Ihr habt die liebe Vreni bereits in ihrem Beitrag „Wie die Geburt von Fritz mich geheilt hat: Ein Stück in drei Akten | Teil 1“ kennengelernt. Endlich habe ich es nun geschafft den zweiten Teil online zu bringen. Lest nun, wie es mit Henri und Vreni weitergeht, denn eine Überraschung steht ins Haus: Sie ist wieder schwanger! Ganz kurz nach Henris (Horror-) Geburt.
Das wird ein Wunschkaiserschnitt!
… Als Henri dann drei Monate alt war, saß ich im Badezimmer und hielt einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Klar, das war nicht geplant. Nicht geplant, aber gewollt. Nur eben eigentlich etwas später. Panik stieg in mir auf. Aber nicht, weil ich Angst davor hatte, zwei kleine Kinder zu haben. Es war wunderschön mit Henri. Sondern, weil ich mir sicher war, dass ich eine weitere Geburt auf keinen Fall überleben würde. Oder erleben möchte, was in dem Moment dasselbe für mich war. Ich habe sofort gesagt „Das wird ein Wunschkaiserschnitt“. Selbstverständlich war mit dem Gedanken schon klar, dass es den auf keinen Fall geben wird. Das Baby konnte schließlich nichts dafür, dass wir unsere Zeitpläne nicht einhalten konnten. Irgendwie musste ich da durch.
Albträume haben mich wochenlang verfolgt. Immer wieder ging mir Henris Geburt durch den Kopf und Panik stieg in mir auf. Immer wieder bin ich alle Möglichkeiten durchgegangen, wie ich dem Ganzen doch noch entgehen konnte. Ohne Ergebnis. Nach kurzer Zeit sind wir dann wieder in die Heimat gezogen und so hatte ich wenigstens eins wieder: meine über alles geliebte Frauenärztin. Und die hat mir versprochen, dass ich eine schöne Geburt bekomme. Wollte ich aber gar nicht. Ich wollte eine schmerzfreie. Und weil sie die beste Ärztin der Welt ist, hat sie mir dann halt die versprochen. Und sie sollte ihr Versprechen halten.
Humorvoller Start: Geburt mit PDA?!
Bei Mati ging es dann ganz anders los. Ich hatte ganz leichte Wehen in ganz großen Abständen. Und alles, was ich zu meinem Mann gesagt habe war „Ganz egal, was passiert und ganz egal wie wer reagiert – Lass nicht zu, dass irgendjemand unfreundlich ist. Schmeiß sie raus, biete ihnen Geld, klebe ihnen ein Lächeln ins Gesicht. Is mir alles egal. Aber wenn irgendwer mich scheiße behandelt, bekomme ich mein Kind lieber auf dem Klo (schließlich käme ja meine heiß geliebte Ärztin dazu) als in so einem Kreißsaal.“ Ich kann euch sagen: ich musste Mati nicht ins Klos drücken. Alle, ausnahmslos alle, waren nett zu mir. Vielleicht hat mein Mann sie ja wirklich hinter meinem Rücken bezahlt, aber niemand war auch nur ansatzweise so blöd und stoffelig zu uns wie im Horrorszenario bei Henri.
Wie gesagt, die Wehen waren total gut auszuhalten. Spazieren, CTG, Spazieren, CTG, Wohlfühlzimmer, CTG, Spazieren, CTG usw… Dann wurde es sogar noch recht heiter im Kreißsaal. Wir haben viel gelacht, gegessen, SMS geschrieben und noch vieles mehr, bis es dann soweit war.
