Robin Roe studierte an der Cornell Universität und machte ihren Abschluss in Harvard. Danach war sie in Boston in der Jugendberatung tätig, wo sie die Betreuung von sogenannten Risiko Jugendlichen übernahm. „Der Koffer“ ist der Debütroman von Robin Roe.

Klappentext:

“ »Wie viele Sterne?«, hat Julians Vater immer gefragt, wenn er ihn abends ins Bett brachte. Zehntausend-Sterne-Tage waren die besten überhaupt. Doch Julians Eltern sind tot. Seit er bei seinem Onkel wohnt, ist ihm ist nichts geblieben als Geheimnisse und ein Koffer voller Erinnerungen. Als Julian seinem Pflegebruder Adam wiederbegegnet, ist er zunächst voller Glück. Adam, der so nett ist und so tollpatschig und trotzdem zu den Coolen gehört. Doch es ist schwierig Vertrauen zu fassen. Und je mehr Vertrauen Julian fasst, desto mehr kommt Adam hinter seine Geheimnisse. Das bringt sie beide in große Gefahr.“

Wichtige Informationen zum Buch:

Der Koffer

Autorin: Robin Roe
Erscheinungsdatum: 24.März 2017
ISBN: 978-3551560292
Verlag: Königskinder Verlag

Cover:
Das Cover ist in dunklen Farbtönen gestaltet worden, was sehr gut zum Inhalt des Buchs passt. Der Umschlag wurde durch den Schriftzug des Titels zweigeteilt, recht sieht man zwei Jungen, die auf einer Wiese Zeit miteinander verbringen, es hat den Anschein, als lese der scheinbar Ältere der beiden aus einem Buch vor. Die andere Seite des Covers zeigt einen Nachthimmel mit vielen Sternen.

Inhalt:
„Der Koffer“ ist das Debüt der Autorin Robin Roe. In diesem Fall hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen, auch wenn das sonst nicht unbedingt meine Art. Dazu kam noch, dass ich bisher von wirklich allen Werken des Königkinder Verlags angetan war. Sie haben alle das gewisse Etwas, was sie ganz besonders macht. Im Falle von „Der Koffer“ habe ich mich wirklich anfangs schwergetan, einige Male hatte ich es angelesen, aber ich war nie in der richtigen Lesestimmung für dieses Buch. Die Thematik ist aber auch alles andere als einfach zu verarbeiten. Die Autorin spricht vor allem zwischenmenschliche Beziehungen an. Ganz besonders erschreckend habe ich die wahnsinnig authentischen Schilderungen der emotionalen Abhängigkeit empfunden, dazu natürlich auch die Tatsache, wie sehr sie ausgenutzt wird. Wenn man „Der Koffer“ gelesen hat, fragt man sich, wie ein solches Verhalten jahrelang scheinbar unbemerkt vonstatten gehen kann. Wie kann einem Menschen, wie Onkel Russell überhaupt die Fürsorge für ein Kind überlassen werden? Wir begleiten zwei grundverschiedene Jugendliche durch ihr Leben. Zunächst einmal ist da Julian, der für sein Alter eher klein und schwächlich wirkt. Man hat beim Lesen den Eindruck, er würde sich in vielen Situationen gerne einfach in Luft auflösen. Ich hatte so wahnsinnig viel Mitleid mit ihm. Er hat sehr früh schon beide Elternteile verloren. In einer Lebenslage, in der Halt und Geborgenheit so wichtig wären, erfährt er nur Ablehnung und Aggression. Meiner Meinung nach verkümmert er seelisch nach und nach, er scheint emotional auf jeden Fall sehr verstört. Julian hat auch kaum Kontakt zu Mitschülern oder gleichaltrigen Jugendlichen. Das ändert sich erst ein wenig, als er zufällig wieder auf Adam trifft. Adam ist ein sympathischer, sehr offener junger Mann, den Julian aus einer Pflegefamilie kennt. Er ist genau das Gegenteil von Julian. Fast immer gut gelaunt, ein wenig zappelig, aber vertrauenswürdig und zuverlässig. Adam hat einen großen Freundeskreis.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Handlung in „Der Koffer“ wird dem Leser abwechselnd aus Sicht von Julian und Adam, in der Ich-Perspektive, geschildert. Das hat mir sehr gut gefallen, da man so einen umfassenden und intensiven Einblick in die Gedanken und Gefühle beider Charaktere erhält. Hervorheben möchte ich unbedingt die unglaublich authentische Schilderung der Ereignisse, die mich zutiefst berührt haben. Man spürt, dass Robin Roe ihre eigenen beruflichen Erfahrungen hier mit eingebracht hat. Denn ganz sicher kennt sie durch ihre Arbeit viele ähnlich traumatische Schicksale junger Menschen, selbst ich habe zwischendurch auch immer wieder sehr emotionale Fälle. Wie ich schon beschrieben hatte, wollte ich mir diese Leseerfahrung nicht durch eine unpassende Stimmung verderben lassen, daher hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich dem Werk von Herzen widmen konnte. Danach hat es mich jedoch so intensiv emotional gefangen genommen, dass ich es sehr schnell durchgelesen habe. Die Autorin geht sensibel und behutsam, aber auch offen auf die schwierige Thematik ein.

Fazit:
„Der Koffer“ ist kein Buch, welches man zur Seite legt und vergisst. Emotional hat mich das Buch tief berührt, aufgerüttelt und nachdenklich gestimmt. Man sieht viel zu oft weg und sollte in Bezug auf sein eigenes Verhalten anderen Menschen gegenüber viel mehr Achtsamkeit zeigen, mehr miteinander statt nebeneinander leben.

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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