Tiger von Vorwerk

Vor langer Zeit konnte ich einen Saugwischer von Vorwerk bei meiner Mutter ausprobieren. Sie war früher mal Vorwerk-Vertreterin und schon seit meiner Kindheit bekennender Vorwerk-Fan (damals war es noch dieser grüne Kobold – wer kennt den noch?). Ich habe mich von der Begeisterung anstecken lassen und den (damals) brandneuen Vorwerk Tiger VT300 gekauft. Allerdings habe ich ihn vorher nicht bei uns ausprobiert. Damit nahm das Unglück seinen Lauf…

So teuer wie ein gebrauchter Kleinwagen

Mittlerweile nutzen wir den Tiger VT300 seit knapp 2 Jahren. Ich sauge die gesamte Wohnung täglich, um den Katzenhaaren Herr zu werden. Einmal in der Woche wird mittels Saugwischer die Wohnung gewischt. Mit dem Polsterboy bearbeiten wir Sofa und Kratzbaum. Außerdem kommt auch der Staubwedel-Aufsatz regelmäßig zum Einsatz. Wir nutzen also folgende Teile:

  • VT300 Traumhaft-Sauber Set
  • Bodensauger
  • Elektrobürste
  • Elektro-Polsterbürste
  • Softdüse
  • Variodüse
  • Flexodüse

Wir ihr unschwer erkennen könnt, haben wir quasi das gesamte Paket gekauft – und damit rund 1.800 Euro investiert. So viel zahlen andere für einen gebrauchten Kleinwagen und ehrlich gesagt wäre in unserem Fall das Geld da auch besser investiert gewesen…

Desinteressierte Vertreter ohne Service-Gen

Natürlich hätte ich vorab erstmal einen Vorwerk in unserer Wohnung testen können. Tatsächlich waren auch emsige Vertreter hier. Ich habe konkret gesagt, welches Modell uns interessiert und was ich will – und was nicht. Vorgeführt haben sie mir das Modell aber dennoch nicht. Auf meine Nachfrage hin, ob sie mir denn ein Vorführmodell sichern könnten (die gibt es günstiger) kam auch nur wenig Engagement: „Ne, wir haben gerade keinen da und keine Ahnung, wann einer kommt.“

Sie wollten mir einfach ein neues Modell aus dem Katalog andrehen, hatten für Kundenservice aber keine Zeit. Eigentlich hätte ich schon hier vom Kauf zurückschrecken sollen. Aber die Begeisterung hielt noch an. Meine Mum besorgte mir einfach über ihren Ex-Gebietsleiter einen Staubi und ein paar kleine Extras. Entgegenkommen Dank Vitamin B – nicht, weil es zum Service dazu gehört…

Vorwerk Tiger im Einsatz

Die Probleme und Erfahrungen mit dem Vorwerk Tiger VT300

Egal, wir haben unseren Tiger endlich bekommen und voller Freude sollte es losgehen. Die Freude hat sich allerdings recht schnell getrübt. Für UNSERE Wohnung (es mag Fälle geben, da ist es anders), taugt der Vorwerk Tiger leider nicht sehr viel. Darauf möchte ich im Einzelnen nun eingehen:

Katzenstreu: Wir haben Katzen. Damit verbunden dann auch Katzenstreu, welches mich jeden Morgen zu Hauf begrüßt. Wenn ich dieses nun mit dem Staubsaugerkopf aufsaugen möchte und drüber rolle, zerdrücke ich das Katzenstreu oft. Es ist zu groß. Kleineres Streu geht nicht, da es sonst kiloweise in der Wohnung verteilt wird; Langhaar-Katzen sind so toll… Dadurch entstehen weiße Streifen auf den Fließen (sieht man besonders gut auf den schwarzen Fließen im Bad).  Ich muss das Streu also mit dem Saugrohr aufsaugen, ehe ich richtig saugen kann.

Ähnlich verhält es sich übrigens mit allem anderen, was größer als ein Stecknadelkopf ist. Immerhin werden somit keinesfalls Legosteine „aus Versehen“ aufgesaugt. Ob das nun ein Grund zur Freude ist, entscheidet jeder für sich… So kommt zumindest regelmäßig das Saugrohr zum Einsatz und der Staubsauger unterscheidet sich da nicht sonderlich von günstigeren Modellen. Im Gegenteil: Mein alter 100 Euro-Sauger  hatte früher einfach kompromisslos alles aufgesaugt. Das war für mich praktischer.

Katzenstreu im Bad

Hartnäckiger Schmutz: Ein weiteres Problem ist, dass die Katzen das Streu in der gesamten Wohnung umhertragen. Dadurch auch ins Bad, in dem der Boden durch Duschen oder auch Wasserpiele der Katzen nass ist. Nasses Wasser und Streu ergeben gemeinsam eine wunderschöne Pampe, die Dank schwarzer Fließen besonders schön zur Geltung kommt.

