Liebe Elke,
zunächst einmal wäre es lieb, wenn du dich für die Leser, die dich noch nicht kennen, kurz vorstellen würdest. Wie kamst du zum Schreiben? Welchen Werdegang kann man bei dir bisher verfolgen?
„Mittlerweile bin ich Vollzeitautorin. Nach einem aufregenden Leben in der Welt der Finanzen und auch lange im Ausland, konnte ich mich zur Ruhe setzten. Somit fröne ich nun nur noch meiner großen Leidenschaft, dem Schreiben von Geschichten. Eigentlich wollte ich schon immer in die Literatur oder den Journalismus, doch oft kommt es im Leben anders als geplant. Daher ist es wirklich schön endlich das zu tun, was man immer machen wollte. Ich habe 2012 mit dem Schreiben von Büchern angefangen und erst einmal eine vierteilige Thriller-Serie aus dem FBI-Milieu herausgebracht: „Desperate Angels“, „Guardian Angels“, „Fanatic Angels“ und „Devoted Angels“. Die Bücher sind trotz der englischen Titel auf Deutsch geschrieben und erschienen unter meinem Pseudonym E. M. Ross. Unter dem gleichen Pseudonym folgte eine Biographie aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu, da ich eine sehr interessante junge Frau kennenlernte, die mir von ihrem Leben als Escort-Girl erzählte: „A Fucking Business“. Anschließend machte ich einen Ausflug in die Welt von Jerry Cotton und schrieb etwa dreißig Jerry Cotton Romane. Doch eigentlich träumte ich immer davon, in die Regio-Krimis einzusteigen. Da Ostfriesland meine Wahlheimat ist und ich die raue Nordsee und die Menschen dort oben liebe, habe ich mich diesem Genre zugewandt. Von der Serie, um die beiden Kriminal-kommissare Rike Waatstedt/Richard Faber und nicht zu vergessen Opa Knut, sind bisher drei Bücher erschienen: „Tödliche Krummhörn“, „Tödliche Leyhörn“ und „Tödliches Ostfriesland“. Noch in 2018 werden zwei weitere Bände folgen und auch 2019 werden Faber und Waatstedt ermitteln.“
Magst du uns ein bisschen was zu deinem aktuellen Werk „Tödliches Ostfriesland“ erzählen?
„Auf die Frage gebe ich dir die gleiche Antwort, die ich schon bei Ostfrieslandkrimi.de beantwortet habe, denn es ist immer ein Eiertanz, nicht zu viel zu verraten: Dieses Mal geht es um zwei brandaktuelle Fragen, die viele Menschen beschäftigen. Das erste Thema sind die sozialen Netzwerke. Heutzutage benutzt fast jeder Twitter, WhatsApp, Facebook oder Instagram. Schauspieler tun es, Politiker und selbst der Präsident der Vereinigten Staaten. Von allem und jedem werden Handyfotos gemacht, Menschen produzieren sich intim auf Facebook und die Jugend hat bereits eine eigene SMS-Sprache erfunden. Wo soll das hinführen? Vor allem, weil Teenager diese Medien manchmal völlig naiv, unkontrolliert und auf gefährliche Weise benutzen. Auch rechtlich sind wir noch nicht wirklich an die neuen Medien angepasst. Denn wissen Teenager, wenn sie ein Film zugeschickt bekommen, der wie ein gestelltes Video eines Verbrechens aussieht, dass sie die Pflicht haben das anzuzeigen, da sie sich sonst strafbar machen? Es geht also um ein gefährliches Spiel mit den sozialen Netzwerken, um Mobbing unter Teenagern und die Gewaltbereitschaft mancher Jugendlichen gegenüber ihren Mitschülern und Mitmenschen. Beim zweiten Thema muss ich mich etwas zurückhalten, damit ich nicht zu viel verrate. Doch auch diese Problematik ist momentan wieder hochaktuell und sollte unbedingt im Auge behalten werden. Aber auch privat rumpelt es ordentlich zwischen Rike Waatstedt und Richard Faber. Ihre Freundschaft wird auf einen Prüfstand gestellt und zerbricht fast, bis Rike sich endlich ihrem guten Freund und Chef anvertraut. Doch Rikes Geheimnis, dass nun auch Faber hüten muss, bringt ihn als Polizist in einen enormen Zwiespalt.“
Was hat dich bei der Titelsuche inspiriert?
