„Sitz gerade!“, „Ellenbogen vom Tisch!“, „Mund zu beim Kauen!“ – Wer kennt sie nicht, die Verhaltensregeln zu Tisch, die uns von Klein auf eingeprügelt worden sind. Naja, zumindest mir. Meistens, wenn wir beim Opa gegessen haben… Wir möchten es anders machen. Allerdings haben wir ein Grundproblem: Mein Mann und ich haben total unterschiedliche Vorstellungen von notwendigen Manieren. Zumindest in einigen Punkten. Chrissy von Sonnenshyn hat zum Thema „Tischmanieren der Kinder“ eine Blogparade gestartet, bei der ich nun gern mitmische 🙂
Wenn ich es nicht besser auszudrücken wüsste, würde ich sagen, mein Mann gehört eben zum alten Schlag. In puncto Erziehung, als auch Tischmanieren hat er etwas – ähm – klassische Ansichten (ob man das sagen kann weiß ich nicht, ich glaube aber mein Stil ist einfach jünger als seiner). Ich glaube, ihm sind bestimmte Aspekte vor allem aus gesellschaftlicher Sicht wichtig: Ihm scheint es sehr wichtig, nicht zu sehr aus dem Rahmen zu springen und tut sich mit meinem Wunsch-Erziehungsstil daher etwas schwierig (was nicht heißt, dass er es nicht stetig versuchen würde und immer wieder umsetzt!). Ähnlich sieht es zu Tisch aus…
Die Familie gehört an einen Tisch
Mein Mann findet gemeinsame Mahlzeiten extrem wichtig. Er möchte dem Kind vorleben, dass man als Familie gemeinsam isst. Wenn er „Kita-Dienst“ hat, nimmt er sich morgens die Zeit, um mit der Maus gemeinsam zu frühstücken (ich war meistens schon in der Arbeit), um sie dann anschließend fertig zu machen. Ich aber schlafe lieber 30 Minuten länger und kuschele mit ihr im Bett und lasse das Frühstück zu Hause ausfallen. In der Kita hat sie die Möglichkeit gemeinsam mit den anderen Kids zu frühstücken und bekommt daher immer eine Vesperbox mit. Da ich ohnehin auf der Arbeit frühstücke, passt das dann ganz gut.
Seit ich nun auch unter der Woche zu Hause bin, gibt es keine geregelten Essenszeiten und, wenn sie zur Kita geht, behalte ich mein Muster bei (sie frühstückt in der Kita). Ansonsten frühstücken wir gemeinsam und irgendwann im Laufe des Tages essen wir dann auch mal zu Mittag. Zusammen. Wenn sie aber beispielsweise vorher hungrig ist, bekommt sie halt auch mal einen Snack – ein Brot, Obst, Kelloggs oder was auch immer. Andersrum esse ich auch mal, selbst, wenn sie nichts möchte (aber dann trotzdem Klauen kommt^^).
Ich bin halt mehr so der Typ: An den Kühlschrank gehen und essen, wenn mir danach ist (streng mit mir war ich allerdings in meiner Abnehmphase!). Tagsüber gibt es auch meist eine Snackschale mit Obst, Gemüse oder auch mal Keksen, Knäckebrot und Co. damit sich die Maus frei bedienen kann. Die kommt dann aber auch weg, wenn die Zeit Richtung Abendessen voranschreitet. Abends isst meistens Papa mit ihr, weil er immer hungrig aus der Arbeit kommt. Ich verspüre erst später Hunger.
Die Verwandlung am Wochenende
Am Wochenende ist allerdings alles anders: Mein Mann findet meine Mischzeiten nicht so knorke – glaube ich. Ich kann seinen Wunsch nach gemeinsamen Mahlzeiten aber durchaus verstehen. Den verspüre ich nämlich immer dann, wenn Wochenende ist (oder wir gemeinsam Urlaub haben)! Da ist es mir dann auch wichtig, dass wir als Familie frühstücken und die anderen Mahlzeiten zusammen einnehmen So können wir miteinander reden, den Tag gemeinsam besprechen und einfach Familienzeit genießen ohne den stressigen Alltag im Nacken.Und es ist deutlich angenehmer, weil es logistisch besser klappt. Zudem finde ich es schön zusammen mit der Maus zu kochen und anschließend zu essen und am Tisch zu quatschen (hier darf am Tisch durchaus gesprochen UND gesungen werden).
