Mittlerweile habe ich Gefallen an Büchern von Susann Mallery gefunden, obwohl ich zuerst die Kluft zwischen Realität und Fiktion bemängelt habe. Ich hatte ein Problem damit, dass die Geschichten eine übertriebene Variante von Prinzessinnen-Stories sind. Allerdings hat dann doch meine romantische Ader Überhand gewonnen und ich hab mich einfach mitreißen lassen. „Vertrauen ist gut, küssen ist besser“ aber hat mich sprachlos gemacht. Leider nicht im positiven Sinne.
Klappentext: „Das Leben ist kein Liebeslied. Der Meinung ist Destiny, und als Tochter zweier Countrystars muss sie es schließlich wissen. Sie sucht alles außer Drama und Herzschmerz. Aber die erhoffte Ruhe, die sie erwartet hat, findet sie nicht in Fool’s Gold. Denn um ein Bergrettungsteam aufzubauen, muss sie eng mit dem Ex-Profi-Skifahrer und Adrenalinjunkie Kipling Gilmore zusammenarbeiten. Schon bald wird es zwischen ihr und Kipling so heiß, dass der Schnee schmilzt…“
Fool´s Gold Reihe: Vertrauen ist gut, küssen ist besser
Susan Mallery
MIRA Taschenbuch
Rezension: Vertrauen ist gut, küssen ist besser
Spoilerwarnung: Normalerweise hüte ich mich davor Inhalte eines Buchs zu verraten, die erst gegen Mitte oder Ende aufgezeigt werden. In diesem Fall muss ich aber eine Ausnahme machen, da ich ziemlich schockiert bin. Wer nicht gespoilert werden möchte, liest jetzt bitte nicht weiter.
Inhalt: Die Geschichte fängt erst ziemlich romantisch an. Kipling ist ehemaliger Skispringer und war Olypiastar. Bis er einen Unfall hatte und nicht mehr fahren darf. Destiny ist die Tochter zweier sehr erfolgreicher Countrystars, die versucht ihre Vergangenheit aus ihrem Leben auszuschließen – wobei sie auch einen Teil ihrer selbst ausschließt. Sie zieht von Stadt zu Stadt, um S.T.O.R.M. vorzustellen und einzuführen – ein Rettungsprogramm, welches bei vermissten Personen im freien Gelände zum Einsatz kommen soll. Kipling ist dabei eher ein „Kurzzeit-Monogamist“, der zwar nur Beziehungen zu einer Frau eingeht, aber nichts Ernstes sucht. Destiny hat dem Sex komplett abgeschworen und sucht den Mann für´s Leben, der in Schema F passt. Sex soll es dabei nur zur Fortpflanzung geben.
Beide treffen aufeinander und müssen miteinander arbeiten. Sie sind sich von Anfang an sympathisch und setzen sich verschiedene Ziele: Kipling will sie flach legen, Destiny will sich nicht die Hände verbrennen. Wir kennen Susan Mallery ja – das geht nicht gut.
Wir lernen im Buch eine Reihe interessanter Charaktere kennen, sodass die Figuren Kipling und Destiny auch eine richtig gelebte Vergangenheit erhalten. Ihnen wir richtig Leben eingehaucht, innere Konflikte kommen zum Tragen, alte Sünden der Vergangenheit holen sie wieder ein. Bis hierhin ist das Buch wirklich großartig und es hat mir gut gefallen. Dann aber komme ich an den Punkt, den ich absolut inakzeptabel fand: Sex mit Kipling.
Der Sex ist das Problem
Natürlich war es nicht der Sex an sich – ich liebe Sexszenen 😉 Das Problem war, wie Susan damit umgegangen ist. Ich denke, Autoren haben immer eine Verantwortung. Gerade bei Büchern, die unter die Haut gehen und für die jüngere Zielgruppe bestimmt sind. Und da hat Susan ech versat, ich war schockiert: Wir haben hier eine 28-jährige Frau, die scheinbar in sämtlichen Sexualkunde-Stunden gefehlt hat.
Sie geht davon aus, dass Jungfrauen eine Art „Schutz“ haben und nicht schwanger werden können. Ja, sowas verstehe ich bei 12-Jährigen, die ihre erste Periode bekommen. Aber bei einer 28-Jährigen? Sie hat zwar eine Zeit im Wald gelebt, aber wie kann man bitte SO naiv sein. Und dann setzt die Autorin noch eines obendrauf!
Alkoholisierte Frauen ausnutzen ist falsch!
Destiny ist betrunken, als sie Sex mit Kipling hat. Absolut sichtbar betrunken. Kipling zögert aber keine Sekunde lang eine betrunkene Frau flach zu legen (sie will es doch auch) und ist anschließend entsetzt: Weil er zu früh kam. Das ist sein einziges Problem dabei. Nicht, dass sie gerade ungeschützten (!) Sex hatten (Verhütung ist ja Frauensache). Nicht, dass er gerade mit einer Betrunkenen gevögelt hat. Nein, er ärgert sich, dass er zu früh kam und sie nicht.
Das zeigt ja seine fehlenden Qualitäten als Liebhaber auf – was ihm enorm gegen den Strich geht. Hier wird der Stolz des Mannes emporgehoben. Verhütung nicht angesprochen und auch nicht, dass es sich eigentlich nicht wirklich um Sex im gegenseitigen Einverständnis gehandelt hat – da die Frau hake-dicht war.
Ich mag Liebesstories – wirklich. Aber Charaktere ohne jegliche Moralvorstellung (oder Allgemeinbildung), sowas nervt mich. Bis zum Schluss kam ich nicht drüber hinweg, wie unverantwortlich mit dem Thema ungeschützten Sex umgegangen wurde. Demnach war das Buch für mich leider eine herbe Enttäuschung
Aufbau, Struktur und Stil: An diesen Punkten habe ich nichts zu kritisieren. Der Schreibstil ist angenehm. Die heitere Art gefällt mir eigentlich. Und man konnte der Story sehr gut folgen. Leider hat der Inhalt einen Schatten darübergelegt.
Gesamteindruck: Es ist lange her, dass ich einem Buch eine schlechte Rezension geben musste. Allerdings regt es mich auf persönlicher Ebene so sehr auf, dass ich dem Buch leider nicht mehr als zwei Sterne geben kann. Würde man den Aspekt nicht so hart werten, wäre das Buch wirklich gelungen und eine unterhaltsame Samstagabendliteratur! Es ist rein subjektives Empfinden, ob und wie viel Wichtigkeit man dem Problem beimisst. Für mich ist es leider ein sehr wichtiger Punkt. Schade für das Buch. Ich plädiere für mehr Vernunft und Verantwortung – auch in seichter Literatur.