Marianne Kaurin, die im Jahre 1974 geboren wurde, absolvierte eine Ausbildung am Norsk Barnebokinstitutt für Kinder- und Jugendliteratur. 2012 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Beinahe Herbst“ und erhielt dafür einen der wichtigsten Jugendliteraturpreise von Norwegen. Ein weiterer Titel, der bereits erschienen und ins Deutsche übersetzt wurde, ist das Kinderbuch „Emil und die Prinzessin aus dem Nachbarhaus“. Marianne Kaurin lebt mit ihrer Familie in Oslo.

Klappentext:

„Sonja wartet auf ihre jüngere Schwester Ilse. Sie hätte längst zu Hause sein sollen. In Oslo fällt der erste Schnee. Plötzlich klopft es an der Tür. Draußen stehen drei Polizisten. Es ist das Jahr 1942.“

 

Wichtige Informationen zum Buch:

Beinahe Herbst

Autorin: Marianne Kaurin
Erscheinungsdatum: 20. September 2019
ISBN: 978-3038800316
Verlag: Arctis, ein Imprint des Atrium Verlags

Cover & Gestaltung:
Wenn man „Beinahe Herbst“ in die Hand nimmt, mutet es fast so an, als wäre es tatsächlich ein altes Buch. Das liegt daran, dass es mit einer Art Stoff im Einband eingeschlagen ist, so wie es früher oft der Fall war. Der Hintergrund ist schlicht, beigefarben gestaltet, überall sind fallende goldene Blätter zu sehen. Sie sind für mich sinnbildlich absolut passend gewählt. Man sieht den Umriss eines jungen Mädchens, welches aufgrund seiner roten Haare und dem roten Kleid sofort für Aufmerksamkeit sorgt.

Inhalt:
„Beinahe Herbst“ ist das erste Werk, welches ich von der Autorin Marianne Kaurin gelesen habe. Es hat mich aufgrund seiner Thematik auf Anhieb angesprochen. Die Autorin spricht das Leben der jüdischen Bevölkerung im zweiten Weltkrieg an. Ich gebe zu, dass ich insbesondere über das Leben der nordeuropäischen Bevölkerung bzw. der Juden in Nordeuropa nur sehr wenig wusste. Auch hier litt die jüdische Bevölkerung ab dem Kriegsbeginn und wurde übelst behandelt, denunziert und drangsaliert. Ab 1942 wurden alle männlichen Juden über 15 Jahre verhaftet und in Arbeitslager geschickt. Die Familie wurde vollkommen darüber im Unklaren gelassen, was mit den Männern bzw. Söhnen geschah. Die Frauen waren dazu verpflichtet sich tagtäglich bei der Polizei zu melden. Kurze Zeit später wurden auch sie verhaftet. Um die 800 Juden wurden Ende 1942 zunächst auf dem Wasserweg und weiterführend mit dem Zug auf engsten Raum und unter unmenschlichen Bedingungen nach Ausschwitz gebracht. Die meisten der Menschen überlebten die Zeit dort nicht. In dieser Zeit voller Angst und Leid begleiten wird die Familie Stern. Sie versuchen alle das Beste aus dem, was sie besitzen zu machen. Die Familie besteht aus drei Töchtern unterschiedlichen Alters und Vater, sowie Mutter. Ilse, die mittlere Tochter, steht im Mittelpunkt des Geschehens. Sie fühlt sich oftmals so, als wäre sie kein festes Mitglied der Familie, hat häufig Streit mit der Mutter und widersetzt sich den Vorschriften. Eben, wie es ein Teenager so tut. Sie schwärmt vom Nachbarsjungen Hermann und kümmert sich gerne um die jüngere Schwester Miriam. Die Charaktere und ihre Entwicklung im Laufe der Kriegszeit wirkte authentisch und ist der Autorin sehr gelungen.

Aufbau, Struktur & Stil:
Die Ereignisse in „Beinahe Herbst“ werden dem Leser aus Sicht verschiedener Familienmitglieder bzw. unterschiedlicher Charaktere geschildert. Dabei hat sich die Autorin für die Perspektive in der dritten Person entschieden, was ich angesichts der ernsten Thematik als passend empfunden habe. Ich war auch so, während ich gelesen habe, emotional von Anfang an absolut gefesselt. Auch wenn man in vielen Situationen vorab ja leider weiß, wie sich die Geschichte entwickelt hat, hofft und bittet man trotzdem um eine Besserung für die Charaktere. Marianne Kaurin deutet viele Entwicklungen nur an, leider kennt man den Ausgang aufgrund der Weltgeschichte. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, die historischen Begegenheiten und die Geschichte der Familie Stern zu vereinen. Ich konnte und wollte „Beinahe Herbst“ nicht mehr zur Seite legen, nachdem ich begonnen hatte es zu lesen. Der Schreibstil ist eher schlicht und spiegelt dennoch gut die Gefühle der Charaktere wider. Insbesondere die Verlorenheit und Erschöpfung konnte ich von Seite zu Seite besser nachempfinden.

Fazit:
„Beinahe Herbst“ hat mich so sehr emotional berührt und nachhaltig meine Gedanken bewegt, wie es schon lange kein Buch mehr geschafft hat. Lest „Beinahe Herbst“ und denkt einmal mehr über die heutige Gesellschaft, das Verhalten vieler Menschen nach !! Reflektion ist wichtig !!

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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