Irgendwie gibt es hier am Wochenende meistens nur zwei Mahlzeiten. Warum? Weil wir am Wochenende so spät frühstücken (gegen 10 oder 11, manchmal 12…) ist das Mittagessen dann schon wieder das Abendessen. Feste Zeiten? Gibt´s auch hier nicht.
Es wird nicht genascht
Hin und wieder hätte Claire gern am frühen Morgen einen Kaugummi, ein Eis oder Bonbon. Ich sage ihr dann immer, dass sie das gern nach der gemeinsamen Mahlzeit haben kann, wir jetzt aber zuerst gemeinsam essen. Da kommt auch schon eine zweite Regel zum Tragen: Direkt vor dem Essen, gibt es keine Naschereien. Es klappt einfach nicht, weil sie dann nicht ordentlich isst. Mir ist es aber wichtig, dass sie erst den Bauch voll hat und sich dann auf Süßkram stürzt.
Claire liebt zudem Kaugummis. Wenn sie einen bekommt, kann sie stundenlang darauf herumkauen. Sogar, wenn sie zwischenzeitlich wieder snackt. Zum Essen soll der aber spätestens raus. Manchmal legt sie ihn dann neben den Teller, um anschließend weiterzukauen. Das ist für mich ok, mein Mann findet das eher eklig.
Bitte setzen
Wo wir uns aber absolut einig sind: Beim Essen wird NICHT gelaufen! Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn überall Krümel verteilt werden. Ooh, da wird das Putzteufelchen in mir richtig bösartig. Gegessen wird (fast) immer an einem Tisch. Sei es der Esstisch oder am Küchentisch. Das ist mir dann egal.
Natürlich gibt es Ausnahmen! Auch wir essen mal gemeinsam Pizza und Popcorn auf der Couch. Das sind aber seltene Begebenheiten, die dann schon als Highlight empfunden werden (was ich total toll finde!) und vorher abgesprochen sind. Ansonsten möchte ich einfach, dass sie sitzt, weil ich diese fiesen klebrigen Hände nicht überall an den Möbeln und Co. Möchte.
Wir tanzen am Tisch
Nein, nein, nein. Wer beim Essen aufsteht – und sich dabei nicht etwa Nachschlag holt oder sonst was – der ist fertig und wäscht sich bitte die Hände. Das ist eine Regel, die auch für Besucherkinder gilt. Je nachdem, wie lange wir essen, bestehen wir auch darauf, dass sie sitzen bleibt. Zumindest bis wir die erste Portion gegessen haben. Wenn wir besonders lange essen, dann darf sie natürlich auch vorzeitig aufstehen!
Versteht mich nicht falsch. Es geht nur darum, dass sie nicht nach 5 Minuten um uns herumspringt und ich erstmal dafür sorgen muss, dass sie ihre Hände wäscht usw. Ich verstehe ja, dass sie manchmal lieber spielen möchte. Allerdings finde ich es auch wichtig, dass sie merkt, dass es uns wichtig ist, dass sie für eine bestimmte Zeit bei uns sitzen bleibt und dann erst wieder spielen kann. Um dem Bewegungsdrang entgegenzuwirken tanzen wir dann eben am Tisch und wackeln lustig. Das hilft. Und sie darf sitzen, wie sie möchte – oder dabei stehen.