Die Hebamme meinte „Frau Hilt, wenn Sie eine PDA wollen, müssen Sie jetzt mal das Sudoku weglegen. Und ihr Handy auch. Und dann müssen sie so tun, als ob sie ganz große Schmerzen hätten, wenn der Anästhesist kommt.“
Super! Offensichtlich war sie gut gebrieft und wusste, dass sie ein Trauma zu bekämpfen hatte. Gesagt, getan. Ich verzog das Gesicht und auch mein Mann tat so, als ob er mich schon seit Stunden hätte trösten müssen. Trotz unserer schaupielerischen Talentfreiheit, hat es geklappt. Ein bißchen gejammert und schwupps sollte ich die PDA bekommen. Autsch! Ohne schlimme Wehen eine ganz schön unangenehme Angelegenheit. Aber wollte ich ja schließlich so. Alles taub also.
Wenn die Panik dann doch kommt
Kurz darauf bekam ich dann aber eine Panikattacke. Schließlich spürte ich meine Beine nicht mehr. „Würden Sie sie spüren, dann hätte ich was falsch gemacht.“ „Ich will sie aber spüren.“ „Dann spüren sie auch die Geburt.“ „Die will ich aber nicht spüren. Ich bekomme keine Luft.“ „Das Sauerstoffmessgerät zeigt 99,8 Prozent an. Das ist ein überdurchschnittlich guter Wert.“ „Es kommt aber nix bei mir an.“ Die Hebamme hat sich dann irgendwann beruhigend eingemischt. „Ich habe hier Baldrian Globuli. Nehmen Sie die mal.“
Ich musste lachen. Ziemlich laut sogar. „Ernsthaft? Bei einer Panikattacke Baldrian? In einer Dosierung aus Nichts?“ Die arme Frau tut mir heute noch leid. Sie war so süß! An den Anästhesisten gewandt verlangte ich nach Tavor. Jetzt war er es, der laut lachte. „Frau Hilt. Dann passiert hier heute nichts mehr. Nicht nur Sie schaffen dann nix mehr, sondern auch ihr Baby. Und das soll doch schließlich jetzt raus.“ Ich musste lachen und mein Herzschlag beruhigte sich.
Und dann war ich Zwei-Jungs-Mama
Jetzt konnte es losgehen. Er spritzte nochmal nach – auch er wusste wohl von meiner Ärztin, was er zu tun hatte. Denn ich spürte nichts. Immer, wenn die Hebamme meinte, ich solle pressen, habe ich das gemacht. Bei der zweiten Presswehe hörte ich meine Ärztin, die angekommen war. Nach der vierten war Mati da. Ich konnte zuschauen wie bei einer Fremden. Ich sah das Köpfchen, dann die Schultern und wie er dann komplett da lag. Sofort konnte ich ihn zu mir nehmen.
Was soll ich sagen? Meine Ärztin hat ihr Versprechen gehalten. Ich hatte unter der Geburt keine Schmerzen. Und alle, ausnahmslos alle waren nett zu uns. Aber schön? Lustig ja, unterhaltsam auch und vielleicht auch etwas stressig zwischendrin. Schön war aber auch hier nur das Ergebnis. Von der Geburt an sich habe ich nichts mitbekommen. Alles war – wie von mir gewünscht – betäubt. So richtig echt, außer dem Baby natürlich, hat sich dabei nichts angefühlt.
Wie es weiter geht, erfahrt ihr in Teil 3 [Coming soon]
Wer schreibt denn hier?
Ich heiße Vreni, eigentlich Verena, bin 37 Jahre alt, Mama von drei wundervollen Jungs sowie Frau von einem wundervollen Mann – tief im Innern eigentlich auch noch ein Junge 😉 Als Werbekauffrau und Medienwirtin nutze ich gerade meine Elternzeit, um mich dem Bloggen hinzugeben. Und was soll ich sagen: Ich habe es für mich entdeckt. Es macht einfach Spaß <3 Ob Leistungssport im Kindes-, Abnehmwahn im Teenie- oder vollgekackte Babywindeln im Erwachsenenalter. Irgendwie ist doch alles total verrückt, wenn man es nur manchmal mit Humor betrachtet. Zumindest ich habe beschlossen, es so anzugehen. Also schreibe ich darüber. Und ich tue Kund.
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