„Wie dir bestimmt schon aufgefallen ist, nehmen wir, der Klarant Verlag und ich immer „Tödliches oder Tödliche“ mit in den Titel. So eine Art Markenzeichen für Elke Nansen. Da aber im dritten Band mehr als ein Tatort vorkommt, haben wir lange überlegt. Dann kam der Verlag auf die grandiose Idee „Ostfriesland“ vorzuschlagen und siehe da, der Titel „Tödliches Ostfriesland“ war noch nicht vergeben. Das fand ich natürlich ganz toll, denn gibt es einen besseren Titel für einen Ostfriesland-Krimi?.“
Wie dürfen sich die Leser deine Recherchearbeit vorstellen? Da bin ich selbst jetzt auch sehr neugierig auf deine Antwort 😉
„Recherchearbeit ist, was das Wort bereits sagt: ARBEIT! Mal abgesehen von Recherchereisen nach Ostfriesland, für die Orte und den Gesprächen mit der Polizei wegen der Authentizität, muss ich mir sehr viel Informationen anlesen. Auch wenn das heutzutage mit dem Internet wesentlich einfacher ist als früher, lese ich dennoch Fachbücher, wenn ich mich auf ein Thema eingeschossen habe. Das können psychologische, kriminalistische Fachbücher sein oder über Umweltschutz, wie für „Tödliche Leyhörn“. Für den dritten Band, bei dem es unter anderem um die sozialen Netzwerke im Internet geht, habe ich mich von zwei echten Experten beraten lassen. Die Kinder meiner Nachbarin, Max siebzehn Jahre alt und Emilie fünfzehn Jahre alt, haben mich professionell durch Facebook, WhatsApp, Twitter und Instagram geführt. Mir haben die Ohren geschlackert, wie gut die beiden sich auskennen und wie eloquent ich unterrichtet wurde. Bei so tollen Lehrern drückt man gerne mal wieder die Schulbank.“
Du sprichst in „Tödliches Ostfriesland“ sehr aktuelle politische Themen an? Wie stehst du persönlich zum Thema Rassismus? Oder den Entwicklungen in der Gesellschaft, die ich persönlich sehr beunruhigend empfinde.
„Da kann ich dir nur Recht geben, ich finde die momentane Situation auch sehr beunruhigend. Wir haben auf dieser Welt wieder so viele Diktatoren, wie schon lange nicht mehr. Menschenrechte werden in der Türkei, Russland und leider auch in Amerika mit Füßen getreten. Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, dass der Menschheit in unserer Zeit mehr Informationen zur Verfügung stehen als jemals zuvor. Eigentlich sollte das die Leute klüger machen! Leider habe ich den Eindruck, dass viele Leute auch in Deutschland nur noch Spaß haben wollen, Brot und Spiele und sich politisch nicht mehr engagieren. Ist es dann ein Wunder, wenn radikale Parteien das ausnutzen. Ich kann nur hoffen, dass die jungen Leute wieder anfangen auf die Straße zu gehen, um gegen skrupellose Machthaber zu demonstrieren und ihre eigene Zukunft damit schützen. Daher habe ich meine beiden Themen in „Tödliches Ostfriesland“ auch ganz bewusst gewählt. Wir brauchen mehr politische Verantwortlichkeit von unseren Bürgern und von den jüngeren Generationen. Darum hoffe ich, dass mein neustes Buch nicht nur unterhält, sondern auch ein paar gedankliche Anstöße gibt.“
In wie weit würdest du sagen, dass die Familie bzw. die Art und Weise, wie Kinder etwas vorgelebt bekommen, für den späteren Lebensweg richtungsweisend sind?
„Jetzt muss ich mal ein bisschen zynisch werden. Um ein Auto fahren zu dürfen, braucht man einen Führerschein, um einen Beruf auszuüben, eine Ausbildung, ein Diplom oder einen Gesellenbrief. Wenn man ein Tier aus dem Tierschutz aufnehmen will, kommen die verantwortlichen Tierschützer und sehen sich die Wohnung oder das Haus an. Entscheiden erst dann, ob der Haushalt tiergerecht ist und man die Verantwortung für das Tier bekommt. Jedoch ein Kind, das kann, darf jeder haben, ob er nun dafür geeignet ist oder nicht. Leider gibt es daher auch sehr viele unglückliche Kinder. Wie du dir jetzt denken kannst, halte ich die Vorbildrolle von Eltern für sehr wichtig. Natürlich bekommt jeder von seinen Eltern Gene mit, die dann entscheidend dafür sind, wie gesund man ist, wie hübsch, wie schlank oder kräftig, und wie einfach oder schwer es einem Menschen fällt zu lernen. Doch die Bildung des Herzens, die Liebe für Menschen und die Ethik und Moral in einer Gesellschaft kommen, meiner Meinung nach, von der Erziehung. So etwas nennt man heutzutage die emotionelle Intelligenz und die entsteht in der Familie. Wer seine Kinder uneingeschränkt liebt und ihnen das Richtige vorlebt, wird ihnen etwas Gutes für den Lebensweg mitgeben.“
Welche Verbindung hast du selbst zu Ostfriesland?
„Es ist einfach meine Wahlheimat. Tausend Male gesehen und tausend Male neu entdeckt. Die Menschen dort sind wunderbar, so richtige liebe Schlitzohren, mit einem deftigen Humor. Ich habe selbst acht Jahre in Niedersachsen gelebt und viele meiner guten Freunde sind noch dort. Außerdem liebe ich das Meer und die raue Nordsee!“
Welchen deiner Charaktere „magst“ du am liebsten bzw. hast du einen Charakter, der Eigenschaften von dir selbst widerspiegelt?
„Nein, ich habe keinen Liebling unter meinen Charakteren. Obwohl, so einen Opa wie Knut, den hätte ich schon gerne ;-)! Es ist schwer zu sagen, ob meine Protagonisten Eigenschaften widerspiegeln, die ich selbst habe. Jein! Vielleicht wäre ich manchmal gerne so cool wie Faber, so frech wie Rike und so herrlich überspannt, wie Philipp Schorlau es ist.“
Vielen lieben Dank für deine interessanten Antworten und deine Zeit, liebe Elke 🙂