Die Genießerin und Mamas Nerven
Ansonsten geht es recht soft zu bei uns. Kuscheltiere können in einiger Entfernung zum Teller mit am Tisch sitzen. Wer mit den Händen essen möchte, soll das tun. Nur, wenn die Gerichte besonders flüssig sind, bestehe ich dann doch auf den Löffel. Sie kann theoretisch sehr gut mit Besteck essen – hat nur manchmal scheinbar keine Lust. Was mich allerdings noch sehr aufregt ist das Trödeln. Sie kann ja schon ne Stunde an einem Butterbrot kauen… Das geht total an die Substanz. Normalerweise gibt es keinen Zeitrahmen, in dem gegessen werden soll. In solchen Fällen kommt das Essen dann nach Ankündigung in die Küche – für den späteren Verzehr, wen der Hunger wieder größer ist. Zack – mit einem Haps landet es dann meistens im Mund.
Auch gibt es keine zwingende „du musst alles aufessen“-Regel. Das wird ja von vielen Eltern zelebriert. Ich finde, dass das unfair ist – vor allem dann, wenn die Eltern dem Kind auftun. Selbst ich, als Erwachsene, vertue mich mal und die Augen waren größer als der Bauch. Wer satt ist, ist satt. Ausnahme: Sie will unbedingt etwas haben, tobt, zettert und verspricht ganz heilig, dass sie es essen wird – was übrigens meist mir gehört – und isst es dann doch nicht. Dann reagiere ich säuerlich und bestehe darauf, dass sie erst aufisst, ehe es was anderes gibt. Das war es dann aber auch wirklich bei uns 🙂
Kleiner Überblick über unsere Tischmanieren:
1. Am Wochenende gemeinsam essen.
2. Direkt vor dem Essen wird nicht genascht.
3. Wer aufsteht, ist fertig und wäscht die Hände.
4. Kaugummi raus!
5. Bitte sitzen oder stehen bleiben (Tanzen und wackeln erlaubt)
6. Wer vom Teller klaut, muss das aufessen.
7. (Gilt für uns) KEINE Handys am Tisch 😉 – Da muss uns die Maus auch mal ermahnen hihi
Und wie läuft es bei euch zu Hause? Habt ihr strenge Regeln? Gar keine Regeln? Wer Lust hat, kann noch bis 31.07.2017 bei Sonnenshyns-Blogparade mitmachen!
[…] – Die Rabenmutti: Müssen Kinder Tischmanieren lernen? […]
Meine Kinder sind ja zuhause richtige „Schweinchen“. Das treibt v.a. meinen Mann regelmässig in den Wahnsinn. Bei zweien kommt dann der Verstärkungsfaktor hinzu. Spielt oder matscht einer mit dem Essen, findet das der andere super lustig und macht mit. Alles schimpfen hilft dann nicht.
Zum Glück ist es bei anderen oder wenn wir Besuch haben anders. Da sind sie etwas schüchtern und essen plötzlich ganz lieb :-).
Huhu Gera, das kenne ich.. auch ohne einen zweiten Täter, ist manch Essen mega verführerisch.. was soll ich sagen? Ich versuche ihr zu erklären, dass ich das nicht mag und warum. Versuche sie im Gespräch davon anzubringen. Macht sie aber weiter.. ja.. dann schimpfe ich auch. Ich hab ein natürliches Bedürfnis nach Sauberkeit… Es überkommt mich dann. So wie andere Kratzer an der Tafel nicht ertragen können, ist es bei mir Dreck. Verrückt… Aber ich Versuche weniger zu meckern und mehr Dreck zu akzeptieren ? das wird noch… Denn das zweite Kind ist unterwegs und es wird nicht besser fürchte… Read more »
Wer weiss vielleicht wird das nächste ja so ein Wunderkind das von Anfang an stundenlang durchschläft, mit einem Jahr trocken ist und spätesten mit anderhalb mit Messer und Gabel isst :- D.
MUHAHAHAHAHAHAHA! Hach…. ja…vielleicht… *Tränen wegwisch* und dann auch noch allein das Zimmer aufräumt. Das wär´s 😉 Wobei… wir lieben die Kleinen ja auch für ihre Fehlerchen, nicht? 🙂
[…] Unterschiedliche Ansichten gibt es bei Rabenmutti. Dem Partner sind gemeinsame Mahlzeiten […]