Leider schafft der Saug-Wischer diese Pampe nicht und es muss regelmäßig mit der Hand nachgewischt werden. Ich nehme an, dass das Problem unsere Fließen sind. Im Bad sind sie nicht glatt, sondern haben ein kleines Muster und damit Vertiefungen.  Da kommt der Wischlappen einfach nicht hin.

Ebenfalls schafft der Saug-Wischer keine Ränder. Das mag auf Laminat oder hellem Boden nicht auffallen. Dank schwarzer Fließen sieht man allerdings sehr gut, dass der Randbereich nicht geputzt wird. Egal wie ich den Wischer halte.

Kalkreste im Bad

Polster-Aufsatz: Voller Begeisterung habe ich mit dem Polster-Aufsatz meine Couch reinigen wollen. Dazu habe ich das  mitgelieferte weiße Pülverchen artig in die Couch einmassiert, gewartet und abgesaugt. Passiert ist allerdings s- Nichts. Die Flecken waren alle noch da. Ich habe meine Mum gefragt, was schief gelaufen sein könnte. Und da kam des Rätsels Lösung: ich war zu spät. Dieses Zeug wirkt nur bei frischen Flecken. Alte, getrocknete kann man nicht behandeln.

AH! Voll sinnvoll. Das kennt sicher jede Mutter: Wenn ein Kind den Saft auf der Couch verschüttet, hat sie genug Zeit, um so ein Pülverchen in die Couch einzuarbeiten, zu warten und das abzusaugen. In der  Wartezeit sitzt sie dann auf der Terrasse, trinkt ein Glas Wein und beobachtet freudig die glücklich spielenden Kindern… Ähm ja, ok, oder es läuft wie bei uns: Handtuch drüber, später – also irgendwann innerhalb der nächsten 3 Wochen – wird der Fleck beseitigt.

Zum Glück gibt es aber flüssigen Flecklöser von Vorwerk. Den arbeitet man tatsächlich mit der Hand ein und reibt die Flecken ganz klassisch in Handarbeit heraus. Das Zeug hilft sehr gut bei uns. Auf den Polsterreiniger hätten wir allerdings verzichten können…

Hygiene: Ehrlicherweise mache ich mir beim Saug-Wischer auch Sorgen, ob das denn alles so hygienisch ist. Normal würde ich mit einem Lappen die gesamte Wohnung putzen können. Aber ich habe das Gefühl gegen Ende verschmiere ich dann nur den Dreck. Während der Wischens soll der Dreck durch eine Voodoo-Shakra-Zaubertechnik im Lappen verschwinden. In der Praxis wird der Lappen immer dreckiger, wird nicht gereinigt und schmiert am Ende nur noch. Dem kann man nur entgegenwirken, wenn man mehrere Lappen pro Wischvorgang nutzt. Ob das Sinn der Sache ist?

Saugwischer von Vorwerk

Doppelte Arbeit: Weiterhin schafft der Saug-Wischer ebenfalls nicht, dem Katzenstreu Herr zu werden. Katzenhaare verschlimmern das Problem zudem noch. Ich muss also vor dem Saug-Wischen noch normal saugen. Demnach spare ich auch nicht den Arbeitsschritt „saugen“ ein. Es sei denn ich bewege mich in Zeitlupe und bewege den Staubsaugerkopf so, dass vorab die Haare/das Streu eingesaugt werden können. Doch auch das verkürzt die Puzzeit dann nicht so recht. Im Gegenteil…

Defekte Teile: Mal davon abgesehen, dass der Saug-Wischer also relativ nutzlos für uns ist, der Staubsaugerfuß Katzenstreu zermalmt, die Fliesen damit ruiniert und wir keine großartige Zeitersparnis bemerken können… Moment. Eigentlich reicht das schon an Argumenten gegen den Sauger oder? Egal, ich setz noch einen obendrauf: Schon nach wenigen Wochen brach der Kontakt von Saugrohr zu Steuerkonsole. Ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte. Die Putzfrau hat damit gearbeitet, nichts gesagt und plötzlich war da was gerissen. Das kostet auch nur 50 Euro – Schnäppchen, bei einem 1.800 Euro Staubsauger odda!?!

Universal Putzlappen Vorwerk

Dann habe ich insgesamt vier Wischlappen. ALLE Lappen sind an der exakt gleichen Stelle gerissen. Damit sind sie aktuell nicht verwendbar und – ihr könnt es euch denken – hier wird manuell gewischt. Vier neue Lappen kosten auch nur knapp 40 Euro. Na dann! Und auch der Saug-Wischkopf selbst ist in Mitleidenschaft gezogen worden und es ist schon manch Teilchen abgerissen (Klettband).

