Mark über den Genderwahnsinn

Yasmin bat mich, die genderspezifischen Unterschiede zwischen meinen Jungs und meinen Mädels mal aus meiner (autistischen) Sicht zu erläutern. Das klingt in der Theorie ja ganz dufte, stellt mich aber vor ein Problem. Wo sind da Unterschiede und woran erkenne ich die?

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Gefühlt sind meine Kinder das, was man hinlänglich als Unisex kennt. Quasi das Ocker unter den Farben. Nicht Fisch, nicht Fleisch, wenn es um die typischen Klischees handelt. Mädchen spielen mit Barbies, Jungs mit Matchbox. Ein Bild, was sich vielleicht in den 1970/1980ern noch hielt, aber heute keine Bedeutung mehr hat. Zumindest ist das meine Beobachtung. Natürlich sind die Kaufhäuser noch rosa und blau eingefärbt, sobald man die Babyabteilung betritt. Aber, war das früher auch so? Zarte Erinnerungen an meinen ersten Schultag werden wach. Moosgrüner Cordanzug mit Palomino Sandalen. Dass ich für dieses Outfit keine aufs Maul bekommen habe, ist im Nachhinein schon erstaunlich.

Weicht man von den großen Ketten mal ab und geht zum Modeschweden oder zu den Billiganbietern, war es das mit dem Pastellwahn für das jeweilige Geschlecht. Speziell H&M spielt da nicht mit, und ich finde das gut. ICH habe als Kind mit Puppen gespielt. (dem Leser darf mein lautes Seufzen hier gerne auffallen). Habe sowohl Barbie als auch Ken die Haare geschnitten und mit Edding gefärbt. An den Klamotten rumgeschnippelt. Dass ich später mal im Bekleidungssektor lernte, ich sicher nicht ganz zufällig. Parallel wollte ich Friseur werden. Da meine Kinder in keiner Luftbestäubung entstanden, darf meine Ausrichtung aber klar sein. Und spätestens hier sind wir bei den Gender Klischees. Die selbst ich nie erfüllte. Wieso sollte ich damit also bei meinen Kindern anfangen?

Macht Bob der Baumeister Hardcore Lesben?

Ich gehörte auch nie zu den Eltern, die „Holz first“ in den Spielzeugladen brüllten. So pädagogisch wertvolle Holzbahnen, etc. Meine Schwägerin kaufte im Alter von zarten 2 Jahren unserer Jüngsten eine Holzrutsche mit einer Holzfigur. Natürlich alles getestet und die Fachberaterin *zwinker* aus dem Spielzeugladen meinte, es wäre sicher DAS Spielzeug schlechthin in dem Alter. Kam wie oft zum Einsatz? Genau. Nie. Wurde von der ersten Sekunde mit Mißachtung gestraft. Die Schwägerin danach auch.

Meine Kinder haben mit allem gespielt, was sie interessierte und nicht, was die Medien einem als heissen Scheiß vorgaukeln. Nur für Mädchen. Nur für Jungs. Wer denkt sich sowas aus? Werden Mädchen, die mit einer „Bob, der Baumeister“ Ausrüstung im Garten spielen, später automatisch Hardcore-Lesben und arbeiten im schicken Kurzhaarschnitt beim Installateur um die Ecke? Jungs, denen das kreative Fummeln an Puppen Spaß macht, werden ja auch nicht automatisch Prinzessin auf dem CSD.

Genderwahnsinn nicht für mich

Ich finde diesen Genderwahn ziemlich irre, und nochmal: ICH bin derjenige mit der attestierten Störung. Wenn ICH das schon sehe, wie ergeht es dann anderen, die das Spiel nicht mitmachen wollen? Mir fehlt der Vergleich zu anderen Kindern, da ich deren Entwicklung meist nur beiläufig mitbekam. Aber, meine Kinder sind alle keinem Klischee erlegen. Haben sich kreativ an allem ausgetobt. Dass meine Mädels eher wie Jungs wirken, ist eben so. Alle 3 hatten zu keiner Zeit das Bedürfnis, irgendwas mit Schleifchen und Kleidchen tragen zu wollen. Meine beiden Jungs sind? Richtig: Jungs. Jeans, Sweat, Sneakers. Schon ganz früh beginnend. Wir haben unseren Kindern immer die Möglichkeit gegeben, sich selbst ihre Anziehsachen auszusuchen. Im Babyalter waren wir dafür verantwortlich, klar. Dabei vermieden wir immer diesen Farbrausch. Später ließen wir die Kinder direkt am Eingang des jeweiligen Ladens von der Hand und sie mögen sich bitte
ihre Lieblingssachen aussuchen.

Wer aus seiner eigenen Kindheit noch genau weiß, wie es ist, wenn man die von Mutti rausgelegten Sachen tragen muss, der kann sich vorstellen, dass man diesen Mist bei seinen eigenen Kinder nicht weitergibt. Meine erste eigene Jeans, die auch einen bekannten Namen trug und auf dem kein Pferdchen als Applikation zu sehen war, kaufte ich mir mit 13 von meinem eigenen Geld. Sowas prägt. Bei Spielzeug handhabten wir das immer genauso. Spielzeugkatalog, das Budget ist x Mark/Euro, viel Spaß beim Aussuchen. Das funktioniert(e) bislang einwandfrei. Die Sachen wandern nicht nach wenigen Tagen in die Ecke, wenn man es nur gut meint und etwas kauft, was alle anderen auch haben.

Typisch Junge? Typisch Mädchen? Nicht mit mir

Ich kann also keinerlei genderspezifischen Unterschiede an meinen Kindern entdecken. Alle Farben, alle Spielsachen, freier Blick auf die Welt. Nicht falsch verstehen, ich bin kein Spät-Hippie, aber ich sehen eben auch nicht ein, Kinder bzw. kleine Menschen ein Korsett stecken zu müssen, weil die Gesellschaft dafür Schubladen kennt.

Wie sieht es bei euch aus? Heißt es bei euch noch „typisch Jungs/Mädchen“ oder vesucht ihr die Welt geschlechterneutral zu sehen?

PIN Unisex