Peer Martin interessierte sich schon als Jugendlicher für das Schreiben, kam jedoch nie über Kurzgeschichten hinaus. Er studierte Sozialpädagogik und arbeitete einige Jahre mit Jugendlichen in Berlin, Vorpommern und Brandenburg. Seine eigenen Erfahrungen und die Erzählungen eines syrischen Freundes verarbeitet er authentisch in seinem ersten Roman „Sommer unter schwarzen Flügeln“. Sein neustes Werk heißt „Grenzlandtage“.
Antonia Michaelis zog es nach dem Abitur in die große weite Welt, sie arbeitete unter anderem in Südindien, Peru und Nepal. Später begann sie in Greifswald Medizin zu studieren, und parallel Geschichten für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Seit einigen Jahren arbeitet sie nun als freie Autorin und hat zahlreiche Auszeichnungen gewonnen.
Klappentext:
„Zwei Wochen Ferien auf der winzigen griechischen Insel liegen vor Jule. Das Meer ist blau, die Nächte sternenklar. Alles scheint perfekt. Bis Jule den Jungen mit den verbundenen Händen trifft und begreift, wer er und die anderen sind, die im Verborgenen leben. Jules Welt gerät aus den Fugen. Denn das Meer ist ein Grab, die Nächte sind kalt und das Dorf ein Ort des Misstrauens. Und quer durch die Wellen läuft eine Grenze, die niemand sieht. Eine tödliche Grenze.“
Wichtige Informationen zum Buch:
Autoren: Peer Martin, Antonia Michaelis
Erscheinungsdatum: 9.Dezember 2016
ISBN: 978-3841504692
Verlag: Oetinger
Cover:
Wenn man das Cover nur allein betrachtet, kann es schon beängstigend wirken. Man sieht einen einzigen Rettungsreifen auf offener See, Land und somit Hilfe ist sonst keine in Sichtweite. Im Zusammenhang mit dem Klappentext hat es mich sehr bedrückt. Es ist jedoch perfekt auf den Inhalt des Buchs abgestimmt.
Inhalt:
Ich kannte bisher nur ein weiteres Werk von Peer Martin „Sommer unter schwarzen Flügeln“, welches mich aber sehr nachhaltig berührt hat. Antonia Michaelis war mir bisher nur namentlich bekannt. Der Klappentext hat mir jedoch sofort angesprochen und ich habe mich schon recht viel mit der „Flüchtlingsthematik“ auseinandergesetzt, sodass ich sehr gespannt war, wie authentisch die Autoren in „Grenzlandtage“ darauf eingehen. Es ist ein sehr aktuelles Thema, egal ob in der Politik oder auch privat, es wird immer wieder angesprochen. Ich empfinde es auch als äußerst wichtig, vor allem, kann ich diese oftmals grundlose Abneigung nicht wirklich nachvollziehen. Mir wiederstrebt es generell, alle Menschen einer Nationalität über einen Kamm zu scheren. Ich versuche mich in die Lage der heimatlosen, geflohenen Menschen hineinzuversetzen und kann ganz klar sagen, dass man es doch nie schaffen wird, ihre Beweggründe komplett zu verstehen. Zumindest denke ich, dass das der Fall ist, wenn man selbst noch nie in einer ähnlichen Lage war. Welche Gefühle, welcher Schmerz muss in einem Menschen sein, der alles, vielleicht sogar den Großteil seiner Familie verloren hat? Ich glaube, dass ich es durchaus nachvollziehen kann, dass man nicht ein einem Land leben möchte, indem man ständig Angst um sich sein oder das Leben der Kinder haben muss. Die Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, wollen doch „nur“ in Frieden leben, keine Angst mehr haben müssen. Natürlich sehe ich auch die äußerst schlechte Organisation, die diesbezüglich in Europa zu beobachten ist oder war. In „Grenzlandtage“ begleiten wir Jule, die Protagonistin, durch ihre Erfahrungen, die sie im Urlaub sammelt. Jule ist ein sehr offenes junges Mädchen, sie steht kurz vor ihrem Abitur. Ich habe sie als ein wenig verträumt, aber keineswegs naiv empfunden. Sie liebt die Natur und ist richtig kreativ, sodass sie Dinge, die sie beispielsweise am Strand findet, künstlerisch verarbeitet. Auf der Insel lernt sie durch Zufall Asman kennen. Anfangs verhält er sich nahezu scheu, geht ihr und anderen Menschen aus dem Weg, er hält sich sehr bedeckt. Asman hat ein sehr gutes Gespür für Menschen, wie ich finde. Auch sein Beschützerinstinkt, den Menschen gegenüber, die ihm wichtig sind, ist stark ausgeprägt. Ich mochte ihn von Beginn an richtig gut leiden.
Mir gefällt die Gestaltung der Charaktere, die ich für ein Jugendbuch als angenehm tief gehend empfinde, sehr gut.
Aufbau, Struktur & Stil:
Erzählt wird die Geschichte von Jule und Asman, in der dritten Person. Das ist auch der einzige kleine Kritikpunkt, den ich hier habe, denn mir fällt es einfach noch leichter, mich in die Situationen und Gedanken der Protagonisten hineinzuversetzen, wenn sie es in der Ich-Perspektive schildern. Natürlich ist das aber eine Frage des Geschmacks. Die beiden Autoren gehen wunderbar einfühlsam auf das schwierige Thema, den Umgang mit Flüchtlingen und deren Bewältigung des Alltags, ein. Es ist ein sehr aktuelles und auch wichtiges Thema, sodass es mir wahnsinnig gut gefällt das es in einem Jugendbuch angesprochen wird. Der Schreibstil von Peer Martin und Antonia Michaelis ist dennoch offen und die Schilderungen habe ich als authentisch empfunden. Mit vielen Szenen, die im Buch vorkommen, habe ich auch nach dem Lesen noch nachhaltig beschäftigt. Schon kurze Zeit nach dem Beginn von „Grenzlandtage“ hat mich die Handlung wahnsinnig gefesselt und ich konnte das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen.
Fazit:
„Grenzlandtage“ beschäftigt sich mit Themen, die jeden Leser im Alltag begegnen, und zeigt auf berührende Weise die Missverhältnisse und Probleme von heimatlosen Menschen auf. Für mich ist es ein sehr bewegendes Werk, welches ich nur empfehlen kann !!
Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.