Hallo ihr Lieben,

ich durfte mit der Autorin Elke Nansen, die seit einiger Zeit ihre Ostfrieslandkrimis im Klarant Verlag veröffentlicht, sprechen. Kennt ihr sie oder ihre Bücher bereits?

 

Zunächst fände ich es für die Leser ganz schön, wenn du dich vorstellen würdest. Wie kamst du zum Schreiben? Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, eine Person durch die du zum Schreiben gekommen bist? Welchen Werdegang hast du durchlaufen?

„Eigentlich wollte ich in jungen Jahren immer Literaturwissenschaft studieren, doch wie es im
Leben so ist, trieb es mich in eine ganz andere Richtung. Was auch gut war, denn so konnte ich mich sehr früh als Privatier beruflich zur Ruhe setzen. Dann fing ich mit meiner Leidenschaft an, dem Schreiben. Es ist schwer, als Autor Fuß zu fassen, doch ich hatte Glück und konnte unter dem Pseudonym E. M. Ross eine vierteilige FBI-Thriller-Serie veröffentlichen. Es folgte eine Biographie aus dem Rotlichtmilieu, die mir von einem ehemaligen Escort-Girl erzählt wurde. Danach wurde der Bastei Lübbe Verlag auf mich aufmerksam  und so wurde ich Ghostwriter für dreißig Romane eines sehr bekannten Helden: Jerry Cotton.
Doch eigentlich hat es mich immer zum Regio-Krimi-Genre hingezogen, und da Ostfriesland meine Wahlheimat ist, war es nur logisch, dass meine neuen Romane dort spielen. Zusammenfassend muss ich sagen, das Schreiben war immer eine Leidenschaft, doch ich hatte wegen meines sehr einnehmenden Berufs nie Zeit. Jetzt kann ich mich ganz und gar meinen Büchern hingeben.“

Gerade ist ja das Werk „Tödliche Leyhörn“ ganz frisch erschienen. Magst du uns ein wenig darüber berichten?

„Hier gebe ich dir die gleiche Antwort, die ich schon bei einem anderen Interview gegeben
habe. Das liegt daran, dass man aufpassen muss, dem Leser nicht zu viel, und nicht zu wenig
zu verraten. Bei ihrer zweiten Ermittlung geht es für Rike Waatstedt und Richard Faber hoch her. Denn im beschaulichen Ostfriesland sind äußerst skrupellose Kriminelle unterwegs, die vor nichts
zurückschrecken und damit haben wir einen sehr actionreichen Krimi. Eigentlich fängt es ganz harmlos an: Auf dem Revier in Emden ist gar nichts los und Kriminalhauptkommissar Faber langweilt sich. Darum quält er seine Mitarbeiter mit Schießübungen, was bei Rike Waatstedt gar nicht gut ankommt. Daher beschließt sie, ihm einen kleinen fiesen Streich zu spielen. Doch es wird plötzlich ein Ernstfall, denn die beiden finden in der Leyhörner Bucht den Torso eines jungen Mannes. Sehr schnell stellen Sie fest, dass sie es nicht nur mit einem brutalen Mord zu tun haben, sondern auch mit einem Umweltskandal, der die Vögel im Naturschutzgebiet Leyhörn verenden lässt. Die Verstümmelung der Leiche weist auf das organisierte Verbrechen hin, die sehr lukrativen neuen Geschäften nachgehen: der illegalen Beseitigung von Industrie und Chemieabfällen in der Nordsee. Unser Ermittlerduo hat keine Ahnung auf was sie sich da einlassen, denn mit der Mafia ist nicht gut Kirschen essen und bald stehen die beiden selbst im Visier dieser Verbrecher.“

Was hat dich zu der Geschichte inspiriert bzw. worin findest du generell deine Inspirationen für Geschichten?

