Ina Jung ist Journalistin und Filmautorin beim Bayerischen Fernsehen. Für das Drehbuch „Das unsichtbare Mädchen“, welches ebenfalls auf dem Fall von Peggy Knobloch basiert, erhielt sie 2012 den Bayerischen Fernsehpreis.

Christoph Lemmer studierte BWL und arbeitet seit 1980 als Journalist für den Hörfunk und die Printmedien.

Klappentext:

„2001 verschwand die 9-jährige Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg spurlos. Der geistig zurückgebliebene Ulvi Kulac wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Es gab keine Zeugen, keine DNA, keine Blutspuren, keine konkreten Beweise und vor allem – keine Leiche. Ina Jung und Christoph Lemmer, die über viele Jahre den Fall investigativ recherchiert haben, weisen nun nach, dass die Polizei gezielt auf die Verurteilung von Ulvi Kulac hingearbeitet hat – nicht, weil er der Täter war, sondern damit der Fall endlich zu den Akten gelegt werden kann. Kein Justizirrtum, sondern – schlimmer – ein systematisches Fehlurteil auf Betreiben von Politik und Justiz. Doch es gibt Hoffnung: 2014 wird das Verfahren wieder aufgenommen, auch dank der Recherchen des Autorenduos. Und im Juli 2017 geschieht schließlich das, mit dem kaum noch jemand gerechnet hatte: In einem Wald nahe dem thüringischen Rodacherbrunn wird das Skelett eines Mädchens gefunden – es ist Peggy. Der Fall ist einmal mehr in den Schlagzeilen. Und die Suche nach dem wahren Mörder geht weiter.“

Peggy

Die Informationen, die man hier als Leser bekommt, sind zutiefst erschütternd und verstörend.

Wichtige Informationen zum Buch:

Der Fall Peggy

Autoren: Ina Jung, Christoph Lemmer

Erscheinungsdatum: 01. August 2016

ISBN: 978-3426789117

Verlag: Knaur Verlag

Inhalt:

Ich glaube, das spurlose Verschwinden von Peggy Knobloch im Jahre 2001 ist wohl mehr oder weniger jedem von uns in Erinnerung geblieben. All die verzweifelten und erfolglosen Versuche sie wiederzufinden, ich habe die Bilder leider noch recht genau vor Augen. Immer wieder fragt man sich, wie ein Kind am helllichten Tage auf offener Straße einfach so verschwinden kann :-(. Ich muss sagen, dass ich es bis heute nicht verstehen kann oder will. Man denkt doch, dass in einem kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt, auch aufeinander achtgegeben wird, jedenfalls bis zu einem gewissen Maß? Bei uns zuhause war das damals der Fall und es wusste immer einer der Erwachsenen, wo die Horde Kinder gerade spielte. Für die Eltern ist es ein Gefühl der Sicherheit und ich finde, dass man Kindern in dem Alter auch wirklich dieses Gefühl geben sollte. Bei uns war es nie ein Thema irgendwo hinzugehen, ohne sich abzumelden, wir waren uns in so jungen Jahren aber auch nie selbst überlassen( es war jemand zuhause, wenn die Schule vorbei war etc.). Klar, jetzt kann man sagen, ich bin behütet aufgewachsen, was ich definitiv auch nicht abstreiten werde, aber als ich Kind war, war es jedenfalls in unserem Dorf die Ausnahme, dass niemand nach der Schule da war. Es war immer jemand für uns Kinder da, auch wenn uns Sachen bedrückt haben. Durch dieses Buch wurden mir verschiedene Faktoren, die sicherlich irgendwie eine Rolle in der ganzen Fallentwicklung gespielt, deutlich. Es zeigt mir unter anderem auf, wie wichtig es ist, ein Zuhause zu haben, indem man sich geborgen und wohlfühlt, ein Zuhause, auf dass man sich nach der Schule freut, Eltern, die für ein Kind da sind. Eltern, die die Sorgen der Kinder kennen und auf sie eingehen. Und ganz besonders wichtig, seinem Kind oder den Menschen, die man liebt, genau dieses Gefühl jeden Tag zu vermitteln. Ich habe das Gefühl, dass sich Gewalttaten, Missbrauch an Kindern oder wehrlosen Menschen häuft, aber vielleicht ist das auch nur eine subjektive Empfindung. Gegen diese Veränderung innerhalb der Gesellschaft kann man selbst nicht viel ausrichten, aber aufmerksam sein, Mitmenschen sehen, kann jeder. Wie man an Beispiel von Peggy sieht, sind auch die Justiz und die Polizei ganz sicher nicht unfehlbar. Offenbar ist hier eine Menge falsch gelaufen.
Meine einzige Konsequenz, die ich daraus ziehen kann, ist auf meine Mitmenschen zu achten und den Menschen, die man liebt, die einem wichtig sind, dies jeden Tag zu zeigen.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Fakten des Falls werden hier so objektiv, wie es eben möglich ist, von den Autoren zusammengetragen und auch hinterfragt. Sie sind gleichermaßen erschreckend und authentisch, ich musste häufig das Lesen unterbrechen, da mich die Informationen sonst schlichtweg nicht mehr losgelassen hätten. In der Regel habe ich drei, vier Kapitel gelesen und musste besagten Tatbestand danach erst einmal selbst wieder verarbeiten. Es ist zutiefst bewegend geschrieben und bemerkenswert, wieviel Wert die Autoren hier auf die Recherche und das Hinterfragen der vorhandenen Informationen legen.

Fazit:

„Der Fall Peggy“ ist eine sehr intensive Recherchearbeit der Autoren Ina Jung und Christoph Lemmer. Die Einzelheiten, die hier seitens der Arbeit der Justiz aufgedeckt werden, sind erschreckend und ich stelle nach diesem Buch so einiges infrage. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen auch Konsequenzen daraus ziehen.

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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