Yvonne Keller wuchs in einem hessischen Dorf auf und schon während der Schulzeit begeisterte sie sich für Sprache im Allgemeinen. Sie las englischsprachige Literatur und lernte später während eines Auslandsstudiums im andalusischen Granada Spanisch. In ihrem Beruf konnte sie ihre Interessen wunderbar verbinden. Die Faszination für Sprache und menschliche Verhaltensweisen führte sie zunächst dazu Personalerin zu werden. Auch das Schreiben profitiert von der Neugier und den Interessen von Yvonne Keller, ganz besonders Situationen, in denen Menschen sehr angreifbar sind, am Rande stehen, faszinieren sie.

Klappentext:

„Nerina leidet unter schweren Angststörungen. Die sind allerdings nur teilweise auf ihre Kriegserlebnisse im Kosovo zurückzuführen. Der andere Grund ist ein Geheimnis, das sie nur mit ihrem Sohn teilt. Nicht einmal ihr Mann ahnt etwas davon. Als Nerinas neue Nachbarin Anja sie bittet, auf ihre kleine Tochter Mina aufzupassen, ist Nerina hin- und hergerissen: Sie hat die Frau und das Kind sofort ins Herz geschlossen. Doch die beiden sind auch eine Bedrohung für das, was für alle Zeit vergessen bleiben muss … „

ungluecksspiel

Wichtige Informationen zum Buch:

Unglücksspiel

Autorin: Yvonne Keller

Erscheinungsdatum: 01.September 2016

ISBN: 978-3426518830

Verlag: Knaur TB

Cover:

Das Cover ist sehr düster gestaltet und spiegelt die Stimmung des Buchs gekonnt wider. Man sieht einen Waldabschnitt, der aufgrund der Dunkelheit sehr geheimnisvoll und in dem bläulichen Licht ein wenig gruselig wirkt.

Inhalt:

„Unglücksspiel“ ist mein erstes Buch, welches ich von der Autorin Yvonne Keller gelesen habe und um ganz ehrlich zu sein, tue ich mich mit dieser Rezension wirklich schwer. Ich denke, dass es an vielen Faktoren liegt. Thematisch werden hier Vorurteile gegenüber Menschen, traumatische Erlebnisse und Verluste, aber auch die Menschlichkeit selbst und die menschlichen Abgründe, die sich dort auftun, wo man es vielleicht am wenigsten erwartet. Die Autorin spielt hier sehr gekonnt mit Vorurteilen und dem Schemadenken, dass viele Menschen leider haben, an gewisser Stelle neigt man wohl einfach dazu, den Fehler bei denjenigen zu suchen, die schon einmal durch ein negatives Verhalten, welcher Art auch immer, auffällig geworden sind. Es ist ja auch viel leichter, dort zu suchen, statt Geschehnisse zu hinterfragen. Dieses Verhalten stellt Yvonne Keller immer wieder in den Vordergrund ihrer Geschichte. Leider werden dadurch für mich recht viele Klischees bedient, so zum Beispiel auch, das Bild des erhabenen Arztes und des kriminellen Ausländers, was mir nicht so sehr gefällt. Ich konnte mich mit den Charakteren in keinerlei Hinsicht identifizieren, auch nicht mit der Protagonistin Anja. Sie war mir zwar recht sympathisch, aber für meinen Geschmack, nimmt sie das seltsame und ausweichende Verhalten ihres Mannes viel zu leicht hin, sie hinterfragt nichts. So lässt sie zu, dass sowohl ihre Tochter Mina als auch sie selbst in ein anderes Haus umziehen müssen. Ich habe es einfach nicht verstehen können. Auch die Tatsache, dass er ganz schnell verschwindet, beschäftigt sie zwar, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es sie stark bewegt. Alleine daran, dass sie sich ja, obwohl sie verheiratet ist, mit anderen Männer trifft, empfinde ich als eher seltsam. Der Charakter Anja war mir einfach zu blass dargestellt. Nerina, ihre neue Nachbarin, mochte ich zwar, denn sie ist eine sehr herzliche, aber auch ängstliche Frau, aber auch von ihr erfährt man zu wenig, als dass ich sie in ihrem Verhalten wirklich hätte verstehen können.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Handlung setzt sich in diesem Buch aus drei Erzählsträngen zusammen. Zwei der Handlungsstränge werden aus Sicht der dritten Person erzählt, die übrige Geschichte schildert die Protagonistin Anja aus ihrer Sicht, in der Ich-Perspektive. Ich glaube, diese drei verschiedenen Erzählstränge waren für mich erst einmal schon zu viel. Ich musste immer wieder umschalten, denn die Autorin wechselt von Kapitel zu Kapitel in eine andere Handlung. Durch den häufigen Wechsel hatte ich das Gefühl immer wieder nachlesen zu müssen, was in dem vorherigen Kapitel geschehen war, um dann auch nahtlos daran anknüpfen zu können. Das hat das Lesen von „Unglücksspiel“ auf Dauer leider recht zähflüssig gestaltet und es kam wenig Spannung auf, was mir schon ein wenig leid getan hat. Dennoch habe ich das Buch weitergelesen und ich kann sagen, dass die Spannung im letzten Drittel der Geschichte deutlich anzieht. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Handlungsstränge für mich klarer und zusammengeführt wurden, hat mich „Unglücksspiel“ noch packen können. Das Ende hat mich ebenfalls positiv überrascht.

Fazit:

Die Idee, die hinter „Unglücksspiel“ steht, hat mir sehr gut gefallen. Leider hat mich aber die Umsetzung der Handlung an vielen Stellen nicht überzeugt, was ich wirklich schade finde.

Ich gebe nur knappe drei von fünf Funkelchen.

3-funkelchen