Jährlicher Kundenservice soll Geld aus der Tasche ziehen

Ich muss sagen, das hat mich sehr enttäuscht. Und ich habe das auch gesagt. Dem Service-Mitarbeiter, der vor Ort war, um den „jährlichen“ Kundenservice zu leisten. Wobei ich hier ganz klar nicht davon sprechen möchte, dass das Service in irgendeiner Form war!

Der junge Mann kam herein, hat sich den Staubsauger kurz angesehen, indem er ihn in der Hand nach links und rechts gedreht hat und das war´s. Er hatte keine Ahnung, wie man ihn an bekommt und bedient. Der Vorwerk-Staubsauger-Vertreter hatte keine Ahnung, wie man den Staubsauger bedient?!?

Defekt Vorwerk

Lasst die Verkaufsspiele beginnen

Nach diesem ausführlichen  popeligen Check fing er auch schon an mir tolle neue Vorwerk-Teile andrehen zu wollen: Womit putzen Sie Ihre Fenster? Kennen Sie XY schon? Auf meine Kritik und mein Feedback ging er nicht ein. Er bot mir an, mir ein neues Rohr zu bestellen weil „so können Sie ja nicht damit saugen. Da muss ein neues Rohr her!“. Und auch die Lappen wollte er eifrig dazu bestellen. Dass diese nach nicht mal 30 Nutzungen je Lappen kaputt sind und ich sauer war, schien ihn nicht sonderlich zu interessieren. Wohl aber die Möglichkeit mir Zubehör zu verkaufen.

Der Kunde ist fail

Ich hatte daraufhin gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich weiter mit dem Tiger arbeiten möchte und sogar erwähnt, dass ich mit einem Phillips liebäugele (der Bissel liegt mir leider zu schwer im Arm). Da fing er an mir zu erzählen, dass Vorwerk ja besser sei, weil es ein qualitativ hochwertiger Sauger sei.

Auf meine Bemerkung, dass  mein Rohr und meine Lappen dennoch defekt sind, ebenso wie Teile des Saug-Wischers hat er mich kurz verdutzt angeguggt und dann weiter erzählt, wie toll Vorwerk doch ist und was er für mich bestellen könne. Und das obercoolste: Als ich sagte, dass da einiges mit dem Gerät schief läuft, hat er einen richtigen Klopper rausgehauen:

„Ich habe das Gerät ja geprüft. Damit ist alles in Ordnung. Sie haben ihn einfach falsch benutzt, sonst gäbe es keine Fehler“.

Verkaufen wir den Tiger einfach

WOW! Mit seinem magischen Röntgen-Blick, den er 20 Sekunden auf den Sauger gerichtet hat, konnte er also feststellen, dass der Sauger top in Schuss ist UND, dass ich ihn falsch benutze. Geil. Allerdings hatte er dann auch keinen Bock mir Mal zu zeigen „wie es richtig geht“.  DAS ist doch mal Service. Erst dem Kunden einen vor den Latz knallen und es dann auch noch obercool stehen lassen. Ich hätte lachen können, wenn es nicht so traurig wär. Glaubt er echt ich kaufe dann was?!

Ich habe nichts gekauft und überlege aktuell den Tiger einfach zu verkaufen. Für uns persönlich ist der Staubsauger leider ein Reinfall. Einzig der Polsterboy hat mich komplett überzeugt! Damit bekommt man Katzenhaare ganz ganz toll von der Couch und vom Kratzbaum. Im Ernstfall auch mal von den Socken – mit Kitzelfaktor. Den hätte ich allerdings auch günstiger haben können und relativiert den hohen Preis keineswegs.

Insgesamt finde ich den Vorwerk-Service ziemlich lächerlich. Quasi Non-Existent. Das Gerät selbst passt nicht zu unseren Ansprüchen, weil es mit den Begebenheiten nicht klar kommt. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Tiger in einem Haushalt ohne Katzen und (unebenen) Fließen gut funktioniert. Unsere Kombination jedoch scheint ein klares NoGo für den Tiger zu sein. Richtig schade, vor allem ums Geld.

UPDATE (17.04.2018): Der Kundenservice zeigt sich sehr kulant und möchte die defekten Teile ersetzen.

UPDATE: Mittlerweile habe ich den Staubsauger verkauft und mir einen Dyson V8 Fluffy + beutel- und kabelloser Handstaubsauger (inkl. 2 Elektrobürsten Flexi Fugendüse, mit Nickel-Cobalt-Aluminium Akku, Wandhalterung und Ladestation) zugelegt. Ich sauge damit täglich und wische einmal in der Woche mit einem Dampfreiniger.

 

Welche Erfahrungen konntet ihr mit dem Staubsauger machen?