjugend geben. Um mehr Eltern dazu zu bewegen, der Maßnahme der Verschickung zu zustimmen, gingen die Nationalsozialisten immer rigoroser vor und versuchten an die Schuldgefühle der Eltern zu appellieren. Teils wurden sogar Schuldzuweisungen ausgesprochen.

Verantwortlich für die Durchführung der Maßnahme war Führer Reichsleiter Balduin von Schirach. Unterstützt wurde er dabei von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, welche für die nicht schulpflichtigen und die Kinder, die die erste bis vierte Klasse besuchten, verantwortlich ware und die Hitlerjugend übernahm die Kinder ab der 5. Klasse.

Ziel der KLV war allerdings nicht nur der Schutz der Kinder vor den Angriffen durch die Luftwaffe bzw. den Bomben. Weitab von Elternhaus und kirchlichem Einfluss sollten sie auch im Sinne des Nationalsozialismus umerzogen werden. Zwischen 1940 und 1945 gingen etwa zwei Millionen Kinder in die Kinderlandverschickung, fast eine Million davon in ein KLV-Lager. Während die jüngeren Kinder in Gastfamilien auf dem Lande untergebracht wurden, kamen die zehn- bis 14-jährigen Kinder in Lager. Es gab schätzungsweise 5000 KLV Lager.

Besuche der Eltern waren anfangs offiziell nicht erlaubt. Manche Eltern nannten dieses Verbot als Grund für die Entscheidung, ihr Kind nicht mitzuschicken. Daher kam man dem „Wunsch der Eltern“ ab 1943 entgegen und „Elternbesuchstage“ wurden eingerichtet. Viele Kinder litten nach längerer Zeit stark unter Heimweh, sie vermissten vor allem ihre Eltern und Geschwister. Im Buch spürt man es insbesondere der jungen Edith, die eigentlich noch zu jung für dieses Lager war, an.

Scherl Bilderdienst:
KLV-Lager Berliner Kinder, Hassitz bei Glatz
Vortext siehe Bild 183-L16328
Geographiestunde in einem der Klassenräume.
Fot. Schw[ahn] 1.11.40 [Herausgabedatum]

Der Tagesablauf in den Lagern war streng reguliert. Der Tag begann im Sommer um 6.30 Uhr mit Wecken, Waschen, Bettenlüften, Stubendienst und Gesundheitsappell. Um 7.30 Uhr folgten Begrüßungsspruch und Frühstück. Im Anschluss waren vier Zeitstunden für den Unterricht vorgesehen. Nach dem Mittagessen und einer Stunde, in der Ruhe eingeplant war, begann ein zeitlich straff durchorganisiertes Programm. Den Abschluss bildete das gemeinsame Abendessen. Als Maßnahmen, um die jungen Menschen Stück für Stück zu begeisterten Nationalsozialisten zu formen, wurden Fahnenappelle, das Singen nationalsozialistischer Kampflieder, weihevolle Feierstunden und der Besuch von Kino-Wochenschauen durchgeführt. Ebenfalls auf dem Programm standen Kampfsport, Geländetraining, Marschieren und Schießübungen.

Wie man es in dem Werk „Der Kinderzug“ nachlesen kann, gab es jedoch sehr große Unterschiede, was Hygiene, Ordnung etc anging. Auch die Unterkünfte unterschieden sich teils massiv voneinander, es war von hotelähnlichen Gebäuden bis zu Baracken alles dabei.

Auch andere Länder, wie England und Japan, führten umfassende Kinderlandverschickungen durch.

 

Klappentext:

„Das Ruhrgebiet im Sommer 1943. Die junge Lehrerin Barbara soll eine Gruppe Mädchen im Rahmen der sogenannten Kinderlandverschickung begleiten. Angst, aber auch gespannte Unruhe beherrschen die Gedanken der Kinder, denn sie wissen nicht, was sie erwartet. Das Heim, das ihr zeitweiliges Zuhause werden soll, erweist sich zunächst als angenehme Überraschung, doch dann muss dieses geräumt werden.
Es beginnt eine Odyssee, die nicht nur die Kinder, sondern auch Barbara an ihre Grenzen führt, denn mehr und mehr wird sie, die sich bisher aus der Politik herauszuhalten versucht hat, mit den grausamen Methoden und Plänen der Nationalsozialisten konfrontiert – und mit Menschen, die für ihre Ideologie vor nichts zurückschrecken. Als schließlich ein Mädchen verschwindet und ein polnischer Zwangsarbeiter verdächtigt wird, kommt für die Lehrerin die Stunde der Entscheidung. Ein Roman über die Frage: Wie konnte man, konnte eine Frau unter dem verbrecherischen System des Nationalsozialismus anständig bleiben?“

 

Wenn ihr weitere Informationen zum Buch haben mögt, schaut doch bitte hier rein.