Kein Kinderwunsch bei Tante Vanja

Ein Rabenküken als Denkanstoss

Hier meldet sich seit Langem eure Tante Vanja wieder einmal zu Wort. Im Juli bin ich ja wieder stolze Tante eines kleinen Rabenkükens geworden.
Bis jetzt habe ich 5 Nichten, nicht bluts- aber herzverwand. Keine schlechte Bilanz, oder? Vor ein paar Tagen haben die Rabenmutti und ich ein wenig gechattet. Sie erzählte, dass wenn ich ihr kleines Rabenküken sehen würde, dann würden meine Eierstöcke ganz von alleine anfangen zu kribbeln. Ich fand das sehr süß. Und das Küken ist soooo niedlich. Aber kitzeln tut da nichts. Das hat es schon beim ersten Babyraben nicht. Super süß, verliebt in das kleine Wesen (noch heute!), aber kein Nestbautrieb.

Die Rabenmutti fragte mich ob ich nicht Lust hätte über dieses Gefühl zu schreiben. Das Gefühl bzw. den Wunsch KEIN Kind zu haben. Das werde ich gerne tun. Denn sie hat nicht nur total wertfrei gefragt sondern echtes Interesse daran gezeigt, ohne den Zeigefinger zu heben. Also dann, lehnt euch zurück denn es geht los.

Soooo süüüüßßß

Ich weiß noch ganz genau das ich früher, also vor ca. 8-9 Jahren, gerne ein Kind haben wollte. So ein kleines Wesen aus der eigenen (und des Partners) DNA auf die Welt setzen und dann die Weltherrschaft an sich reißen. Oder so ähnlich. Ja, ich wollte gerne. Stellte es mir auch schön vor. Mit Kinderwagen durch die Gegend cruisen, später der erste Schultag. Joa, das hatte doch schon etwas. Babys hatten in mir immer einen Reflex ausgelöst. Kaum sah ich eins musste ich automatisch ,, Awwww“ sagen und Lächeln.

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch in einer (funktionierenden?) Partnerschaft und dieses Kribbeln von dem die Rabenmutti sprach war da. Aber Ihr ahnt es schon, die Partnerschaft ging in die Brüche und damit ein sehr großer Teil von mir. Und ein großer Teil meiner Psyche. Happy Ends darf es trotzdem geben. Ich lernte meinen jetzigen Partner kennen. Er half mir wieder auf die Füße zu kommen. Mich nach und nach wieder zu sozialisieren. Unter Menschen zu gehen. Mein Studium erfolgreich zu absolvieren. Genau in dieser Zeit begann ich über meine Zukunft nachzudenken. Um mich herum bekamen viele Frauen Kinder. Sie waren glücklich.

Hallo Nestbau???

Natürlich wird automatisch dann gefragt: ,, Na? Wann willst du eins?“ So als ob man sich überlegt wann man sich ein Auto anschafft. So klang das für mich. Aber die Frage war gut. Ja… wann wollte ich ein Kind? In mich reinhorchend kam ich zum Ergebnis: Nie????! Kein Gefühl, weder positiv noch negativ. Diese Antwort schien aber meinem Umfeld nicht zu gefallen. Ich war schnell als Kinderhasserin angesehen, (ich arbeitet zu diesem Zeitpunkt in einer KiTa….) als Asozial, denn ich wollte nicht für die Zukunft von Deutschland tun und natürlich würde ich alleine sterben. Gaaaanz alleine.

Ich weiß nicht warum ich diesen Menschen überhaupt geantwortet habe. Vielleicht wollte ich mich unbewusst rechtfertigen?
Jedenfalls habe ich immer wieder mal in mich reingeschaut. Kinderwunsch??? Halloo? Jemand da? Sollte ich so abnormal sein wie es alle um mich herum sagten?

Nein. Nein das bin ich nicht. Absolut nicht. Ich habe den Fehler gemacht und nur die Frauen gesehen (ungehört und manchmal ihnen auch geglaubt!) welche einen Kinderwunsch oder schon Kinder hatten. Die Frauen, welche ohne Kinder sind und auch keine möchten, sind einfach nicht so leicht zu finden. Aber es gibt sie. Starke, eigenständige Frauen die ihren Weg gegangen sind.
Und gehen. Für die ihr Leben auch ohne ein Kind vollkommen ist. Die garantiert nicht allein sterben werden. Und das hat mich so unheimlich beruhigt.

Die Zeit wird es zeigen

Ich rede oft mit meinem Partner über Kinder und Kinderwunsch. Und das ich ihn nicht verspüre. Das heißt aber nicht das ich ihn vehement ablehne. Abwarten ist angesagt. Ich weiß nicht was in einem Jahr sein wird. Vielleicht kommt der Nestbautrieb bei uns (ja, er legt im Moment auch keinen Wert auf ein Baby) einfach später? Ich weiß auf jeden Fall das ich mich nicht schlecht fühlen muss deswegen. Und das mir die Menschen Leid tun welche die Entscheidungen anderer einfach nicht hinnehmen können. Wir können nicht alle gleich sein.

Solange bin ich die Tante. Und ich bin gerne Tante. Ich liebe meine Nichten, sie werden alles von mir bekommen was sie brauchen. Genau so ihre Eltern. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit an der ich die anderen zu Onkel und Tante mache. Aber ich weiß noch nicht wann und ob. Also entspannt Euch alle. Ich bin es auch! 😉

Übrigens habe ich auch auf meinen Blog über den nicht vorhandenen Kinderwunsch gschrieben. Schaut gern mal vorbei!