„Wenn man das große Glück hat, als Autor eine Serie ganz neu erfinden zu können, denkt man
als Erstes über die Protagonisten nach. Ich bin davon überzeugt, dass eine Frau und ein Mann
als berufliches Team sehr viel mehr erreichen können, als ein gleichgeschlechtliches Team.
Denn die Denkweise und Vorgehensweise von Frauen und Männern sind unterschiedlich.
Daher habe ich auch Rike Waatstedt und Richard Faber ausgesucht. Außerdem ist es mir bei
einer Serie immer wichtig, dass es nicht nur, um den mit jedem Buch abgeschlossenen
Kriminalfall geht. Es muss in den Büchern einer Serie auch eine Background Story geben, die
unsere Protagonisten betrifft. Geheimnisse, Freundschaft und vielleicht auch Romanzen, die
sich mit dem Verlauf der Serie weiterentwickeln. Was die Themen der einzelnen Krimis angeht, die zu lösen sind, versuche ich immer einen etwas ungewöhnlichen Fall zu konstruieren, der ein Thema beinhaltet. So wie bei „Tödliche Leyhörn“ ein Umweltskandal im Mittelpunkt steht.“

Wie kam es dazu, dass es ausgerechnet, das Genre „Krimi“ geworden ist? Liest du selbst gerne (Krimis)?

„Ich lese wahnsinnig viel, was auch daran liegt, dass ich bei einer Kultur-Zeitung als Redakteur
arbeite. Ich rezensiere Bücher, Audios, Filme aus der Sparte Krimi, Thriller, Science-Fiction
und Fantasy und das schon seit vielen Jahren. Auch mache ich Interviews mit Autoren und bin
ziemlich stolz darauf, tolle Schriftsteller wie zum Beispiel David Baldacci, Jack Kerley und
Jussi Adler Olsen interviewt zu haben. Da war es naheliegend, selbst Krimis und Thriller zu
schreiben, auch wenn ich mich mit solchen Krimi-Genies nie messen möchte.“

In deinem neusten Werk spielt das Thema Umweltschutz bzw. Umweltverschmutzung ein Thema. Wie wichtig ist diese in deinem eigenen Leben? Welche Rolle spielt sie?

„Du hast bestimmt schon einmal von der Weissagung der Cree gehört:

Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

Ich denke, damit ist alles gesagt und ich wünschte mir, dass viel mehr Jugendliche und junge
Leute sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen würden.“

Wie sah die Recherchearbeit zu deinem Buch aus? Wie können wir uns das als Leser vorstellen?

„Ich war schon oft in Ostfriesland und kenne die Ecke sehr gut, dennoch mache ich jetzt Ende
April wieder eine Recherchereise. Ich radele mit dem Fahrrad durch Dörfer, über den Deich und fotografiere viel. Dieses Mal habe ich auch einen Termin mit der Polizei in Emden, wo man mir das Revier zeigen will und mir einiges über Organisation und Ermittlungen erzählen wird. Das ist eine großartige Sache, denn je realer die Erzählung ist, desto besser werden die Romane. Ich denke, das wird der Serie Faber/Waatstedt sehr zugutekommen. Alles andere muss man sich anlesen, in Büchern und dem Internet. Denn die Leser sind klug und lassen sich keinen Bären aufbinden, da muss man schon präzise sein. Wenn ich ein Buch lese und einen echten logischen Fehler bemerke oder einfach eine Unwahrheit, dann ärgert mich das. Jeder Leser kann erwarten, dass der Schriftsteller einen guten Job macht und eine gute Recherche steht für fünfzig Prozent eines Krimis.“

Gibt es einen Charakter in deinen Büchern, der dir selbst am ähnlichsten ist? Oder welcher Charakter liegt dir am meisten am Herzen?

Diese Frage habe ich früher auch oft Autoren gestellt, weil ich dachte, dass eine Figur in den
Büchern den Schriftsteller repräsentiert. Für mich ist Antwort: Nein, tut sie nicht. In jeder der Figuren steckt ein wenig von einem Selbst. Ich liebe Fabers ruppig, doch tief im Inneren liegende sensible Seite. Rikes vorlautes Mundwerk ist ein Segen, für alle die sie gern haben, denn sie ist eine gestandene, kluge Frau. Und nicht zu vergessen, Opa Knut, der weise Mann im Hintergrund mit seinem herrlichen Humor. Selbst Schorlau hat seine liebenswerten Seiten. Damit will ich nicht sagen, dass dies genau die Vorzüge sind, die ich habe. Meine Protagonisten sind eher so etwas wie meine Kinder, die sich im Laufe der Zeit entwickeln. Manchmal passiert es dann auch, dass sie mich überraschen.“

Liebe Elke, ich danke dir ganz herzlich für die intensiven und spannenden Einblicke !!